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Liara
10. Oktober 712
Vormittag
Reise von Quie nach Cana
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"Dann wird es sich also wiederholen", sagte sie leise. "Vielleicht wird dieser blutige Krieg dieses Mal keine Jahrhunderte dauern. Aber sie werden wieder alle gegen einander aufhetzen und das Wissen von damals ist verschollen. Die Menschen, die die Götter schließlich gebannt haben, sind alle tot. Und wir Fen, die unsere Götter verraten haben, wissen nichts von den Bannen, die wir jetzt so dringend brauchen. Was ich am meisten hasse, ist diese hilflose Ungewissheit. Der Wall zwischen Ardakan und Quie existiert nicht mehr, die Verteidigungsanlagen sind verrottet. Chairo wird verbrennen, ja - und er wird die Kontrolle wieder gewinnen über die Menschen, die ihm hilflos gegenüber stehen. Damit erreicht seine Armee binnen kürzester Zeit den Status von Tausenden. Kommt Keltor noch hinzu, mit seinen Erdbeben, Ausbrüchen, Schwefel und Asche, wird noch mehr Leben sterben. Erst die Pflanzen, dann die Pflanzenfresser. Es wird die Menschen vertreiben und Chaos auslösen, ehe es überhaupt begonnen hat. Bis sie die Streitkräfte los schicken, sind Lorn und Althar bereits völlig entkräftet und die Stätten schutzlos."

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Rymel
10. Oktober 712
Vormittag
Reise von Quie nach Cana
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Rymel seufzte. „Ja, das befürchte ich auch“, sagte er leise. Er wusste, es würde wieder eine sehr schwere Zeit für ihn selbst werden. Er war vom Leben um sich herum abhängig, brauchte es, nicht nur für seine Magie, sondern für seine Kraft. Dies war einer der Gründe, warum er keine Kämpfe mochte. Er vertrug den Tod nicht, wurde mit jedem ausgelöschtem Leben in seiner näheren Umgebung schwächer. Auch hier merkte er diesen Einfluss, wo die Tiere geflohen waren und nur noch vereinzelte Insekten und kleine Nagetiere umher liefen, die leider nichts zu berichten wussten.
„Es wird nicht leicht werden, aber wenn wir zusammen halten, schaffen wir es hoffentlich ehe Elaina eine alte Frau ist, damit sie und Bidjan noch einige glückliche und friedvolle Jahre zusammen haben.“

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Liara
10. Oktober 712
Mittag
Grenzwald
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Liara seufzte. "Das ist so bitter. Ich kenne Bidjan schon lange, er hat sich schließlich in Ardakan verliebt damals. Jetzt treffen er und Elaina sich und niemand weiß, wie viel Zeit ihnen noch bleibt. Er hat seine erste Frau schon so früh verloren, ich hoffe so für sie beide, dass sie noch viele, viele Jahre zusammen haben und nicht bloß eine Handvoll."
Aber die Wege der Götter waren grausam, fast schien es Ironie des Schicksals, dass mit der erwachenden Liebe zwischen Elaina und Bidjan auch die Götter wieder erwachten.
Sie holte tief Luft. "Noch ist es nicht vorbei. Noch brennt Ardakan nicht, noch ist der Krieg nur unterschwellig, auch wenn er schnell in einen offenen Krieg münden kann und auch wird. Aber ich war nicht siebenhundert Jahre in Ardakan um die Stadt kampflos aufzugeben", erklärte sie mit neuer Entschlossenheit. Sie konnte die Götter nicht aufhalten, aber gegen die Armeen konnten sie sich irgendwie verteidigen. Sie mussten nur wissen, wie.

