Auf dem Meer - 17. Mai 1530

Die Geschichte
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Rachel
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Re: Auf dem Meer - 17. Mai 1530

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Ivory Lancaster
Auf der India
Mittag

Es war Klaas' strenge Stimme, die sie zuerst vernahm. Eigentlich wollte sie sich da nicht einmischen, denn es ging sie nichts an, wenn andere hier private Probleme hatten, aber dann fiel ihr ein, dass man den Neuen in die Kajüte gebracht hatte, aus welcher der Lärm und das Poltern drang.
Ivory zog kurzerhand die Tür auf und betrat den kleinen Raum. Sie war nicht sicher, ob Klaas vielleicht Hilfe brauchte, und tatsächlich, der Mann, den sie aus dem Wasser gezogen hatten, lag am Boden und blickte verstört zu Klaas hinauf.
"Was ist denn hier los? Klaas, ist alles in Ordnung?", fragte Ivory verwirrt. Was hatte der Fremde angestellt? John hatte wohl recht gehabt und sie mussten wirklich ein Auge auf ihn haben ...
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Therapistin
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Re: Auf dem Meer - 17. Mai 1530

Beitrag von Therapistin »

Auf der India
Mittag

"Das kann ich nicht versprechen", sagte Klaas und schüttelte leicht den Kopf, als sich die Tür hinter ihm öffnete und er kurz darauf die Stimme Ivorys hörte. Was sollte er nun sagen? Dass alles in Ordnung war? Das war es nämlich ganz offenbar nicht, besonders nicht, wenn gleich John, Alisa und womöglich Kara ebenfalls durch die Tür traten. Ein Missverständnis? Dann wäre Tjalf wohl nicht so verstört. Eine Halluzination? Das schien ihm noch am Glaubwürdigsten, immerhin war der Mann auf See in der prallen Sonne getrieben, da verloren nicht wenige den Verstand.
"Er scheint zu fantasieren", sagte er schließlich, warf noch einen letzten Blick zu dem Neuen und drehte sich dann zu Ivory um. "Offenbar fühlte er sich bedroht und hat einen Matrosen angegriffen." Mehr würde er nicht sagen und weniger konnte er nicht, dann hätte es nur unangenehme Fragen gegeben, bei denen es an Tjalf war, sie zu beantworten, wie er fand.
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Ernst Ferstl
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Rachel
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Re: Auf dem Meer - 17. Mai 1530

Beitrag von Rachel »

Ivory Lancaster
Auf der India
Mittag

"Das klingt in der Tat nicht beruhigend", stimmte Ivory Klaas zu, "könnte aber auch einfach nur ein stärkerer Sonnenstich sein. Wir sollten ihn eine Weile beobachten."
Die Gelegenheit schien Ivory nahezu perfekt, und sie hockte sich in sicherer Entfernung nieder, um Tjalf auf Augenhöhe zu begegnen. "Hallo, ich bin Ivory. Ich werde dich nicht angreifen." Ivory drehte den Kopf und sah Klaas an. "Ich würde eine Weile bei ihm bleiben, bis er sich beruhigt hat, denn ich habe gerade sowieso nichts zu tun und du kannst wieder deiner Arbeit nachgehen."
Sie wusste zwar nicht, ob Klaas wirklich gerade arbeiten musste, aber sie fand, dass es vor Tjalf gut klang. Dabei warf sie Klaas einen eindringlichen Blick zu, der ihm vermitteln sollte, dass ihr Vorschlag einen Hintergrund hatte. Natürlich nahm sie die Sache mit der Karte nicht auf die leichte Schulter, doch das wollte sie nicht vor dem Fremden zugeben. Es war besser, das Thema vorsichtig anzugehen.
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oelscheich79

Re: Auf dem Meer - 17. Mai 1530

Beitrag von oelscheich79 »

