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Re: Im Labor des Dr. Feld

Verfasst: Sa 18. Dez 2021, 22:18
von Erzähler
Herr Wirt und Frau Brachstein

Seufzend folgte Frau Brachstein Herrn Wirt ins Haus und schloss die Haustür hinter sich. [ab jetzt bekommen die Katzen drinnen/draußen von der jeweils anderen Gruppe nichts mehr mit]


Morle

"Beneide Laetitia nicht zu sehr", mahnte Morle, "Immerhin gibt es dort nicht nur keine Katzenklappe, sondern auch kein Katzenklo und kein Katzenfutter - wer weiß, was Herr Wirt ihr vorsetzen wird. Und wenn sie Pech hat, wird sie vielleicht sogar eingefangen und zum Tierarzt gebracht." Dabei ging ein regelrechter Schauer durch Morles Fell - der Tierarzt war offenbar auch für ihn eine Alptraumgestalt.

Dann aber fing er sich wieder und entgegnete auf Mrs. Murphys andere Frage: "Was den Kläffer angeht, den ärgert man am besten zu Zweit!" Er grinste die Maine Coon an und führte aus: "Man geht an gegenüber liegende Seiten seines Reviers und lässt ihn dauernd hin und her rennen, immer von Einem zum Andern. Es dauert ziemlich lange, bis er müde wird, aber wenn es erstmal so weit ist, kann man vor seinen Augen durch sein Revier stolzieren und er kann nichts mehr machen, weil er einen nicht mehr erwischt. Eine größere Demütigung gibts nicht für einen wie ihn!"


Im Wirtshaus

Herr Wirt ging langsam ins Wohnzimmer und setzte sich dort auf einen speziellen Stuhl, aus dem man leichter wieder aufstehen konnte als aus den üblichen Sesseln. Frau Brachmann folgte ihm und stellte ihre Tasche auf den Wohnzimmertisch. Beide schauten zu, was Laetitia machen würde.

[Beschreibung des Hauses bis jetzt:]
Der Flur war gefliest und seitlich gingen Treppen nach oben und unten ab. Diese Treppen waren aus Holz und mit anti-rutsch-Belägen versehen, die Treppe nach oben hatte zusätzlich einen Treppenlift. Der Flur enthielt nur eine Gaderobe mit Spiegel und an den Wänden hingen ein paar Bilder, wie sie in den 1960ern in Mode gewesen waren. Vom Flur gingen auch mehrere Türen ab, die aber alle zu waren, bis auf die eine, durch die die Menschen ins Wohnzimmer traten.

Im Wohnzimmer war es ziemlich warm, und sobald alle drin waren, wurde die Tür auch gleich wieder geschlossen. Der Fußboden war mit einem optisch an Holz erinnernden Laminat (oder sowas) bedeckt, die Wände hatten Tapeten mit dezenten Blumenmustern, die aussahen, als hätte eine Frau aus Herrn Wirts Generation sie ausgesucht. An den Fenstern gab es bodenlange Vorhänge, ebenfalls mit Blumenmustern, und Gardinen, die den direkten Blick nach draußen verstellten. Die Wohnzimmermöbel sahen sogar älter aus als aus den 1960ern, der Stil war eher eine Art "Kaiserreich-Imitat". Es gab Schränke mit Glastüren, hinter denen feines Porzellangeschirr, Teeservices, Wiskey-Glas-Sixpacks und dergleichen dicht gedrängt standen - alles Gegenstände, die Herrn Wirts Generation als Ausdruck eines gehobenen Lebensstils für unerlässlich hielt, obwohl sie in Wirklichkeit vermutlich allesamt kaum bis nie benutzt worden waren. Ein paar Schränke hatten auch Türen ohne Scheiben.

Um den niedrigen Couchtisch standen ein Sofa und einige Sessel herum, die mit altmodischen Zierdeckchen versehen waren, aber der Stuhl, auf dem Herr Wirt saß, war deutlich neuer und eignete sich viel eher für einen altersgebeugten Mann, weil er höher war und man leichter daraus aufstehen konnte. Auf dem Couchtisch lag eine aufgeschlagene TV-Zeitschrift, und der dazu gehörige Apparat - ein Flachbildschirm! (aber älteres Modell) - stand auf einem kleinen Ecktisch. Eine Wand hatte auch eine Tür in das Nachbarzimmer, aber auch diese Tür war geschlossen.

