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Re: 1. Missing In Action - Krankenstation

Verfasst: Mo 9. Jul 2018, 21:44
von silverbullet
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OPS Lt Sitark
USS Cochrane, Krankenstation
Später Nachmittag
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"Mir kam die Ehre zuteil, eine Doktorarbeit an der Vulkanischen Akademie der Wissenschaften einreichen zu dürfen", erklärte er sich wahrheitsgemäß, "allerdings unter der Auflage, nur Daten aus der Sternenflottendatenbank zu verwenden, die ich selbst erhoben habe. Ich habe bereits zwei Promotionsarbeiten an Akademien der Föderation eingereicht zu biologischen und exobiologischen Themenbereichen, für die aktuelle Arbeit darf ich auch hieraus nur bedingt zitieren oder Daten verwenden." Er atmete kurz durch, denn die derzeitigen Entwicklungen auf seinem Heimatplaneten empfand er nicht nur als unlogisch, sondern auch als zutiefst unangenehm. "Wie Ihnen bekannt sein sollte, steht mein Volk anderen Spezies offen gegenüber, allerdings gibt es derzeit politisch-kulturelle Tendenzen, die... fremde Einflüsse als schädlich empfinden, so auch die Beschäftigungen mit der Exobiologie und es ist teilweise schwierig, auf Daten der Akademie in diesen Bereichen zuzugreifen, wenn man nicht vor Ort auf Vulkan ist." Was auch mit sein Hauptproblem bei seiner dritten Doktorarbeit war. "Sie sehen also, dass ich nur eingeschränkte Möglichkeiten habe und mir eine neue, ganz eigene Datenbank erstellen muss. Eine Probe von Ihnen würde für mich hilfreich sein." Er machte eine kurze Pause, dann fügte er hinzu: "In Absprache mit den anderen Crewmitgliedern würde ich auch deren Daten verwenden wollen. Hier sind einige biologisch sehr unterschiedliche Spezies an Bord mit recht variierenden Talenten - ich halte es für eine interessante Herausforderung, genau dieses Zusammenspiel von den Spezies und Fähigkeiten in ihrer Effektivität zu beobachten und zu dokumentieren - im Sinne einer verhaltensbiologischen Arbeit."
Er hob kurz die Augenbrauen. Nun hatte er zum ersten Mal das eigentliche Thema seiner Doktorarbeit offen ausgesprochen. Hoffentlich ging der Arzt mit dieser Information sensibel um. Sitarks Aufenthalt auf der Cochrane hatte ja noch einen anderen Sinn als seiner Verlobten Teres aus dem Weg zu gehen...

Re: 1. Missing In Action - Krankenstation

Verfasst: Sa 14. Jul 2018, 20:09
von Spikor
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CMO LtCmdr Dr. Corbin Marell
USS Cochrane, Deck 1, Lounge
Später Nachmittag
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Corbins Gedanken machten regelrechte Purzelbäume, als Sitark ihm sein Forschungsprojekt erklärte. Eine wissenschaftlich belastbare Arbeit über das Zusammenwirken verschiedener Spezies war ungewöhnlich. Viele Fachleute waren bislang vor diesem Thema zurückgeschreckt, weil die Datenerhebung so problematisch war. In der Sternenflotte gab es soweit er wusste ein paar Arbeiten dazu, aber sie waren alle schon älter und betrafen nur wenige Spezies. Auf der Cochrane mit ihrer besonders bunten Mischung und den speziellen Umständen, nämlich der Neubesetzung, bei der sich kaum Leute von früher kannten, war tatsächlich der ideale Raum für eine solche Arbeit gegeben. Allerdings zögerte der Cardassianer trotzdem damit, seine Daten herauszugeben. Gerade weil diese Arbeit so bahnbrechend war, würde sie wohl viel beachtet werden, und damit wären Dr. Marells Daten quasi im ganzen Universum Stadtgespräch und möglicherweise auch Gegenstand von weiteren Untersuchungen. Niemand konnte absehen, welche, möglicherweise negativen, Folgen das für ihn haben mochte. Er beschloss, diese Entscheidung zu verschieben, da er sich erst genauer damit beschäftigen musste. Zum Lieutenant sagte er:

"Das ist in der Tat ein beeindruckendes Projekt! Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem großen Talent bei der Auswahl bedeutender Themen. Natürlich ist die Entscheidung, mich daran zu beteiligen, von sehr großer Tragweite. So etwas bricht man nicht übers Knie, wie die Menschen sagen würden. Bitte erlauben Sie mir, später nochmal auf Ihre Anfrage zurückzukommen, ich möchte zuerst in Ruhe die möglichen Auswirkungen meiner Entscheidung abwägen."

