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Toyan Kerim
15. April 143. Jahr des Lichtes, Nachmittag
An Bord der Meria
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Toyan wusste zwar nicht, was genau Shaya meinte, doch der entsetzte Ausdruck auf ihrem Gesicht alarmierte ihn. Schnell griff er nach ihrer Hand, sah sie bittend an, wollte sie irgendwie beruhigen.
"Shaya", murmelte er, während er versuchte, ihren Blick einzufangen, welcher jedoch noch immer entsetzt auf Narea gerichtet war. "Bitte, Shaya", wieder holte er, ohne es selbst zu merken, etwas in ihm wurde kalt. Es gab nur eine Sache, die Shaya derart entsetzen konnte und wenn dies wahr war, dann flehte er um Gnade bei den Göttern.
Doch dann schlug Nara die Augen auf, versuchte zu sprechen, aber ihre Stimme klang brüchig und schmerzhaft. Er beeilte sich, ihr eine Schale mit etwas Wasser an die Lippen zu setzen, versuchte, Shayas Blick auszublenden.

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Shaya Zarin
15. April 143. Jahr des Lichtes, Nachmittag
An Bord der Meria
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Noch immer war Shaya bis aufs Mark erschüttert. Sie konnte einfach nicht fassen, was Narea getan hatte. Es war zu unglaublich, dass ein unschuldiges Wesen, wie Narea in Shayas Augen eines gewesen war, zu so etwas in der Lage gewesen sein konnte. Wie verzweifelt musste sie gewesen sein? Oder war es etwa nur die Neugierde, die sie dazu bewogen hatte? Der letzte Gedanke machte ihr Angst. Iyads Einfluss musste derart stark gewesen sein auf die junge Empathin, dass es ihr schon Angst einjagde.
"Du hast sie alle auf dem Gewissen. Du und Iyad... nein... was hast du nur getan", sagte sie geschockt und starrte Narea immer noch ungläubig an.
"Was hast du nur getan", murmelte sie erneut, ihre Stimme sprach von Enttäuschung, während sie den Kopf leicht schüttelte.
Sie hatte ihre Seele verkauft...

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Narea
15. April 143. Jahr des Lichtes, Nachmittag
An Bord der Meria
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Dankbar spürte sie das kalte Nass des Wassers auf ihren rissigen Lippen, als Toyan ihr die Schale reichte. Sie trank einige, gierige Schlucke und wurde kurz darauf von einem Hustenanfall geschüttelt, der sie fast wieder in den dunklen Abgrund der Besinnungslosigkeit gestoßen hätte. Einige Sekunden lag sie reglos und mit geschlossenen Augen da, bis die grellen Punkte, das Schwindelgefühl und die Übelkeit wieder ein wenig abgeklungen war.
"Wir... hatten keine Wahl", sagte sie tonlos, ohne die Augen zu öffnen. Wieder tauchten die Augen des Koches vor ihr auf, bohrten sich in ihren Kopf und schrien sie stumm an.
"Keine Wahl", wiederholte sie und betete, dass es wirklich so war. Sie und Iyad hatten Shaya und Toyan retten müssen und es war die einzige Möglichkeit gewesen.
Sie hoffte, dass es so war.

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Toyan Kerim
15. April 143. Jahr des Lichtes, Nachmittag
An Bord der Meria
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Toyan runzelte die Stirn, blickte Narea besorgt an.
"Was meinst du damit? Was ist passiert?" Langsam wurde er ungeduldig, er wollte endlich wissen, was los war! Wollte Shayas Entsetzen verstehen, Nareas Versuche, sich zu entschuldigen, sich zu erklären.. was, bei den Götten, hatten sie und Iyad... er stockte. Wenn Iyad den Dämon herauf beschworen hatte und Narea sich dafür entschuldigte, konnte das nur eines bedeuten.
"Narea?", fragte er scharf, musterte sie. "Dieser Dämon... hast du Iyad dabei geholfen? Was bei den Göttern hast du getan?!" Nun war es auch mit seiner Ruhe zu Ende, was passierte hier nur? Ratlos schüttelte er den Kopf, es musste ein Traum sein, ein Alptraum...

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Shaya Zarin
15. April 143. Jahr des Lichtes, Nachmittag
An Bord der Meria
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Keine Wahl!, hallten Nareas Worte wieder und wieder in ihrem Kopf wieder.
Energisch schüttelte Shaya den Kopf. Sie hatte den ersten Schock zumindest erst einmal überwunden.
"Sie hat ihm geholfen", sprach sie leise, blickte zwar zu Narea, meinte aber Toyan.
"Es gibt immer eine Wahl, Narea, immer", sagte sie wieder kopfschüttelnd an die Empathin gewandt.

