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Re: DREI - östliches Edaira-Gebirge
Verfasst: Mi 5. Jun 2019, 11:02
von Cassiopeia
Anoara
Edaira-Gebirge
152. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Abend
Anoara war nicht minder erschöpft und aus der ersten Sehnsucht nach festem Boden wurde ein Verlangen, das kaum zu ertragen war. Als hätte man ihr gewaltsam etwas entrissen. Es befand sich in Sichtweite und blieb doch unerreichbar.
Erleichtert nahm sie Samaas Worte auf und nickte müde.
"Ja, wir sollten landen. Das dort unten sieht zumindest weit und breit verlassen aus." Allerdings schien es gar nichts zu geben, kein Wasser, keine Nahrung. Doch vielleicht hatten sei Glück und fanden eine winzige Quelle in den Felsen oder dergleichen.
Unsicher sah sie zu Samaa und wieder zu ihrer Vogeldame. Vermutlich würde Tara noch Stunden weiter fliegen. Doch wie sollte sie ihr begreiflich machen, dass sie landen wollten und mussten?
Vorsichtig strich sie ihr über den Hals.
"Meine Liebe, wir müssen landen. Wir sind nicht so stark wie ihr, wir brauchen Schlaf und festen Boden für die Nacht. Helft uns, wieder auf den Boden zu gelangen, bitte, solange wir noch ein wenig Tageslicht haben." Was bald verschwunden sein würde. Der Sonnenuntergang war atemberaubend aus dieser Perspektive und überzog glutrot das Land. Doch Anoara hatte keinen Blick für diese einmalige Schönheit. Sie wollte nur noch nach unten.
Re: DREI - östliches Edaira-Gebirge
Verfasst: Mi 5. Jun 2019, 12:18
von Siria
Samaa
Edaira-Gebirge
152. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Abend
Samaa nickte und war sich im ersten Moment etwas unsicher, wie sie den Vögeln klar machen sollten, dass sie landen wollten und, dass ihre Reise noch gar nicht beendet war? Was Anoara ihrer Vogeldame sagte, konnte Samaa nicht hören, doch auch sie wandte sich an ihre.
"Andá, wir müssen bitte landen. Wir brauchen eine Pause.", sprach sie leise zu ihr und zeigte nach unten. Die beiden Vogelweibchen schienen sich anzublicken und auszutauschen, denn plötzlich nahmen beide gleichzeitig einen Sinkflug ein. Langsam, damit ihren Menschen nichts passierte flogen sie in Kreisen immer tiefer.
"Ihr seid so unglaublich schlaue Tiere.", sagte Samaa gerührt. Die Tiere hatten sie tatsächlich verstanden, obwohl sie selber die Tiere nicht verstand. Dankbar streichelte Samaa durch das Gefieder. Schließlich landeten sie. Andra setzte sich auf den Boden, damit es Samaa nicht weit hatte, um herunter zu gleiten. Ihre Beine waren steif und schmerzten ein wenig, als sie auf dem Boden aufkam. Aella weinte nun richtig und Samaa nahm sie von ihrem Rücken, um sie in den Arm zu nehmen. "Ist gut mein Schatz, es geht gleich los.", flüsterte sie. Mit ihrer freien Hand strich sie über Andra. "Danke. Ihr habt uns sehr geholfen. Ihr braucht bestimmt auch Wasser und Nahrung. Sucht sie euch ruhig, aber kommt bitte wieder.", bat sie inständig und vergrub kurz ihren Kopf in das Gefieder. Sie fühlte sich diesen Wesen so verbunden. Diese Vögel hatte sie durch den Wind getragen, so als wäre es das Normalste der Welt und irgendwie empfand es Samaa auch wirklich so.
Re: DREI - östliches Edaira-Gebirge
Verfasst: Mi 5. Jun 2019, 12:41
von Cassiopeia
Anoara
Edaira-Gebirge
152. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Abend
Es war unglaublich - Tara begann wirklich einen Sinkflug nach einem kurzen Austausch, so schien es, mit Andra. Sie achteten sogar darauf, nicht zu steil hinab zu sinken, sondern in langsamen Kreisen dem Boden näher zu kommen, damit die Menschen sich gut halten konnten.
Als Anoara auf dem Boden ankam, zitterten ihre Muskeln ziemlich. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass das Sitzen und Halten auf Tara so anstrengend gewesen war, doch nun überkam sie die Erschöpfung.
