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Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Mi 25. Mär 2020, 23:59
von Cassiopeia
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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Tenya überlegte einen kurzen Augenblick.
"Sie war mit einem der Köche verheiratet, der vor einigen Jahren starb. Drei, glaube ich... ihre gemeinsame Tochter ist nun fünf. Denya versucht, unter keinen Umständen aufzufallen oder etwas zu tun, was jemandem missfallen könnte. Sie versucht es allen Recht zu machen. Dafür hat sie schon zu meiner Dienerzeit oft schwer bezahlen müssen. So wurde sie ein leichter Spielball für Semra, Haykim und dergleichen."
"Wie lange ist Denya schon am Hof?", fragte Aceio leise.
"Seit fast zehn Jahren, Herr", antwortete Tenya nachdenklich, "sie gab das Leben in der Stadt auf und heuerte hier als Dienstmagd an. Sie wurde aufgenommen und hat nie den Wunsch geäußert, eines Tages zurück zu kehren. Ich glaube, sie hat draußen niemanden mehr, der auf sie wartet. Nun ist auch ihr Mann tot und ihre Tochter verschleppt und in Gefahr. Sie muss wahnsinnige Angst vor Thojira haben."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Do 26. Mär 2020, 00:05
von Tjeika
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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Eza atmete tief durch bei dem, was Tenya erzählte. Es traf sie tief, sie wusste, wie es war, die eigene Tochter zu verlieren.
"Auch dafür wird Thojira eines Tages büßen müssen", sagte sie scharf und in einem Tonfall, der keine Zweifel offenließ.
"Haykims Kopf wird rollen. Ich will ihn auf dem Präsentierteller. Ich habe geschworen, dass niemals wieder irgendjemand jemanden das Kind entreißt. Sei es Nalahr, sei es Thojira und ihr Bruder. Und dass es wieder passieren konnte, wird Konsequenzen haben!"
Eza mochte es persönlich nehmen, aber so empfand sie es eben auch. Sie kannte Denyas Schicksal.
"Also schön, wo könnte das Kind versteckt sein?", fragte sie ein wenig ernst gemeint und ein wenig auch rhetorisch, da sie sich alle Gedanken machen mussten.
"Im Palast wäre es fast zu auffällig. Im Westflügel leben keine Kinder, in dem Thojira lebt. Das wäre sehr auffällig. Andererseits sind die Diener in diesem Teil des Palastes ihr treu ergeben."
Damit wandte sie sich wieder an Tenya.
"Welchen Dienern ist zu trauen?"
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Do 26. Mär 2020, 18:47
von Cassiopeia
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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Tenya sah zu Eza und nickte leicht.
"Ihr werdet seinen Kopf bekommen, Majestät", versprach sie nicht weniger entschlossen als Eza selbst es war.
"Ich persönlich traue kaum mehr als einer Handvoll", gestand sie dann. "Denya war eine von ihnen, der ich traute. Rokam, Hebia, Ceyid und Evina verbleiben demnach meiner bescheidenen Einschätzung nach."
Sie sah etwas unbehaglich zu Eza.
"Majestät, es gibt... noch immer unter armen Familien den Brauch, Kinder zu verkaufen, die sie selbst nicht ernähren können. Oft geschieht dies über Mittelsmänner. Es wäre der leichteste Weg ein Kind verschwinden zu lassen. Mit Glück ist die Kleine noch nicht verkauft. Dann müssen wir die Händler aufspüren ehe sie es tun."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Do 26. Mär 2020, 18:52
von Tjeika
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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Eza schloss die Augen, als Tenya mit der Hiobsbotschaft herausrückte. Dann atmete sie zweimal sehr tief durch.
"Diesen Brauch werden wir noch heute verbieten", flüsterte sie ehe sie ihre Augen wieder öffnete.
"Also schön", damit hatte sie sich wieder gesammelt und sah zwischen Aceio und Tenya hin und her.
In dem Fall gab es wohl nur einen Weg. Eza holte die Athame aus ihrem Gewand, die sie unter dem vielen Stoff stets gut verborgen hielt.
"Es wird wohl Zeit der Spur des Blutes zu folgen. Lasst Denya wieder herbringen. Und ich brauche eine Karte."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Do 26. Mär 2020, 21:22
von Cassiopeia
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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Tenya schien für einen Augenblick zu vergessen, dass sie Eza beinahe gleichgestellt war, denn sie verneigte sich vor der Ersten Herrin und entschwand anschließend schnell und diskret um das von Eza Verlangte zu veranlassen.
Aceio sah ihr noch einen kurzen Moment nach und blickte anschließend zu Eza. Oh, er liebte diesen entschlossenen Blick. Dass sie abermals Blutmagie einsetzen würde störte ihn nicht im Geringsten. Denn es war ein guter Zweck und ohne diesen Zauber, der Aceio zu erahnen glaubte, würden sie die Tochter nie finden.
