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Re: 4. Die lange Rückkehr

Verfasst: So 12. Dez 2021, 21:57
von Cassiopeia
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Aceio
Nahe Kalas
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Kairos fackelte nicht lange. Kurzerhand griff Aceio und Eza jeweils am Arm, nahm auch das dort vorhandene Blut auf und heilte zugleich die Wunden, während er sie auf direktem Wege nach Ayoma brachte. Mitten in die Stadt, nur wenige Schritte von dem Dämonentor entfernt, das nun, wo ihm der Halt durch die Blutmagier fehlte, gefährlich flackerte.
"Das hier ist der Mittelpunkt der drei Orte, die sie angegriffen haben. Hier treffen alle Blutlinien aufeinander", erklärte er das Entstehen des Ortes, wo die Dimensionen aufeinander trafen.
Umgeben war das Tor von Blutzeichen, die warnend leuchteten, während noch immer Dämonen hindurch kamen.
"Kein Dämon kann diese Zeichen berühren. Das kann nur, wer die Blutmagie beherrscht", erklärte er nun Ezas Aufgabe, während Aceio noch versuchte, den Ortswechsel, die schnelle Heilung und das Bild, das sich vor ihm abspielte, zu verarbeiten.

Re: 4. Die lange Rückkehr

Verfasst: Mo 10. Jan 2022, 15:34
von Tjeika
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Eza
Nahe Kalas
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Ich brauche einen Freiwilligen", umschrieb es Eza nachgerade freundlich.
Doch das, was hier geschehen war, ließ sich nicht mit ein paar wenigen Tropfen des roten Lebenssaftes rückgängig machen. Dazu bedurfte es weit mehr. Jemand musste sein Leben hergeben, damit alle anderen leben konnten.
"Such mir einen, der bereit ist, dieses Opfer zu geben", wandte sie sich an Aceio, während ihre Augen ob der nähe zur anderen Seite rötlich flackerten, als ob das Blut, das hier vergossen wurde, sich in ihnen sammeln würde.
Doch dies verglomm sogleich wieder, nachdem sie die Situation erfasst hatte.
"Es geht nicht anders, es tut mir leid."
Und überraschenderweise tat es das wirklich.

Re: 4. Die lange Rückkehr

Verfasst: Mo 10. Jan 2022, 21:34
von Cassiopeia
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Aceio
Nahe Kalas
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Aceios Augen weiteten sich. Das rötliche Flackern in Ezas Augen entging ihm nicht und machte ihm wieder einmal bewusst, dass er einer Blutmagierin gegenüberstand. Einer ziemlich mächtigen.
"Und wie soll ich so jemanden finden, bei Brihá?", fragte er, was Kairos dazu brachte, mit den Augen zu rollen.
Er wollte sich schon selbst auf die Suche machen, hielt dann aber inne. Eza hatte explizit zu Aceio gesprochen und von der Freiwilligkeit des Opfers. Es brachte also nichts, wenn er wahllos jemanden herschleifte, die Person musste aus eigener Überzeugung ihr Leben geben.
Zum Glück gab es Menschen, die tatsächlich so wahnsinnig waren.
Schmollend, nun nichts mehr zu tun zu haben, verschränkte er die Arme.
"Versuch es auf dem Marktplatz", riet er Aceio, während er seine Nägel musterte, "dort findest du die, die voller Hingabe verzweifeln und alles für Erlösung tun würden."
Aceio runzelte die Stirn, doch es klang erschreckend logisch.
"Also gut, der ist gleich um die Ecke. Ich bin gleich zurück!", versicherte er Eza ehe er ihr ungern den Rücken zuwandte um besagte Person auf dem Markplatz ausfindig zu machen.

Re: 4. Die lange Rückkehr

Verfasst: Di 11. Jan 2022, 15:19
von Tjeika
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Eza
Nahe Kalas
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Auf dem Marktplatz indes herrschte heilloses Chaos. Die wenigen Überlebenden suchten nach anderen Überlebenden in den Trümmern, die der Zauber der drei Blutmagier dort hinterlassen hatte.

Eza war sehr froh darüber, dass Kairos an sich halten konnte. Doch erst als Aceio sich auf den Weg gemacht hatte, wagte sie ihren Blick von selbigem zu lösen und sich Kairos zuzuwenden.
"Danke für deine Zurückhaltung", sprach sie.
Sie hob eine Hand, als sie ansetzte zu erklären: "Ein freiwilliges Opfer ist in diesem Fall wichtig. Wir wollen den Zauber umkehren, also müssen wir exakt das Gegenteil tun, was die Blutmagier zuvor getan haben. Sie haben das Blutopfer erzwungen, also brauchen wir für unseren Zauber jemanden, der sich freiwillig zum Wohle Chomas hergibt. Zudem ist ein freiwilliges Opfer weit mächtiger. Was schlussendlich bedeutet, dass am Ende weniger Menschen ihr Leben lassen müssen. Hätten wir es erzwungen, dann wären sicherlich über ein Dutzend Menschenopfer nötig, solch einen mächtigen Zauber zu beenden."
Sie hoffte, Kairos würde sich mit dieser Erklärung abfinden. Er wirkte auf sie tatsächlich ein wenig, als würde er schmollen.
"Gedulde dich, dein Auftritt wird spektakulär, ich verspreche es."