Tjalf
Auf der India
Mittag

Überrascht sah Tjalf auf. Die Frau, die sich als Ivory vorstellte und sich sogar herunter in die Hocke begab, sprach ihn freundlich und milde an. Tjalf hatte sich alle Arten von Torturen ausgemalt die auf ihn warten würden. Die freundliche Art von Ivory erschreckte ihn förmlich.
Unsicher stammelte er: "Mein Name ist Tjalf... Ich bin nur ein Fischer... ich wollte eurem Kamerad nicht weh tun."
Tjalf hielt er für das beste den Unschuldigen zu mimen. Für sein großes Ziel musste er zu erst einmal lebend von diesem Kahn herunterkommen. Und Ivory freundlich stimmen schien ihm ein guter Anfang zu sein...
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Therapistin
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Re: Auf dem Meer - 17. Mai 1530

Beitrag von Therapistin »

Auf der India
Mittag

"Ja, ein Sonnenstich, vielleicht", murmelte Klaas und sah von Ivory zu Tjalf. Dieser schien nicht so recht zu wissen, was er tun sollte, noch immer saß er zusammen gekauert in der Ecke und warf sowohl ihm als auch Ivory ängstliche und misstrauische Blicke zu, die Klaas nur zu gut verstehen konnte.
Auf ihre Bitte hin sah er zu ihr zurück, sah ihren bedeutsamen Blick und überlegte kurz. "Kommst du alleine mit ihm zurecht?", fragte er und sah sie beinahe entschuldigend an, es war nicht so, dass er ihr wenig zutraute, im Gegenteil, sie hatte bereits gezeigt, dass sie auch mit anfassen konnte, doch er wusste auch, welche Kraft Tjalf noch hatte, obwohl so offensichtlich geschwächt. Diese Frage hätte er wohl jedem gestellt, selbst John. Apropos...
"Ich habe dem Matrosen gesagt, er soll John herschicken", meinte er. "Selbst wenn es ein Sonnenstich ist, rechtfertigt dies noch lange keinen Angriff auf einen Matrosen." Wieder sah er zu Tjalf, der leise zu Ivory sprach, zumindest ein bisschen seines Mutes schien er in ihrer Anwesenheit wieder erlangt zu haben.
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Ernst Ferstl
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Re: Auf dem Meer - 17. Mai 1530

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Ivory Lancaster
Auf der India
Mittag

"Ja, ich denke schon. Falls nicht, rufe ich nach euch.", erwiderte Ivory lächelnd, wobei sie sich über Klaas' vorsichtige Sorge freute. Aber sie glaubte nicht, dass es nötig sein würde, denn Tjalf schien zwar verwirrt, aber nicht so gefährlich, dass sie mit mehr als eventuellen blauen Flecken rechnen würde.
Als Tjalf mit ihr sprach, war seine Stimme leise und brüchig, und sie verlieh ihm ein wenig bedrohliches Auftreten. Ivory nickte als Zeichen, dass sie ihm glaubte, und sagte dann nochmal an Klaas gewandt: "John soll ruhig herkommen, wann es ihm passt, ich bleibe vorerst bei dem Neuankömmling." Dabei sah sie Klaas dankbar an und wartete noch, bis er die Kajüte verlassen hatte.
Schließlich setzte sie sich im Schneidersitz auf den Boden in Tjalfs Nähe und sah ihn unverwandt an.
"Also, Tjalf. Dass du einen Matrosen angegriffen hast, wird dir bestimmt noch Probleme hier bereiten, und mit dem Vertrauen der Mannschaft kannst du wohl erstmal nicht rechnen. Aber mal ganz davon abgesehen, was hat dich dazu getrieben? Du hast etwas von einer Karte gesagt. Hattest du Wahnvorstellungen?" Ivory sprach ganz ruhig mit ihm, ernst, weil sie die Sache ernst nahm. Aber nicht bedrohlich und zum Glück war sie auch innerlich nicht aufgewühlt, denn sie war ja bei dem Angriff nicht dabei gewesen und konzentrierte sich auf den Eindruck, den Tjalf jetzt machte.
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Re: Auf dem Meer - 17. Mai 1530

