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Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 12. Jan 2020, 23:20
von Cassiopeia
Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend

Antorim verbeugte sich tief.
"Ich danke Euch für Eure Worte und Eure Zeit, Majestät", antwortete er und trat noch leicht gebeugt einige Schritte zurück ehe er sich wieder aufrichtete und die Erste Herrin wieder sich selbst überließ.

"Ich höre, die ersten Bittsteller lassen nicht lange auf sich warten", sagte Aceio leise, als er zu Eza trat. "Was für eine Idee hast du für die nördlichen Inseln?" Er teilte die Sorge, die er in ihrem Blick gesehen hatte. Das Land schien tief gespalten und solche Spaltungen konnten in Zeiten von Veränderungen ein Pulverfass sein.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 12. Jan 2020, 23:25
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend
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Eza sah Antorim nachdenklichen Blickes nach, dann seufzte sie leise und nippte an ihrem Wein.
"Er wird seinen Posten verlieren, da kann er bitten wie er will", urteilte Eza, denn wer für sein Land nicht einmal eine Idee einer Zukunft hatte, konnte es auch nicht in eine solche führen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen, wenn auch keinem sonderlich glücklichen, sah sie zu Aceio.
"Wir werden dem Kult die Rolle in der Gesellschaft geben, den er sich erhofft. Wir werden ihnen ein wenig mehr Einfluss zugestehen, dafür werden sie das Volk einen. Sie sollen Leute aus dem Norden in den Süden rekrutieren und umgekehrt. Und ihre Schulen im Süden sollen Schüler aus dem Norden unterrichten und andersherum", beantwortete sie flüsternd die Frage.
Das barg auch eine gewisse Gefahr, denn wenn ein religiöser Kult zu einflussreich wurde, konnte er zur Gefahr werden.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 12. Jan 2020, 23:38
von Cassiopeia
Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend

