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Anoara
Edaira-Gebirge
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Vormittag

Nach der Beschreibung war sich Anoara sicher, dass sie niemals eine Stadt des Nordens betreten wollte.
"Setzen?", fragte sie irritiert und blickte auf Samaa, wie diese sich tatsächlich in das Ding gesetzt hatte. Sie sah sich alles genau an und stieg sehr umständlich ebenfalls ein.
"Oh!", machte sie überrascht, als sie den weichen Sitz unter sich spürte. "Das ist sehr... angenehm!" Das hatte sie wirklich nicht erwartet. So etwas Weiches gab es bei ihnen nicht, selbst nicht mit etlichen Lagen Fell.
"Ich verstehe, wie die Menschen hier so etwas bequem fanden... aber wie haben sie dem Auto befohlen, sich zu bewegen? Wenn es nicht lebt... kann es uns überhaupt hören?"
Skeptisch und neugierig zugleich betrachtete sie die Apparaturen - Lenkrad, Schaltung und Armaturen - und berührte sie vorsichtig.
"Was ist das alles?", fragte sie und umfasste das Lenkrad vorsichtig, es schien genau dafür gemacht zu sein.

Samaa
Edaira-Gebirge
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Vormittag

Aella wurde etwas unruhig. Mochte sie diese Umgebung vielleicht nicht? Konnte sie diese überhaupt wahrnehmen? Ihre Tochter würde ihr leider keine Antwort darauf geben.
Samaa sah sich selber neugierig um. "Hören kann es nicht, zumindest nicht dieses Fahrzeug. In denen ich gefahren bin, konnten dies hingegen. Dieses hier, mußte gesteuert werden. Mhhh...", sie blickte sich die Armaturen an.
"Es mußte gestartet werden. Dann rollte es los und mit dem Lenkrad, dieses runde Ding da vor dir, konnte man die Richtung bestimmen. Aber wie gesagt, ich bin selber sowas noch nie gefahren.", lachte Samaa. "Dabei wäre es spannend, es jetzt zu probieren. Aber es wird nicht laufen, dazu braucht man Benzin und eine Batterie und beides wird es hier nicht geben.", sprach sie traurig. "Aber bequem ist es schon. Komm, diese Garage schien ein wenig geschützt zu sein, lass uns umschauen, ob wir noch etwas finden was vielleicht nützlich sein könnte.", ihr Entdeckergeist war geweckt. Das hier drinnen war eine kleine Fundgrube, die ihnen vielleicht noch nützlich sein konnte.

Anoara
Edaira-Gebirge
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Vormittag

"Die Richtung bestimmen?", fragte Anoara erstaunt und griff vorsichtig fester um das Lenkrad. Es ließ sich allerdings kaum noch bewegen, geschweige denn, dass sich ihre Richtung änderte. Es musste wohl mehr daran gewesen sein, vor langer Zeit.
"Schade. Es hätte uns helfen können, nicht alles erlaufen zu müssen", sagte Anoara und grinste über sich selbst überrascht.
Sie folgte Samaa wieder hinaus und sie sahen sich um. Es lagen allerlei vollkommen unbekannte Dinge herum, große wie kleine.
"Ist das... Werkzeug?", fragte sie, als sie einen Hammer in der Hand hielt und eine Zange. Etwas unbeholfen sah sie Samaa an.
"Und... was ist das für ein Kasten?" Sie blickte auf einen Fernseher, in dessen Scheibe sie sich hätte spiegeln können, wäre sie nicht inzwischen zerbrochen und erblindet gewesen.

Samaa
Edaira-Gebirge
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Vormittag

