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Aceio
Port Soles
Ende Dezember im 145. Jahr des Lichtes
Früher Abend

"Ja, es ist nicht... nicht direkt für uns nachvollziehbar", gab Aceio zu. "Sie sind ein wenig... desillusioniert, denke ich. Einige leugnen seinen Tod und warten weiterhin auf seine Rückkehr. Andere haben begriffen, dass er gescheitert ist und versuchen sich ein neues Leben aufzubauen und ihre Sichtweisen ein wenig zu verrücken. Was schwer ist nach all der Zeit, doch sie versuchen es. Haben begriffen, dass es weiter gehen muss. Auch ohne einen Erlöser Nalahr."
Auch Aceio legte sein Besteck zur Seite.
"Ich hoffe, es hat geschmeckt und ich habe nicht zu viel versprochen?"

Eskya Zarin
Port Soles
Ende Dezember im 145. Jahr des Lichtes
früher Abend

Eskya runzelte die Stirn. Das waren wenig erbauliche Neuigkeiten, die Aceio da zu verkünden hatte.
"Ist der Konflikt groß genug, dass er Bürgerkriegspotential in sich trägt?", fragte sie recht sachlich und atmete tief durch, ehe sie zu dem ohnehin schon anvisierten Weinglas.
"Wir sollten den Händlern davon erst einmal nichts erzählen. Egal, wie tief der Graben zwischen beiden Gruppen ist, es schreckt erst einmal ab und lässt von Investitionen absehen."
Und das war ja nun nicht gerade in ihrem Interesse.
Sie lächelte und drehte den Weinbecher in ihrer Hand.
"Es war köstlich. Ich denke, der Ausflug zu diesen Klippen hat sich gelohnt", lobte sie das Essen, mit dem sie außerordentlich zufrieden war.
"Und ich denke, ich habe etwas neues gefunden, das ich selbst einmal zubereiten möchte."

Aceio
Port Soles
Ende Dezember im 145. Jahr des Lichtes
Früher Abend

Aceio lächelte leicht.
"Ihr seid Köchin?", fragte er neugierig und wog dann etwas nachdenklich den Kopf.
"Das ist schwer vorhersehbar. Daher möchte ich nicht zu lange zögern. Je mehr Zeit verstreicht, desto höher die Gefahr, dass dies in einem Konflikt mündet, der Kreise zieht. Wenn wir ihnen schnell genug ein neues Ziel bieten, ließe sich dies vermeiden und wir haben die Menschen von Bélan auf unserer Seite als Partner", erklärte er daher deutlicher sein Ziel dieses Unternehmens.

Eskya Zarin
Port Soles
Ende Dezember im 145. Jahr des Lichtes
früher Abend

Eskyas Mundwinkel zuckten bei der Nachfrage Aceios. Früher in der Kombüse des Schiffes, auf dem sie mit Nyath und ihrer kleinen Tochter gelebt hatte, hatte sie in der Tat gerne gekocht. Und dabei immer ein leises Lied auf den Lippen gehabt.
"Ich habe früher gerne gekocht. Bevor...", - bevor sie alles ruiniert und sich auf die Magie des Blutes eingelassen hatte.
Eskya räusperte sich.
"Bevor der Krieg begann. Seither habe ich keinen Kochtopf mehr gesehen."
sie sammelte sich kurz und fand alsbald zu ihrem Lächeln zurück.
"Aber das möchte ich bei Gelegenheit gerne ändern."
Ein weiterer - und leider letzter - Schluck Wein fand den Weg in ihre Kehle.
"Ich denke, das ist genau die Gelegenheit, die wir ergreifen sollten. Konfliktpotential - und das können wir vor Ort am besten einschätzen - hin oder her. Die Möglichkeiten, die sich uns unter Umständen bieten, könnten es Wert sein. Ich nehme an, Ihr habt ein neues Ziel, auf dass sie sich einschießen können, vor Augen?"

Aceio
Port Soles
Ende Dezember im 145. Jahr des Lichtes
Früher Abend

"Die Menschen dort waren sehr lange vom Festland Chomas abgeschnitten. Sie glaubten Nalahrs Versprechungen von Reichtum und Wohlstand, dem sie folgen wollten. Wir können ihnen auf einigen Gebieten in der Tat mehr bieten als sie bisher besitzen - Material, Heilung, Baukunst. Besitztum lockt und verführt und das bieten wir ihnen. Im Gegenzug verhindern wir einen weiteren Krieg..."
Doch natürlich konnte er das so nicht den Händlern verkaufen. Dann würde ihn niemand mehr unterstützen, sobald das Wort >Krieg< fiel.
"Um das Kochen wieder zu beginnen, seid Ihr hier genau richtig. Ich hoffe, Ihr habt eine ansprechende Bleibe gefunden?", erkundigte er sich nach ihrem Verbleib und orderte per Handzeichen eine neue Weinkaraffe.

