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Maire Castellar
Ort: Flur/ Alex' Zimmer
Datum: Samstag, 18. September
Zeit: 15:23 Uhr

Nervös ging Maire den Flur entlang. Sie hatte es verpasst, Alexander direkt nach der Besprechung anzusprechen, wollte aber unbedingt mit ihm reden, ehe sie abreisten.
Was genau sie ihm sagen wollte, wusste sie nicht einmal wirklich. Tausend Dinge auf einmal und doch war da nur Leere, wenn sie versuchte, es in Worte zu fassen. Aber sie musste es tun, so gehen konnte sie nicht.
Ihr Herz begann schneller zu klopfen, als sie ihr eigenes Zimmer passierte und einige Meter weiter schließlich vor der richtigen Tür stand. Zaghaft hob sie die Hand, klopfte aber noch nicht. Was würde er sagen? Würde er sie wieder weg schicken? Ihr Vorwürfe machen? Sie vielleicht gar nicht sehen wollen?
Kurz ließ sie die Hand wieder sinken, schloss die Augen, atmete tief durch. Dann hob sie sie erneut und klopfte, wartete nervös auf Antwort.

Alexander Kirov
Alex' Zimmer
Datum: Samstag, 18. September
Zeit: 15:24 Uhr

Besprechungen, zumindest die Heizung hätten sie anmachen können. Pah. Warum war das auf einmal so lausig kalt in diesem Haus? Eigentlich wusste er es, die laufende Nase, die Hustenanfälle, die er vorhin nur mühsam unterdrücken konnte... Er wollte es sich nur nicht eingestehen, dass er krank war. Wasser, Wunden und wunderschöne Frauen gemischt mit Werwölfen waren einfach zuviel gewesen. Selbst jetzt schmerzte noch jeder Knochen in seinem Körper, selbst wenn er nur an Bewegung dachte. Zumindest waren die Schürfwunden und Blasen verheilt. Das hatte man davon, den halben Tag mit einer nassen Lederrüstung rumzulaufen. Dafür hatte der Erzengel T-Shirts erfunden. So ein Mist.
Gerade wollte er wieder die Augen schließen, als es an der Tür klopfte. Wer war das denn jetzt? Er hätte noch mit einer Standpauke von Kolja gerechnet, aber der würde wohl kaum anklopfen... Wer denn dann?
Er setzte sich im Bett auf, zum Glück hatte er sich seit der Besprechung nicht die Mühe gemacht, sich umzuziehen und gab ein fast zögerliches „Ja?“ von sich.

Maire Castellar
Ort: Alex' Zimmer
Datum: Samstag, 18. September
Zeit: 15:25 Uhr

Das "Ja" klang irgendwie gedämpft, zögernd öffnete Maire die Tür und lugte hinein. Als sie erkannte, dass er im Bett lag, beziehungsweise halb saß, wurde sie rot.
"Oh, entschuldige", sagte sie hastig und blieb in der Tür stehen. "Ich... ich wollte nur... aber wenn du lieber schlafen willst..." Unsicher biss sie sich auf die Unterlippe, eine blöde Angewohnheit, wenn sie nervös war. Eigentlich war es doch auch gar nicht wichtig, wichtig war, dass Alexander gesund wurde...
Doch. Es war wichtig. Sehr wichtig, was ihr sofort klar wurde, als sie ihn ansah. Sie versuchte sich kurz zu sammeln und die richtigen Worte zu finden.
"Es... es tut mir leid, was gestern passiert ist", sagte sie tonlos, blickte auf den Rand seines Bettes. "Jetzt bist du meinetwegen krank und verletzt und... sie hätten dich töten können..." Die Stimme versagte ihr, der Gedanke war zu schmerzhaft.
Zögernd sah sie wieder auf, musste sich vergewissern, dass er wirklich da war, dass sie ihn nicht getötet hatten, dass er lebte...

