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Kara
In der Stadt
Früher Nachmittag
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Kara hatte ihr liebenswürdigstes Lächeln aufgesetzt, als das augenscheinliche Hausmädchen die Tür öffnete.
"Guten Tag, wir haben den Auftrag, diesen Brief", damit hielt sie den Umschlag hoch, "an Herrn Gyldenstierne oder seine Gattin persönlich zu übergeben", sprach sie mit ruhiger, besonnener Stimme.
"Ich werde den Brief weiterreichen", sprach das Hausmädchen und streckte die Hand nach dem Umschlag aus, doch Kara zog ihre Hand gleich zurück, so dass das junge Ding nicht herankommen konnte.
"Was verstehen Sie an den Worten 'persönlich übergeben' nicht?", fragte Kara, immer noch ruhig und mit einem Lächeln auf den Lippen.

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Linnea
Auf der India / Im Hafen
Früher Nachmittag
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Tage schon hatte sie unter Deck verbringen müssen. Nur selten war es ihr gestattet worden, das Sonnenlicht zu sehen. Doch wenigstens hatte Humbert es besser. Wenigstens einer von ihnen. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen sie das Deck betreten durfte, so dass sie von der Reling aus auf ihre Heimatstadt blickte. Humbert war schon seit Tagen nicht mehr bei ihr gewesen. Linnea konnte ja nicht einmal sagen, ob es ihm gut ging. Immer wieder nur war ihr gesagt worden, dass sie ihn nicht sehen durfte. Und dann dieser Brief, den sie hatte schreiben müssen. Sie war gar dazu gezwungen worden, die Angelegenheit mit Humbert niederzuschreiben. Und sie wusste nur zu genau, dass dies ihrer Familie das Genick brechen konnte. Nein, das hatte sie nun wahrlich nicht beabsichtigt gehabt.
Wenn sie ihn wenigstens sehen dürfte...

In der Stadt
Früher Nachmittag

Nekele beobachtete alles ganz genau. So etwas hatte sie noch nie mitgemacht. Das Dienstmädchen sah sie wütend an und schloss die Türe eher unsanft.
"Das gehört sich aber nicht!" sagte Nekele grinsend zu Kara. Es dauerte ein wenig, da wurde abermals die Türe geöffnet. Ein stattlicher Herr in bester Kleidung trat heraus und musterte die beiden Frauen.

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Kara
In der Stadt
Früher Nachmittag
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Kara grinste breit. Natürlich gehörte sich das nicht. Nicht im Geringsten, doch was scherte es sie, was sich gehörte und was nicht.
"Guten Tag der Herr, wir haben den Auftrag diesen Brief eurer Tochter an euch persönlich zu überreichen", sagte sie und überreichte dem überrascht wirkenden Patriarch der Familie Gyldenstierne den Brief von Linnea.
Dann verbeugte sie sich noch einmal tief und drehte auf dem Absatz um. Nun war es wichtig, hier so schnell, wie möglich, wieder wegzukommen.

In der Stadt
Früher Nachmittag

Interessiert blickte Nekele Herrn Gyldenstierne an, wie seine Gesichtszüge sich veränderten.
Plötzlich packte sie Kara und riss sie mit, wobei sie fast gestolpert wäre.
Aber sie liefen nicht weit und Kara zog sie abermals mit sich in eine kleine Einbuchtung, von der aus, sie das weitere Geschehen verfolgen wollten.

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Kara
In der Stadt
Früher Nachmittag
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Kara kicherte, wie ein kleines Mädchen, doch es war ihr egal, was für einen Eindruck sie nun gerade bei Nekele hinterließ. Sie genoss es einfach zu sehr, als dass sie sich hätte zusammenreißen können. Es war einfach zu amüsant und sie liebte diesen Gesichtsausdruck, der sich bei Herrn Gyldenstierne nun zeigte. Erst war es Schock, dann Angst und dann Panik. Und die Panik war es wohll auch, die dafür sorgte, dass der Mann die Tür vor seiner eigenen Nase nun zuschlug. Wahrscheinlich würde er nun seine Frau aufsuchen und ihr diese ach so schreckliche Nachricht mitteilen.
"Wie lustig", kicherte Kara und blickte noch immer auf die Tür, die mittlerweile längst verschlossen war.

In der Stadt
Früher Nachmittag

Nekele mußte lachen, weniger darüber, wie sich Herr Gyldenstierne verhielt, als vielmehr über Kara, die ihr sogleich den Mund zu hielt: "Sshht" kicherte sie.
"Folgen wir ihm?" flüsterte Nekele leise.

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Kara
In der Stadt
Früher Nachmittag
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Kara blickte verwundert und verwirrt zugleich zu Nekele. Dann nahm sie die Hand Nekeles von ihrem Mund und hob eine Braue.
"Du willst in das Haus einbrechen?", fragte sie irritiert.

In der Stadt
Früher Nachmittag

Nekele blickte Kara an: "Klar. In diese Häuser ist leicht einzubrechen. Sie sehen nur gut verschlossen aus! Wenn man wüßte, wie viele Bedienstete gerade im Haus sind..."

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Kara
In der Stadt
Früher Nachmittag
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Kara hielt Nekeles Arm fest, bevor sie noch auf dumme Gedanken kam.
"Wir sollten nicht zuviel riskieren. Besser ist es, wenn wir auf das Schiff zurückkehren und uns dann heute Nacht am vereinbarten Treffpunkt blicken lassen - oder eben nicht blicken lassen."

In der Stadt
Früher Nachmittag

"Schade!" sagte Nekele, jetzt hatte sie wirklich Lust darauf bekommen.
"Los, komm schon." sagte Kara immer noch grinsend. Sie gingen wieder in Richtung des Hafens.
"Nicht blicken lassen? Willst du abhauen?" Nekele war etwas verwirrt, sie konnte Karas Gedankengängen nicht immer ganz folgen.