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Re: Klein Lerch

Verfasst: Sa 21. Dez 2019, 20:25
von Erzähler
Obelix

Tatsächlich funktionierte Mrs. Murphys Strategie - fürs Erste. Obelix war nur eine ganz normale Katze und nicht gerade hochintelligent. Deshalb konzentrierte er sich auch auf das, was sie zuletzt gesagt hatte. Was davor gekommen war - Lesen, Geräte bedienen usw. - hatte er registriert, aber im Moment dachte er nicht darüber nach, sondern erklärte zu ihrer Tierarzt-Frage:

"Eigentlich habt ihr da keine Chance - die Boxen sind zu und kommen ins Auto, das ist auch zu. Im Wartezimmer könnt ihr sogar froh sein, dass die Boxen zu sind, da sind nämlich oft riesige Hunde und solches Viehzeug! Und dann, in der Folterkammer, auf dem Tisch, der nach Blut und Gift riecht, zerren sie euch erst aus den Boxen raus, wenn sie alle Türen und Fenster zugemacht haben, und wenn sie mit euch fertig sind, kommt ihr wieder rein und die Box wird wieder zugemacht, dann gehts wieder ins Auto und wieder hierher, in die Garage, die auch erst zugemacht wird, bevor ihr - immer noch in den Boxen - aus dem Auto kommt. Frau Bauer lässt euch erst wieder raus, wenn ihr wieder im Katzenzimmer seid und alle Türen im Haus zu sind!

Aber ich habe mal eine Katze gesehen, die es geschafft hat, auszubüxen. Hat ihr bloß nichts geholfen. Das war im Wartezimmer beim Tierarzt und die Katze saß in der Box neben mir und hat es mir erzählt. Ihre Box war nicht richtig zu gewesen und sie hatte so lange daran rumgewerkelt, bis sie sich rausschlängeln konnte. Dabei hat sie sich aber ihre ganze Nase blutig gerissen! Und geholfen hat es ihr auch nichts. Sie rannte zwar im Auto rum und die Menschen haben ein großes Geschrei gemacht, aber das Auto war zu und sie kam nicht raus. Die Leute sind dann wieder heim gefahren, haben die Garage geschlossen, das Auto aufgemacht und die Katze ist drunter gerannt, aber sie haben sie mit einem Besen rausgejagt, wieder in die Box gesteckt und diesmal richtig zu gemacht. Dann gings wieder zum Tierarzt und alles war wie immer, bloß dass ihre Nase hin war. Nein, ich glaube, ihr kommt da nur weg, wenn die Menschen einen Fehler machen und eine Tür vergessen oder sowas. Aber selbst wenn, ist die Frage, ob eine einzige Tür reicht, um rauszukommen. Und wenn, dann auch nur für einen von euch. Ich glaube nicht, dass sie den selben Fehler bei euch allen machen werden", lautete Obelix' ernüchternder Bericht.

Re: Klein Lerch

Verfasst: Sa 28. Dez 2019, 22:20
von Spikor
Paulchen

Das klang nicht gerade ermutigend. Der Kater spürte die Angst vor dem Tierarzt in sich aufsteigen, die er instinktiv schon immer gehabt hatte. Der Mensch im Tier konnte zwar alles rational erklären, aber das Wissen um die Situation änderte nichts am Ausgeliefertsein - die kleinen Katzen in den Händen der großen Menschen, die mit ihnen machen konnten, was sie wollten. Freilich war es die Absicht des Arztes, zu helfen, aber wer wollte sich schon derart ausliefern? Und was, wenn man entschieden würde, sie beim Arzt zu lassen oder ins Tierheim zu bringen? Was, wenn sie an ein Labor für Tierversuche gerieten? Oder irgendeine Krankheit festgestellt wurde, bei der sich die Behandlung nicht lohnte und man sie kurzerhand einschläferte? Natürlich war das alles höchst unwarscheinlich, aber da die Katze nichts, aber auch gar nichts dagegen tun konnte, spürte sie die Angst davor, nicht mehr Herr ihres eigenen Schicksals zu sein. Und der Mensch fing allmählich an, diese Angst zu teilen. In ein paar Stunden würde es losgehen. Vielleicht gab es nicht einmal Frühstück, damit sie "nüchtern" wären? Und dann? wer konnte schon sagen, was dann kommen würde? Michael und Paulchen erinnerten sich beide noch lebhaft an den Käfig in Dr. Felds Labor. Würde ihr restliches Leben so aussehen? Nervös und beunruhigt fing Paulchen an, auf und ab zu tigern und zum Fenster hinaus zu schauen. Sein Fell sträubte sich ganz unwillkürlich und er begann, sich zu überlegen, ob es nicht doch besser wäre, irgendwie abzuhauen - egal wie, egal wohin!