"Danke", sagte sie ehrlich zu Tara. "Suche dir ruhig etwas zu Essen und Trinken. Bei Sonnenaufgang sollten wir weiter fliegen, damit wir nach Maeren kommen. Die Nacht gehört euch."
Tara machte einen leisen Laut und Anaora konnte es kaum glauben, als die große Vogeldame ihren Kopf leicht an Anaoaras Wange rieb. Dann machte sie kehrt, breitete die Flügel aus und hob abermals ab. Anoara hoffte, sie würden wieder kommen.
Sie drehte sich zu Samaa und lächelte erschöpft.
"Gib Aella ruhig die Brust, sie hat so lange durch gehalten. Ich schau mich etwas um, ob es einen windgeschützten Ort mit vielleicht etwas Wasser gibt", erklärte sie und drückte Samaa aus einem Impuls heraus vorsichtig in eine kurze Umarmung.
Re: DREI - östliches Edaira-Gebirge
Verfasst: Mi 5. Jun 2019, 20:35
von Siria
Samaa
Edaira-Gebirge
152. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Abend
Die Vögel hoben ab und Samaa blickte ihnen etwas sehnsüchtig hinterher. Doch das Gejammer von Aella holte sie wieder zurück. Als Anoara sie so überraschend drückte, erwiederte Samaa die Umarmung. Sie hatte Anoara selber sehr in ihr Herz geschlossen und war sehr froh darüber, dass sie nicht alleine war.
"Danke.", sagte sie und nickte zustimmend. "Ich werde erstmal den Schreihals beruhigen. Pass bitte gut auf dich auf. Wir wissen nicht, wo wir hier sind.", ein wenig beunruhigt war Samaa schon. Sie waren hier auf sich alleine gestellt. Die Vögel hatten vorher irgendwie noch ein wenig Schutz gegeben. "Sagt dir der Boden etwas?", fragte sie nach, während sie sich selber auf den von der Sonne gewärmten Boden setzte und sich an einem Felsbrocken anlehnte, um Aella besser stillen zu können.
Re: DREI - östliches Edaira-Gebirge
Verfasst: Mi 5. Jun 2019, 20:50
von Cassiopeia
Anoara
Edaira-Gebirge
152. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Abend
Anoara sank auf die Knie und ließ ihre Hände auf den Boden sinken. Sie schloss die Augen und es war, als sinke ihr Bewusstsein sofort tief in die Gesteinsschichten wie eine tiefe, innige Umarmung. Eine ganze Weile blieb sie so, bis sie sich daran erinnerte, was Samaa gesagt hatte. Sie ließ ihren Geist wandern, folgte den Schichten durch das Tal, das seine Geschichte offenbarte. Wie es entstanden war, das Resultat einer einst kollabierten Gebirgskette. Wie es verwitterte von Wind und Wasser. Anoara hielt inne. Wasser, es hatte hier einst Wasser gegeben. Eine Menge sogar. Sie versuchte, den uralten Spuren zu folgen und nach einigen Versuchen gelang es ihr, die Spur bis an die Oberfläche zurück zu verfolgen. Sie kehrte in ihren Körper zurück und sah zu einer steilen Felswand.
"Dort gibt es Wasser. Ich hole welches. Bleib, wo du bist!"
Damit nahm sie ihren Speer und Trinkschlauch und hielt auf die unscheinbare, steile Felswand zu.
Re: DREI - östliches Edaira-Gebirge
Verfasst: Do 6. Jun 2019, 18:15
von Siria
Samaa
Edaira-Gebirge
152. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Abend
Während Samaa Aella die Brust gab, beobachtete sie lächelnd Anoara, wie sie Kontakt zu den Felsen aufnahm. Sie konnte sie gut verstehen. Und dann hatte sie tatsächlich Wasser gefunden. "Sehr gut! Sei bitte vorsichtig!", mahnte sie noch mals. Erleichtert lehnte sich Samaa mit ihrem Kopf an den Fels. Ihre kleine Tochter trank hastig, aber zufrieden. Samaa sah sich ein wenig um. Es sah hier ganz anders aus, als in der Höhle. DIese Welt hier draußen war ihr immer noch etwas fremd, aber in der Stadt leben? Nein, das konnte sie sich auch nicht mehr vorstellen.