"Ja, das ist wirklich schade." stimmte Samaa zu. Sie wäre gerne dieses alte Auto gefahren. Da wäre sicherlich spannend gewesen. Auch wenn sie irgendwann wieder diese Stadt verlassen würden, wäre so ein Gefährt sehr hilfreich. Vielleicht fanden sie auch noch etwas anderes, in dieser Geisterstadt.
"Oh ja! Altes Werkzeug.", sagte Samaa begeistert. "Ein Hammer und eine Zange. Aber bei uns wurde das auch nicht mehr genutzt, da war alles elektrisch. Warte mal...", sie suchte nach einem Nagel und fand schließlich auch einen. In der zwischenzeit stand Anoara vor einem Kasten. Samaa mußte ein Stück näher treten, damit sie erkennen konnte, um was es sich handelte. "Das muß ein sehr alter Fernseher sein. Wir sind hier wirklich in einem Museum. Unglaublich!", für Samaa war das alles sehr spannend. Doch wie erklärte man einen Fernsehen?
"Ich kann dir nicht erklären, was ein Fernseher ist. Es ist ein Gerät.. nein, das ist zu kompliziert. Es ist nichts wichtiges.", sagte sie schließlich. "Aber sieh mal hier.", sie hielt den Nagel hoch, nahm den Hammer und ging damit zur Wand. "Hoffentlich ist die noch stabil genug.", lachte sie und schlug etwas unbeholfen den Nagel in die Wand. "Jetzt kann man etwas dran hängen, zum Beispiel...", sie sah sich um und fand einen alten Rahmen. Sie blies über das eingestaubte Glas und eine alte Karte von Marrekh war zu sehen. Sie hängte den Rahmen mit der Karte an den Nagel. "Praktisch, oder?!", sagte sie begeistert.

Anoara
Edaira-Gebirge
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Vormittag

Anoara staunte über Samaas Geschick und verfolgte ihre Bewegungen. Sie erschrak etwas bei dem heftigen Schlag auf den Nagel. Es war laut und ungewohnt. Aber offenbar war es genau das, was Samaa wollte und als sie schließlich das Bild aufhängte, weiteten sich Anoaras Augen etwas.
"Was ist das?" Sie folgte den Formen und Linien, konnte damit aber wenig anfangen. Es sah interessant aus, entsprach aber keiner Form, die sie kannte.

Samaa
Edaira-Gebirge
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Vormittag

"Ein Bilderrahmen!", erwiderte Samaa und blickte zwischen Anoara und der Karte hin und her. Doch scheinbar war nicht der Rahmen das Interessante, sondern die Karte. Und da dämmerte es Samaa, dass Anoara Marrekh wahrscheinlich noch nie auf einer Karte gesehen hat.
"Das ist unser Planet, Marrekh.", erklärte sie. "Stell dir vor, wir hätten all das, was wir gesehen haben, auf einem Fell aufgezeichnet. Nicht nur unsere Strecke, sondern wir wären um den ganzen Planeten geflogen, dann würde am Ende das Fell genau dies hier zeigen."
Samaa fuhr mit ihrem Finger über die Karte, auf der Suche nach einem kleinen Punkt. Dabei hinterließ ihr Finger eine saubere Spur auf der staubigen Glasplatte. Schließlich schrie sie kurz erfreut auf. "Unglaublich! Sieh hier, hier sind wir. Hier ist Maeren. Die Stadt ist tatsächlich auf der Karte.", ihre Begeistrung war unhörbar. Auch wenn es logisch erschien, dass auf der Karte auch Maeren zu sehen war, so kannte Samaa nur Karten auf der diese alte Stadt fehlte. War hier doch mehr passiert, was niemand wissen durfte?

Anoara
Edaira-Gebirge
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Vormittag

Anoara staunte sehr als Samaa sagte, dies sei ein Bild ihres Planeten.
"Ganz... Marrekh?", flüsterte sie und nahm ein Tuch, das auf einem kleinen Schränkchen lag. Sie wickelte die staubige Außenseite nach innen und befreite so das Glas von dem alten Staub.
"Kannst du diese Zeichen verstehen?" Anoara kannte keine Schrift und nur sehr wenige Zahlen. Ihr Blick huschte über die winzigen Worte zu den kleinen Punkten.
"Du hast gesagt, du kennst keine Karten, auf denen Maeren ist. Hier ist es aber drauf? Ist das nicht seltsam?", wunderte sie sich. "Wo ist deine Stadt, aus der du her kommst?", fragte sie dann neugierig.

