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Re: Kapitel 1

Verfasst: Do 1. Apr 2010, 21:16
von Ayrina
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Narea
15. April 143. Jahr des Lichtes, Mittag
An Bord der Meria
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Ihr war so schwindelig. Und so schlecht. Und trotz des Feuers, dass sie bis hierher spüren konnte, war ihr kalt. Hatte Shaya sie verstanden? Warum ging niemand die Kräuter holen?
"Iyad...", sagte sie, doch er war wohl zu weit entfernt, als dass er sie hören konnte.
"Toyan..."
Doch auch der Magierjäger antwortete nicht. Sie spürte, wie sie immer wieder abdriftete. Ihr Kopf schmerzte und ihr wurde immer kälter. Sie spürte das warme Nass ihres eigenen Blutes.
Wieder wurde ihr schwarz vor Augen.
"Iyad...", sagte sie noch einmal, etwas lauter, dann wurde es dunkel und still.

Re: Kapitel 1

Verfasst: Di 6. Apr 2010, 17:38
von Cassiopeia
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Toyan Kerim
15. April 143. Jahr des Lichtes, Mittag
An Bord der Meria
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Toyan rang nach Luft und schloss die Augen, als sie es endlich geschafft hatten. Narea und Shaya waren bewusstlos, was Iyad tat, konnte er nicht genau erkennen. So überließ er es dem Blutmagier, die Toten zu beseitigen und prüfte die Segel und das Ruder. Er schickte ein Stoßgebet zu den Göttern, sie würden ihnen Wind schicken, denn allein kamen sie nicht von der Stelle, nicht mehr lange und die Flammen würden auch die Meria verschlingen.
Die Luna brannte indes, die Segel wurden vom Feuer verzehrt, der Mast krachte bedenklich.
"Verdammt!", fluchte er und schlug auf das Steuerrad - als er einen Windstoß spürte. Kurz darauf blähten sich die Segel und während auf der Luna weitere Planken barsten, wurde die Meria langsam aber sicher davon getrieben. Danke, Ihr Götter!
Erleichtert atmete er auf, langsam kehrte das Zittern in seine Glieder zurück. Doch er durfte sich jetzt nicht ausruhen, sie alle waren verletzt und die einzige Heilerin in ihrer Runde war bewusstlos. Moment.. hatte Narea nicht nach ihm gerufen? Er trat zu ihr, legte sie auf die Seite, sodass sie nicht Gefahr lief, ihre Zunge zu verschlucken und tastete ihren Umhang ab. Beinahe hätte er gejubelt, als er tatsächlich einige Kräuter fand - Heilkräuter. Sein Wissen auf diesem Gebiet war zwar begrenzt, aber er musste es versuchen.
Er versicherte sich, dass auch Shaya stabil auf der Seite lag und drehte sich zu der Fremden um. "Ihr müsst mir helfen, wir brauchen Wasser und Gefäße, Verbandszeug und etwas zum Reinigen", sagte er, blickte auch zu Iyad, ob er ihnen helfen könnte. "Hoffen wir, dass wir davon noch etwas unter Deck finden, ansonsten sieht es schlecht aus... sehr schlecht..."
Er warf einen besorgten Blick auf die beiden Magierinnen und nahm dann die Kräuter an sich, seine eigene Kopfverletzung musste warten.

