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Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 18. Jan 2020, 02:05
von Cassiopeia
Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
"Meine Mutter war Roaya, mein Vater ein Händler aus Sombal mit Namen Hergald, Majestät. Er handelte Pelze und andere edle Dinge wie Edelsteine. Nichts, was sich Menschen dieses Landes leisten konnten. Doch dem Ersten Herren gefiel es und so durften sie bleiben und gelangten in seine Kreise. Als Mädchen war es mir natürlich nicht gestattet mit ihm zu sprechen. Ich weiß gar nicht ober wusste, dass ich da war... ich hielt mich an die Dienerschaft. Sie brachten mir vieles bei, während meine Eltern auf Handelsreisen waren: Kochen und Haushalt, Mäusefallen und Haltbarmachen von Lebensmitteln. Ich lernte schnell - ich sollte schließlich eines Tages eine gute Ehefrau werden - und erlange nach und nach ansehen unter der Dienerschaft. Offenbar tat ich mein Handwerk gut."
"Hattest du nie das Verlangen, nach Sombal zurück zu kehren?", fragte Aceio die junge Frau nach ihrer Heimat.
Tenya schüttele leicht den Kopf. "Ich habe nur noch wenige Erinnerungen an Sombal. Ich fühle mich als Bélanerin, auch wenn dies nicht mein Geburtsland ist."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 18. Jan 2020, 02:11
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza nickte leicht bei der Frage Aceios. Auch diese Frage war durchaus relevant. Und die Antwort entsprechend interessant.
"Das verbindet viele Bélaner", sagte sie wahrheitsgemäß, nachdem Tenya die Frage Aceios beantwortet hatte.
"Die meisten von uns wurden weder hier geboren und viele nicht einmal hier großgezogen. Es sind Ausgestoßene, Menschen, die stets nur suchten und nie irgenedwo ankamen und doch hier eine neue Heimat fanden", meinte sie und nahm von einem bereitstehenden Silbertablett drei silberne Becher, die sie gleichermaßen mit Gewürzwein füllte.
Sie reichte Aceio und Tenya je einen Becher.
"Ich denke nicht, dass eine gute Ehefrau zu sein, das beste ist, was Frauen unseres Talents erreichen können", meinte sie leichthin und schenkte Tenya ein weiteres Lächeln.
"Ich kannte deine Eltern. Sie zeichneten sich stets durch Loyalität aus. Eine Eigenschaft, die sich sehr schätze."
Sie hob ihren Becher ein weiteres Mal an diesem Abend.
"Du kennst sicher viele Leute hier am Hofe. Wen würdest du als würdig erachten, die Position des Zweiten Herren auszufüllen?", fragte sie wie nebenbei.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 18. Jan 2020, 02:25
von Cassiopeia
Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
Vorsichtig nahm Tenya den Becher mit einer leichten Verbeugung entgegen, überrascht, dass ihr einer angeboten wurde und obendrein von der Ersten Herrin selbst eingeschenkt worden war. Sie wollte sich schon für das Versäumnis entschuldigen, doch dies schien gar nicht von Belang für Eza zu sein. Stattdessen stellte sie ihr eine Frage, über die Tenya noch nie nachgedacht hatte.
"Ich... bin nicht sicher, Majestät", sagte sie wahrheitsgemäß. "Ich würde jemanden mit Geschick in der Diplomatie wählen, der die Gesellschaft und die höchsten Kreise gut kennt. Jemand, der über alle Zweifel loyal ist und stets im Sinne Eurer Hoheit handelt und spricht."
Zögernd nahm sie einen Schluck des Weines, der scharf ihren Rachen füllte.
"Denart scheint mir ein solcher Mann zu sein, Hoheit. Er dient in der Palastgarde als Offizier. Wolltet Ihr eine Frau wählen, wäre meiner bescheidenen Meinung nach Ahley eine gute Wahl, sie kennt sich gut mit Finanzen des Haushalts des Palastes aus."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 18. Jan 2020, 02:30
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza nippte über den Becherrand zu Tenya blickend an dem Wein.
