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Re: 1. Ein Brief mit Folgen
Verfasst: Mi 10. Jul 2024, 22:39
von Cassiopeia
Senai Demsa / Joye
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Morgengrauen
Auch Senai zog zweifelnd die Brauen zusammen während seine dunklen Augen keinen Millimeter von Ernst wichen. Auch nicht, als er den Brief nach hinten an seinen Freund Æirik weiterreichte, sodass dieser auch wusste, worum es ging.
An dessen scharfem Luftholen wusste Senai, dass dieser den Namen von Nhias Mutter ebenfalls gelesen und erkannt hatte.
"Æirik", sagte er ohne den armen Gast aus dem Blick zu lassen, "halte den Brief gegen das Licht. Siehst du das Zeichen des Gottkaisers etwa handgroß durchscheinen in der oberen Hälfte?"
Es dauerte einen Moment, bis von Æirik eine brummende Bestätigung kam.
Senais Miene entspannte sich etwas.
"Was war das für ein Witz, für den dein Meister getötet wurde? Ein Hofnarr genießt doch sicher einige... Freiheiten?"
"Bolberg traue ich alles zu", murmelte Æirik in seinem weichen nordischen Dialekt, in welchem die Worte beinahe ineinander flossen, während er Nhia den Brief zurück gab.
Re: 1. Ein Brief mit Folgen
Verfasst: Do 11. Jul 2024, 09:19
von Odin
Ernst Albert Herum
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Morgengrauen
"Ja, ein Hofnarr sollte Narrenfreiheit haben", empörte sich Ernst, wobei man sah, dass ihm eben dieser Punkt empörte.
"Ach ja, der Witz. Der Witz war eigentlich ganz harmlos. Er spekulierte lediglich auf humoristische Weise, warum der Gottkaiser nicht will, dass sein Name genannt wird."
Re: 1. Ein Brief mit Folgen
Verfasst: Do 11. Jul 2024, 11:48
von Tjeika
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Nhia Tsuajb
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Morgengrauen
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Nhia nahm den Brief neuerlich entgegen und las ihn selbst noch ein zweites Mal. Alleine schon, um sicherzustellen, dass sie es sich beim ersten Mal nicht eingebildet hatte.
Hatte sie nicht. Der Name ihrer Mutter prangte noch immer in deutlich geschriebenen Lettern auf dem Pergament.
"Erzähl ihn uns, diesen Witz, der es hoffentlich Wert war, dafür zu sterben", forderte Nhia Ernst nun deutlicher auf, während ihre Augen noch fest den Namen Asta Tsuajb fixierten.
Re: 1. Ein Brief mit Folgen
Verfasst: Do 11. Jul 2024, 20:37
von Cassiopeia
Senai Demsa / Joye
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Morgengrauen
Diese Information reichte Senai schon beinahe. Jemand, der einen solchen Witz wagte, ging ein hohes Risiko ein - ein Lebensrisiko. Der junge Hofnarr vor ihnen hatte den Mut gehabt, sich aus dem Kerker zu schleichen und obendrein einen Brief zu stehlen, dessen Inhalt ihm nicht einmal bekannt war, nur aus Trotz, dass der Markgraf ihn nicht haben sollte.
In Senais Blick schlich sich leise Neugier, ehe er sich etwas zurück lehnte um leise zu Æirik zu sprechen.
"Hol Sagirah und ihre Tochter aus der Stadt zurück. Das hier ist wichtig."
Æirik nickte, nahm sich noch eine dicke Scheibe Brot mit Salz und verließ das Haus ohne auf die Auflösung von Ernst zu warten.
Aus dem Augenwinkel sah Senai zu Nhia, deren Augen auf dem Brief klebten wie seine eigenen zuvor. Asta, ein Name, der Hoffnung und Angst um sie zugleich bedeutete.
Re: 1. Ein Brief mit Folgen
Verfasst: Fr 12. Jul 2024, 08:18
von Odin
Ernst Albert Herum
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Morgengrauen
Ernst hob die Schultern. "Ich weiß nicht, ob ich ihn zusammen kriege. Es war schließlich nicht mein Witz und Jetzt hat ihn nicht mit mir abgesprochen. Aber er ging irgendwie so: Es ist ja nunmal so, dass der Gottkaiser nicht will, dass man seinen Namen ausspricht. Aber warum eigentlich? Ich weiß, es ist Tradition, aber eine Tradition kann man auch aufgeben. Und wer kann das besser als ein Gottkaiser? Wenn man den Namen nicht kennt, dann kann es durchaus sein, dass man diesen Namen rein zufällig sagt, ohne es zu wollen. Schämt er sich seines Namens? Könnte es vielleicht sein, dass sein Name gewissen anderen Phrasen ähnelt, wie beispielsweise Schwanzus Longus? Und was ist mit Namensgleichheiten? Was ist, wenn einer vom Volk denselben Namen hat? Hat vielleicht jemand seinen Namen, den er nicht leiden kann?"
Ernst sah die anderen Anwesenden an.
"Das war der Witz soweit ich mich erinnere", meinte er.
Re: 1. Ein Brief mit Folgen
Verfasst: Mi 24. Jul 2024, 13:10
von Tjeika
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Nhia Tsuajb
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Morgengrauen
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Nhias Mundwinkel zuckten ein klein wenig. Das war aber auch das höchste der Gefühle ihres durchaus vorhandenen Amüsements.
"Schwanzus Longus", wiederholte sie leise die Worte von Ernst und schüttelte mit dem Kopf.
Das war wirklich unterstes Niveau.
"Da ist dein Meister fast noch glimpflich weggekommen", fand sie und reichte den Brief zurück an ihren Vater, der ihn ihrer Meinung nach haben sollte.