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Narea
15. April 143. Jahr des Lichtes, Nachmittag
An Bord der Meria
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Die Kopfschmerzen wurden schlimmer, je mehr die Vorwürfe der beiden auf sie einprasselten. Noch immer hatte sie die Augen geschlossen und presste die Lider fest zusammen. Sie war so müde und am liebsten wollte sie schlafen. Nicht nur Shayas Entsetzen versetzte Nareas Innerstes in Aufruhr, nun vermischte es sich auch noch mit Toyans. Sie hatte nichts anderes erwartet.
Es gab immer eine Wahl. Ja, vielleicht gab es die. Vielleicht hatte sie eine Wahl gehabt. Sie hatte sich entscheiden müssen und es war ihr wichtiger erschienen, das Leben der anderen zu retten, als das der Mannschaft. Vielleicht war es falsch gewesen, doch sie würde es wieder tun. Zuviel stand auf dem Spiel.

Ihre Hand fuhr zu der Stelle an ihrem Kopf, von welcher der pochende Schmerz sich wellenartig in ihren ganzen Körper auszubreiten schien. Schweiß stand ihr auf der Stirn und sie wünschte sich, die beiden könnten zumindest versuchen, sie zu verstehen. Doch sie ahnte, dass dies immer ein unerfüllter Wunsch bleiben würde.
"Ich wünschte... es wäre so einfach gewesen...", murmelte sie auf Shayas Vorwurf.
"Es hieß sie oder wir", wiederholte sie Iyads Worte, mit denen er sie zur Mithilfe überredet hatte. Sie musste einfach glauben, dass es die Wahrheit gewesen war.

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Toyan Kerim
15. April 143. Jahr des Lichtes, Nachmittag
An Bord der Meria
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Toyan schluckte, er wusste, was Narea ihnen sagen wollte. Sie wollte uns nur schützen... Er seufzte, wusste nicht, was er tun oder denken sollte.
"Narea", sprach er sie leise an, er wollte wissen, musste es wissen. "Bitte, was genau ist passiert? An was erinnerst du dich? Es ist wichtig, bitte!", sagte er eindringlich und hoffte, Shaya würde es zulassen. Er wollte es einfach nur verstehen, was die junge Empathin soweit getrieben hatte, was.. Iyad ihr vielleicht versprochen hatte.

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Shaya Zarin
15. April 143. Jahr des Lichtes, Nachmittag
An Bord der Meria
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Kurz blickte Shaya zu Toyan. Dann schloss sie für einen Augenblick die Augen. Und als sie sie öffnete, seufzte sie kurz und nickte dann.
Sie würde nichts weiter sagen, Narea kannte ihre Ansicht. Sie musste es nicht noch schlimmer machen. Und vielleicht, wenn sie es erklärte, vielleicht konnte Shaya dann auch verzeihen - doch das würde Zeit brauchen, sehr viel Zeit.
Shaya bemerkte gar nicht, wie ihre Hand zu Toyans gewandert war, sich auf seinen Arm gelegt hatte.

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Narea
15. April 143. Jahr des Lichtes, Nachmittag
An Bord der Meria
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Was war passiert? Gute Frage. Wieder leckte sie sich die spröden Lippen Sie versuchte sich zu erinnern, doch immer wieder wurde der Kopfschmerz größer.
"Wir... mussten etwas tun", murmelte sie tonlos mit rauer Stimme.
"Iyad wollte Hilfe aus der... der Anderswelt holen. Er brauchte meine Hilfe. Ein Opfer... der Koch..."
Ihr Kopf tat so schrecklich weh und sie hatte noch immer einen schrecklichen Durst.
"Das Messer... ich habe... "
Sie begann zu zittern.
"Er hatte keine Chance. Der Dämon... hat von ihm Besitz ergriffen... und dann..."
Was danach passierte wusste sie nicht genau. Sie erinnerte sich an die Schreie, die Qualen, die sie gespürt hatte. Das Zittern wurde stärker und noch fester presste sie die Lider aufeinander, als könnte sie die Wahrheit so ausblenden.
"Wir mussten etwas tun", widerholte sie leise mit bebender Stimme.

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Toyan Kerim
15. April 143. Jahr des Lichtes, Nachmittag
An Bord der Meria
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Toyan seufzte, Nareas Stimme klang mehr als verzweifelt. Er spürte Shayas Hand auf seinem Arm, sie gan ihm Sicherheit, sagte ihm, dass es gut war, dass sie sich zurück halten würde. Er war ihr dankbar dafür, legte seine Hand auf die ihre, drückte sie kurz. Nach und nach versuchte er, sich ein Bild dessen zu machen, was geschehen war, doch noch immer waren da Lücken, die er sich nicht erklären konnte.
Immerhin wissen wir nun, wo der Koch ist, dachte er und schämte sich beinahe dafür, dieser Gedanke war nun wirklich unpassend.
"Wusstest du, was Iyad vor hatte?", fragte er, sein Tonfall war nun nicht mehr ganz so ernst. "Wusstest du, dass er alle... alle töten würde, außer uns?"