"Wir sollten beide Namen unbedingt bei der Besetzung der Beraterposten in Erwägung ziehen", wandte sie sich an Aceio leicht nickend.
Dass sie ihm vertraute, war lange kein Geheimnis. Sie hingen ja praktisch aufeinander. Nichts, woran sich Eza störte, dass man es wusste. Im Gegenteil, es zeigte deutlich, dass sie Bélan nach außen zu öffnen gedachte.
Dann stellte sie ihren Becher zu dem leeren Schaumweinglas und schlug die Beine übereinander, anschließend verschränkte sie beide Hände vor ihren Knien.
"Loyal ist ein gutes Stichwort", sagte sie noch immer an Aceio gewandt und lächelte leicht, als sie zu Tenya zurückblickte.
"Wie steht es mit dir selbst?", kam sie zum Punkt und beobachtete Tenyas Gesichtszüge sehr genau.
Wenn man jemanden überfiel, dann konnte man anhand der unwillkürlichen Reaktion doch sehr viele Schlüsse daraus ziehen.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 18. Jan 2020, 02:42
von Cassiopeia
Aceio / Tenya
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Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
"Mit mir?", fragte Tenya überrascht, fing sich aber nach einem tiefen Durchatmen schnell wieder. Sie schluckte etwas und überlegte ihre Worte sehr genau ehe sie antwortete.
"Ich kenne den Hof, seine Bewohner, Diener und Gäste sehr gut", sagte sie in bescheidenem Tonfall. "Ich kenne die ebenso die Menschen vor den Toren des Palastes auf den Straßen in der Stadt. Ich höre zu und tue meine Arbeit mit Erfüllung. Nicht mehr um eine gute Ehefrau zu werden, Majestät. Sondern um... es ist schwer zu beschreiben. Ich genieße es, zu dienen und zugleich einen Überblick über die Geschehnisse am Hof zu haben. Die Hintergründe zu kennen und sie so zu lenken, dass den Hohen Herrschaften keinerlei Unannehmlichkeiten entstehen. Es ist nicht immer leicht und manchmal eine Herausforderung - doch es erfüllt mich mit Freude und Stolz, Ehre und Demut zugleich."
Aceio lächelte leicht.
"Du tust deine Arbeit mit wahrer Hingabe und hast dabei die wahrscheinlich wichtigste Position im Palast inne. Wer ist außer dir bereits so viele Jahre hier am Hof?" Es kamen schließlich nicht alle bereits im Kindesalter her wie Tenya.
Tenya überlegte abermals kurz. "Die meisten ein paar Jahre erst, Herr. So lange wie ich... vielleicht zehn aus meinem Dienerkreis, die ich spontan nennen könnte."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 18. Jan 2020, 02:47
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
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Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Ezas Mundwinkel zuckten, als Tenya ihre Frage so konsequent falsch verstand.
"Ihr tut also das, was dem Wohle des Hofes dient", fasste sie kurz zusammen.
"Und das schon so viele Jahre", erkannte sie durchaus an.
Dennoch, sie konnte nicht verhehlen, dass ihr die Antwort der jungen Dienerin gefallen hatte. Es war genau das, was es brauchte, um sie hier angemessen zu vertreten.
"Siehst du dich dazu im Stande die Position der Zweiten Herrin auszufüllen?", fragte sie sehr direkt weiter.
"Denn es braucht genau jemanden wie dich, mit genug Einfluss, mit genug Loyalität, um hier die Stellung zu halten, während wir in anderen Landen um die offizielle Aufnahme von diplomatischen Beziehungen ringen."
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 18. Jan 2020, 03:02
von Cassiopeia
Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
Tenyas Augen weiteten sich, als Eza ihre Frage nun so direkt stellte.