Eskya Zarin
Port Soles
Ende Dezember im 145. Jahr des Lichtes
früher Abend

Eskya nickte leicht, Aceios Vorhaben unterstützte sie voll und ganz.
"Und was erzählen wir den Kaufleuten?", fragte sie schmunzelnd und stellte den leeren Becher vor sich ab.
Eskya wog den Kopf leicht hin und her.
"Ich habe einen Schlafplatz. Das genügt mir. Zum Kochen jedoch ist es nicht genug", antwortete sie, nachdem sie sich endlich hatte dazu durchringen können, Aceio wahrheitsgemäß zu antworten.
Der gut gekleidete Schankwirt nickte Aceio aus der Ferne zu, als Zeichen, dass ein neuer Wein bald kommen würden.

Aceio
Port Soles
Ende Dezember im 145. Jahr des Lichtes
Früher Abend

"Ein Schlafplatz klingt nicht angemessen für eine Frau wie Euch", erklärte Aceio überzeugt. "Erlaubt mir, Euch ein Gegenangebot zu unterbreiten. Ihr kennt die Hohe Allee mit den Kastanienbäumen?", fragte er - eine Straße in einem sehr wohlhabenden Viertel mit großen, gut gebauten Häusern, die von Dienern bestellt wurden.
"Das Haus der Hohen Allee 4 ist meines. Also... eines meiner Häuser. Ich nächtige dort selten, stelle es aber auserwählten Gästen zur Verfügung. Die Küche ist dort sehr gut ausgestattet. Falls Ihr Interesse habt, lasst es mich wissen."
Er nahm ebenfalls seinen letzten Schluck Wein. Kurz darauf kam der neue Wein und Aceio wartete, bis sie wieder allein an ihrem Tisch waren.
"Das Wort >Krieg< ist Gift für jeden Handel, abgesehen vom Schwarzhandel", meinte Aceio etwas ernster. "Wir müssen in Ihnen dasselbe Interesse wecken, welches das Volk Bélans hier her locken soll. Exotische Waren, Kostbarkeiten, vergessene Künste... etwas, dass sie besitzen wollen als Monopol um selbst den Preis bestimmen zu können über eine Warenflotte, die noch niemand je befuhr."

Eskya Zarin
Port Soles
Ende Dezember im 145. Jahr des Lichtes
früher Abend

Eskya kam um ein Schmunzeln nicht drum herum, als Aceio meinte, eine Frau wie sie hätte mehr als einen Schlafplatz verdient.
"Wisst ihr, der Krieg hat mich alles gekostet", - und noch viel mehr! - "dereinst hatte ich mehr als einen Schlafplatz. Ich möchte Euch jedoch nicht zur Last fallen."
Es wäre ihr unangenehm, auf das Wohlwollen von jemandem angewiesen zu sein. Sie hatte da lieber Sicherheiten. Und Aceio war, bei aller wahrhaft vorhandenen Sympathie, derzeit nicht mehr als ein Geschäftspartner.
Sie lächelte freundlich, als der Wirt nachschenkte und bedankte sich, bevor der sich leicht verbeugte und sie wieder alleine ließ. Ihre Hand glitt sogleich an den wieder gefüllten Becher Wein.
Dass Krieg der Totengräber von Handel und Wohlstand war, konnte Eskya genau so direkt unterschreiben! Aber es hatte ihnen als Piraten damals sehr gut getan.
"Monopol, das Zauberwort, das jeden hinter dem Ofen hervorlockt, der es auf Reichtum und Einfluss abgesehen hat", schmunzelte sie.

Aceio
Port Soles
Ende Dezember im 145. Jahr des Lichtes
Früher Abend

"Ganz Recht", erwiderte Aceio, ergriff ebenfalls seinen Weinkrug und lehnte sich entspannter zurück. Mit diesem Schachzug hatte er die Handelselite von Port Soles in der Hand. Und sie würden ihm dankbar sein.
"Ihr fallt mir nicht zu Last. Es ist ein Angebot, keine Verpflichtung, werte Eza. Denkt darüber nach. Nichts Persönliches. Ich werde die Nacht nicht in Mauern verbringen. Brihá hat mich viel gelehrt in dieser Hinsicht."

Eskya Zarin
Port Soles
Ende Dezember im 145. Jahr des Lichtes
früher Abend

"Dann trinken wir auf die Dinge, die sich uns auf den Bélan-Inseln bieten werden", hob sie ihren Becher zum Anstoßen.
Sie war in der Tat sehr voller Vorfreude. Dieses Ziel teilte sie mit Aceio. Dennoch würde sie sich nicht von ihm abhängig machen. Wenn es eine Sache gab, die sie aus der Bekanntschaft mit Nalahr gelernt hatte, dann diese!
Sie zögerte kurz, dann jedoch ließ sie sich zu einem vorsichtigen Nicken hinreißen. Dennoch würde sie sehr darauf achten, dass Aceio nicht beginnen würde, jeden ihrer Schritte nachzuvollziehen.
"Ich denke, ich werde auf Euer Angebot zurückkommen. Für heute Nacht. Und dann sehen wir weiter", bot sie als Kompromiss an, erst einmal zu sehen, wie wohl sie sich heute Nacht fühlte.
"Wo nächtigt Ihr, wenn nicht in einem Haus?"
Diese Aussage hatte sie tatsächlich kurz stutzig gemacht.
Zu Brihá schwieg sie besser... da hatte sie sich genug Zorn zu Eigen gemacht...