Damit ging er nach unten und konnte wirklich noch eine Schüssel finden, die er mit etwas Trinkwasser füllte. Für die Kräuter musste ein großer Becher her halten, die Küche war bemerkenswert heile geblieben - allerdings gab es auch nirgends eine Spur von dem Koch... So schaffte er es, einen Kessel mit etwas Wasser darin zu erwärmen, um dann ein paar Kräuter in den Becher hinein zu geben und das heiße Wasser darüber zu gießen. Während der Sud etwas zog, suchte er irgendwo nach Verbandsähnlichem Material, etwas, um die Wunden zu reinigen.
Ein paar ausgepülte Stoffreste später brachte er alles nach und nach an Deck zu Narea und Shaya. Beide waren noch immer bewusstlos, vorsichtig legte er ihnen einen kalten Lappen auf die Stirn, tupfte ihnen das Gesicht ab. Er hatte darauf geachtet, sie nicht der heißen Wüstensonne auszusetzen und war nun froh darum, denn unter Deck konnte er sie unmöglich bringen.
Er hatte keine Ahnung, um wen er sich zuerst kümmen sollte, so wartete er einfach, wer als erste aufwachte, während er die beiden Magierinnen oberflächlich untersuchte. Gegen Nareas Wunde am Kopf konnte er nur wenig tun im Moment, außer ihren Kopf entsprechen hinzulegen.
"Shaya? Werde wach, Shaya", sagte er leise, er wollte sie nicht erschrecken, hielt jedoch inne, als er über ihren Arm streichen wollte. Schließlich strich er ihr eine Strähne aus dem heißen Gesicht, befeuchtete den Lappen neu und hoffte, sie würde bald aufwachen.

Re: Kapitel 1

Verfasst: Di 6. Apr 2010, 17:47
von Tjeika
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Shaya Zarin
15. April 143. Jahr des Lichtes, Mittag
An Bord der Meria
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Graue Nebelschwaden, salziger Geruch lag in der Luft. Shaya lief orientierungslos über das Deck des Schiffes. Ihr Vater stand an der Reling und kämpfte mit einem offensichtlichten Etwas. Nur schwerlich zu erkennen war der Holzboden des Schiffes unter den schweren Nebellasten, doch wo er zu sehen war, war er getränkt in dunkelrotes Blut. Am Boden zuckte eine Hand und als Shaya näher treten wollte, um dem Mann zu helfen, erkannte sie, dass die Hand keinen Besitzer mehr hatte. In Fetzen lagen die Körperteile der Männer auf dem Deck. Herausgerissen waren die Gliedmaßen mit brutalter Gewalt. Und keinerlei Waffenanwendung war zu erkennen, es wirkte gänzlich so, als hätte dieses Etwas, welches ihrem Vater nun gefährlich nahe kam, alles mit bloßen Händen angerichtet. Und dann drehte sich die Fratze des Bösen zu Shaya herum. Blutig war sein Anblick und Iyad starrte sie an, voller Hohn sein Blick.

"Shaya? Werde wach, Shaya", vernahm Shaya da eine bekannte Stimme, die aus den Nebelschwaden zu kommen schien und immer näher an ihr Bewusstsein drang.
Dann spürte sie eine warme Hand an ihrer Schläfe, etwas kühles, welches auf ihrer Stirn lag. Erschrocken öffnete Shaya die Augen, doch als sie Toyan vor sich erblickte, der beinahe schon sorgenvoll dreinblickte, wie Shaya fand, beruhigte sich ihr Herzschlag wieder und erleichtert atmete sie auf.
"Toyan, Ihr", murmelte Shaya sichtlich erleichtert.
"Nur ein Traum", wisperte sie dann mehr zu sich selbst.

Re: Kapitel 1

Verfasst: Di 6. Apr 2010, 18:04
von Cassiopeia
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Toyan Kerim
15. April 143. Jahr des Lichtes, Mittag
An Bord der Meria
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Abrupt öffnete Shaya die Augen, Angst und Schrecken waren in ihnen zu lesen, doch als sie ihn erkannte, verblassten die Eindrücke.
"Nur ein Traum", flüsterte sie und Toyan wusste nicht recht, was sie meinte. Doch er beschloss, nun nicht nachzufragen, wichtiger war es, die Telepathin zu versorgen. Etwas unsicher sah er sich um, die Waffen der Toten hatten sie zurück behalten, doch das Blut würde sich bei der sengenden Sonne ins Holz einbrennen. Schnell wandte er den Blick ab und sah Shaya wieder an.
"Wie geht es dir?", fragte er - eine selten dämliche Frage, doch irgendwie das einzige, was ihm im Moment einfiel, um ihren Zustand zu erfahren. "Ich... muss gestehen, ich bin kein sehr erfahrener Heiler, aber auch nicht ganz unwissend auf dem Gebiet. Wenn du erlaubst, sehe ich mir deine Wunden an und verarzte sie so gut es geht." Etwas unbeholfen deutete er auf die vorbereiteten Utensilien. Er hatte zwar bereits einige Menschen geheilt und ihre Wunden versorgt, doch nach dem Schrecken des Kampfes fühlte er sich selbst nicht ganz sicher, aber einen Moment der schwäche wollte er sich nicht leisten. "Kann ich.. etwas für dich tun?"

