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Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: So 9. Jul 2017, 14:53
von Cassiopeia
Marek / Gon
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Später Nachmittag

Gon nickte, sofern man das bei einem Wesen seiner Art so nennen konnte.
"Die Steine haben sehr gelitten, ein sehr heißes, langes Leiden. Ein guter Anfang für dich und dass du es gespürt hast, zeigt, dass du schon mehr kannst als du glaubst. Du sagst, du hast die Hitze gespürt, die eigentlich schon lange nicht mehr da war. Das war die Erinnerung, die du gespürt hast. Hast du noch etwas wahr genommen aus dieser Erinnerung? Woher die Hitze kam, die aus Stein Glas gemacht hat?"

Marek sah zu Solmon und nickte.
"Ein guter Gedanke. Du kannst mit Amjok die erste Schicht bis zum Anbrechen der Dunkelheit übernehmen", sagte er zu Solmon. Amjok war ein erfahrener Späher, der Solmon gut anleiten konnte.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Di 18. Jul 2017, 18:00
von Therapistin
Jaeden & Solmon
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Später Nachmittag

Jaeden versuchte sich zu erinnern, doch schließlich schüttelte er leicht den Kopf.
"Dass es ein Drache gewesen sein musste, habe ich erst erkannt, als wir eine Schuppe hoch oben auf dem Felsen gefunden haben", gestand er. "Ich muss aber auch zugeben, dass mich die Hitze sehr erschrocken hat, sodass ich es meist vermied, die Steine zu berühren, wenn es denn möglich war. Aber... nun, ich habe zumindest gespürt, dass die Hitze nicht aus der Erde selbst kam. Lava fühlt sich anders an, wie ich an der Schlucht festgestellt habe, wenige Tage darauf", erinnerte er sich weiter und sah Gon seufzend an.
"Es wird ewig dauern, bis ich in der Lage bin, zu verstehen, was die Erde mir mitzuteilen versucht."

Solmons Augen wurden groß.
"Mit Amjok?", fragte er überrascht. Mit ihm die Wache zu übernehmen wäre solch eine Ehre, als würde er mit Jeron, einem der besten Jäger des Stammes, jagen gehen.
"Wie cool", konnte er sich nicht verkneifen und grinste breit. "Ich werde ihn suchen gehen, sobald mein Zelt steht." Auch wenn er am liebsten sogleich die Position dort oben eingenommen hätte. Hier draußen wurde er von Marek wie ein Erwachsener behandelt, das war ziemlich ungewohnt, fühlte sich aber auch sehr gut an.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Mi 19. Jul 2017, 19:01
von Cassiopeia
Marek / Gon
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Später Nachmittag

Gon lachte leise.
"Das war eine Botschaft", erklärte er dem unmutigen Jaeden. "Eine Botschaft aus de Luft, dass sie dich ebenfalls bemerkt haben. Du solltest diese Schuppe finden. Es fängt an, die Alten treten aus den Schatten. Du wirst es bald verstehen, Steinmann. Vor Jahrmillionen brannten Drachen ihre Botschaft in die Felsen, deren Anfang du gespürt hast. Ohne, dass du wusstest, wer du warst. Das ist erstaunlich. Du hast einen großen Weg vor dir, Steinmann."

Marek grinste und nickte Solmon zu. Hier draußen konnte er erste Erfahrungen in der Verantwortung eines Erwachsenen nehmen. Und es schien ihn zu beflügeln.
Marek selbst machte sich daran die Waffen vorzubereiten und durchzugehen, was noch bearbeitet oder geschärft werden musste.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Do 20. Jul 2017, 13:37
von Therapistin
Jaeden & Solmon
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Später Nachmittag

Jaeden runzelte die Stirn.
"Aus der Luft?", wiederholte er und dachte unwillkürlich an den alten Greg, der eben jenes Element verkörperte. Es war schon beinahe beängstigend, wie sehr alles plötzlich miteinander in Verbindung stand - auch wenn Jaeden noch nicht zu sagen vermochte, wie genau diese Verbindung wirklich aussah.
"So viele Botschaften", murmelte er und blickte erst zur Höhlendecke, bevor er zu Boden sah und schließlich Gon wieder anschaute. "Kein Wunder, dass ich keine klaren Gedanken mehr fassen kann", lächelte er schwach, ehe er versuchte, sich wieder ein wenig zu konzentrieren.
"Also können die Elemente selbst auch miteinander kommunizieren?", fragte er nach. "Wenn schon der Wind den Weg zum Feuer weist."