Re: Klein Lerch

Verfasst: Do 9. Jan 2020, 20:26
von Erzähler
Bald war alles gesagt und jeder versuchte, noch eine Mütze voll Schlaf zu bekommen, bevor die Reise zum Tierarzt beginnen würde. Tatsächlich blieb es im Haus noch für 2-3 Stunden ruhig, und dann hörte man zwar Frau Bauer, die ins Bad ging, die Hauskatzen fütterte usw., aber es dauerte nochmal fast eine Stunde, bis sie das Katzenzimmer betrat. Sie öffnete einen Schrank und nahm 4 Transportboxen heraus. 3 davon stellte sie - mit offenen Türen - mitten ins Zimmer, die vierte nahm sie erstmal mit nach draußen. Futter gab es erstmal nicht, was Obelix sehr verärgerte.

Re: Klein Lerch

Verfasst: Do 9. Jan 2020, 20:30
von Spikor
Paulchen

Der Kater beobachtete die Vorbereitungen von seinem Platz unter dem Tisch aus mit sichtlichem Missfallen. Die Idee, in die Box gesperrt zu werden, behagte weder Mensch noch Tier, und die Vorstellung, dort auch noch ohne Futter hinein zu müssen, erschien geradezu unerhört! Aber Paulchen hatte auch keine Möglichkeit gefunden, sich vor der Sache zu drücken, und so hatte er beschlossen, zwar keine Begeisterung zu zeigen, aber doch zu kooperieren, in der Hoffnung, damit vielleicht zu erreichen, dass die Menschen nicht so gut achtgaben und sich vielleicht doch eine Fluchtmöglichkeit ergeben könnte - nur für den Fall der Fälle war es immer gut, von seinen Gegnern unterschätzt zu werden! Das hatte Michael Weck bei zahlreichen Onlineshootern gelernt.

Re: Klein Lerch

Verfasst: Do 9. Jan 2020, 20:39
von Odin
Laetitia

Als Frau Bauer ins Zimmer kam, öffnete sie ein Auge leicht, um zu verfolgen, was sie jetzt machte. Die Transportboxen mochte sie nicht so sehr. Zu sehr erinnerten sie diese an die Käfige bei Dr. Feld. Sie blieb aber ruhig, schloss das Auge wieder und beschloss, noch ein wenig zu dösen.

Re: Klein Lerch

Verfasst: Fr 10. Jan 2020, 23:24
von silverbullet
Mrs. Murphy

Die Main Coone legte den Kopf schräg, als Frau Bauer nur die Käfige abstellte und kein Futter rausrückte. "Wie? Kein Frühstück?", maunzte sie und starrte hinter der Frau hinterher.
"Wir hätten ihr gleich n paar Zeitschriften-Abos bestellen sollen heute Nacht", murrte sie, "Gala, Praline, die Bild der Frau und so'n Mist... gibt es ja gar nicht, kein Frühstück... hat sie etwa Angst, dass wir während der Fahrt alles wieder ausspucken?"

Re: Klein Lerch

Verfasst: Sa 11. Jan 2020, 10:29
von Erzähler
Obelix

"Kein Futter ist immer ein schlechtes Zeichen!", maulte der dicke Kater. "Ob sie mich auch gleich mitnehmen will? Ich glaube, ich tauche sicherheitshalber mal lieber ab." Mit diesen Worten hüfte er über den Kratzbaum auf einen Schrank und kroch dort ganz nach hinten, damit er von unten nicht mehr so gut zu sehen wäre. An seinem neuen Platz drückte er sich so flach wie möglich auf den Boden. Dann kam vom Schrank bloß noch ein: "Versucht, den Tierarzt zu überleben! Ansonsten war's schön, euch gekannt zu haben!", und ab da schwieg er und verhielt sich völlig lautlos.

Re: Klein Lerch

Verfasst: Sa 11. Jan 2020, 10:31
von Spikor
Paulchen

"Wozu hat sie den vierten Käfig wieder mitgenommen?", fragte er sich und verließ nun doch zögerlich und schleichend sein Versteck, um sich die übrigen Boxen anzusehen. Vielleicht hatte eine ja eine Schwachstelle oder so? Dann wäre es gut, wenn er in genau diese Box käme.

Re: Klein Lerch

Verfasst: Sa 11. Jan 2020, 15:24
von Odin
Laetitia

"Was glaubst du wohl, du Spaßvogel. Wir waren zu viert, als wir hier ankamen. Luna hatte sie mit zu sich genommen. Da kann man sich doch ausrechnen, dass der vierte für sie ist."

Dabei behielt sie ihre Augen geschlossen, schwang aber ihren Schwanz immer wieder um sich, wodurch es klar war, dass sie wach war. Zumindest zum größten Teil.

Re: Klein Lerch

Verfasst: So 12. Jan 2020, 15:16
von silverbullet
Mrs. Murphy

Mrs. Murphy rollte mit den Augen. "Obelix, kein Tierarzt tötet ein Tier, wenn es nicht sterbenskrank ist. Das geschieht nur in Versuchslaboren. Aber wir werden jede Chance zum Ausbruch nutzen!"
"Hoffentlich geht es Luna gut", meinte sie leise und putzte sich aus Verlegenheit den Kopf.