"Möchtest du den Norden besuchen?", fragte Aceio leise. "Die Menschen hier feiern heute deine Ernennung. Der Tag morgen sollte vielleicht ihnen gelten... hier, in Néhara und auch im Norden. Wenn die Menschen aus dem Süden sehen, dass du in den Norden reist, kann das eine starke Botschaft sein", schlug er vor. "Ein solcher Austausch unter Schulen und dergleichen ist gut, gewiss. die Fremdheit voreinander abbauen ist ein langwieriges Ziel. Weißt du, warum die Familien einst ausgestoßen wurden? Sie sind doch ein Teil Bélans, oder nicht?"
Die Sitte, Familien und ihre Nachkommen für Jahrzehnte oder länger auszustoßen schien hier weit verbreitet. Auch Ielias Familie hatte es getroffen, lange Jahre hatten sie im Norden gelebt, ohne das Recht auf einen öffentlichen Namen. Bis Ielia ihren Einfluss mit Macht hatte nehmen wollen.
"Vielleicht wäre es möglich, jene anzuhören, die aus der Verbannung zurückkehren wollen?" Ein gewagter Vorschlag, vielleicht sogar gefährlich. Aber vielleicht auch notwendig, jenen zuzuhören, die nie eine Stimme gehabt hatten.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 12. Jan 2020, 23:45
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend
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"Den Norden zu besuchen ist eine gute Idee", fand Eza mit einem Lächeln und einem Nicken gleichermaßen.
"Das werden wir angehen, direkt morgen", beschied sie dann, was sie vorher wohl mit Aceio abgesprochen hätte, wäre es nicht seine eigene Idee gewesen.
Sie war froh, dass er sich so einbrachte und seine Ideen erwiesen sich stets als gut. Sie war sehr froh, dass sie ihn hatte und ließ ihn das mit einem kleinen Lächeln, das nur für ihn bestimmt war, wissen.
"Alle anderen Maßnahmen werden lange Zeit benötigen, das ist richtig. Aber dafür werden sie nachhaltig sein", blieb sie bei ihrer vorherigen Entscheidung.
Dennoch, er hatte recht, es brauchte kurzfristige Erfolge.
"Hören wir uns an, was sie zu sagen und welche Probleme und Sorgen sie plagen. Dennoch, wir können nicht einfach entscheiden, dass Jahrzehnte überdauertes Recht mit einem Mal nichts mehr gilt. Das wird uns der Süden und auch der Kult auf Dauer übelnehmen."
Ob sie etwas tun konnten oder nicht, würden sie aber ohnehin erst, wenn sie wussten, was die Leute aus dem Norden sich wünschten. Und wie die Leute aus dem Süden die Sache sahen.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: Mo 13. Jan 2020, 00:12
von Cassiopeia
Aceio
Bélan-Inseln
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146. Jahr des Lichts
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Aceio schüttelte leicht den Kopf. "Es liegt mir fern, das Recht als bedeutungslos zu erklären. Aber beide Seiten anzuhören und einen Mittelweg der Versöhnung und des Verständnisses zu finden ist sicher gut. Keine Seite sollte glauben, du schenktest ihnen den Vorzug. Das kann eine Gratwanderung werden. Aber ist ein Anfang - ein wichtiger Anfang", stimmte er ihr leicht lächelnd zu. Es war ein Minimum an halb-privater Unterhaltung, die sie sich hier erlaubten. nach der vorherigen Vertrautheit war es schwer, wieder vollends in den formellen Umgang zurück zu kehren. Doch ihm wurde klar, dass er sie nicht einmal im Flüsteron duzen durfte. Eigentlich.
"Genieße dein Mahl. Ich fange andere Neugierige ab. Dann wird es Zeit, hinunter zu gehen." Immerhin wartete jemand im Keller noch auf ihren Besuch.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: Mo 13. Jan 2020, 00:17
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend
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Eza nickte leicht und lächelte noch einmal. Dann besann sie sich, dass sie nicht unter sich waren. Noch nicht. Entsprechend räusperte sie sich.
"Wir werden beiden Seiten Gehör schenken und ganz besonderen Wert darauf legen, dass eine Seite nicht bevorzugt oder benachteiligt wird", versprach sie und meinte auch, was sie sagte.
Kurz glitt ihr Blick über die Anwesenden, doch nur hier und da dezente Blicke waren es, die sie trafen. Keine Empörung oder Getuschel über die halb-private Unterhaltung.
"Ich bin gleich soweit", sprach sie entsprechend und nickte auch Aceio so zu, wie sie es zuvor bei Antorim getan hatte.
Immerhin sollte der Schein wenigstens einigermaßen gewahrt bleiben. Sie aß auf, nicht zu hektisch, aber sie nahm sich auch nichts mehr nach. Es sollte nicht übereilt wirken, als sie schließlich aufstand. Der Wein war leer, genauso ihre Schale, in die sie sich all die Leckereien getan hatte. Ein guter Zeitpunkt zu gehen, denn es waren auch viele Gespräche aufgekommen.
"Hole mich, wenn mich jemand sucht", wandte sie sich an Tenya, "ich habe im Keller noch etwas zu erledigen."
Was das war, konnte diese sich vermutlich an einer Hand abzählen.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: Mo 13. Jan 2020, 00:31
von Cassiopeia
Aceio
Bélan-Inseln
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früher Abend