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Auf der India
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Klaas warf noch einen letzten besorgten Blick zu Ivory, doch dann nickte er und verließ die Kajüte, sah dabei jedoch auch noch einmal warnend zu Tjalf, war sich aber nicht sicher, ob dieser seinen Blick überhaupt gesehen hatte.
Schließlich trat er wieder an Deck und sah sich suchend um, ob er John irgendwie entdecken konnte. Dann sah er ihn an der Reling stehen, der junge Matrose stand bei ihm und versuchte offenbar mit Händen und Füßen zu erklären, was geschehen war, scheinbar hatte er zumindest für den Augenblick seine Stimme verloren.
"Geh zu Alisa, sie soll sich das angucken", sagte er mit sanfter Stimme zu dem Jungen, an dessen Hals man eindeutig blaue Flecken erahnen konnte. "Der Neue scheint einen Sonnenstich zu haben", erklärte er schließlich an den ersten Maat gerichtet. Das alleine war ja nicht schlimm, wenn er denn nicht den Jungen gewürgt hätte.
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Ernst Ferstl
oelscheich79

Re: Auf dem Meer - 17. Mai 1530

Beitrag von oelscheich79 »

Tjalf
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Mittag

Tjalf musterte diese Ivory, die vor ihm auf dem Boden Platz nahm. Sie war schön, aber ihr Gesicht strahlte eine gewisse Härte und Kälte aus. Ihre Worte hingegen waren in Anbetracht der Umstände sehr sanft.
Eine seltsame Mischung aus Furcht und Faszination machte sich in ihm breit. Diese Frau zog ihn in ihren Bann und bevor er sich versah hörte er sich verträumt antworten: "Ja, meine Karte, der Weg zu meinem Schatz.... sie haben sie mir weggenommen."
Er hatte den Satz noch nicht richtig beendet, da wurde ihm klar was er gesagt hatte. Unbewusst machte er es noch schlimmer. Denn seine vor Schreck weit aufgerissenen Augen und seine Hand, die er sich vor den Mund schlug, wie um die Worte fest zu halten bevor sie ihn verlassen, machten Ivory eindeutig bewusst, daß Tjalf gerade etwas aus dem Sack gelassen hatte, was er eigentlich für sich hätte behalten wollen.
Wenn es nicht bald ein anderer tut, werde ich mir selbst die Zunge herausschneiden. dachte sich Tjalf, noch immer geschockt von seiner Unachtsamkeit.
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Rachel
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Re: Auf dem Meer - 17. Mai 1530

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Ivory Lancaster
Auf der India
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Mit leicht schiefgelegtem Kopf betrachtete Ivory Tjalf, der nicht nur verunsichert, sondern auch in gewisser Weise neben der Spur zu sein schien. Seine Antwort kam überraschend schnell, doch sofort schien Tjalf dies zu bereuen. Seine Reaktion war wirklich eindeutig. Anscheinend wollte er nicht, dass jemand etwas über diese Karte oder den Schatz wusste, die ihm so wichtig waren, dass er dafür andere Matrosen angriff.
Ivory war überrascht, wie schnell sie das aus ihm herausbekommen hatte, doch das zeigte sie ihm nicht. Sie legte nur ein verständnisvolles Lächeln auf und sagte: "Schon gut. Hier ist niemand hinter dieser Karte oder dem Schatz her. Ich bin zwar selbst noch nicht lange auf diesem Schiff, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass sich hier niemand dafür interessiert."
Sie wusste, dass sie sein Vertrauen gewinnen musste, und das geschah nun einmal am besten, wenn sie so nah wie möglich an der Wahrheit blieb. Ihre Worte meinte sie auch so, wer aus der Mannschaft sollte schon an dieser Karte interessiert sein? Sie suchten nach ihren eigenen Schätzen.
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oelscheich79

Re: Auf dem Meer - 17. Mai 1530

Beitrag von oelscheich79 »

Tjalf
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Mittag

Tjalf versuchte wieder strukturiert zu denken und versuchte von dem ihm unangenehmen Thema abzulenken: "Ihr habt Recht, es ist nichts von großem Interesse. Nur ein altes Märchen.... Sagt, welchen Hafen laufen wir an und auf welches Schiff hat das Schicksal mich gebracht ?" fragte er beschwichtigend.
Es war ihm eigentlich herzlich egal welchen Hafen sie anliefen, Hauptsache dies war kein Piratenkahn, sonst würden sie ihn am Ende noch an den nächstbesten Menschenhändler verkaufen.
Gesperrt

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