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Leevke van der Zon
Färöer Inseln, Vivis Haus
Samstag, 12.09.2010
01:43 Uhr

Leevke hörte nur weit, weit weg Stimmen, konnte nicht einmal sagen, was sie sprachen. Aber es waren vertraute Stimmen, die sie einlullten. Nur kurz erschrak sie, als sie hoch gehoben wurde, doch dann war da wieder die beruhigende Stimme von der sie wusste, dass keine Gefahr ausging. Sie hielt sich einfach fest, spürte im Halbschlaf, wie sie auf dem Bett abgelegt wurde und zugedeckt, wie sich jemand neben sie legte. So kuschelte sie sich einfach hin, murmelte einen Namen, von dem sie nicht einmal wusste, welcher es war. Sie wusste nur, dass sie sicher war, seit langer Zeit sich endlich geborgen fühlte und mit einem erschöpften, aber glücklichen Lächeln schlief sie endlich ganz ein.

Brendan Steward
Färöer Inseln, Vivis Haus
Samstag, 12.09.2010
01:46 Uhr

Irgendetwas Unverständliches murmelte Leevke leise vor sich hin, als sie sich an ihn kuschelte. Beschützend legte Brendan den Arm um sie, streichelte sachte über ihren Arm, hielt sie einfach fest und stellte glücklich fest, dass sie nun tatsächlich eingeschlafen war, ihrem tiefen und gleichmäßigen Atem zu schließen.
Es war irgendwie seltsam, da hatte er erst vor ein paar Stunden erfahren, dass sie überhaupt noch lebte – was er zwischenzeitlich nicht mehr gedacht hatte – und nun lagen sie hier und sie schlief in seinen Armen. Eine Situation, die ihm noch allzu vertraut war, jedoch in vertauschten Rollen, wie er sich erinnerte.
Lächelnd schüttelte Brendan den Kopf, nein, das war vorbei, war einst gewesen, jetzt galt es nur, dass er für Leevke da war. Und dazu gehörte, dass er heute Nacht auf sie aufpasste und sie fest hielt. Schlafen würde er nicht, so müde er auch war...

Leevke van der Zon
Färöer Inseln, Vivis Haus
Samstag, 12.09.2010
09:51 Uhr

Er war noch immer da, wie sie beruhigend fest stellte und sich an ihn klammerte. Oder schmiegte? Irgendwie hatte sie die letzten Jahre über wohl das eine mit dem anderen verwechselt. Sie wusste lediglich, dass sie nicht allein in ihem Bett war, für alles andere war sie viel zu müde.
Wer auch immer er war. Der letzte Mann, neben dem sie gelegen hatte, war Nathan gewesen...
Sie schlug die Augen auf. Nein, er war nicht Nathan, aber für einen Moment war die Erinnerung, der Wunsch, ihn noch einmal zu sehen, so stark gewesen, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb.
Dann erst erkannte sie Brendan und mit einem Mal war alles wieder da, was am Vorabend geschehen war. Das Foto, die Briefe. Brendan. Lene. Und dann hatte sie geredet, einen stundenlangen Monolog gehalten, so schien es ihr. Und jetzt war Brendan noch immer bei ihr, hielt sie in seinen Armen.
"Du bist noch da", wisperte sie und legte ihren Kopf an seine Schulter, ihren Arm über seine Brust, als wollte sie ihn fest halten. Und langsam ließ der Schreck wieder nach, sie fühlte sich wieder wie in Hogwarts, ihre Freunde waren zurück und endlich kannten sie die Wahrheit, kannte Lene die Wahrheit.
Bei dem Gedanken an sie wurde ihr Herz schwer. So lange hatte sie sich ein Treffen mit Brendan und Lene ausgemalt und nun waren sie einfach da gewesen, ohne Fragen zu stellen. Hatten sie getröstet, mit ihr geweint. Und wieder waren es Lenes Augen, die sie vor sich sah, die sie so liebte.
Auch jetzt noch, nach neun Jahren.
"Wird... wird sie wieder kommen?", fragte sie leise und merkte kaum, dass sie die Frage laut gestellt hatte.