Alexander Kirov
Alex' Zimmer
Datum: Samstag, 18. September
Zeit: 15:26 Uhr

„Maire?“ Das hatte jetzt am wenigsten erwartet. Er rieb sich ein paar mal mit seinen Fingern über die heißen Augen und sah wieder hin. Immer noch da. Hm, komische Halluzination. Sie blieb in der Tür stehen und versuchte ihm etwas zu sagen, allerdings sollten wieder zu viele Informationen in zu wenige Sätze verpackt werden. Er verstand kein Wort.
„Äh... kann ich später auch noch... muss es nicht, nein, nein und möglicherweise.“ Versuchte er ihr Fragengewusel wahrheitsgemäß zu beantworten. Allerdings hatte er keine Ahnung ob die Reihenfolge seiner Antworten noch richtig war. „Was hältst Du davon, wenn Du erst mal reinkommst und Dich hinsetzt?“ lächelte er schwach und hustete einmal kurz, während er ein Stück weiter in Richtung Rand rutschte, damit sie auch was zum sitzen hatte, wobei ihm ganz nebenbei auffiel, dass er noch nie ein Institut mit auch nur einem Doppelbett gesehen hatte. Nach der anstrengenden Woche sah sein Zimmer aus wie zu seinen besten Teenagerzeiten. Klamotten über Boden und Stühle verteilt, dazwischen seine Rüstung und Waffen, garniert mit einer Brotkrumenspur von Taschentüchern, die sich vom Bett in zum Bad zogen.
„Weißt Du, Du musst die Tür nicht festhalten, die hat das vorher auch alleine geschafft, setz Dich zu mir und erzähl mir was los ist. Aber Vorsicht, ich könnte Dich anstecken.“
Auch als Produkt seines Fieberwahns brachte er es nicht übers Herz sie da einfach so stehen zu lassen.

Maire Castellar
Ort: Alex' Zimmer
Datum: Samstag, 18. September
Zeit: 12:27 Uhr

Maire ließ die Tür nur zögernd los, als sie sie hinter sich geschlossen hatte als habe sie Angst, dann keinen Halt mehr zu haben. Doch dann gab sie sich einen Ruck und ließ sie wirklich auf seinem Bett nieder, auf der Kante. Ihr Herz klopfte schnell, was sollte sie jetzt sagen? Was wollte sie überhaupt sagen? Plötzlich wusste sie es nicht mehr.
"Ich wollte mich bedanken", sagte sie schließlich leise, sah ihn aber nicht an. "Nein bitte, lass mich ausreden. Dieses Armband ist der Grund, wieso ich jeden Morgen wieder aufstehe. Es war ein Verlobungsgeschenk mit dem Versprechen, niemals aufzugeben, egal, was kommen mag. Das Leben geht weiter, auch wenn es eine andere Bahn einschlägt. Leider... ging sein Leben nicht mehr weiter." Sie schluckte kurz, wusste selbst nicht, weshalb sie Alexander das alles plötzlich erzählte. Aber es war ihr wichtig. "Daher ist dieses Armband... eine Erinnerung an das Leben. Nicht aufzugeben. Und genau das hast du mir die letzten Tage gezeigt. Zu leben und um das Leben zu kämpfen. Nicht aufzugeben. Dafür... wollte ich danke sagen."
Zaghaft sah sie nun doch auf, suchte seinen Blick, dem sie dann doch nicht Standhielt.

Alexander Kirov
Alex' Zimmer
Datum: Samstag, 18. September
Zeit: 15:28 Uhr

Besorgt beobachtete er, wie sie zögernd die Tür hinter sich schloss und sich auf das Bett setzte. Als hätte sie es geahnt, wollte er tatsächlich nach ihrem ersten Dank etwas erwidern wie „Nicht der Rede wert.“ Aber als sie ihn bat ausreden zu dürfen klappte er brav den Mund wieder zu. Die darauffolgende Geschichte war genauso rührend wie traurig, das war also mehr als ein verlorenes Verlobungsgeschenk. Viel mehr.
Ein paar Augenblicke ruhte er mit geschlossenen Augen an der wunderbar kühlen Wand am Kopfende des Bettes, bis er diese grausame Stille nicht mehr aushielt. „So ist das also. Er war bestimmt ein guter, liebevoller Mann, und diese Kette, verbunden mit dem Versprechen zeugt von großer Weitsicht. Gestern, als Du mir erzählt hast, dass du deine Kette verloren hast, habe ich an Deinen Augen gesehen, das sie etwas ganz besonderes sein musste, nicht nur irgendein Schmuckstück. Und ich dachte sofort, dass ich der Grund war, dass Du es verloren hast, meine Schuld. Darum habe ich Dir helfen wollen, ich dachte wirklich sofort, sie wäre im Brunnen. Wo hätte sie sich sonst verstecken können, als unter den Sternen am Firmament? Du sahst so verzweifelt, so, hilflos aus. Ich... ich konnte einfach nicht anders, ich musste mitkommen. Ich konnte Dich doch nicht so allein durch die Strassen ziehen lassen.“
Er räusperte sich kurz und angelte mit seiner Linken nach einem neuen Taschentuch vom Nachtschränkchen, welches er auch sogleich seinem Zweck zuführte.
„Ich soll Dir gezeigt haben nicht aufzugeben und um das Leben zu kämpfen? Meinst Du nicht, dass Du mir da zuviel der Ehre zuschanzt? Gerade mir?“

