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Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge

Verfasst: Mo 28. Okt 2019, 20:16
von Cassiopeia
Marek
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag

Höher und höher stiegen sie und Marek fragte sich bald, ob er je höher geklettert war als in diesem Turm. Die verfallene Stadt wurde klein unter ihnen und die weite Landschaft wurde mehr und mehr sichtbar, wo die Stadt aufhörte und die Wildnis begann, aus der sie gekommen waren. Dann erreichten sie die letzten Stufen und Marek fühlte sich schon ganz schwindelig vom ewig kreiselnden Hinaufsteigen.
"Nie -- wieder -- werde ich -- so viele -- Stufen steigen!", verkündete er keuchend als sie oben waren und stützte sich schwer auf die Oberschenkel ab. An den Gedanken, dass sie irgendwie wieder hinunter mussten, wagte er gar nicht zu denken.
Sie erreichten einen großen Raum mit blinden Bildschirmen und Apparaturen, die längst nicht mehr funktionierten. Hier drinnen war nichts vom blauen Leuchten zu sehen. Also musste es einen Ausgang geben. Marek sah sich um und entdeckte eine schwere Eisentür in der Außenwand.
"Ob wir da raus gehen sollen?", fragte er sehr zweifelnd.

Anoara legte Samaa eine Hand an die Schulter.
"Du hast es versucht. Dann lass uns gehen. Sonst sind sie weg, ehe wir uns überhaupt trafen."
Das wollte sie wirklich nicht.
"Die Vögel... hätten sie uns nicht zum Turm fliegen können? Wenigstens um zu sehen, wie es dort aussieht, ob sie vielleicht dort hätten landen können?", seufzte sie. Wieso war ihnen der Gedanke nicht eher gekommen?

Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge

Verfasst: Mo 28. Okt 2019, 21:17
von Siria
Samaa
Maeren
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

"Naja, wir waren so von der Stadt ansich beeindruckt, dass wir nicht an einen bestimmten Ort gedacht haben, zu dem wir wollen. Und wer weiß, vielleicht haben die Vögel auch etwas gespürt, dass sie nicht direkt dorthin wollten, sondern uns am anderen Ende abgesetzt haben.", Samaa zuckte mit den Schultern, so genau wußte sie es selber nicht. Sie liefen immer weiter und ganz gerade aus ging tatsächlich nicht. Die Straßen führten sie immer etwas von ihrem eigentlichen Weg ab. Dazu war es unangenehm warm in der Stadt. Die Gebäude hielten die Wärme, selbst der Wind schien nun deutlich wärmer zu sein.

Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge

Verfasst: Mo 28. Okt 2019, 22:37
von Cassiopeia
Anoara
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Mittag

"Diese Straßen scheinen überall hinzu führen, nur nicht zum Turm", beschwerte Anoara sich und ließ sich auf einen Mauerrest fallen. "Ich brauche eine Pause!" Sie legte eine Hand an die Mauer, doch es war hier wie überall in der Stadt - nur totes Gestein, nichts, was diese uralte Ruhe des Planeten vermittelte. Nur Leere und Stille.
"Niemals könnte ich hier leben", meinte sie und griff wieder nach dem neuen Stein um ihren Hals. "Es ist als gäbe es hier nichts als Leere. Wir sind seit Stunden in dieser Stadt und ich habe nirgendwo einen Kontakt zum Inneren des Felsenbodens aufnehmen können. Es wird alles abgeblockt. Ich kann ihn nicht erreichen."
Sie merkte, wie sie das nervös und ungeduldig machte.
"Wie ist es mit dem Wind? Du hast vorhin gesagt, er wird hier in der Stadt stark abgelenkt und du kannst ihn nicht lenken. Es... es klingt etwas komisch, aber was meinst du, wie es für die Menschen hier war? Haben sie etwas davon mitbekommen? Abgeschnitten vom Planeten, künstlich veränderte Windrichtungen... wenn das hier eine Stadt der Vergangenheit für dich ist, wie ist es dann in den modernen Städten?"

Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge

Verfasst: Di 29. Okt 2019, 17:54
von Therapistin
Jaeden
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag

Es war in der Tat überaus anstrengend, den Turm hinauf zu steigen. Irgendwo bei 203 Stufen hatte er sich verzählt und so war diese kleine Ablenkung während des Aufstiegs leider verschwunden. Doch die Aussicht, die sich ihnen immer wieder durch die Fenster bot, war Entschädigung genug für die Anstrengung.
Als sie oben ankamen und durch eine Tür gingen, wurde Jaeden ziemlich enttäuscht. Alle Geräte hier waren tot, nichts vom blauen Leuchten zu sehen, das sie überhaupt erst hierher gelockt hatte.
"Definitiv", meinte Jaeden auf Mareks Frage hin. "Es sei denn, du möchtest hier warten, dann gehe ich alleine weiter?" Er wollte seinen Freund sicher nicht zu irgendetwas zwingen.

Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge

Verfasst: Di 29. Okt 2019, 18:13
von Siria
Samaa
Maeren
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

Samaa war nicht böse um die Pause und setzte sich neben Anoara. Sie holte Aella nach vorne, um die Pause zu nutzen und sie zu stillen. Sowohl Aella als auch sie waren nassgeschwitzt.
"Ich denke, es ist nur schwer nachvollziehbar, wenn man nicht in so einer Stadt gelebt hat. Jetzt sieht hier alles sehr tot aus, aber früher gab es bestimmt auch hier Blumen und ein paar Bäume. Manchmal gibt es hier doch so Freiflächen, das waren mal Parks, mit Springbrunnen und Plätzen zum Spielen für die Kinder. Das war ihre Art, um mit dem Planeten in Kontakt zu treten und ihn wahr zu nehmen. Für die Stadtmenschen boten die Häuser sicherheit und die Straßen Orientierung, alles weitere wirkte oder wirkt eher als bedrohlich. Ihnen war und ist es nicht wichtig, woher der Wind kommt, ob er sich durch die Straßenfluchten verändert. Und in den modernen Städten, in denen ich gelebt habe, hatte man sowieso kaum noch Kontakt zur Umwelt. Da war der Wind eher hinderlich und nervig. Der Planet ist dazu da, ihn auszunehmen wie ein Tier. Alles was man will nimmt man sich, egal mit welchen Mitteln und ob es gerade gebraucht wird.", Samaa konnte sich nicht mehr vorstellen, selber so zu leben, auch wenn sie gewisse Dinge vermisste oder ihre Vorzüge zu schätzen wußte. Aber nicht mehr in Kontakt mit dem Planeten und seinen Elementen zu sein, dass konnte sie sich nicht mehr vorstellen.

Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge

Verfasst: Di 29. Okt 2019, 22:36
von Cassiopeia
Anoara
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Mittag

Anoara konnte sich so ein geschildertes Leben einfach nicht vorstellen. "Es klingt schrecklich!", befand sie und hoffte, nie eine solche Stadt betreten zu müssen.
"Aber... das hast du vermutlich vorher auch über mein Leben gedacht", gab sie etwas kleinlauter zu. Sie wollte sicher nicht Samaas früheres Leben schlecht reden, nur, weil es für sie unvorstellbar war.
"Und irgendwie bleibt das große Rätsel, weshalb die Menschen gegangen sind... das werden wir wohl nicht heraus finden."


Marek
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag

Marek schüttelte den Kopf vehement.
"Ich bin nicht ewig die Treppen hoch gelatscht um dann hier stehen zu bleiben. Kommt nicht in Frage, ich komme mit!"
Was er beinahe bereute, als sie die Außentür aufgestemmt hatten und sie ihnen beinahe weg flog. Der Wind hatte hier oben eine vollkommen andere Kraft. Marek hatte einen Augenblick das Gefühl, als schwanke der ganze Turm.
"Whoah!", entfuhr es ihm, als er sich soweit sicher festhielt und einen Blick über die Landschaft werfen konnte. "Jae! Guck dir das an! Wir sind so hoch wie die Wolken!" Diese schienen zumindest zum greifen nahe. Alles unter ihnen wirkte winzig klein.

Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge

Verfasst: Mi 30. Okt 2019, 19:42
von Therapistin
Jaeden
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag

Jaeden musste einfach leise lachen.
"War ja klar, dass du mir diesen Triumph nicht gönnst, dass du dich nicht hinaus traust", grinste er, war aber insgeheim dankbar, dass Marek ihm durch die schwere Tür nach draußen folgte.
Die Plattform, auf der sie nun standen, schien sich mit dem Wind gemeinsam zu bewegen und Jaeden blieb einen Moment lang in der Tür stehen, die Finger in das Metall des Rahmens gekrallt. Plötzlich vermisste er den Boden, die Erde, die Steine noch viel mehr, ihm wurde gar ein wenig übel. Nein, hier oben war er einfach nicht in seinem Element.
Es dauerte einige Augenblicke, in den er tief durchatmete, bis er sich ein wenig weiter traute, die Hände nun an der Brüstung, von der er hoffte, sie würde ihn halten. Doch die Aussicht lenkte ihn wenigstens ein wenig ab.
"Wahnsinn", murmelte er. "Irgendwo dort muss der Steilfelsen sein", wies er nach Süden, wo weitere Wolken den Blick versperrten.

Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge

Verfasst: Mi 30. Okt 2019, 20:49
von Cassiopeia
Marek
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag

Marek versuchte angestrengt, besagten Steilfelsen auszumachen, von dem aus sie das blaue Licht dieses Turms das erste Mal gesehen hatten.
"Es wirkt alles so klein, aber ich glaube, ich kann ihn sehen", meinte er nach einer Weile höchster Konzentration und versuchte seine Augen wieder zu entspannen. Er sah sich etwas um, was sie direkt auf der Plattform erwartete.
Zuerst traf er auf das Geländer und an der Innenseite der Mauer, hinter der sich, wie sie wussten, der Raum befand, aus dem sie kamen. Marek legte den Kopf in den Nacken und musste sich festhalten. Es war noch ein ganzes Stück, gebaut aus Metallkränen, bis das blaue Leuchten zu sehen war: ein riesiger, sehr heller, leicht pulsierender Ball, der zwischen der Stahlkonstruktion gehalten wurde.
Marek wandte den Blick schnell wieder ab.
"Da können wir nicht herauf. Das ist viel zu hell!", bemerkte er und überlegte, wie sie sonst an das Portal heran kommen konnten. Oder hatten sie den ganzen Weg umsonst gemacht?

Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge

Verfasst: Mi 30. Okt 2019, 22:01
von Siria
Samaa
Maeren
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

"Ich konnte mir, als ich in der Stadt gelebt habe, gar nicht vorstellen, dass da draußen wirklich noch irgendwo Menschen leben. Ich habe Gerüchte gehört, aber es interessierte mich nicht. Ich führte schließlich ein recht gutes, abgesichertes Leben. Erst durch die Schwangerschaft mit Aella fing ich an, anders zu denken. Oft ist es gut, offen zu sein und die Dinge auf sich wirken zu lassen, anstatt sie gleich abzulehnen. Ich bereue nicht, dieses Leben hinter mir gelassen zu haben. Ich vermisse jedoch sehr meinen Mann.", sie ließ ihren Blick über die Stadt schweifen. "Ich kann dir allerdings nicht sagen, ob ich wieder in so einer Stadt leben könnte. Abgeschnitten von meinem Element und letzten Endes des Planeten. So ändern sich die Dinge...", Samaa lächelte etwas verträumt, dann sah sie wieder zu Anoara.
"Wenn wir Zeit hätten, könnten wir versuchen die Gebäude der Regierung zu suchen. Dort gäbe es vielleicht Informationen. Oder eine Bibliothek, die auch Zeitungen aufhebt. Da könnte man auch nachlesen, was in den letzten Monaten und Tagen geschrieben wurde. Hier wurde offenbar so viel zurück gelassen, dass mir das als möglich erscheint, dass wir etwas dazu finden.", Aella hatte mittlerweile genügend getrunken und sah ganz zufrieden aus.

Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge

Verfasst: Fr 1. Nov 2019, 19:09
von Therapistin
Jaeden
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag

Auch Jaeden versuchte seinen Blick zu fokussieren, doch entweder hatte er gerade nicht die nötige Konzentration oder Marek hatte einfach die besseren Augen. Vielleicht war es auch beides zusammen, doch Jaeden konnte den Steilfelsen nicht erkennen. Immerhin hatte er aber wohl in die richtige Richtung gedeutet.
Sehr vorsichtig sah Jaeden sich auf dem Podest um, bis er es Marek gleich tat und nach oben blickte. Je höher er schaute, umso schwindeliger wurde ihm, bis er große Augen bekam.
"Oh Himmel, da will ich nicht hoch!", murmelte er und klammerte sich noch ein wenig fester ans Geländer. Es war verrückt, er hatte so darauf gebrannt, endlich hier oben zu sein und nun hatte er beinahe so etwas wie Höhenangst. Er atmete einige Male tief durch, ehe er sich räusperte.
"Ich war immer davon ausgegangen, dass man das Portal von einem der Monitore aus nutzt", sagte er schließlich. So hatte er seinen Vater zumindest immer verstanden, wenn der ihm etwas von den Techniken des Nordens erzählt hatte. "Lass uns reingehen und dort nochmal schauen. Und sonst... müssen wir eben doch irgendwie da hoch." Auch wenn ihm bei der Vorstellung ziemlich schlecht wurde.