"Aye, Majestät", erwiderte Tenya mit einer leichten Verbeugung und einem sicheren Lächeln. Aceio mochte sie mit jedem Mal mehr. Er wartete unauffällig an der Tür, ein wenig Geplänkel mit den Wachen, ein Lob an den Koch - Kleinigkeiten, die dennoch wichtig waren. Niemand hatte Eza in der Zeit noch weiter behelligt, dafür hatte er beiläufig gesorgt.
Als Eza nun erklärte, den Keller aufzusuchen, sah Aceio leicht auf. An Tenyas Miene erkannte er, dass es keinerlei Störung geben sollte, sofern keine Leben auf dem Spiel standen. Dafür würde sie sorgen.
"Hoheit", begrüßte er sie förmlich und neigte leicht den Kopf. Die Türen wurden aufgehalten und sie folgten den Gängen bis zur Treppe hinab.
"Das sind die letzten Wachen", informierte Aceio Eza leise. "Die übrigen sind bereits abgezogen." Und würde niemand mehr sein, der ihre Unterhaltung störte.
Die letzte Tür wurde geöffnet und der Wachmann reichte ihnen eine Fackel aus der Halterung.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: Mo 13. Jan 2020, 00:37
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
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146. Jahr des Lichts
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Sie lächelte Tenya zu, bei der sie sich sicher war, sie würde das Kind schon schaukeln und sie nicht weiter behelligen, wenn es nicht wirklich notwendig war. Der kurze, sichere Blick hatte genügt und Eza war sich noch sicherer, dass sie die Richtige war für den Posten der Zweiten Herrin, den sie bekleiden musste, um Eza in ihrer Abwesenheit zu vertreten.
"Danke für das ruhige Mal", flüsterte sie Aceio dankbar zu, als sie sich auf den Weg nach unten machten.
Sie wusste sehr genau, wem sie das zu verdanken hatte. Er hatte sein Wort gehalten. Wieder einmal.
Bei der letzten Wache nahm sie die Fackel entgegen.
"Stört uns nicht", forderte sie den Mann auf und trat voran in den Gang, der sich ihnen nun eröffnete.
Die schwere Tür fiel krachend ins Schloss und ein Riegel wurde zugezogen. Eza sorgte sich nicht, diese Sicherungsmaßnahmen waren ihr bereits bekannt.
"Endlich Ruhe", flüsterte sie und musste daraufhin leise lachen.
Wer war denn außer ihnen schon froh, die Verliese besuchen zu können?

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: Mi 15. Jan 2020, 12:18
von Cassiopeia
Aceio
Bélan-Inseln
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146. Jahr des Lichts
früher Abend

"Ruhe in diesem Palast zu finden ist vermutlich wahrlich eine Kunst für sich", vermutete Aceio und folgte dem Gang entlang nach unten, während die Fackel ihre zuckenden Schatten an die Wände warf.
Die Treppe endete auf massivem Fels. Ein Gang, aus dem Felsen heraus geschliffen. Nichts hier unten war von Hand geschmiedet - es war gewachsen. Ein beeindruckender Magier war hier am Werk gewesen - vielleicht derselbe, der die geheime Höhle erschaffen hatte, überlegte Aceio.
Doch der Magier hatte sie nun nicht zu interessieren, sondern der aufsässige Abgesandte Cyrans, der in einer der hinteren Zellen auf sie wartete. In Dunkelheit. Es roch nach Feuchtigkeit und Fäulnis hier unten. Menschlicher Fäulnis.
Eine speziell gekennzeichnete Bodenplatte entriegelte die Zellentür. Aceio trat darauf um Eza den Vortritt zu lassen.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: Mi 15. Jan 2020, 14:28
von Tjeika
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Eskya "Eza" Zarin
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"Ruhe in diesem Palast zu finden ist nachgerade unmöglich", stellte Eza schmunzelnd klar und ihre Hand streifte im gleichen Augenblick wie zufällig die Hand Aceios, dem sie einen kurzen Blick und ein Lächeln zuwarf.
Dann hatten sie ihr Ziel erreicht. Unwillkürlich rümpfte Eza die Nase. Der Gestank war wirklich widerlich und das war etwas, an das sie sich nie gewöhnen würde.
"Was für eine Verschwendung", murmelte sie mit Blick zu den anderen Zellen und den teils lebendig Verwesenden, die sich in den dunkelsten Ecken verbargen.
Sie hätte das Blut jener Verdammten doch einen wesentlich nützlicherem Zweck zukommen lassen, statt es hier unten zu vergeuden.
Sie nickte Aceio zu, als dieser ihr den Vortritt ließ und trat zuerst in die Zelle des Gesandten aus Cyran.
"Wie gefällt Euch Eure Unterkunft?", fragte sie im Plauderton und schenkte ihrem speziellen Gast ein Lächeln, als wären sie in einem hochwertigen Gasthaus.