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Mrs. Murphy

Martina hatte ihre liebe Müh, die Katze zu beruhigen, zumal sie selbst auch nicht gut in engen Räumen zurecht kam. Dass da noch ein Hund war, machte es nicht besser, aber zumindest ging das Geheul nun in ein tiefes, kehliges Brummen über. Der Geruch des Desinfektionsmittels kroch ihr in die Nase und Mrs. Murphy fing wieder an zu hecheln.
Irgendwie war das in der Theorie besser geplant gewesen...

Laetitia

Laetitia beruhigte sich, auch durch den Einfluss von Veronika. Der Geruch störte sie zwar, aber dadurch, dass sie an etwas anderes dachte, konnte sie den Einfluss davon abschwächen.
Sie sah sich um und sah die anderen Tiere und vor allem Menschen im Wartezimmer. Die würden eine Flucht wohl verhindern. Das hieße, dass entweder ein sehr günstiger Moment kommen müsste oder die Flucht im Behandlungsraum stattfinden musste. Außerdem wollte sie sowieso den Arztbesuch. Sie hoffte nur, dass sie dabei keine Narkose bekommen würde. Die anderen natürlich auch nicht, schob sie in Gedanken hinterher.

Paulchen

Nachdem er sich nun etwas besser zusammenriss, konnte Paulchen auch hören, dass die anderen Katzen ebenfalls leiser wurden. Nervös fragte er im Flüsterton: "Der Tripp hierher war viel schlimmer, als ich erwartet hatte, und hier ists noch übler, als Obelix es beschrieben hat. Und ich hab meine blöde Box nicht aufgekriegt. Was machen wir jetzt?" Dabei leckte er sich die blutige Nase und besah sich seine verletzte Pfote. Nichts davon war schwerwiegend, aber jetzt, wo er aufhörte, rumzuwüten, merkte er das Brennen langsam. "Wenn sie eine Box aufmachen, kann derjenige versuchen, abzuhauen, und Laetitia kann es dann auch versuchen, weil ihre Box manipuliert ist. Aber was wird dann aus den andern beiden?"

Laetitia

"Ich würde vorschlagen, dass einer von euch im Behandlungszimmer die Menschen beschäftigt und ich dann aus meiner Box fliehe und eure Boxen öffne. Von außen geht das bestimmt leichter.
Wir sollten aber abwarten, bis wir beide zumindest schon untersucht wurden."

Das Gespräch der drei Frauen war offenbar abgeschlossen, denn nun nahmen Frau Bauer und die Frau im Kittel wieder die gleichen Boxen wie vorhin und trugen sie an der Theke vorbei in ein Behandlungszimmer, wo sie wieder auf den Fußboden gestellt wurden, alle vier schön säuberlich in eine Reihe nebeneinander (von links nach rechts: Mrs. Murphy, Paulchen, Laetitia, Luna). Die Tür zum Flur stand noch offen, aber den hund konnte man von hier aus nicht mehr sehen, es war um eine Ecke gegangen. Die beiden Frauen plauderten weiter, und wenn man hinhörte, konnte man verstehen, dass es darum ging, Karteikarten für die 4 Katzen anzulegen. Da niemand wusste, wie sie hießen, wurden die Karten erstmal ohne Namen ausgestellt, bis nach Chips oder Tatoos gesehen worden wäre. Das sollte bei jeder Katze der erste Schritt sein, so wurde es gesagt. Auf das Wimmern der Tiere gingen die Menschen nicht weiter ein, sie wussten, dass man die Katzen am ehesten beruhigte, wenn man selbst ganz gelassen blieb. Aber die scharfen Medikamenten- und Desinfektionsmittelgerüche trugen nicht dazu bei, die Tiere zu beruhigen.