Re: Kapitel 1

Verfasst: Di 6. Apr 2010, 18:09
von Tjeika
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Shaya Zarin
15. April 143. Jahr des Lichtes, Mittag
An Bord der Meria
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Shaya lächelte Toyan ehrlich an. Sie wagte es nicht, sich umzublicken, wusste sie doch, dass sie hier die schrecklichen Bilder aus ihrem Traum wieder sehen würde. Und das war mitnichten eine gute Idee. Sie musste etwas zur Ruhe kommen, das wusste Shaya. Und Toyan war so etwas wie ein Ruhepol für sie.
"Es wäre mir eine Ehre...", murmelte sie dann, Toyan immer noch anlächelnd.
"Also, wenn du dir die Wunden ansehen würdest", sagte sie dann etwas unsicherer.
Was redete sie da eigentlich? Er war immer noch ein Sine?
Doch andererseits hatte er bewiesen, dass ihm zu trauen war, sprach nun eine andere Stimme in Shayas Kopf.

Re: Kapitel 1

Verfasst: Di 6. Apr 2010, 18:30
von Cassiopeia
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Toyan Kerim
15. April 143. Jahr des Lichtes, Mittag
An Bord der Meria
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Toyan lächelte leicht, griff nach einem Becher, in den er etwas Trinkwasser gefüllt hatte und hiet ihn Shaya hin. "Soll ich dir helfen oder kannst du dich allein etwas aufrichten?", fragte er und musterte sie besorgt. "Vielleicht schaffst du es, dich hier gegen zu lehnen?", schlug er vor und deutete auf die Holzwand, in dessen Schatten die beiden Magierinnen lagen. "Ich dachte, vielleicht ist es angenehmer, als zu liegen..."
Sein Blick flog zu ihrem Arm, der nun wieder etwas blutete. Um den würde er sich gleich kümmern, wenn sie etwas zu sich gekommen war.
Die Fremde saß etwas abseits, ihre Schulter war bereits notdürftig verbunden, doch noch immer sagte sie keinne Ton, sondern beobachtete nur, was Toyan tat. Er würde sie nicht bedrängen, solange er sich in Ruhe um Shaya und Narea kümmern konnte.

Re: Kapitel 1

Verfasst: Di 6. Apr 2010, 18:38
von Tjeika
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Shaya Zarin
15. April 143. Jahr des Lichtes, Mittag
An Bord der Meria
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Shaya nickte und dann atmete sie tief ein und wieder aus. Sie würde es alleine versuchen, sich gegen den Mast zu lehnen, auf den Toyan gedeutet hatte. Noch immer blickte sie nur den Sine an, noch immer wagte sie es nicht, sich weiter an Bord umzusehen. Sie konnte und wollte den Anblick, der sich ihr bieten würde, einfach nicht ertragen. Als sie sich ein wenig aufgerichtet hatte, verschwamm ihre Sicht, so dass sie sich wieder hinlegte und erneut tief durchatmete. Dann versuchte sie es erneut, dieses Mal langsamer.
"Ich schaffe es bestimmt", sprach sie sich selbst Mut zu und schloss die Augen, während sie sich nun langsam aufzurichten versuchte.