"Majestät, das... das wäre... eine zu große Ehre!"
"Ich kann Eure Wahl nur Unterstützen, Hoheit", wandte Aceio ein, "Tenya, du hast, wie gesagt, die wichtigste Position unter der Dienerschaft. Du erhältst viele Informationen und weißt, Aufgaben zu koordinieren. Ebenso kennst du Diskretion. Du bist verlässlich und zeigst durch deine Stellung bereits jetzt Führungsqualitäten. Wer wäre besser geeignet?"
Tenya rang etwas die Hände um ihr Glas - das mitunter einzige Zeichen ihrer Unsicherheit.
"Ich habe niemals daran gedacht, eine solche Position auszufüllen, Hoheit", sprach sie gefasster weiter, den Blick wieder leicht gesenkt. "Ich bin... geehrt, mehr als das, dass Ihr ein solches Vertrauen in mich hegt und ich gebe zu, in vielem von dem, was Ihr sagt, erkenne ich mich wieder. Doch nie strebte ich danach, über anderen zu stehen, Majestät. Der Gedanke liegt mir fern."
Aceio lächelte leicht. Genau deswegen war Tenya die perfekte Wahl. Weil sie nicht nach Macht strebte. Weil sie sich ihre Anerkennung nicht über Macht und Angst, sondern wahrlich erarbeitet hatte.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 18. Jan 2020, 03:10
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza lehnte sich an, während Tenya noch nach Worten rang und jene auch fand. Wenn sie auch sichtlich um Fassung bemüht war.
"Aceio hat Recht. Ich sehe niemanden, der besser geeignet wäre, als dich", sagte sie sehr ehrlich.
Dann griff sie wieder nach ihrem Glas und nippte an dem Wein.
"Jeder zweite hier am Hof strebt nach Macht. Du bist jedoch darauf bedacht, dass alles seinen ordnungsgemäßen Gang geht", erklärte sie und betrachtete die künftige Zweite Herrin einen Moment.
"Und? Was sagt Ihr, Zweite Herrin von Bélan und Néhara?"
Sie schmunzelte leicht und warf einen kurzen Seitenblick zu Aceio. Er hatte nicht direkt zu ihr gesprochen und seine Meinung geäußert. Er hatte es indirekt getan, indem er Tenya angesprochen hatte. Und Eza schätzte seine Meinung sehr, was sie ihn durch ein knappes Nicken auch wissen ließ.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 18. Jan 2020, 03:21
von Cassiopeia
Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
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"Das bin ich, Majestät", bestätigte Tenya und hielt noch immer das leere Glas in der Hand. "Euer Angebot ist sehr großzügig und voller Ehre nehme ich es an", sprach sie schließlich gefasster und stellte das Glas beiseite um von dem Sofa auf die Knie auf den Boden zu rutschen.
"So will ich Euch und Bélan dienen mit Stolz erfüllen. Euch zu vertreten wird mir eine Ehre und eine Freude sein, Majestät, eine Aufgabe, die ich mit Demut annehme." Sie verneigte sich tief und sie wusste, wenn sie sich erheben durfte, würde sie es nicht mehr als Dienerin tun.
Re: 3. Bélan-Inseln
Verfasst: Sa 18. Jan 2020, 03:27
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
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Eza blinzelte. Dass Tenya auf die Knie ging hätte sie kaum überraschen sollen, immerhin kannte sie das Prozedere. Dennoch hatte sie vielleicht ein klein wenig gehofft, dass sie dieses Mal darum herumkämen.
"Bitte, erhebt Euch, Tenya, Zweite Herrin von Bélan und Néhara", meinte sie feierlich, während sie Aceio einen kurzen Blick zuwarf und anschließend zu dem Wein sah, damit er ihnen allen nachschenkte.
"Diese Verbeugerei muss ein Ende haben", murmelte sie anschließend leise und amüsiert.