Re: Im Labor des Dr. Feld

Verfasst: So 19. Dez 2021, 11:24
von Odin
Laetitia

Nachdem sie sich kurz umgeblickt hatte, sprang sie Herrn Wirt auf den Schoß und kuschelte sich an ihn an.

'Hoffen wir mal, dass er nicht auch gegen Katzenhaare allergisch ist. Wahrscheinlich aber nicht.'

Re: Im Labor des Dr. Feld

Verfasst: Mo 27. Dez 2021, 10:14
von silverbullet
Mrs Murphy

Mrs Murphy sah zu dem Haus, wo sie durch die verschlossene Tür eh nichts mitbekamen und sich im Nachhinein alles von Laetitia würden berichten lassen müssen und dann wieder zu Morle. "Hättest du Lust, einen Kläffer zu ärgern? Hm?", meinte sie und grinste auf Katzenart.

Re: Im Labor des Dr. Feld

Verfasst: Di 28. Dez 2021, 21:30
von Erzähler
Morle

"Aber immer doch!", antwortete der Kater Mrs. Murphy und gemeinsam gingen sie rüber zu Ackermanns, wo der Hund erst seit ganz kurzer Zeit wieder Ruhe gab (der Postbote war inzwischen weiter gefahren). Morle sprang auf einen Pfosten des Gartenzauns und erklärte: "Erstmal muss er natürlich raus kommen, aber das wird sicher nicht lang dauern, schließlich wollen sie ja ihre Post holen. Einer von uns bleibt hier, der andere geht hinters Haus, dort steht eine Regentonne im Garten, auf die der kleine Köter nicht rauf kommt - wir aber schon! Ja, und dann wechseln wir uns einfach ab - einer geht runter und lenkt den Hund auf sich, während der andere wieder auf seinen Platz zurück kann. Hier oben sind wir sicher vor ihm, wir können also jederzeit ausruhen. Aber erstmal muss die Haustür aufgehen..." Er blickte konzentriert auf die Tür, so als könnte er sie nur durch seinen Blick zum Aufgehen bewegen.


Bei Herrn Wirt

"He, he!", machte Herr Wirt, als Laetitia sich einfach auf ihn setzte. "Sie mag Sie wohl", kommentierte Frau Brachmann nüchtern und fing an, ihre Tasche auszupacken. Herr Wirt streichelte die Katze ein bisschen am Rücken, aber man merkte, dass er nicht viel Ahnung von Tieren hatte - zumindest nicht von Katzen. Die beiden Menschen unterhielten sich:
"Hatten Sie früher Tiere, Herr Wirt?"
"Kaum, meine Frau mochte es nicht, dass sie Schmutz ins Haus tragen. Als Kind hatte mein Vater einen Hund, aber vor dem hatte ich immer irgendwie ein bisschen Angst, ich weiß auch nicht, warum, er hat mir nie was getan. Aber ich war eben noch recht klein und irgendwie war er mir suspekt. Und Sie?"
"Mir machen Tiere auch zu viel Arbeit, aber wegen meiner Kinder hatten wir mal einen Hamster. Der ist aber schon länger gestorben und ein neues Tier haben wir uns dann nicht geholt. Ich weiß auch nicht, ob es so eine gute Idee ist, diese Katze hier zu behalten. So zutraulich, wie sie ist, ist sie sicher kein Streuner, also hat sie einen Besitzer. Sie sollten Sie im Tierheim abgeben, damit das Tier seinem Eigentümer zurückgegeben werden kann."

Re: Im Labor des Dr. Feld

Verfasst: Mi 29. Dez 2021, 10:55
von Odin
Laetitia

Als Herr Wirt sie streichelte, fing sie an zu schnurren. Ungeschicktes Streicheln war immer noch besser als kein Streicheln. Und sie merkte, dass sie einfach Streicheleinheiten brauchte. Sie drehte sich ein wenig, um ihr Köpfchen unter die streichelnde Hand zu bekommen.