Denya wurde herein gebracht, kurz gefolgt von einem Diener mit einer Karte, die dieser mit einer tiefen Verbeugung auf dem Tisch ausbreitete und sich rückwärts entfernte.
Denya indes sank, einmal los gelassen auf die Knie und versuchte nicht zu sehr zu zittern.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Do 26. Mär 2020, 21:27
von Tjeika
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Eza
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Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Auf Ezas Gesicht schlich sich ein Schmunzeln, während sie Tenya nachblickte.
"Tenya", rief sie die Zweite Herrin und erinnerte sie anschließend dezent und halb geflüstert, "Haltung."
Da war ihre Rolle als Dienerin wohl noch allzusehr im Hinterkopf.
Anschließend traf Ezas Blick Aceios und sie lächelte ihn einen Augenblick einfach nur an. Sie wusste, was zu tun war. Also blieb sie auch gelassen. Am Schlimmsten war es doch stets, wenn man nicht weiter wusste.
Den kurzen Augenblick zwischen den zwei Eheleuten unterbrach schließlich nur die hierher bestellte Denya.
"Bitte, erhebe dich", bat sie und unterstrich dies mit einer entsprechenden Handbewegung.
"Ich habe nicht vor, dir etwas anzutun. Jedoch werde ich einen Tropfen deines Blutes benötigen, um deine Tochter ausfindig zu machen", sprach sie beinahe sanft zu der Dienerin.
"Allerdings ist meine Hilfe in dieser Sache an einen Gefallen geknüpft, mit dem du deine Schuld begleichen kannst", fügte sie dann etwas strenger an.
Sie wollte erst einmal, dass Denya bis hierher verstand und wartete daher ab.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Do 26. Mär 2020, 21:37
von Cassiopeia
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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"J-jawohl, Hoheit", brachte Denya noch etwas stockend heraus ehe sie sich sehr vorsichtig und langsam erhob. Ihr Blick flog zu der Karte auf dem Tisch, dann sah sie wieder auf ihre Hände.
"W-welchen gefallen, Majestät?", fragte sie leise als sie sich vorsichtig traute den Kopf zu heben. "Was es auch ist, ich tue es!"
Dabei rang sie so sehr ihre Hände, dass Aceio wirklich Mitleid mit ihr bekam. Sie war verzweifelt und wusste, es gab kaum noch Chancen, ihre Tochter lebend zu finden. Wenn überhaupt.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Do 26. Mär 2020, 21:41
von Tjeika
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Eza
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Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Eza legte eine Hand an Denyas Kinn und hob dieses etwas an, damit sie Eza direkt in die Augen blickte.
"Beruhige dich", bat sie, "wir finden dein Kind."
Und sie hoffte sehr, dieses Versprechen würde sie auch halten können.
"Vorausgesetzt du kannst mir erzählen, wer hinter dem Anschlag steckt und bist bereit dies auch Öffentlich zu wiederholen."
Das war die Voraussetzung.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Do 26. Mär 2020, 22:33
von Cassiopeia
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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Dinya sah Eza einen Moment lang entsetzt an und Aceio meinte ihr Herz laut schlagen zu hören.
Es dauerte einige Atemzüge der Stille, dann nickte Dinya zögernd. Sie hatte kaum eine andere Wahl.
"Ich werde aussagen", sprach sie dann erstaunlich klar. "Öffentlich, wie Ihr verlangt. Und ich hoffe, ich werde diese Aussage überleben" fügte sie leiser hinzu.
Aceio nickte leicht.
"Diejenigen, gegen die du aussagen sollst, werden so oder so hängen", erklärte er, "der dritte im Bunde soll es ebenso. Darum brauchen wir deine Aussage um ihn zu verurteilen."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Do 26. Mär 2020, 22:38
von Tjeika
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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Das Entsetzen stand Dinya nachgerade ins Gesicht geschrieben. Sie wusste, was dies bedeutete. Aber Dinya hatte sich immerhin auch erpressen lassen, einen Mordanschlag auf den Gatten der Ersten Herrin zu verüben. Eza fand, dies war dann auch Strafe genug.
"Wir werden dafür Sorge tragen, dass weder dir noch deinem Kind ein Haar gekrümmt wird", erklärte Eza fest.
Sie konnte nicht versprechen, dass Dinya nichts passierte. Aber sie konnte immerhin zusagen, alles zu tun, um dies zu verhindern.
"Gut, nun, da ich dein Wort habe", damit hielt sie auffordernd ihre Hand hin, dass Dinya ihre hinein legte, "suchen wir deine Tochter."