Samaa
Edaira-Gebirge
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Vormittag

Samaa beobachtete Anoara, wie sie das Glas von dem Staub befreite. Auch wenn Samaa Karten kannte, so war sie dennoch aufgeregt. Wurden vielleicht noch andere Städte sichtbar, von denen sie vorher noch nichts gehört hatte?
"Meinst du die Buchstaben?", fragte Samaa, auch wenn Anoara ihr diese Frage wohl nicht beantworten konnte. Daher zeigte sie auf ein Wort. "Das nennt man Schrift. So wie du Zeichen in eine Höhle malst, so kann man auch jedes Wort, dass wir sprechen einzeln aufmalen oder eben schreiben. So nennt man das.", Samaa ging zu einem Tisch an der Wand, dessen Platte staubig war. Auf die Platte schrieb sie Anoara. "Das ist dein Name in Schriftsprache - und dies meiner.", sie schrieb daneben Samaa. "Ich bringe es dir bei, wenn du möchtest.", sagte sie lächelnd. Sie ging zurück zur Karte und suchte ihre Heimatstadt. Mit einem Kloß im Hals zeigte sie auf Daenor. Hier wurde ich geboren, aber zuletzt gelebt habe ich in Faaron.", auch hier zeigte sie auf die Karte. "Dann ging meine Flucht ungefähr hier entlang...", sie malte auf der Karte den Weg, den sie eingeschlagen hatte. Den Anfang konnte sie noch genau zeigen, dann wurde es schwieriger. "Ich kann nur vermuten, wo deine Höhle ungefähr liegt, aber ich denke irgendwo hier in diesem Bereich.", sie malte einen Kreis um die Stelle, sie vermutete. Genau eingrenzen konnte sie es nicht.
"Ja, es ist sehr mekrwürdig, warum Maeren nicht mehr auf den neuen Karten vermerkt ist. Vielleicht will man nicht, dass die Menschen von dieser Stadt wissen. Vielleicht haben sie sie auch einfach weggelassen, weil hier sowieso niemand mehr wohnt. Ich weiß es nicht."

Anoara
Edaira-Gebirge
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Vormittag

"Das klingt irgendwie traurig, dass die Menschen einen Ort wie diesen einfach aus ihren Karten des Planeten streichen, nur weil er verlassen wurde", meinte Anoara nachdenklich. "Warum sollte man diese Stadt geheim halten? Sie erscheint mir sehr groß zu sein. Geheim war sie damals sicher nicht."
Sie legte den Kopf leicht schräg als sie sah wie Samaa ihre Namen in den Staub schrieb.
"Ich kann damit wirklich jedes Wort schreiben, das ich auch sage?", fragte sie erstaunt. "Ich sah bei manchen Frauen aus dem Norden diese... Bücher, nannten sie sie glaube ich. Kennst du so etwas?"

Samaa
Edaira-Gebirge
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Vormittag

"Ja, das klingt wirklich traurig. Ich habe keine Erklärung dafür. Vielleicht wissen Jaeden und Marrek mehr? Sie sind schließlich hier her geganngen. Oder wir finden Hinweise in der Stadt.", im Moment konnte sich auch Samaa keinen Reim daraus machen.
"Genau jedes Wort.", Samaa ging zurück zum Tisch. Und schrieb: Ich heiße Samaa. Dann las sie es vor. "Siehst du, jedes Wort, dass ich sage kann ich auch schreiben.", sie hatte lange nicht mehr geschrieben, schon gar nicht mit Hand. Das erledigte die Technik. Es war ungewöhnlich und dennoch wohltuend.
"Bücher!? Oh ja!", sagte sie begeistert. "Wobei, wenn die Frauen richtig alte Bücher mitbrachten, dann waren sie wertvoll. Richtige Bücher gab es nur noch selten, sie sind teuer...", Samaa sah sich um und öffnete einen der Schränke und zog einen Karton heraus und schrie erneut vor Freude kurz auf:
"Ohhh sie nur! Der Herr der Welten. Eine fantastische Geschichte.", ehrfürchtig nahm Samaa das Buch heraus und roch daran. "Wie es riecht. So unglaublich schön!", schwärmte sie. "Bücher bekommt man nur ganz selten in die Hand. Das ist ein wahrer Schatz. Wir sollten es mitnehmen und ich bringe dir das Lesen bei.", sagte sie überzeugt.