Das hielt sie aber nicht davon ab, zuzuhören. Als Frau Brachmann vom Tierarzt sprach, überlegte sie. Wenn sie ins Tierheim käme, hätte es den Nachteil, dass sie aus der Mission ausgeklammert würde und auch künftig wohl nicht mehr teilnehmen könnte. Aber dann würde auch nachgeforscht werden, wem sie gehört. Richtig, sie würden keine leichte Antwort bekommen, da ihr ja der Chip entfernt worden ist. Aber gerade wenn sie zeigt, dass sie keine Streunerin ist, wird man die Narbe entdecken und dann wird gezeigt, dass da irgendjemand Schindluder betrieben hat. Und wenn es nur wäre, dass ihr Frauchen (oder Herrchen) sie ausgesetzt hatte. Die saubere Narbe dürfte aber dafür sprechen, dass es zumindest ein Mediziner sei.
Sie war sich allerdings noch unsicher, was sie jetzt tun sollte.

Re: Im Labor des Dr. Feld

Verfasst: So 2. Jan 2022, 22:24
von Erzähler
Im Haus

Während Herr Wirt Laetitia weiter streichelte und Frau Brachmann ihre Sachen fertig auspackte, sprachen die beiden weiter:

"Hmm... ich kann diese Katze gar nicht ins Tierheim bringen, weil ich schon vor Jahren meinen Führerschein abgegeben und mein Auto verkauft habe. Aber ich könnte mal meinen Sohn fragen, wenn er wieder hier vorbei kommt."
"Wann erwarten Sie ihn denn das nächste Mal?"
"Schwer zu sagen... vermutlich in ein oder zwei Wochen."
"Und so lange wollen Sie die Katze behalten?"
"Naja, nicht im Haus. Ich weiß nicht, ob sie stubenrein ist, und ich könnte nicht saubermachen, falls sie es nicht ist. Aber ich kann ihr Futter hinstellen, damit sie in der Nähe bleibt, und solange ich wach bin, kann ich sie auch rein lassen. Nur nachts nicht, denn da würde ich es nicht mitbekommen, wenn sie irgendwo hin macht."

Frau Brachmann sah so aus, als ob sie dachte, dass Herr Wirt es auch am Tag nicht mitbekommen würde, wenn er mal wieder vor dem Fernseher einnickte, aber sie sagte nichts davon, sondern meinte nur:

"Naja, Sie sind erwachsen und müssen wissen, was Sie tun. Ich schätze, Sie könnten auch einfach am Tierheim anrufen und man würde das Tier holen. Also wenn es Ihnen zuviel wird..."
"Hmm, ja, wenn es zuviel wird, dann kann ich das machen, aber warten wir es erst mal ab. Vielleicht wird es ja nicht zu viel."

Damit hörten die beiden auf, über Laetitia zu sprechen, und beschäftigten sich damit, wie es Herrn Wirt ging, welche Medikamente er wann nehmen musste, ob die Putzfrau pünktlich kam und ob er sonst noch etwas brauchte. Das dauerte eine Weile, und Laetitia musste irgendwann von seinem Schoss herunter, weil er aufstand und zum Tisch ging, wo Frau Brachmann verschiedene sachen ausgebreitet hatte. Vorher maß sie noch seinen Puls und war zufrieden. Dabei fiel noch einmal Laetitas "Name" (also nicht Laetitia, nur "die Katze"), als Frau Brachmann meinte, dass das Tier wohl eine belebende Wirkung auf den alten Herrn hatte. Herr Wirt stritt es nicht ab.

Re: Im Labor des Dr. Feld

Verfasst: Mo 3. Jan 2022, 18:30
von Odin
Laetitia

Laetitia hatte sich gerne streicheln lassen, solange es dauerte. Als sie ihren Platz auf dem Schoß von Herrn Wirt räumen musste, war sie zwar ein wenig ungehalten, aber akzeptierte es durchaus. Ihr Bedarf an Streicheleinheiten war eigentlich gedeckt.

