Lissabon - Dienstag, 21.09.
Verfasst: Sa 12. Mär 2011, 17:52
Maire Castellar
Ort: irgendwo in Lissabon
Datum: Dienstag, 21. September
Zeit: 7:30
Die Luft war feucht und schwül, als Maire durch die stillen Gassen Lissabons streifte. Die Sonne ging gerade auf, doch sie war schon zwei Stunden unterwegs. Es gab nur einen Ort, den sie besuchen wollte, besuchen musste. Einen Menschen, von dem sie Abschied nehmen musste, ehe sie einen Neuanfang wagen konnte. Dennoch hatte sie gezögert, ihn direkt zu besuchen.
Die alte Stadtmauer war halb zerfallen, fast sanft strich Maire über die rauen Steine, in deren Ritzen Moos wuchs. Wenn man diese Mauer isoliert betrachtete, konnte man meinen, die moderne Welt um einen herum wäre nicht existent.
Sie kam zu einem kleinen Kreuz, mit dem ein Stein markiert war. Hier kniete sie nieder, strich fast zärtlich über die Erde. AVE ATQUE VALE stand dort, noch deutlich lesbar. Tonlos formten ihre Lippen diese Worte, den letzten Gruß an einen Schattenjäger, an einen Gefallenen. Pablo hatte darauf bestanden, falls er je sterben sollte, dass ein Teil seiner Asche auch in Lissabon bleiben sollte. Hier hatte man ihm einen Platz gewährt, an der alten Stadtmauer, ein Ort, an dem sie so oft gemeinsam gewesen waren.
Jetzt war sie allein hier und sie fühlte sich unbeschreiblich einsam.
Sie hatte noch nie laut mit ihm gesprochen, wenn sie hier war. Nur in Gedanken, ungeordnete Gedanken, von denen sie aus irgendeinem Grunde wusste, dass Pablo sie hören konnte, wenn sie hier war. Vielleicht war es auch nur die letzte Hoffnung daran, dass er sie nicht ganz allein gelassen hatte, dass er noch irgendwo war, irgendwo bei ihr.
Lange saß sie so da, ließ ihren Gedanken einfach freien Lauf. Gedanken an ihre gemeinsame Zeit, an ihre Liebe, die sie einst geteilt hatten. An den Antrag, das Armband. Sein letzter Kuss, als er zu einem Kampf auszog und nicht wieder zurück kehren sollte...
Sie wusste, sie würde all das nie vergessen und vielleicht würde es auch nie aufhören, weh zu tun. Doch vielleicht, ganz vielleicht, konnte sie es schaffen, dass sie selbst in ihr Leben zurück fand. Dass ihr Herz kein kalter Ort mehr war, aus dem sie sogar sich selbst ausschloss.
Es würde schwer werden, sehr schwer. Aber die wenigen Tage mit Alex, die Stunden, die sie allein verbracht hatten, hatten etwas in ihr gerührt. Etwas, das sie längst vergessen geglaubt hatte, das mit Pablo gestorben war. Und was nun still gewartet hatte, dass sie es wieder entdeckte. Einfach leben, glücklich sein, ohne an ein vorher oder nachher zu denken.
Denn Jodie hatte Recht. Sie konnte sich nicht ihr Leben lang an Pablo klammern, denn Pablo war schlichtweg nicht mehr da. Und nun, nach drei Jahren, sollte sie beginnen, nach vorn zu schauen. Ein Teil von ihr hatte Angst davor, große Angst. Und ein anderer freute sich darauf. Sehr sogar und vielleicht konnte Pablo, wo immer er auch war, an dieser Freude teilhaben.
Dieser Gedanke ließ sie lächeln, als sie sich schließlich erhob. Das war der Abschied, den sie gebraucht hatte, ehe sie nach Alicante heimkehren konnte.
So machte sie sich auf den Rückweg zum Institut, es war nun kurz vor zehn, wie sie mit Erstaunen fest stellte, als ihr Blick auf einen nahe gelegenen Kirchturm fiel. In zwei Stunden würde das Portal für sie geöffnet werden, so machte sie sich langsam wieder auf den Weg zurück und überlegte, ob sie Alex jetzt eine SMS schreiben sollte oder nicht...
Schließlich zog sie doch ihr Handy hervor, suchte das Kurznachrichten-Menü und begann zu tippen.
'Ab zwölf bin ich in Alicante, dann fällt unser elektronischer Kontakt leider weg... pass auf dich auf, M.' Kurzerhand drückte sie auf 'senden', ehe sie noch schrieb, wann sie sich wieder sahen oder ähnliches...
