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Mrs Murphy

Die große Main Coon hing noch etwas zwischen Tür und Angel mit ihrem Hinterteil fest und fand es gar nicht witzig, dass man einfach über sie hinweg hüpfte. Mit einem gequälten Knurren zog sie endlich ihre Hüfte durch die Türöffnung und rannte zu der nächsten Tür, an der Laetitia an der Klinke schaukelte. "Ich denke nicht, dass es die Menschen aufhalten wird, wenn du die Tür hinter uns zumachst", rief sie Paulchen zu und bemühte sich, die nächste Tür aufzudrücken, "langsam komme ich mir vor wie ein Rammbock", murmelte sie und stemmte sich mit ihrem gesamten Gewicht gegen das Holz.

So unglaublich es auch war - die Tür war nicht abgeschlossen und öffnete sich nach innen. Draußen konnte man frische Luft riechen und durch den offenen Türspalt eine mit Kies bedeckte Fläche sehen, auf der mehrere Autos geparkt waren - die Freunde hatten den Hinterausgang der Praxis aufgemacht, von dem aus man direkt und ohne Umweg übers Wartezimmer vom Parkplatz ins Behandlungszimmer gelangen konnte.

Aber noch waren sie nicht draußen. Paulchen kam gar nicht dazu, sich gegen die Innentür zu lehnen, als diese schon von der Rezeption her aufgemacht wurde. Die Rezeptionistin betrat den Raum und rief: "Mein Gott, sie haben die Außentür aufgemacht!" Man konnte hören, wie die anderen Frauen herbei gerannt kamen, aber man hörte noch etwas anderes: Der Mann im Wartezimmer schrie auf und der Hund bellte auf einmal viel lauter - und näher! "Macky, bei Fuß!", schallte es durch die Praxis, was aber völlig Nutzlos war, denn der Hund befand sich ganz im Griff seines Jagdtriebes. Die Frauen riefen auch alle irgendetwas wie "Festhalten" oder "Schnapp dir die Leine". Jedenfalls machte die Rezeptionistin die Tür schnell wieder zu, um den Hund nicht auch noch entwischen zu lassen. Nun war sie mit den Katzen allein im Aufwachrum, alle anderen waren noch bei der Rezeption und fingen erstmal den Hund.

Paulchen

Als die Tür, die er gerade schließen wollte, von der anderen Seite aufgemacht wurde, wich er zunächst unter die Arbeitsfläche an der linken Wand aus und rannte dort entlang, so weit er damit eben kam. Glücklicherweise wurde die Rezeptionistin aufgehalten, weil sie hinter sich die Tür zumachen musste. Das nutzte der Kater, um nun mitten durchs Zimmer auf den offenen Türspalt zuzurennen. Dabei schrie er aus ganzem Leib: "Los, raus, der Hund ist los! Weg!"

Laetitia

Verblüfft, das ihr Ausbruch funktioniert, ließ Laetitia los und fiel auf die Pfoten.

"Los, beide raus und draußen verstecken. Ich halte euch solange den Rücken frei."

Damit fuhr sie ihre Krallen aus und ging ein paar Schritte in die Mitte des Raumes.
Wenn beide draußen wären, würde sie sofort folgen.

Mrs Murphy

Das ließ sich Mrs Murphy nicht zweimal sagen und schoss hinaus auf den Parkplatz. Martina kannte die Praxis, aber für die Katze war es schwer, sich zu orientieren. "Zuerst da drüben ins Gebüsch", rief sie und stratzte weiter. Sie würden einen Ort brauchen, um sich erstmal wieder zurecht zu finden. Und zu überlegen, wohin sie als nächstes gehen sollten. Oder überhaupt machen... bisher waren ihre Pläne noch nicht weiter gedrungen, als aus der Obhut von Frau Bauer zu flüchten.

Die Rezeptionistin hatte wie alle in der Tierarztpraxis genug Erfahrung mit Tieren, um auf Laetitias Gehabe gar nicht einzugehen. Sie blieb ruhig und professionell, als sie sich ihr näherte. Zwar sah die Frau, dass die anderen beiden gerade das Haus verließen, aber sie wusste, dass sie das jetzt nicht ändern konnte - wenigstens die eine Katze, die noch im Raum war, wollte sie aber fangen. Dafür war es entscheidend, die Tür zu schließen, und deshalb ging die Frau an der rechten Wand entlang und versuchte, sich zwischen Laetitia und die Tür zu schieben. Dabei ging sie langsam vor, aber sie behielt die Katze sehr genau im Auge und war bereit, sofort zu reagieren, falls diese loslaufen würde.

Paulchen

Der Kater passierte Laetitia und war knapp hinter Mrs. Murphy, als sie nach draußen kam. Dort war es der Instinkt der Katze, der ihn erst einmal unter ein Auto schicken wollte, aber die Maine Coon drehte zur Seite weg und rannte zu irgendwelchen Büschen, die dort standen. Paulchen beschloss, ihr zu folgen, obwohl der Instinkt der Katze ihm sagte, dass er alleine besser dran wäre, aber der Mensch wusste es besser. Er hechtete in das Blattwerk und suchte einen Weg auf die andere Seite.

Laetitia

Erfreut, dass sie die Rezeptionistin aufgehalten hatte, ob allein durch ihre Anwesenheit oder durch ihre doch recht hohe Aggressivität, warf sie sich, kurz nachdem Paulchen an ihr vorbei war, herum, um ebenfalls rauszuflitzen. Dabei nahm sie sich ihren Rat von vorhin zu Herzen und lief in einer ungleichmäßigen Zick-Zack-Linie.

Mrs Murphy

"Schtt", zischte Mrs Murphy Laetitia zu, "hierüber... schnell!"
Sie selbst hatte sich tief in das noch hellgrüne Blattwerk verzogen und beobachtete aufmerksam die Hintertür der Praxis.

Gerade als Laetitia noch über den Parkplatz flitzte, trat die Rezeptionistin ins Freie und sah sie. Außerdem hörte man jetzt im Haus die Zimmertür und weitere Stimmen - offenbar war der Hund inzwischen wieder unter Kontrolle und die Frauen strömten nun aus, um die Katzen wieder einzufangen. "Da läuft eine! Die andern beiden müsen sich irgendwo verkrochen haben!", rief jemand, und die Menschen kamen nacheinander auf den Parkplatz, wo auch sie begannen, auszuschwärmen, um Laetitia den Weg abzuschneiden. Ins Gebüsch würde sie es aber noch rechtzeitig schaffen. "Passt auf, dass sie nicht auf die Straße rennen!", rief die Ärztin, und zwei der Frauen machten sich auf, um diesen Fluchtweg abzuschneiden.