Solmon hatte noch nie so schnell sein Zelt aufgebaut. Und er würde, bevor er sich hinein legte, wohl auch besser noch einmal die Seile prüfen, ob er alles ordentlich fest gezurrt hatte - nicht, dass in der Nacht die Stoffe über ihm zusammen brachen, weil er unachtsam gewesen war.
Schließlich machte er sich auf die Suche nach Amjok. Dieser schien wenig überrascht, dass ihm einer der Jüngeren bei der ersten Wache Gesellschaft leisten sollte. Er schien auch nicht pikiert darüber, im Gegenteil begann er schon mit den Ausführungen, als sie noch nicht einmal auf der Anhöhe angekommen waren, indem er Solmon fragte, ob er ein wärmendes Fell dabei hatte, die Abende und vor allem Nächte bei der Wacht waren kalt und ein Feuer wagte er dort oben nicht anzuzünden. So führte Solmons Weg noch einmal zum Zelt, bevor er Amjok hinauf begleitete. Tatsächlich konnten sie von hier oben alles sehen. Ihr kleines Lager wirkte gar nicht so klein an diesem Ort, doch wenn Solmon hinaus in die Landschaft blickte und dann verglich, war es doch eher winzig.
Er blickte wieder zum Lager und erblickte Marek, dem er grinsend zuwinkte, ehe er sich ganz auf die Wache konzentrierte. Dabei konnte er beobachten, wie sie unten ein Feuer zu entfachen versuchten, das ihnen in der Nacht als Schutz und Lichtquelle dienen würde.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Mo 24. Jul 2017, 20:41
von Cassiopeia
Marek / Gon
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Später Nachmittag

Gon verbeugte sich beinahe.
"Wenn wir das tun, ist etwas sehr Wichtiges passiert", erklärte er. "Der Drache muss eine wichtige Botschaft für dich haben, wenn er dich seine Schuppe finden lässt. Dafür ist es unerlässlich, dass du die Sprache der Steine lernst."

Marek blickte zu Solmon, der zu strahlen schien. Marek hoffte, er würde diese Nacht in guter Erinnerung behalten.
Drei Tage hatte Jaeden gesagt. Zwei waren bereits vergangen. Morgen würden die Büffel kommen. Morgen hatten sie die Gelegenheit, ihren Stamm satt durch den Winter zu bekommen.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Mo 31. Jul 2017, 08:45
von Therapistin
Jaeden & Solmon
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Später Nachmittag

Jaeden nickte leicht. Seine Finger glitten fast zärtlich über den felsigen Boden unter sich, nahmen jede Unebenheit war. Und er spürte ein sanftes Zittern, das stetig durch die Erde zu fahren schien, ein zartes Vibrieren von Erinnerungen. Da waren vergangene Erdbeben, die Hitze von Vulkanen in der Tiefe, der Planet, der sich wehrte.
Neugierig blickte er wieder zu Gon auf.
"Darf ich dich fragen, wann du dich zuletzt jemandem wie mir offenbart hast?", wollte er vorsichtig wissen.

Tatsächlich wurde es hier oben immer kälter, je weiter der Abend voran schritt und Solmon war froh, dass Amjok ihn angewiesen hatte, seine wärmenden Felle mit zur Wache zu nehmen. Sonst hätte Solmon nun entsetzlich gefroren. Es war eben schon etwas anderes, ob er in der Wildnis auf einem Felsen saß oder aber in einer Höhle am wärmenden Feuer.
Viel spannender als die Wache war aber für Solmon die Vorstellung der morgigen Jagd. Hoffentlich würde alles gut gehen. Vor allem aber hoffte er, dass ihre Jagdgesellschaft große Beute machen würde. Doch das würde sich zeigen, wenn es soweit wäre.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: So 6. Aug 2017, 19:59
von Cassiopeia
Marek / Gon
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Später Nachmittag

"Da ist sehr lange her. Viele Zeitalter der Menschen", sagte Gon. "Du bist jemand Besonderes, Jaeden Steinmann. Jemand wie du wandelt nur selten über den Boden. Es ist eine große Ehre, dich zu treffen. Nimm unsere Hilfe an und du wirst das Gedächtnis und die Sprache des Planeten kennen. Mehr Wissen als ein Mensch je erlangte. Kannst du mit einer solchen Macht umgehen, Steinmann?"

Amjok sah zu Solmon und lächelte leicht.
"Als ich so alt war wie du habe ich meinen ersten Speer geworfen", erzählte er. "Er traf nicht sein Ziel, sondern prallte von der festen Haut des Büffels ab und ich war zutiefst enttäuscht. Ich hatte es mir viel einfacher vorgestellt, ich wollte als Held zurück kehren. Erst Jahre später gelang es mir, ein Büffelkalb mit dem entscheidenden Speerstoß zu erlegen. Das Fell habe ich immer noch. Du bist ein mutiger junger Mann. Nicht mehr lange und du wirst dein erstes Fell nach Hause bringen", zwinkerte er ihm zu.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Do 31. Aug 2017, 16:38
von Therapistin
Jaeden & Solmon
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Später Nachmittag

Jaeden blickte nachdenklich von Gon zu dem felsigen Boden, auf welchem er saß, berührte fast sanft mit den Fingerspitzen die Steine und ganz deutlich spürte er etwas - doch es genau deuten konnte er nicht. Noch nicht.
"Ich denke schon", nickte er schließlich leicht und blickte zurück zu dem Wesen, das bei ihm war. "Ich werde es auf jeden Fall versuchen. Es ist wichtig, das spüre ich schon länger." Sonst hätte er sich ja auch niemals hier herunter begeben, wo er diesen Ort doch bislang aufgrund der Erfahrungen, die er mit Marek zusammen hier gemacht hatte, eher fürchtete denn schätzte.
"Es wäre mir eine Freude, wenn du mir dabei helfen würdest", sprach er dann mit geneigtem Kopf zu Gon und lächelte leicht.