Ort: irgendwo in Lissabon
Datum: Dienstag, 21. September
Zeit: 7:30
Die Luft war feucht und schwül, als Maire durch die stillen Gassen Lissabons streifte. Die Sonne ging gerade auf, doch sie war schon zwei Stunden unterwegs. Es gab nur einen Ort, den sie besuchen wollte, besuchen musste. Einen Menschen, von dem sie Abschied nehmen musste, ehe sie einen Neuanfang wagen konnte. Dennoch hatte sie gezögert, ihn direkt zu besuchen.
Die alte Stadtmauer war halb zerfallen, fast sanft strich Maire über die rauen Steine, in deren Ritzen Moos wuchs. Wenn man diese Mauer isoliert betrachtete, konnte man meinen, die moderne Welt um einen herum wäre nicht existent.
Sie kam zu einem kleinen Kreuz, mit dem ein Stein markiert war. Hier kniete sie nieder, strich fast zärtlich über die Erde. AVE ATQUE VALE stand dort, noch deutlich lesbar. Tonlos formten ihre Lippen diese Worte, den letzten Gruß an einen Schattenjäger, an einen Gefallenen. Pablo hatte darauf bestanden, falls er je sterben sollte, dass ein Teil seiner Asche auch in Lissabon bleiben sollte. Hier hatte man ihm einen Platz gewährt, an der alten Stadtmauer, ein Ort, an dem sie so oft gemeinsam gewesen waren.
Jetzt war sie allein hier und sie fühlte sich unbeschreiblich einsam.
Sie hatte noch nie laut mit ihm gesprochen, wenn sie hier war. Nur in Gedanken, ungeordnete Gedanken, von denen sie aus irgendeinem Grunde wusste, dass Pablo sie hören konnte, wenn sie hier war. Vielleicht war es auch nur die letzte Hoffnung daran, dass er sie nicht ganz allein gelassen hatte, dass er noch irgendwo war, irgendwo bei ihr.
Lange saß sie so da, ließ ihren Gedanken einfach freien Lauf. Gedanken an ihre gemeinsame Zeit, an ihre Liebe, die sie einst geteilt hatten. An den Antrag, das Armband. Sein letzter Kuss, als er zu einem Kampf auszog und nicht wieder zurück kehren sollte...
Sie wusste, sie würde all das nie vergessen und vielleicht würde es auch nie aufhören, weh zu tun. Doch vielleicht, ganz vielleicht, konnte sie es schaffen, dass sie selbst in ihr Leben zurück fand. Dass ihr Herz kein kalter Ort mehr war, aus dem sie sogar sich selbst ausschloss.
Es würde schwer werden, sehr schwer. Aber die wenigen Tage mit Alex, die Stunden, die sie allein verbracht hatten, hatten etwas in ihr gerührt. Etwas, das sie längst vergessen geglaubt hatte, das mit Pablo gestorben war. Und was nun still gewartet hatte, dass sie es wieder entdeckte. Einfach leben, glücklich sein, ohne an ein vorher oder nachher zu denken.
Denn Jodie hatte Recht. Sie konnte sich nicht ihr Leben lang an Pablo klammern, denn Pablo war schlichtweg nicht mehr da. Und nun, nach drei Jahren, sollte sie beginnen, nach vorn zu schauen. Ein Teil von ihr hatte Angst davor, große Angst. Und ein anderer freute sich darauf. Sehr sogar und vielleicht konnte Pablo, wo immer er auch war, an dieser Freude teilhaben.
Dieser Gedanke ließ sie lächeln, als sie sich schließlich erhob. Das war der Abschied, den sie gebraucht hatte, ehe sie nach Alicante heimkehren konnte.
So machte sie sich auf den Rückweg zum Institut, es war nun kurz vor zehn, wie sie mit Erstaunen fest stellte, als ihr Blick auf einen nahe gelegenen Kirchturm fiel. In zwei Stunden würde das Portal für sie geöffnet werden, so machte sie sich langsam wieder auf den Weg zurück und überlegte, ob sie Alex jetzt eine SMS schreiben sollte oder nicht...
Schließlich zog sie doch ihr Handy hervor, suchte das Kurznachrichten-Menü und begann zu tippen.
'Ab zwölf bin ich in Alicante, dann fällt unser elektronischer Kontakt leider weg... pass auf dich auf, M.' Kurzerhand drückte sie auf 'senden', ehe sie noch schrieb, wann sie sich wieder sahen oder ähnliches...