"Bitte erzähle uns noch einmal deine Geschichte der Flucht", bat sie.
Sie wollte es aus gleich mehreren Gründen noch einmal hören. Auch um sicherzustellen, dass nichts an der Geschichte erlogen war. Details konnten sich so schnell ändern.
Re: 1. Ein Brief mit Folgen
Verfasst: Do 25. Jul 2024, 09:48
von Odin
Ernst Albert Herum
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Morgengrauen
"Bevor ich zur Flucht komme, muss ich sagen, dass mir der Markgraf meine Narrenkappe weggenommen hatte. Im Kerker ist mein Kostüm so zerrissen, dass ich diese Gewandung stattdessen bekommen habe", leitete Ernst ein.
"Nachts habe ich mich durch die Gitterstäbe gequetscht und bin dann hoch in die Gemächer des Markgrafen geschlichen. Dort habe ich gesehen, dass er meine Kappe zerrissen hat. Ich habe mir dann das größte Stück davon, den Zipfel, eingesteckt. Ich hatte auf einem Schrank dann diesen Brief gesehen. Ich wollte ihm deshalb Gleiches mit Gleichem vergelten und habe deshalb den Brief mitgenommen, als ich dann verschwunden bin. Und das war dann ziemlich einfach, da auf den Fluren keine Wachen unterwegs waren. Und die am Tor konnte ich umgehen."
Re: 1. Ein Brief mit Folgen
Verfasst: Do 25. Jul 2024, 20:59
von Cassiopeia
Senai Demsa / Joye
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Morgen
Senai konnte ein leises amüsiertes Prusten nicht verhindern, als Ernst den Witz über den Namen und das Gemächt des Gottkaisers wiedergab, ein überaus gut gewählter Wortwitz der interpretativ auch den Ehemann einschloss, war ebenso der Anschluss über die wahre Natur des Namens des Herrschers überraschend vielschichtig verpackt.
Ohne auf die fast schon philosophische Frage einzugehen, die den Gottkaiser wohl in seiner absoluten Erhabenheit über dem Volk anzweifeln sollte, faltete er den von Nhia zurück überreichten Brief zusammen ohne hinzusehen und nickte Ernst zu.
"Ich glaube dir", sagte er ehrlich, obwohl dessen Geschichte noch nicht beendet war, sollte er den Teil noch ausführen wollen, wie er auf Myra getroffen war, die blaue Feder erhalten hatte und schließlich hier her gefunden hatte, offenbar ohne recht zu wissen, was dies bedeutete.
Denn all das war eine einzige offene und zugleich versteckte Botschaft und Offenbarung, für die es nur eine Erklärung gab: dass der Meister des Narren offenbar selbst dem Widerstand mehr als Nahe stand und sein Leben in diesem offen beleidigenden Affront riskierte um diese Botschaft weiter zu geben.
"Es würde mich nicht überraschen", sagte er noch immer an Ernst gewandt, "wenn dein Meister es genau so geplant hat, wie es gekommen ist: dass du zu uns findest. Das war kein einfacher Witz eines Hofnarren, das war eine bewusste beleidigende Herabwürdigung des Gottkaisers, die niemand offen wagen würde, schon gar nicht in Gegenwart eines Markgrafen. Dein Meister tat es und vermittelte damit eine ganz klare Botschaft - gegen den Gottkaiser gerichtet, gegen seine Herrschaft. Für den Widerstand. Ich denke, es wird Zeit, dass wir uns eingehender unterhalten", sagte er und wies auf einen Platz am noch gedeckten Tisch, zu dem er Ernst einlud.
Fragend sah er Nhia an.
"Bleibst du oder möchtest du Joye schon zurück holen? Bis Æirik mit den anderen zurück kommt, ist ihre Wache ohnehin beendet." Sie hatte schließlich Hunger gehabt ehe sie aufgebrochen war und Senai war es wichtig, Nhia einzubeziehen wo immer es möglich war. Dies war sein Erbe an sie.
Re: 1. Ein Brief mit Folgen
Verfasst: Mo 29. Jul 2024, 13:35
von Tjeika
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Nhia Tsuajb
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Morgengrauen
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Nhia zögerte nicht lange und setzte sich sogleich neben ihren Vater und gegenüber von dem Platz, der damit noch für Ernst blieb, wollte er sich nicht auf Mäntel und andere Kleidungsstücke setzen, die hier abgelegt worden waren.
"Erzähle uns, wie du zu dem Brief gekommen bist", wollte Nhia auch den zweiten Teil der Fluchtgeschichte von Ernst wissen, nachdem sie sich gesetzt hatten.
Sie griff nach dem Brot und einem Leib Käse, den sie mit einem dafür bereitliegenden Messer anschnitt.
"Käse?", bot sie Ernst dann das erste Stück an.
Re: 1. Ein Brief mit Folgen
Verfasst: Di 30. Jul 2024, 10:20
von Odin
Ernst Albert Herum
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Morgengrauen
Ernst setzte sich dankend und nahm mit einem Nicken das Stück Käse.
"Meinen Sie, Jetzt hat sich absichtlich totschlagen lassen, nur damit ich an den Brief komme?", fragte er skeptisch. "Ich weiß nicht. Mir kommt das zu zufällig vor.
Der Brief lag einfach auf einem Schrank. So ziemlich neben dem Schrank, in dem ich den Rest meiner Narrenkappe gefunden habe. Entweder hat der Markgraf den Brief spät am Abend bekommen und hat ihn dort hingelegt, um ihn sich am nächsten Tag anzusehen, oder jemand hatte den Brief dorthin gelegt, nachdem sich der Markgraf zur Ruhe gelegt hat. Zumindest könnte ich mir das so vorstellen."