Solmon spürte, dass er rot wurde.
"Das ist meine erste Jagd, ich bin nicht einmal sicher, ob ich überhaupt einen Speer werfen werde", meinte er. "Aber ich hoffe, ich stelle mich einigermaßen gut an, sodass ich auch bei der nächsten Jagd dabei sein darf." Auch wenn es bis dahin möglicherweise noch dauern würde, wenn diese hier ein Erfolg sein würde.
"Wie viele Büffel hast du seit deiner ersten Jagd erlegt?" fragte er Amjok neugierig. Er war einer der besten Jäger, fast so gut wie Jeron, der aber ja auch schon deutlich mehr Erfahrung hatte sammeln können.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: So 3. Sep 2017, 11:33
von Cassiopeia
Marek / Gon
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Später Nachmittag

Gon nickte.
"Wenn du diesen Weg betrittst, kannst du nicht zurück. Du wirst immer verbunden sein mit den Steinen, den Felsen, dem Boden unter dir. Hast du ihre Sprache einmal gelernt, wirst du sie immer verstehen. Du wirst dich nicht davor verschließen können. Alles, was einst war, was gerade ist, was weit entfernt geschieht und auch dich einholen wird, wirst du wissen. Du wirst kein Mensch mehr sein können, wie du es bisher warst. Und wenn die Not kommt, wirst du eine Entscheidung treffen müssen. Bist du dazu bereit?"

Amjok runzelte überlegend die Stirn.
"Fünf, denke ich. Fünf, deren Fell ich für mich beanspruchen konnte. Lass dir eines gesagt sein, Junger Jäger: behandle jedes Tier mit Respekt. Selbst, wenn du ihm das Leben nimmst. Besonders dann. Du entscheidest über Leben und Tod in diesem Moment. Du bringst den Tod. Die Zeit der Schamanen ist vorbei, doch es heißt, früher trugen sie Totenschädel auf dem Kopf um die Alten Götter, besonders den Totengott, gnädig zu stimmen, dass sie ihm zuvor kamen und an seiner Stelle ein Tier töteten. Wirf dein Speer nur, wenn du wirklich bereit bist, zu töten."

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: So 3. Sep 2017, 11:56
von Therapistin
Jaeden & Solmon
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Später Nachmittag

Nein, dachte Jaeden, als Gon ihm all dies so klar vor Augen führte, dass es ihm richtig Angst machte. Die Steine schienen es zu spüren und schickten sanfte Wellen durch seine Finger hindurch, fast wie ein Streicheln und zugleich unglaublich eindringlich. Seufzend blickte Jaeden zu seiner Hand, die nach wie vor auf dem Boden lag, als bräuchte er die Verbindung zu den Steinen wie die Luft zum Atmen.
"Ich habe keine Wahl", sagte er schließlich und sah zurück zu Gon, nun deutlich entschlossener. "Nun, da ich um die Verbindung weiß, muss ich sie annehmen." Er könnte es sich niemals verzeihen, wenn er sich dem verschloss. Er atmete noch einmal tief durch, dann nickte er.
"Ich bin bereit." Nicht, dass ihm diese Entscheidung die Unsicherheit genommen hätte.

Solmon blickte in die Ferne, als prüfte er, ob alles ruhig war, doch er nutzte die wenigen Momente, um über Amjoks Worte nachzudenken. Ihr Volk war der Natur Marrekhs, den Pflanzen und Tieren immer sehr verbunden gewesen, im Gegensatz zu den Menschen in die großen Städten, die außer Jaeden niemals einer von ihnen gesehen hatte. Jede Beute, die der Stamm bei einer Jagd machte, wurde als wertvolles Geschenk angesehen. Sie nahmen nie mehr, als sie benötigten, um ein gewisses Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Und nun, da Amjok es sagte, schien es umso bedeutsamer.
Also nickte er, als er den Kopf schließlich wieder umwandte.
"Das werde ich", versprach er. Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass es nicht auf dieser Jagd geschehen würde. Dafür war er noch nicht bereit - außer es bestand Gefahr für den Stamm, das wäre ein anderer Fall.
"Als wir aufbrachen, war mir das gar nicht mehr bewusst", gestand er leise. "Eine Jagd ist so viel mehr als nur eine Art, etwas zu Essen zu besorgen."