Re: 1. Missing In Action - Krankenstation

Verfasst: Sa 14. Jul 2018, 20:27
von silverbullet
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OPS Lt Sitark
USS Cochrane, Krankenstation
Später Nachmittag
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"Alle Daten werden von mir vertraulich und anonymisiert verwendet", fügte der Vulkanier hinzu, der nicht nur ahnte sondern mit logischer Gewissheit wusste, warum der Doktor zurückschreckte - immerhin war er ja auch ein Cardassianer. "Meine Intention ist aufzuzeigen, wie die unterschiedlichen biologischen und sozialisierten Eigenheiten verschiedener Spezies zum Gelingen einer Mission beitragen können - oder eben daran scheitern. Obwohl ich unsere Chance, die ersten drei Jahre auf der Cochrane fast vollzählig zu überleben, bei mehr als zweiundsechzig Prozent einordne zum derzeitigen Zeitpunkt." Wobei er diese Berechnung von Situation zu Situation neu berechnen musste.
Er zog bei diesem Gedanken die Augenbrauen hoch und atmete tief durch. Dann sah er hinüber zu der Liege, auf der vor ihm wohl der Captain geschwitzt hatte. "Welche Untersuchung schwebt Ihnen nun vor, Doktor Marell?"

Re: 1. Missing In Action - Krankenstation

Verfasst: Sa 14. Jul 2018, 20:46
von Spikor
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CMO LtCmdr Dr. Corbin Marell
USS Cochrane, Deck 1, Lounge
Später Nachmittag
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Dr. Marell musste lächeln, als der Vulkanier ihre Überlebenschancen bezifferte. Der Arzt fragte sich, welchen Algorithmus der Lieutenant wohl seinen Berechnungen zugrunde legte, schätzte aber, dass er nicht ausreichend qualifiziert auf diesem Gebiet war, um es wirklich beurteilen zu können, und verkniff sich deshalb die Frage danach. Stattdessen nahm er zur Kenntnis, wie geschickt der Wissenschaftsoffizier die Situation gedreht hatte, von 'Arzt-Patient' zu 'Gespräch unter Kollegen'. Ob Sitark neben seinen eigentlichen Aufgaben auch Psychologe war? Jedenfalls war es nun nicht der Arzt, sondern der Patient gewesen, der das Gespräch bestimmt hatte. Faszinierend! Dr. Marell beschloss, dem Vulkanier seinen Erfolg zu gönnen und mit seiner Arbeit fortzufahren. Schließlich wäre jede andere Reaktion doch ganz sicher äußerst unlogisch gewesen, oder? Darum antwortete er gleichbleibend freundlich:

"Die gleiche wie bei allen Führungsoffizieren, ganz wie der Captain es angeordnet hat. Ein körperlicher Belastungstest, gleich dort an der Liege. Ens. van der Gracht hat schon alles vorbereitet und das Gerät auf Vulkanier eingestellt. Sie werden es bedienen, wobei sich die Umweltbedingungen nach und nach verschlechtern werden. Sie werden Ihr Bestes geben, trotz dieser erschwerten Bedingungen unverändert die Pedale zu treten, bis die vorgesehene Zeit abgelaufen ist. Danach werden Sie nochmal gescannt. Anschließend können Sie Ihren Dienst wieder aufnehmen und kommen dann in 2 Stunden wieder hierher, um einen Spätscan durchzuführen, der Auskunft über Ihre Regenerationsrate geben wird. Dann sind Sie fertig!"

Re: 1. Missing In Action - Krankenstation

Verfasst: Sa 14. Jul 2018, 21:33
von silverbullet
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OPS Lt Sitark
USS Cochrane, Krankenstation
Später Nachmittag
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Sitark folgte bei allen Überlegungen der Logik - und seiner Erfahrung mit anderen Spezies, von denen er im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte einige hatte sammeln können. Auch wenn Vulkanier auf Sternenflottenschiffen inzwischen keine Seltenheit mehr waren wie damals zu Spocks (einem Vulkanier, den Sitark aufrichtig bewunderte) und T'Pols Zeiten , so war er doch zumeist der einzige Vertreter seiner Spezies in den Mannschaften, mit denen er bisher gedient hatte. Entsprechend viel Zeit hatte er nutzen können, um die Individuen um sich herum zu beobachten und einschätzen lernen zu können.
Dass der Doktor seine professionelle Haltung nun bewahrte, verwunderte ihn nicht, sondern machte ihn für Sitark... fast sympathisch. Einen Einwurf jedoch hatte er: "Angenommen, wir sind in zwei Stunden gerade mit dem Phänomen beschäftigt, wie werden Sie dann den Spätscan durchführen? Ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Captain und die anderen Brückenoffiziere dann hier her in die Krankenstation kommen können." Immerhin würde er dann an der OPS sitzen und die Sondenscans beobachten müssen.