Maire Castellar
Ort: Alex' Zimmer
Datum: Samstag, 18. September
Zeit: 12:30 Uhr

Warum sagte er nichts? Fast fürchtete sie schon, er sei wieder eingeschlafen, als sie schließlich doch seine Stimme hörte. Doch was er sagte, ließ sie ihn fast erschrocken ansehen.
"Nein, Alex, doch nicht deine Schuld!", sagte sie hastig, wie kam er denn auf so etwas? "Selbst, wenn es im Brunnen gewesen wäre... wir waren beide darin, oder? Waren beide bei... bei den Sternen..." Am Ende war es nur noch ein Flüstern, was sie hervor brachte, sie hatte während dieser Zeit das Armband und Pablo wirklich vergessen. Komplett.
"Ich meine... du hast nicht einmal gezögert, hast mir sofort geholfen zu suchen und bist dann mit gekommen, ohne zu fragen. Bist in diesen Brunnen gesprungen, in den nassen Sachen weiter gegangen und dann war ich auch noch so blöd und hab geglaubt, die wollten wirklich einfach nur helfen..." Sie atmete leicht zitternd ein und wieder aus, sie wollte, konnte doch jetzt nicht weinen. Dabei fühlte sie sich so ungeheuer schuldig.

Alexander Kirov
Alex' Zimmer
Datum: Samstag, 18. September
Zeit: 15:31 Uhr

„Das Schicksal ist schon grausam, hm? Da rennen wir in dieser riesigen Millionenstadt wohl den einzigen beiden Werwölfen weit und breit in die Arme, und die haben zu allem Überfluss auch noch Deinen wichtigsten Schatz gefunden. Was haben die da gemacht, Urlaub? Damit konnte keiner rechnen, wenn ich mir keine Vorwürfe machen darf, dann darfst Du es auch nicht, ok?“
Als er sie länger beobachtete, bemerkte er ihr zittern. Das schien ihr wirklich nahe zu gehen.
„Hey..“ er rutschte etwas nach vorn und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
„Ist doch alles gut gegangen, hm...? Es ist alles in Ordnung...“

Maire Castellar
Ort: Alex' Zimmer
Datum: Samstag, 18. September
Zeit: 12:32 Uhr

Maire wollte widersprechen, immerhin hatten sie gewusst, dass Gromow nahe Madrid sein Lager aufgeschlagen hatte, auch wenn wohl niemand damit gerechnet hatte, dass zwei von ihnen trotz Silbervergiftung einen Madridspaziergang machen würden.
Plötzlich spürte sie Alexanders warme Hand auf ihrer Schulter, hörte seine Worte, die sie wirklich beruhigten.
Es ist alles in Ordnung... war es das wirklich? Und wieso fühlte seine Hand sich so gut an, dass sie sich etwas in die Berührung hinein lehnte? Nur ein bisschen...
"Keine... keine Vorwürfe?", fragte sie sicherheitshalber noch einmal nach, wenn er ihr doch welche machte? Wenn er doch sauer war? Denk keinen Mist, Maire!, flüsterte eine Stimme in ihr, doch sie musste es einfach direkt hören, dass niemand böse auf sie war, vor allem nicht Alex.

Alexander Kirov
Alex' Zimmer
Datum: Samstag, 18. September
Zeit: 15:33 Uhr

„Vorwürfe? Gegen Dich? Um Himmels willen, warum denn das?“ Nun war Alexander wirklich geschockt.
„Wenn Du nicht gewesen wärst, wäre ich nie rechtzeitig ins Institut zurückgekommen und Du wärst jetzt vielleicht...“ hier erstarb sein Stimme plötzlich. „Deine Stele hat mich ins Institut gebracht, und Du warst der Grund, dass ich überhaupt so lange auf den Beinen geblieben bin. Ich wollte Dir helfen, und niemand hätte mich aufhalten können, nicht Kolja, Jo, die anderen, meine Verletzungen oder Gromow. Nur wegen Dir...“
Er atmete zweimal kurz durch und setzte dann erneut an. „Maire, ich mache Dir keine Vorwürfe, ich sollte Dir dankbar sein.“