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Dnjepr, auf der Holmgard
07. März 768, Abend

Sowohl Njal als auch Lýsir hörten auf. Sie sanken beide erschöpft auf den Boden. Sämtliche Körperteile von Lýsir schmerzten, doch dies würde er nicht zeigen. Nach einer kurzen Verschnaufspause stand Lysir wieder auf, ebenso Njal.
Noch immer rangen sie nach Luft. Lýsir blickte zwischen Thor und Inga hin und her. Ihre Gesichter sprachen Bände.

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Dnjepr, auf der Holmgard
07. März 768, Abend
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"Ihr beide kommt jetzt sofort mit uns mit", sagte Thor und für einen Moment war Inga verwirrt ob des Uns.
Doch dann erkannte sie, dass sie dabei sein sollte. Und es ging wohl in die Kapitänskajüte, wie Inga vermutete. Ihre Vermutung sollte sich wenig später als richtig herausstellen. Als Thor, Njal und Lýsir eingetreten waren, schloss Inga hinter sich die Tür, während Thor sich auf einen der Stühle um den großen Tisch setzte.
"Setzen", sprach er in einem sehr befehlsbeladenen Tonfall und selbst Inga zuckte dabei zusammen, auch wenn sie gar nicht gemeint war.

Dnjepr, auf der Holmgard
07. März 768, Abend

Lýsir fühlte sich wie ein kleiner Junge, der etwas angstellt hatte. Wahrscheinlich hatten sie sich auch genauso benommen. Aber einen anderen Ausweg hatte er jetzt auch nicht mehr gesehen. Njals Blick war versteinert. Lýsir konnte ihn nicht deuten und eigentlich war es auch egal. Er wußte, dass es jetzt wohl Ärger geben würde.
Er blickte Thor an, nur flüchtig blickt er zu Inga, die ebenfalls am Tisch saß. Und plötzlich überkam ihn ein komisches Gefühl. Er schämte sich, er schämte sich dafür, sich vor einer Frau so benommen zu haben. Auf einem Schiff, auf dem es Gift war, verfeindet zu sein.

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Dnjepr, auf der Holmgard
07. März 768, Abend
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Letztlich hatten sie sich alle an den Tisch gesetzt. Njal und Inga auf der einen Seite und Thor und Lýsir auf der anderen Seite, so dass Inga Lýsir direkt gegenüber saß - und damit hatten sie so wenig Nähe zwischen Njal und Lýsir geschaffen, wie es hier an diesem Tisch nur möglich war. Doch Ingas Blick lag auf Thor und sie hatte ein wenig Abstand zwischen ihrem und Njals Stuhl gebracht. Sie wusste nicht warum, aber sie fühlte sich irgendwie unwohl in seiner Gegenwart.
"Und jetzt erklärt ihr mir, was das Problem zwischen euch beiden ist", forderte Thor die beiden Streithähne auf und das in einem Tonfall, der eigentlich nicht den geringsten Widerspruch zuließ.

Dnjepr, auf der Holmgard
07. März 768, Abend

Lýsir blickte zu Njal. Er hatte keine Lust anzufangen, schließlich war Njal die ganze Zeit auf Streit aus gewesen.
"Er provoziert wo er kann." begann Njal und Lýsir wäre beinahe vor Wut aufgesprungen. Wo hatte er provoziert?
"Ich habe ihm gesagt, dass er sich nicht in Angelegenheiten einmischen soll, die ihn nichts angehen. Es schien ihm aber egal zu sein. Dazu provozierte er mit seinen Äußerungen. So etwas lasse ich mir nicht gefallen." sprach Njal tot ernst.
Lýsir konnte nicht glauben, was er gehört hatte. Was hatte er nur getan? Hatte er ein so falsches Bild von sich selbst?
"Ich wollte nur helfen." verteidigte er sich. "Ich verstehe nicht, wann ich dich provoziert habe. Gut, heute Abend sehe ich ein, weil ich wütend war. Aber wann sonst? Ich habe meine Hilfe angeboten zu überlegen, wie wir Thyra schnellmöglichst aus der Gefangenschaft befreien können."
Lýsir blickte zwischen Inga und Thor hin und her. "War das denn so falsch?"

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07. März 768, Abend
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"Und womit genau provoziert...", Thor schien der Name entfallen zu sein, denn er blickte kurz zu Lýsir.
"Lýsir", sprang dann Inga ein und wunderte sich, dass sie sich nun plötzlich sicher war, wie sein Name war.
"Also?", beendete Thor dann seine Frage und blickte Njal auffordernd an.
Inga selbst hingegen wunderte sich wahrlich über Njals Verhalten, denn sie selbst hatte nichts von der angeblichen Provokation mitbekommen.

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07. März 768, Abend

Lýsir blickte gespannt zu Njal. Diese Frage interessierte ihn auch.
"Er drängt sich auf. Und das immer wieder. Er ist erst seit ein paar Tagen hier und schon mischt er sich über all ein. Die Anderen halten sich auch zurück." Njal war scheinbar noch immer wütend.
Lýsir war sprachlos. Was war an Hilfe nur so falsch?
"Es tut mir wirklich leid, wenn ich auf irgendeine Art und Weise provoziert habe. Ich meint es doch nur gut." sprach Lýsir fassungslos.

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Dnjepr, auf der Holmgard
07. März 768, Abend
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"Njal, meinst du nicht, dass du ein wenig übertreibst", hörte Inga sich sagen, während sie ihren Blick Njal zuwandt.
Warum verteidigte sie Lýsir auf einmal, immerhin kannte sie ihn kaum? Inga war erstaunt über sich selbst.
"Das denke ich aber auch. Die Männer sind an Bord gekommen um zu helfen und mir scheint es, dass Lýsir hier nichts anderes getan hat", stimmte Thor dann zu.
Während Inga immer noch verwirrt über sich selbst und mit hochgezogener Braue zu Njal blickte.

Dnjepr, auf der Holmgard
07. März 768, Abend

Njal schnaufte verächtlich und warf Lýsir noch immer einen bösen Blick entgegen.
"Wenn ihr das so seht." war seine einzige Antwort darauf.
Lýsir fühlte sich schlecht. In was war er hier nur hineingeraten?
"Ich weiß nun wirklich nicht, wie ich mich jetzt verhalten soll" er blickte zwischen den Dreien hin und her. Was wurde von ihm erwartet? Lýsir war schon viel unterwegs gewesen und es gab auch hin und wieder Streit, aber nicht wegen so etwas.

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Dnjepr, auf der Holmgard
07. März 768, Abend
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"Njal, du weißt genauso gut, wie ich, dass du die Wut auf Thyras Entführer nicht auf andere projezieren solltest", sagte Thor dann streng.
Und Thor war immerhin ein guter Freund von Njal. Inga wusste nur zu gut, dass er es wahrlich nur im Guten meinte. Und so hoffte sie, dass Njal es auch so verstand. Denn anders, als Thor es mit seiner Vermutung ausgesprochen hatte, konnte auch Inga sich Njals Verhalten nicht erklären. Ihr Blick glitt zu Lýsir, der Njals fehlgeleitete Wut, wie es das in Ingas Augen war, abgekommen hatte. Sie hoffte, er würde nicht sehr nachtragend sein, auch wenn sie gleichermaßen befand, dass er solch eine Behandlung seitens Njals nicht verdient hatte - immerhin hatte er wahrlich nur helfen wollen.
"Ich danke Euch", sprach es da aus Inga, aus einem Impuls heraus, den sie sich selbst nicht einmal so wirklich erklären konnte.