Sie beschloss aber, sich ein wenig umzusehen, aber im Wohnzimmer zu bleiben, solange Frau Brachmann da war. Dabei überlegte sie:
"Ich werde bestimmt nicht zu viel. Auch zusammen mit Mrs. Murphy nicht. Bei Paulchen bin ich mir aber nicht sicher.
Aber bis der Sohn kommt, können wir ihn überzeugen, uns hier zu behalten. Vor allem, wenn es wirklich bei diesem Vorhaben bleibt. Und auch vor allem, wir sind für ihn wirklich belebend. Ich kann mir das wirklich vorstellen, dass es belebend ist, wenn man gemocht wird und es zurückgeben kann."

Wenn es dann nichts weiter zu tun gibt, springt sie auf eine Fensterbank und legt sich hin. Dort hielt sie Ausschau nach Mrs. Murphy.

Re: Im Labor des Dr. Feld

Verfasst: Mo 3. Jan 2022, 18:34
von silverbullet
Mrs Murphy

"Okay, Kätzchen wechsele dich", fasste Mrs Murphy das Gehörte zusammen und folgte Morle, sprang dann auf einen anderen Pfosten vom Zaun und starrte ebenfalls die Haustür an. "Ich schlage vor, dass du nachher zur Regentonne rennst, nicht, dass ich mich unterwegs verirre und der Kläffer mich erwischt..."
Außerdem hatte sie so noch halbwegs ein Auge auf das Haus von Herrn Wirt und dem Doktor, wenn sie trotz des Spiels weitestgehend vorne blieb.

Re: Im Labor des Dr. Feld

Verfasst: Mo 3. Jan 2022, 21:46
von Erzähler
Draußen (Ackermanns Garten

Während beide die Haustür beobachteten, war nebenan bei Herrn Wirt erstmal noch alles ruhig. Irgendwann ging Ackermanns Tür auf und ein Mann in Strickweste kam heraus und schlurfte zum Briefkasten. Der kleine Hund hatte zwischenzeitlich immer mal Ruhe gegeben, aber er war nie ganz still geworden, und jetzt dackelte er neben dem Mann her und blickte dabei ständig zu ihm auf.

Morle

"Och, hoffentlich nimmt der Mensch ihn nicht einfach wieder mit rein... Ich hatte erwartet, dass der Hund raus prescht und gleich hierher kommt, aber der ist ja total auf den Mann fixiert..."


Drinnen Wirts Haus

Frau Brachmann fing wieder an, ihre Sachen zusammen zu packen. Dabei plauderte sie mit Herrn Wirt:

"Sagen Sie mal, was sollen Sie der Katze eigentlich zu fressen geben? Sie haben doch sicher kein Futter im Haus?"
"Nein, nein, das nicht. Hmmm, ja, ich weiß nicht so recht. Ich könnte bei Frau Aydin anrufen, die mir immer meine Einkäufe bringt, und fragen, ob sie diese Woche schon früher kommen und Katzenfutter mitbringen kann. Oder ich frage mal bei den Nachbarn."
"Die mit dem Hund?? Die haben sicher kein Katzenfutter!"
"Ja, aber es gibt Leute mit Katzen hier in der Gegend. Wie heißen sie doch gleich...?"
"Rufen Sie lieber lieber Frau Aydin an und geben Sie ihr ein Trinkgld für den Extraaufwand."
"Ja, das werde ich wohl machen. Wenn die Katze überhaupt hierbleibt. Erst mal sehen, ob sie nicht weiter zieht, wenn sie eine Runde geschlafen hat."

Das Gespräch neigte sich langsam dem Ende zu und Frau Brachmann war auch langsam mit Einpacken fertig. Herr Wirt stand schon auf, um sie zur Tür zu begleiten und hinter ihr abzuschließen.

Re: Im Labor des Dr. Feld

Verfasst: Di 4. Jan 2022, 16:10
von silverbullet
Mrs Murphy

Also so einfach wollte Mrs Murphy den Hund aber nun doch nicht davonkommen lassen!
Plötzlich ertönte ein gefährliches Brummen, dann ein markerschütterndes Fauchen und die große Main Coon wirkte noch einmal doppelt so groß, wie sie da auf vier Pfoten mit gesträubten Fell und gebogenen, dick aufgeplusterten Schwanz da auf dem Pfosten stand und rief: "Deine Mutter war ein Chiwawa und dein Vater ein Yorkshire, du winzige Promenadenmischung!"