Re: DREI - östliches Edaira-Gebirge
Verfasst: Do 6. Jun 2019, 20:06
von Cassiopeia
Anoara
Edaira-Gebirge
152. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Abend
Es war nicht schwer, das Wasser zu finden. Anoara musste nur ihre Hand an den Fels legen und sie fand schnell die Stelle, an der ein schmales Rinnsaal den Fels hinab lief, kaum sichtbar. Es versickerte sofort im porösen Boden und kehrte durch die Gesteinsschichten zum Grundwasser zurück. Der ewige Kreislauf des Wassers seit Jahrmillionen.
Anorara überlegte. So konnte sie unmöglich die Trinkschläuche auffüllen. Sie legte ihre Hände an die Austrittstelle und konzentrierte sich. Schließlich ertönte ein Knacken, dann ein leises Sprudeln - und im nächsten Moment kam deutlich mehr Wasser aus der Felswand. Anoara lächelte und hielt nach einander die Wasserschläuche darunter, die sich nun schnell füllten.
Munter kehrte sie zu Samaa zurück und reichte ihr einen Wasserschlauch.
"Wie sieht es mit unserem Proviant aus? Ich fürchte, zu Essen finden wir hier draußen weniger und möchten ungern jagen gehen und dich hier ganz allein zurück lassen", gab sie zu Bedenken, während sie begann, die mitgebrachten Felle auszubreiten, damit sie es etwas bequemer hatten.
Re: DREI - östliches Edaira-Gebirge
Verfasst: Do 6. Jun 2019, 21:17
von Siria
Samaa
Edaira-Gebirge
152. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Abend
Aella war schließlich satt und blickte aufgeweckt um sich herum. Verliebt blickte Samaa auf ihre kleine Tochter und bekam so gar nicht mit, dass Anoara wieder zurück kam. Sie zuckte kurz zusammen: "Du warst ja schnell!", dankbar nahm sie das Wasser entgegen und trank einen Schluck. "Also, Aella hat erstmal genügend.", lachte Samaa. "Und sonst, wir haben ca für 2 Tage etwas zu Essen dabei, wenn wir sparsam sind.", sagte sie und zeigte auf einen kleinen Sack, der seitlich von ihr lag. "Für heute sollte es auf jeden Fall reichen."
Re: DREI - östliches Edaira-Gebirge
Verfasst: Fr 7. Jun 2019, 09:03
von Cassiopeia
Anoara
Edaira-Gebirge
152. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Abend
"Zwei Tage ist gut. Ich will gleich die Steine fragen, wie weit wir heute überhaupt gekommen sind und wie lange wir noch brauchen. Aber ich denke nicht, dass wir mehr als zwei Tage brauchen bei dieser Geschwindigkeit. Vorausgesetzt, unsere Vögel kommen wieder..." Das war schließlich noch nicht gesagt. Wenn das nicht der Fall war, würde diese Einöde schnell ihr Tod werden. Doch daran wollte Anaora nicht denken.
"Komm, essen wir erst einmal etwas. Es war ein unglaublicher Tag. Ich habe immer noch den Eindruck, dass der Boden mit all den Landschaften an mir vorbei fliegt. Ich hatte keine Ahnung, wie es hier von oben aussieht."
Re: DREI - östliches Edaira-Gebirge
Verfasst: Fr 7. Jun 2019, 09:19
von Siria
Samaa
Edaira-Gebirge
152. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Abend
Samaa blickte gen Himmel: "Ich hoffe auch, dass sie wieder kommen. Sie sind so unglaublich intelligent. Sie verstehen unsere Sprache, aber wir ihre nicht. Was sagt dass über uns aus?", stellte sie eine eher rhetorische Frage. "Ich wünschte, ich könnte ihre Sprache lernen.", sagte sie leise und legte Aelle auf ein Fell ab. Vergnüglich strampelte sie vor sich hin.
"Du sagst das so selbstverständlich, dass du die Steine fragen willst. Ich habe das Gefühl, dass du dich gerade ganz anders ausleben kannst, als noch in der Höhle. Hast du keine Sehnsucht zurück zu kehren?" Samaa zog ein Bündel zu sich heran, in dem die Lebensmittel waren und knüpfte es auf. Das Essen lag so vor ihnen und sie mußten nur noch zugreifen.