Paulchen

Er antwortete Laetitia erst jetzt, weil es während des Hereintragens nicht gut gegangen wäre: "Ok, wenn sie uns der Reihe nach dranbringen, fangen sie entweder mit Luna oder mit Mrs. Murphy an. Wir beide kommen in der Mitte. Warten wir ab, wie sie es machen werden." Der Kater fasste sich wieder etwas, da er doch noch einmal ein bisschen Hoffnung schöpfte. Ja, seine Verletzungen sollten sie noch behandeln, diese Kidnapper, aber dann würde er schon zusehen, dass sie es bereuten, ihn eingesperrt zu haben. Das sollte dann genug 'Beschäftigung' für die Menschen sein.

Mrs. Murphy

Allmählich beruhigte Mrs. Murphy sich, war aber noch weit vom klaren Denken entfernt. Mühsam ordnete sie ihre Gedanken, dann meinte sie: "Wenn die sehen, dass uns unsere Chips entfernt wurden... meint ihr, das hat irgendeine Wirkung?"
Sie versuchte, sich etwas anders in der engen Box hinzusetzen, aber jedes Mal, wenn sie an eine der Plastikwände kam mit ihrem Po oder Kopf, führte das nicht gerade dazu, dass sie ruhig blieb. Sie wollte hier nur noch raus. Dazu dann noch die scharfen Gerüche und das Blut von Paulchen... wieder kämpfte Martina mit der Panik der Katze, die sich nun wenigstens schon einmal zusammenreißen wollte - was ein enormer Schritt war.

Laetitia

Laetitia nickte.

"Ja. Ich hoffe mal, dass sie bei Luna anfangen, dass ich vor dir dran komme. Dann habe ich mehr Zeit und kann die Ablenkung auch nutzen.

Eine Wirkung wird es auf jeden Fall haben. Aber ich glaube nicht, dass es uns betrifft. Das wird die Behandlung nur in die Länge ziehen, denke ich mal."

Sie dachte sich, dass sie lieber Mrs. Murphy als erstes befreien sollte. Zum einen kann sie das Chaos am laufen halten und Paulchen helfen und zum anderen hat sie schon genug Panik.

Während Frau Bauer und die Frau, die sich jetzt als Tierarzthelferin herausstellte, noch die Karteikarten vorbereiteten, kam noch eine Frau herein, die auch einen weißen Kittel trug. Sie wurde von den anderen als "Frau Doktor" angesprochen und musste also die Tierärztin sein. Sie hatte lange dunkle Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren, und war mit Abstand die jüngste Person im Raum (von den Katzen-Menschen vielleicht abgesehen). Es gab noch einmal eine allgemeine Begrüßung und die Ärztin wurde über die Umstände aufgeklärt. Worte wie "ich habe wieder mal ein paar Streuner aufgegabelt, aber sie sehen nicht aus, als ob sie lange draußen gewesen wären" und "der dumme Kater hat sich erst auf der Fahrt hierher verletzt, die kleinere der erwachsenen Katzen kam schon mit ein paar Kratzern zu mir. Die scheinen eigentlich nicht schwerwiegend zu sein, aber die Katze war während der Fahrt so ruhig, dass ich mich doch frage, ob sie nicht etwas hat" fielen von Frau Bauer und die Ärztin, die auch als Doktor Riemlein angesprochen wurde, versprach, sich um alles zu kümmern.

Dann, als das ganze Prozedere endlich vorbei war, wandten die drei Menschen sich den Katzen zu. Dr. Riemlein tat Laetitia nicht den Gefallen, mit Luna anzufangen, weil Mrs. Murphy immer noch recht unruhig war. "Also schön, die Große zuerst", sagte die Ärztin munter und ihre Helferin hob die Box mit der Maine Coon auf den Behandlungstisch und öffnete die Gittertür.

Mrs. Murphy

Als die Tür sich öffnete, zuckte Mrs. Murphy zurück - dann schoss sie wie ein geölter Blitz aus der Box und versuchte, von dem Nirosta-Untersuchungstisch zu springen und gab ein wildes Fauchen von sich.
Martina hatte die Katzeninstinkte überhaupt nicht mehr unter Kontrolle, der Stress in der Enge und der Autofahrt waren einfach zu viel gewesen. Nun kontrollierte die Katze ihren Körper und der reagierte gerade nur instinktiv mit Flucht- und Kampfmodus.