Re: 1. Missing In Action - Krankenstation

Verfasst: So 15. Jul 2018, 19:55
von Spikor
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CMO LtCmdr Dr. Corbin Marell
USS Cochrane, Deck 1, Lounge
Später Nachmittag
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"Natürlich nicht, Lieutenant", erklärte Marell leutselig, "das wird letztlich von der aktuellen Situation abhängen. Wenn momentan nur Routinedienst durchgeführt wird, dann kann von den Offizieren erwartet werden, dass sie sich, immer einzeln und nur für wenige Minuten, hier auf der Krankenstation einfinden, um den Scan durchzuführen. Ist die Lage jedoch angespannt, aber nicht dringlich, so kann ich es verantworten, meinen Posten hier kurz zu verlassen und mich zu Ihnen zu begeben, um den Scan auf der Brücke durchzuführen. Besteht aber eine akute Gefahrensituation, so muss der Spätscann entfallen. Dann habe ich schließlich auch keine Zeit für derartige Maßnahmen, meine Aufmerksamkeit gilt dann ganz möglichen Verletzten bzw. der Vorbereitung auf sie. In so einem Fall war leider das ganze Procedere umsonst und die komplette Sequenz muss wiederholt werden, jedoch nicht mehr am gleichen Tag, das würde die Werte verfälschen. In so einem Fall" - er lächelte bei dieser Wiederholung gewinnend - "sehen wir uns einfach morgen wieder, um das Ganze nochmals zu absolvieren!"

Re: 1. Missing In Action - Krankenstation

Verfasst: So 15. Jul 2018, 20:46
von silverbullet
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OPS Lt Sitark
USS Cochrane, Krankenstation
Später Nachmittag
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"Eine höchst logische Überlegung", entgegnete Sitark und begab sich zu der Liege, "ich bin bereit. Sie dürfen mit dem Test beginnen."
Er legte sich auf die Liege und brachte seine Beine in Ausgangsposition. "Er bitte genauere Anweisungen, Doktor."

Re: 1. Missing In Action - Krankenstation

Verfasst: Mo 16. Jul 2018, 19:31
von Spikor
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CMO LtCmdr Dr. Corbin Marell
USS Cochrane, Deck 1, Lounge
Später Nachmittag
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"Einen Moment noch, Lietenant!", erklärte Marell und setzte Sitark die Atemmaske auf. Dann meinte er:

"Gut, Sie können anfangen. Treten Sie in die Pedale, als ob Sie ganz normal laufen werden. Es wird anfangs auch nicht schwerer als normales Laufen sein. Die Sequenz dauert 10 Minuten, nach den ersten 2 werde ich die Umweltbedingungen sukzessive erschweren. Wie, werden Sie dann schon merken, aber machen Sie trotzdem weiter und versuchen Sie, das Tempo zu halten. Sie müssen nicht rennen, ein ganz gewöhnliches Lauftempo wird später schwer genug zu halten sein. Die letzten paar Minuten werden die Bedingungen wieder ans Normalniveau angepasst, das dient dem Ausklingen, damit der Körper nicht zu aprupt gestoppt wird. Als Vulkanier haben Sie sowieso ein sehr gutes Zeitgefühl, aber ich werde Ihnen trotzdem gelegentlich die Zeit ansagen, zur Kontrolle. Wenn Sie keine Fragen mehr haben, dürfen Sie loslegen."

Re: 1. Missing In Action - Krankenstation

Verfasst: Mo 16. Jul 2018, 20:47
von silverbullet
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OPS Lt Sitark
USS Cochrane, Krankenstation
Später Nachmittag
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Eigentlich hatte Sitark keine Fragen mehr. Er hatte dieses Testszenario schon auf drei anderen Schiffen mitgemacht und wusste, dass die Mediziner immer gern ihre eigenen Daten zu Einsatzbeginn erhoben, anstatt sich auf die Befunde ihrer Kollegen zu verlassen. Er selbst hielt es ja meist auch so.
Also begann er zu treten und in einem angenehmen Tempo die ersten zwei Minuten zu absolvieren. Dann bemerkte er eine Veränderung - wie angekündigt. "Sauerstoffgehalt reduziert und Widerstand um 10% erhöht, nehme ich an?", fragte er und strampelte unvermindert weiter.

Re: 1. Missing In Action - Krankenstation

Verfasst: Mi 18. Jul 2018, 19:49
von Spikor
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CMO LtCmdr Dr. Corbin Marell
USS Cochrane, Deck 1, Lounge
Später Nachmittag
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"Nur übergangsweise", antwortete Dr. Marell schmunzelnd. Tatsächlich würde sich der Widerstand innerhalb von ca. 2 Minuten verdoppeln. Die Luft hingegen würde er erst später ändern. Auf diese Weise wurde die Belastung zwar mehr verteilt und der Körper des Kandidaten konnte sich leichter darauf einstellen, aber dafür bekam man genauere Werte hinsichtlich der einzelnen Arten von Belastung. Das ermöglichte ein differenzierteres Ergebnis. "Sie machen das sehr gut, fahren Sie genau so fort, Lieutenant." Dabei kontrollierte er die Zusammensetzung der Luft, die Sitark ausatmete und die auch von der Atemmaske gemessen wurde. "Ihre Lungen arbeiten vorzüglich!" stellte er mit einem Tonfall fest, der den Stolz eines Vaters ebenso widerspiegeln konnte wie die Zufriedenheit eines Wissenschaftlers mit einem geglückten Experiment.