Brendan Steward
Färöer Inseln, Vivis Haus
Samstag, 12.09.2010
09:52 Uhr

Leevke hatte die ganze Nacht über erstaunlich ruhig geschlafen, wie Brendan fand. Und dennoch hatte er selber nicht geschlafen, sie einfach weiter fest gehalten, damit sie den Halt nicht verlor, den sie doch gerade erst wieder zu bekommen schien. Auch der Morgen war bisher ruhig geblieben. Doch als er merkte, wie sie langsam zu erwachen schien, schließlich sogar ruckartig den Kopf hob, machte er sich wieder Sorgen um sie. Die Tränen in den Augen der Holländerin beunruhigten ihn nur noch mehr.
"Natürlich bin ich noch da", murmelte er und lächelte, als Leevke sich zurück legte, den Kopf wieder an seiner Schulter, den Arm um ihn geschlungen. "Meinst du, ich lasse dich jetzt los? Oder lasse dich allein?" Er sprach gespielt empört, doch man hörte das Lächeln klar aus seiner Stimme heraus. Dann gab er ihr einen Kuss auf ihr Haar. "Ich bin noch da, ja. Und ich gehe auch nicht weg."
Auf ihre Frage seufzte er unhörbar. "Ich weiß es nicht", meinte er ehrlich und streichelte Leevke vorsichtig über den Rücken. "Gib ihr ein bisschen Zeit, es war... eine Menge, was du erzählt hast. Und die Zeit lässt sich nun einmal nicht auslöschen, so sehr wir es uns vielleicht auch manchmal wünschen mögen."

Leevke van der Zon
Färöer Inseln, Vivis Haus
Samstag, 12.09.2010
09:54 Uhr

Leevke schwieg eine Weile, hielt sich weiter einfach an Brendan fest als sei er ihr einziger Anker, der sie vor dem Untergehen bewahrte.
"Ich bin froh, dass du da bist", wisperte sie gegen seine Brust und schloss wieder die Augen. "Danke, dass du... geblieben bist."
Nein, auslöschen konnte sie die Zeit leider nicht, so sehr sie es sich wirklich wünschte. Wenn sie einfach eher aus dem Haus gegangen wäre, hätte sie den Artikel nie gelesen und all das wäre nie passiert. Sie wäre bei Lene angekommen und vielleicht... wären sie heute noch...
Nein, das war Wunschdenken. Unmöglich. Es war nun einmal anders gekommen. Und so sehr sie es die Jahre über auch versucht hatte, die Träume, was gewesen wäre, wenn alles anders gekommen wäre, blieben einfach nicht aus.
"Ich glaube, ich habe seit Jahren nicht so gut geschlafen wie heute Nacht... danke dafür", meinte sie leise, machte es sich aber einfach weiterhin an seiner Schulter bequem, so schnell würde sie die Nähe und Sicherheit nicht aufgeben.

Brendan Steward
Färöer Inseln, Vivis Haus
Samstag, 12.09.2010
09:56 Uhr

"Dafür sind Freunde doch da", meinte Brendan leise. "Du musst mir nicht danken, ich bin gerne geblieben. Und ob es wirklich an mir liegt, dass du gut geschlafen hast, weiß ich nicht." Er lachte leise, glücklich. "Aber es freut mich, dass du schlafen konntest." Für einen Moment schloss er seine müden Augen, strich abwesend über Leevkes Rücken und zog sie noch ein bisschen dichter an sich heran, hielt sie einfach fest.
Doch ihm lag etwas auf dem Herzen. Schon seit gestern Abend hatte er es sagen wollen, doch die Gelegenheit hatte sich nicht geboten, zumal es mehr als unpassend gewesen wäre, wie er meinte. Aber jetzt schien ihm der passende Moment.
"Versprichst du mir etwas, Leevke?", fragte er leise, öffnete die Augen wieder und hob den Kopf ein wenig an. "Geh... geh nicht wieder weg. Und... wenn etwas ist, dann sag es mir, ich bin da, auch jetzt noch. Das bin ich dir schuldig, du warst auch da..." Seine Stimme verlor sich in der Stille, doch es war ihm wichtig gewesen, dies zu sagen, sehr wichtig.

Leevke van der Zon
Färöer Inseln, Vivis Haus
Samstag, 12.09.2010
09:58 Uhr

Überrascht hob Leevke nun doch den Kopf und sah Brendan an.
"Oh Bren", sagte sie gerührt, zog sich etwas hoch und legte eine Hand an seine Wange. "Du bist mir gar nichts schuldig, hörst du? Ich war gern für dich da und würde es jederzeit wieder sein. Weil ich bleibe. Versprochen. Ich gehe nicht wieder weg, nicht ohne Ankündigung und niemals mehr, ohne mich bei irgendwem zu melden. Abgesehen davon, dass es mir hier gut geht und ich vielleicht... vielleicht endlich mein Leben selbst ein wenig aufbauen kann. Auch, wenn es komisch klingen mag, wenn ich das sage, aber... ich will dich nicht noch einmal verlieren. Niemals."
Sie barg ihren Kopf an seinem Hals, als sie die Tränen nicht länger aufhalten konnte. Tränen der Erinnerung, des Schmerzes, aber auch der Hoffnung, der Erleichterung. So vieles auf einmal, was sie zu fühlen schien, dass sie ganz durch einander war. Und für eine Sekunde vergaß sie ihre Gedanken an Lene sogar, war einfach froh, ihren besten Freund wieder zu haben.