Re: Kapitel 1

Verfasst: Di 6. Apr 2010, 18:49
von Cassiopeia
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Toyan Kerim
15. April 143. Jahr des Lichtes, Mittag
An Bord der Meria
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Schnell stellte Toyan den Becher ab und fing sie auf, ehe Shaya auf dem Boden hart aufkam.
"Ich schaffe es bestimmt", murmelte sie, für ihn das Zeichen, seine Hände zurück zuziehen. Respektvoll wartete er, wie Shaya sich mit geschlossenen Augen Zentimeterweise hoch kämpfte, ehe sie, noch immer ziemlich erschlagen, schließlich saß.
"Sehr gut", sagte er leise, ob sie oder sich selbst zu beruhigen, wusste er nicht. "Trink das." Er hielt ihr den Becher hin, der auch etwas des Kräutersudes enthielt, um sie zu stärken.
"Ganz langsam, Shaya. Und dann sagst du mir, was dir am meisten Schmerzen bereitet." Am liebsten hätte er geseufzt, als ihre Blicke sich trafen, er wollte ihr um jeden Preis helfen, fühlte sich gewissermaßen verantwortlich für das, was passiert war. Und er sorgte sich um sie... beinahe hätte er gelacht, wenn ihm jemand vor einer Woche gesagt hätte, er würde sich einmal Sorgen im eine Magierin machen, hätte er ihm gezeigt, was es hieß, ein Jäger der Bruderschaft zu sein. Aber nun... sahen die Dinge anders aus und Toyan war gespannt, wohin sie sich entwickeln würden.

Re: Kapitel 1

Verfasst: Di 6. Apr 2010, 18:55
von Tjeika
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Shaya Zarin
15. April 143. Jahr des Lichtes, Mittag
An Bord der Meria
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Shaya nickte und öffnete langsam die Augen. Der Blick Toyans, der ihr nun einen Becher hinhielt, war immer noch voller Sorge. Und Shaya konnte sich ein Lächeln darob nicht erwehren. Sie selbst hätte sich sicherlich genauso um Toyan gesorgt, wenn die Situation nun umgekehrt gewesen wäre.
Langsam griff sie nach dem Becher, froh, dass der Mast hinter ihr, ihr die nötige Stabilität gab, dass sie nicht wieder niedersacken oder gar ohnmächtig werden konnte - jedenfalls nicht allzu schnell. Und ebenso langsam, wie sie nach dem Becher gegriffen hatte, trank sie nun daraus, ohne den Blickkontakt mit Toyan zu unterbrechen.
"Was war da drin?", fragte sie ihn, als sie dem Sine - war er überhaupt noch einer? - den Becher zurückreichte.
"Der Arm, neben dem allgemeinen Schwindelgefühl", beantwortete sie dann seine Frage, ohne, dass er vorher die Möglichkeit hatte, auf die Ihre zu antworten.

Re: Kapitel 1

Verfasst: Di 6. Apr 2010, 19:33
von Cassiopeia
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Toyan Kerim
15. April 143. Jahr des Lichtes, Mittag
An Bord der Meria
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Toyan lächelte, doch seine Sinne waren konzentriert. "Etwas von einem Aufguss, den ich aus Nareas Kräutern gemacht habe. Hier ist noch mehr", sagte er und deutete auf die dampfende Schale, "doch es soll nicht nur getrunken werden. Zur Not haben wir noch genug Kräuter übrig, um nachher einen weiteren Tee aufzusetzen. Aber nun will ich mir erst einmal deinen Arm ansehen - darf ich?"
Behutsam und mit überraschend ruhigen Fingern versuchte er, den Stoff ihrer Kleidung von der Wunde zu lösen. Teilweise war es bereits eingetrocknet, so tunkte er einen Fetzen Stoff in den warmen Sud und löste so das geronnen Blut.
"Eigentlich würde ich dir gern den Ärmel abtrennen, denn so komme ich kaum an die Wunde heran", sagte er, er konnte schließlich nicht verlangen, dass sie sich vor einem wildfremden Mann entblöste! Abgesehen davon, dass ihr dazu wohl im Moment sowieso die Kraft fehlte. Immer wieder rückversichernd suchte er Shayas Blick, er wollte nicht, dass ihr eine seiner Berührungen unangenehm wurde.