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Rymel
10. Oktober 712
Mittag
Grenzwald
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„Ich weiß, wie es Bidjan geht“, seufzte Rymel leise, nicht sicher ob Liara ihn verstand oder verstehen sollte. Er sprach nicht gerne über seine Familie, es tat auch nach den hunderten von Jahren noch immer weh, einer der Gründe warum er sich nicht mehr verlieben wollte.
„Und ob die Stadt brennen wird, ist noch nicht raus, wobei ein unterschwelliger Krieg, wie wir ihn im Moment haben, oft gefährlicher ist als ein offener, denn in einem offenen weiß man, was auf einen zu kommt. Da ist man vorsichtiger, weil man weiß, dass überall Gefahr drohen könnte“, sagte er und kniff etwas die Augen zusammen, als er sah, dass es in einiger Entfernung etwas heller wurde. Hatten sie den Wald etwa schon durchquert oder war dort lediglich eine Lichtung? Er vermochte es auf diese Entfernung noch nicht zu sehen.

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Liara
10. Oktober 712
Mittag
Grenzwald
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"Das wissen wir wohl alle", sagte Liara sehr leise, mehr zu sich denn zu Rymel. Sie alle hatten einmal Familie gehabt, deren Verlust schmerzlich war, bis heute.
"Darum ist es um so wichtiger, zu wissen, auf welcher Seite man selbst steht und die Menschen, die einem nahe stehen", sagte sie und sah Rymel an. "Du weißt selbst, wie überzeugend und verführend die Macht der Götter ist. Und wie schwer ist, sich dagegen zu wehren. Ich finde aber auch, dass es einem zeigt, wer wirklich zu einem steht."

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Rymel
10. Oktober 712
Mittag
Grenzwald
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Rymel nickte, da hatte Liara durchaus Recht, nur in der Not erkannte man wahre Freunde.

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Liara
10. Oktober 712
Mittag
Grenzwald
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Sie kamen dem helleren Ort näher und Liara blieb staunend stehen. Eine unerwartet große Lichtung ließ nun, wo der magische Sturm vorbei war, den Himmel erkennen, der sich bisher hinter dem enorm dichten Blätterdach des Grenzwaldes verborgen hatte.
"Da reitet man noch gar nicht lange in diesem Wald und ich freue mich schon wieder, den Himmel zu sehen, als hätte ich ihn tagelang nicht gesehen. Und der Wald... um Ardakan gibt es so wenige Bäume und alles ist so trocken... so lautlos es hier auch sein mag, es ist ein Wald mit feuchter Luft, mit Bäumen... und diese Lichtung ist wunderbar!"

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Rymel
10. Oktober 712
Mittag
Grenzwald
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„Lass uns einige Minuten rasten, ich höre Wasser, die Pferde und auch wir könnten etwas trinken, ehe es weiter geht. Ich möchte nicht lange hier bleiben, der Wald mag schön aussehen, aber er ist nicht schön“, sagte Rymel und ritt dem leisen Plätschern entgegen. Es war ein kleiner See mit in welchen ein kleines Rinnsal floss, welches wahrscheinlich auf keiner Karte verzeichnet war.
Er sprang aus dem Sattel und trat an das Wasser, es war klar, roch gut und er hoffte, dass es auch wirklich genießbar sein würde.

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Liara
10. Oktober 712
Mittag
Grenzwald
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Liara führte ihr Pferd ebenfalls zu dem Wasser. Sie vertraute auf den Instinkt des Tieres, vergiftetes Wasser zu meiden. Sie selbst ließ sich auf einem moosbewachsenen Baumstamm nieder.
"Was hast du gegen den Wald?", fragte sie. "Oder ist es wegen der geflohenen Tiere? Die kommen sicherlich wieder." Ihr war klar, dass Rymel mehr spürte als sie, was diesen Wald betraf aufgrund seiner Magie.

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Rymel
10. Oktober 712
Mittag
Grenzwald
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Rymel füllte seinen Wasserbeutel auf und setzte sich neben Liara auf den Baumstamm. „Wenn ich wüsste was mich stört, hätte ich es schon gesagt. Es ist nicht alleine die Abwesenheit der Tiere, auch wenn das schon Grund genug wäre. Da ist noch etwas anderes, etwas was ich nicht greifen kann. Ich spüre aber, dass die Pferde nur ungern hier sind, so schnell wie möglich aus dem Wals heraus wollen und wenn ich eines gelernt habe, dann dem Instinkt der Tiere zu vertrauen“, sagte er leise und trank einen Schluck.