Brendan Steward
Färöer Inseln, Vivis Haus
Samstag, 12.09.2010
10:00 Uhr

"Nicht doch, hey", sagte Brendan leise, als er Leevkes Tränen sah, kurz bevor sie ihren Kopf an seinem Hals barg und lautlos weinte. Einen Sekundenbruchteil lang war er wie erstarrt, noch immer fühlte er sich hilflos, wenn jemand weinte, doch dann zog er sich und Leevke ein Stück höher, sodass er halb saß und nahm sie einfach in die Arme. Und in diesem Moment war es ihm fast, als wäre keine Zeit vergangen, als wären sie wieder in Hogwarts und sie war für ihn da, hielt ihn fest, tröstete ihn. Heute war es anders herum, doch es war ein schönes Gefühl.
Kurz löste er sich von Leevke, hielt ihr Gesicht vorsichtig in beiden Händen, als wäre es zerbrechlich – und genauso kam Leevke ihm vor, unendlich zerbrechlich. "Du hast mir echt gefehlt", meinte er lächelnd und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe er sie erneut in den Arm nahm.
"Du kriegst das hin, du wirst deinen Weg finden und gehen und wenn ich darf, helfe ich dir liebend gerne dabei", sagte er und strich beruhigend über ihren Rücken.

Leevke van der Zon
Färöer Inseln, Vivis Haus
Samstag, 12.09.2010
10:01 Uhr

Leevke ließ sich einfach mitziehen, legte ihren Kopf an seiner Schulter ab. Sie konnte nur nicken, noch immer liefen Tränen über ihre Wange, auch wenn es bedeutend weniger waren.
"Das... das wäre schön", hauchte sie und fragte sich im selben Moment, ob auch Lene das eines Tages vielleicht sagen würde? Damals, ja, damals hatten sie einen gemeinsamen Traum gehabt. Und sie hatte ihn platzen lassen.
Nun hatte sie Vivi, Kjell und Brendan und, vielleicht, auch Lene wieder gefunden. Und mit etwas Glück und viel, viel Kraft würde sie auch ihren Traum wieder finden.
Schließlich wischte sie sich über die Augen und sah ihn etwas beschämt an. "Irgendwie... kann ich noch gar nicht glauben, dass das gestern... wirklich passiert ist. Es war... wie früher, irgendwie und doch... war es ganz anders, es ging alles so schnell...", murmelte sie und lehnte sich wieder an ihn, brauchte jetzt einfach seine Nähe und Sicherheit.

Brendan Steward
Färöer Inseln, Vivis Haus
Samstag, 12.09.2010
10:02 Uhr

Noch immer lächelnd hielt Brendan Leevke weiter fest, strich beruhigend über ihren Rücken und versuchte, die richtigen Worte zu finden, die er ihr sagen konnte, mit denen er ihr Mut zusprechen konnte.
"Stimmt, es ging alles sehr schnell", stimmte er leise zu, ohne sie loszulassen. "Aber... ist es nicht besser so? Stell dir vor, es hätte so viel länger gedauert, meinst du, du hättest das geschafft?" Er legte den Kopf schräg und und versuchte einen Blick in ihr Gesicht zu erhaschen. "Ich bin mir da nämlich nicht sicher. Ja, es kam alles sehr plötzlich, aber ich denke, es war gut, so wie es war, meinst du nicht?"
Noch immer streichelte er ununterbrochen über ihren Rücken, die Schultern, wollte ihr ein wenig Sicherheit geben, damit sie ihm nicht erneut verloren ging wie schon vor neun Jahren. "Wie früher...", murmelte er leise vor sich hin und lächelte. "Da war die Welt noch in Ordnung. Und das wird sie auch wieder sein, da bin ich mir sicher", fügte er mit entschlossen klingender Stimme hinzu und drückte Leevke, wie um seine Worte noch einmal zu betonen, fest an sich.