Re: 4. Die lange Rückkehr

Verfasst: Di 11. Jan 2022, 21:53
von Cassiopeia
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Aceio
Ayoma
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Vormittag
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Es war gar nicht so einfach, den Markplatz Ayomas zu finden, da dieser in all den Trümmern der Stadt gleich aussah. Überall lagen versprengte Steine und Mauerreste herum, Dachschindeln und Pflastersteine. Menschen schwirrten zwischen ihnen umher und suchten verzweifelt nach Verwundeten und Vermissten. Aceio brauchte einen Moment um die Situation zu erfassen, dann griff er sich einige Tonkrüge, die wohl einmal Teil einer Küche gewesen waren und nun an einer freistehenden Mauer standen. Er konzentrierte sich und sammelte die Luftfeuchtigkeit der Meeresluft darin, die kondensierte und die Krüge langsam aber stetig füllte.
"Wasser, trinkt frisches Wasser!", pries er es schließlich an und beobachtete, wer von ihm Notiz nahm und wer nicht. Die, die es nicht taten, waren die, die für ihn interessant waren.

Kairos hob eine Augenbraue und ließ langsam seine Arme sinken. Fünfzehn Blutopfer für ein freiwilliges Opfer? Bei allen Dämonen!
Als Antwort grinste er nur.
"Ich wusste doch, dass du gut bist und es lösen wirst", sagte er beinahe selbstzufrieden, wenn auch nicht ganz ohne Stolz.
Doch seine Miene wurde etwas ernster als er weitersprach.
"Die vergangenen Kämpfe haben mich abermals einige Stufen der Kastenleiter nach oben gebracht. Dir wird nicht entgangen sein, dass ich... materieller geworden bin. Ich habe eine Gestalt, eine Rüstung, ich gewinne an Farbe... je länger dieses Dämonentor offen ist, desto mehr verschmelze ich als Dämon mit der menschlichen Welt. Wenn dieses freiwillige Opfer so mächtig ist, dieses Tor zu schließen, klingt das für mich nach zwei Möglichkeiten, die sich daraus ergeben: entweder, ich werde gewaltsam in meine Dimension zurück gerissen und der formlose Dämon werden, der ich war - oder ich werde durch den Kraftschub endgültig materialisiert." Dann wäre er ein Mensch. Kein Gedanke, der ihm besonders behagte.

Re: 4. Die lange Rückkehr

Verfasst: Di 11. Jan 2022, 23:34
von Tjeika
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Eza
Ayoma
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Vormittag
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Tatsächlich interessierten sich einige für Aceios überraschendes und verlockendes Angebot und so versammelte sich eine kleine Menge um ihn herum, um das kühle, erfrischende Nass zu kosten.
Doch drei Personen interessierten sich nicht dafür. Ein Kind, ein junger Mann und eine ältere Dame.
Das Kind saß neben dem toten Körpern ihrer mutmaßlichen Eltern und weinte. Das Mädchen wirkte ärmlich und schien unter Hunger gelitten zu haben. Auch die Eltern trugen die Kleidung von Bettlern.
Der junge Mann saß vor einem Stand und lehnte an einem niedergegangenen Stein des angrenzendes Hauses. Er hatte die Beine eng umschlungen und wippte nachgerade apathisch vor und zurück.
Und letztlich war da noch die ältere Dame, die beinahe zufrieden zu beobachten schien, wie die anderen Leute sich am Wasser erfrischten. Sie selbst stand einfach nur da und beobachtete, wobei sie einen sehr wachen und weisen Eindruck machte, trotzdessen sie am Stock ging.

Eza schmunzelte bei Kairos' Lob und nickte leicht.
"ich wusste, du verstehst es", erkannte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.
Das ihr nach seinen folgenden Worten nachgerade gefror. Doch sie beherrschte ihre Miene. Die langen Jahre unter Nalahr haben ihr vieles gelernt, unter anderem eben auch, dass es manchmal besser war, sein Gegenüber durch eine unbedachte Reaktion zu beunruhigen. Oder zu ermutigen, je nachdem.
Doch Kairos sollte in erster Linie besser nicht beunruhigt werden.
"Du solltest mich besser kennen, mein Freund. Ich würde dich niemals in dieser ungeheuerliche Lage bringen", erklärte sie beinahe mütterlich-streng.
Dennoch, sie wusste, dass zumindest die winzig-kleine Chance bestand, dass diese der beiden von Kairos eingebrachten Möglichkeiten eintraf, die für ihn weniger schön enden würde.
"Du kehrst dorthin zurück, wo du hingehörst und wirst deinen Ruhm angemessen feiern können", bestimmte sie also kurzerhand.

Re: 4. Die lange Rückkehr

Verfasst: Di 11. Jan 2022, 23:50
von Cassiopeia
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Aceio
Ayoma
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Vormittag
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Aceios Blick blieb auf der älteren Frau liegen, deren Blick nicht voller Verzweiflung, sondern von Weisheit geprägt war. Sie schien beinahe der Realität entrückt und Hoffnung zu sehen, wo nur Zerstörung war.
Er vergab die restlichen Tonkrüge an ausgestreckte Hände und entfernte sich von der Menge, wissen, dass er gefunden hatte, wen er suchte. Wen Eza suchte.
Höflich neigte er leicht den Kopf, als er auf die Frau zutrat, die lächelnd zu den Leuten sah, die sich am Wasser erfreuten um ihren Durst zu stillen.
"Ihr habt den Blick für das Wesentliche", sagte er leise lächelnd zu ihr, "seht an einem Ort wie diesem die einfache Freude des Moments und erfreut Euch mit ihm. