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Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 25. Jan 2020, 21:55
von Cassiopeia
Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
Aceio sah ihre Sorge, die sie so gut zu verbergen versuchte. Sah ihren Blick zu ihm und war nicht verwundert, dass sie so direkt fragte. Es war eine der Eigenschaften, für die er sie so schätzte.
"Sie lud mich in ihr Bett ein und bot mir die Heirat an", sagte er, während er einen zweiten Becher Met füllte. Er trat zu ihr und reichte ihn ihr. Es war verlockend wie sie an der Tür stand, doch er nahm sich zusammen. Sie mussten erst über Thorija sprechen.
"Doch das war es nicht, was mich beunruhigte."
Er trank langsam einen Schluck.
"Sie weiß, wer ich bin, dass ich mit anderen Nalahrs Niederlage zu verantworten habe. Etwas, dass sie offenbar wenig schätzt - ebensowenig, dass du die Krone erlangtest. Du seist... zu mir übergelaufen. Sie gehörte offenbar ebenso zum engen Kreis um Nalahr und ich bin sicher, sie hat ihre Leute um sich, die den alten Einfluss aufrecht erhalten wollen."
Er nahm einen weiteren Schluck. "Sie hat mir nicht einmal mit Worten gedroht, aber sie ist gefährlich, Eza. gefährlich für uns beide"
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 25. Jan 2020, 22:01
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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So direkt wie Eza geantwortet hatte, so direkt antwortete Aceio ihr nun. Sie nickte dezent, als sie den Becher Met annahm und erst einmal einen kleinen Schluck daraus trank, ohne dabei jedoch Aceio aus den Augen zu lassen.
"Soso, Thorija hat dir also den Hof gemacht", meinte sie nun doch ein klein wenig amüsiert und stieß sich von der Tür ab, wobei sie Aceio auch gleich ein klein wenig näher kam.
"Ich weiß, dass sie gefährlich ist. Sie ist eine Schlange, die noch nie irgendwas oder irgendjemanden hat anbrennen lassen. Sie nutzt sich ihr bietende Gelegenheiten beim Schopf, wobei sie stets bestens über alle Entwicklungen informiert ist. Sie hat ein Netz aus Informanten und Spionen um sich gescharrt, die ihr treu ergeben sind. Der Westflügel des Palastes ist praktisch ihr Reich."
Eza seufzte, als sie nun direkt vor Aceio stand.
"Sogar Nalahr war ihr hilflos ausgeliefert, sobald sie irgendetwas von ihm verlangt hatte", sagte sie sehr offen.
"Ich hatte gehofft, sie nie wieder zu sehen. Doch offenbar ist sie mit Bélan noch nicht fertig."
Sie stellte den Becher auf einer nahen Kommode ab, nachdem sie einen weiteren Schluck des fruchtigen Mets getrunken hatte und sah Aceio von unten her an.
"Sie ist gefährlich für uns beide, du hast Recht", stimmte sie ihm zu, "ist es das, was dich so besorgt?"
Ihr war ja durchaus die Distanz, die er nach dem Tanz mit Thorija aufgebaut hatte, aufgefallen.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 25. Jan 2020, 22:40
von Cassiopeia
Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
Aceio schüttelte den Kopf.
"Nein - und ja. Es ist schwer zu beschreiben, ich kann es kaum benennen. Ich glaube, ich hatte plötzlich Angst, dass all das hier zerplatzt wie eine Blase. Sie wird alles tun, dich unglaubwürdig dastehen zu lassen und sie wird nicht die einzige sein. Wenn sie weiß, wer ich bin und dass der heilige Nalahr wegen mir - uns - niemals zurück kehren wird, kann das Blatt sich wenden." Und das mitunter sehr schnell. Er seufzte leise.
"Außerdem hat sie mich an etwas erinnert... wir beide gehen sehr vertraut mit einander um. Das fällt auf. Sie weiß, dass du auf meinem Schiff her kamst und meint, du stehst unter meinem Einfluss."
Was, gewissermaßen, ja auch stimmte. "Ich bin... vielleicht nur beunruhigt, was sie aus diesen Informationen spinnen wird", gab er zu und stand nun dicht vor ihr, ihre Oberkörper berührten sich beinahe.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 25. Jan 2020, 22:46
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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"Wir werden dem Volk früh genug mitteilen müssen, dass Nalahr nie mehr zurückkehren wird. Aber nicht heute und auch nicht in diesem Jahr. Sie werden es von selbst begreifen, je länger er fort ist. Und natürlich kann Thojira dir zum Vorwurf machen, gegen ihn gekämpft zu haben. Doch Bélan wagt einen Neuanfang - und das kann sie wiederum mir nicht zum Vorwurf machen. Und dieser Neuanfang beinhaltet auch, dass wir uns allen anderen Ländern gegenüber öffnen. Und im Grunde, wenn man es aus Nalahrs Perspektive betrachtet, waren sie alle Feinde. Wenn sie es auf diese Weise versucht, wird sie scheitern. So dumm ist sie nicht. Was nicht bedeutet, dass sie keine anderen Mittel und Wege suchen wird, um an meinem Stuhl zu sägen."
Dann jedoch sprach Aceio etwas zu sprechen, was sehr wahr war. Eza sah ihm lange und tief in die Augen. Es schlich sich tatsächlich Panik in ihren Blick.
"Du meinst, es sollte enden", sprach sie leise flüsternd aus, was er lediglich recht dezent und durch die Blume angedeutet hatte.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 25. Jan 2020, 23:01
von Cassiopeia
Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
Sie sprach es tatsächlich aus, was er kaum zu denken gewagt hatte. Er schloss einen kurzen Moment die Augen, dann schüttelte den Kopf.
"Nein", sagte er mit fester Stimme und sah sie wieder an. "Aber sie hatte mich beinahe soweit, es zu denken, es ernsthaft zu denken, Eza. Weil sie mir die Gefahr vor Augen führte, in die wir sehenden Auges laufen. Die Gefahr, in die ich dich mitziehe und vor mir her schiebe. Ich bin kein Mann der großen Hallen und Königswürde, ich bin jemand, der im Hintergrund agiert. Die Mutigen gehen voran und zu ihnen gehöre ich nicht. Doch plötzlich wurde der Thron Bélans wichtiger als all die anderen, die auf dem Festland die Kronen trugen und wieder verloren. Hier in Bélan entscheidet sich Chomas Zukunft und wie gefährlich das wird, offenbarte mir Thorija in wenigen Worten." Und die Wirkung ihrer Worte auf ihn erschütterten ihn.
"Nein", wiederholte er leise, "ich will nicht, dass es endet. Aber wir müssen uns etwas überlegen."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 25. Jan 2020, 23:05
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza sah noch immer mit Panik im Blick zu Aceio. Sie griff nach seiner Hand und blinzelte ein paar Mal.
"Was ist es dann, das du mir sagen willst?", fragte sie und hielt sich an seiner Hand dabei nachgerade fest.
Ihr war tatsächlich ein wenig schwindlig. Sie waren seit gerade einmal zwei Tagen ein Paar. Und nun stellte er die Möglichkeit in den Raum, dass genau das es sein konnte, was alles zunichte machen konnte, was sie sich aufgebaut - was sie für Choma aufgebaut hatten?
"Du sagst mir, was wir hier tun, könnte alles gefährden. Du sagst mir, dass wichtig ist, was wir erreicht haben. Und im gleichen Atemzug sagst du mir, dass du das hier", damit hob sie ihre beiden Hände ein wenig, "nicht aufgeben willst."
Eza ließ ihre Worte einen Moment wirken.
"Was willst du, Aceio?"
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 25. Jan 2020, 23:24
von Cassiopeia
Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
Ihre Panik entging ihm nicht und er wünschte er könnte sie ihr nehmen.
"Ich will keine Angst um dich haben", erwiderte er leise. "Es ist lange her, dass ich so empfand für jemanden. Dass ich Angst um jemanden hatte, der mir derart wichtig war wie du es bist. Ich will nicht, dass unsere Liebe eine Gefahr für dich wird, Eza."
Das war das Letzte, was er wollte.
Er sah zu ihr und seine Miene glättete sich etwas. "Aber ich sehe deinen Mut, der so unerschütterlich ist, dass meine Angst verfliegt. Thorija hat ihre Worte wohl dosiert, dass sie mich beinahe ins Wanken brachte. Aber das wird mir nicht noch einmal passieren."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 25. Jan 2020, 23:28
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza war hin- und hergerissen. Einerseits vermochten Aceios Worte sie nicht so recht beruhigen. Andererseits tat er sein Bestes, um selbiges zu erreichen.
"Ich möchte nicht, dass irgendetwas unsere Liebe gefährdet", griff sie seine Worte auf und sah zu Boden.
"Ich weiß nicht, wie wir beides vereinen können, ohne, dass das Eine das Andere gefährdet. Sei es unser gemeinsames Ziel, seien es das hier."
Sie zuckte etwas ratlos mit den Schulter.
"Was sollen wir also tun?", fragte sie daher und sah auch wieder auf.
Die Panik war keineswegs gewichen. Doch nun hatte sich auch noch Ratlosigkeit dazu geschlichen. Ratlosigkeit mit einer Spur Resignation.
"Einfach so weitermachen, wie bisher?"
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 25. Jan 2020, 23:41
von Cassiopeia
Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
"Bisher", erwiderte Aceio noch immer leise, "war ich Kapitän und Anführer dieser Handelsmission mit dem Ziel, Bélan zurück ins Handelsnetz zu bringen - und du die geheimnisvolle Fremde an Bord, die in ihre Heimat zurück kehrt und mir ihre Hilfe anbot. Jetzt bist du Königin. Wir können nicht einfach so weiter machen, Eza."
Eine ernüchternde Erkenntnis.
"Ebensowenig will ich, dass du aufgibst, was du für dich un Néhara erreicht hast und erreichen willst. Wir müssen nur unsere Rollen neu finden. Jedes Wort, was du sagst, hat nun zehn Mal mehr Gewicht als vorher. Den Aceio, der im Hintergrund steht, und die geheimnisvolle Fremde an seiner Seite, gibt es nicht mehr. Uns muss klar werden, was wir wollen - gemeinsam und einzeln."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 25. Jan 2020, 23:46
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
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Eza atmete tief durch. Jetzt war es Aceio, der aussprach, was Eza nicht hören wollte.
"Also gibt es kein 'Weiter wie bisher'", fasste sie zusammen, was Aceio gerade gesagt hatte.
Sie blickte auf ihrer beider Hände und atmete neuerlich tief durch, bevor sie seine Hand losließ.
"Ich möchte nichts von dem aufgeben, was wir erreicht haben. Ich möchte nicht aufgeben, was wir mit Bélan in unseren Händen für ganz Choma erreichen können. Ich möchte das hier nicht aufgeben", erklärte sie entschieden und deutete auf sie beide.
Doch so, wie Aceio klang, würden sie etwas davon aufgeben müssen. Anders wusste sie seine Worte nicht zu deuten.
Eza, ratlos, wie sie war, biss sich auf die Unterlippe und trat an Aceio vorbei, um zum Fenster zu treten und die Wellen zu beobachten.
"Sag mir, was sollen wir also tun?", flüsterte sie nachdenklich, den Blick hinaus gerichtet.