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Nordsee, auf der India
9. Juli 1517, Nachmittag
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"Erleben? Dann zeig mir halt, was das ist", sagte Kara schulterzuckend.
Sie hatte ja keine Ahnung...
Aber sie war neugierig und befand, dass, wenn man einmal begonnen hatte, etwas von einem Thema zu erzählen, wovon der andere nichts verstand, man dann durchaus auch so gesehen verpflichtet war, das genauer zu erklären. Und John hatte damit nun einmal angefangen.

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Nordsee, auf der India
9. Juli 1517, Nachmittag
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John sah sie mit hochgezogener Braue an und stellte sich lieber nicht vor, was ihr Vater mit ihm machen würde, wenn er auf Karas Wunsch einging. Andererseits konnte er das Mädchen nicht so blind in sein Unglück rennen lassen. Also richtete er sich auf und beugte sich zu ihr, so dass sein Gesicht dem ihren ganz nah war, Tief sah er ihr in die Augen.
"Bist du dir sicher?", fragte er leise, sein Mund nur Zentimeter von ihrem entfernt.

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Nordsee, auf der India
9. Juli 1517, Nachmittag
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Kara hob eine Braue, etwas verwundert war sie, ob Johns Frage.
"Sicher", sagte sie, wie selbstverständlich.
Warum sollte sie sich auch nicht sicher sein? Sie war einfach zu neugierig.

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Nordsee, auf der India
9. Juli 1517, Nachmittag
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John zögerte noch kurz, dann lächelte er und legte seine Lippen leicht auf ihre. Der Kuss war unschuldig, sanft und die ganze Zeit war er bereit, sich sofort wieder zurückzuziehen, sollte sie abwehrend reagieren. Die Hand seines unverletzten Armes hatte er leicht auf ihre Wange gelegt.

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9. Juli 1517, Nachmittag
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Kara empfand eine Mischung aus Ekel, Abscheu, Faszination und wahrem Gefallen an der Sache. Und sie konnte nicht wirklich sagen, welches Gefühl dabei überwog. Das Kribbeln in ihrer Magengegend, welches gekommen war, kaum hatte John seine Lippen auf die Ihren gelegt, empfand sie hingegen jedoch als überaus störend bis unangenehm, so dass sie beschloss, es zu ignorieren. Mal einmal davon abgesehen, dass sie es so überhaupt gar nicht einordnen konnte, ja, damit gar nichts anzufangen wusste.
Langsam löste sie sich von John und blickte ihn gespannt an.
"Und warum tut man sowas?", fragte sie gleich weiter.

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9. Juli 1517, Nachmittag
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John grinste und sah sie an, ohne seinen Kopf zurückzuziehen. Noch immer war sein gesicht dem ihren sehr nah und er musste gestehen, dass der Kuss schön gewesen war. Unerfahren und unschuldig, aber schön.
"Das ist eine gute Frage. Es ist eine Art... Bekenntnis zwischen zwei Menschen, dass sie sich mögen."
Das Wort lieben ließ er bewusst noch aus dem Spiel.

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9. Juli 1517, Nachmittag
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Wieder hob Kara eine Braue.
"Dann müssten sich Andres und Kharecha ja den ganzen Tag... wie hast du das genannt?", fragte sie und war nur noch mehr verwirrt.
Noch immer war da dieses Kribbeln in ihrem Bauch. Und noch immer konnte Kara einfach nicht sagen, was es damit auf sich hatte. Eins wusste sie, es störte sie.

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9. Juli 1517, Nachmittag
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John lachte laut auf und lehnte sich zurück.
"Nein, so ist es nicht. Es ist eine Sache... zwischen Männern und Frauen. Und auch dann nur, wenn sie sich sehr nahe stehen. Wirklich nahe", sagte er mit einem Zwinkern.

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9. Juli 1517, Nachmittag
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"So, wie Ehepaare? Wie deine Eltern? So nahe, wie meine Mutter und Kharecha?", versuchte Kara die ganze Geschichte für sich einzuordnen.
So langsam ergab das für sie einen Sinn.
Das Kribbeln hingegen nicht.

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9. Juli 1517, Nachmittag
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"Ganz genau", bestätigte John und sah sie offen an. Vielleicht war doch noch nicht alles bei ihr verloren. Er verstand nicht, wie Kharecha seine Tochter so naiv aufwachsen lassen konnte. Das war einfach nur gefährlich.
"Allerdings sollte ein Mädchen nicht jeden küssen. Meine Mutter hat das immer als... Gunst bezeichnet, die ein Mädchen nur einem Jungen schenkt, der ihr wirklich etwas bedeutet."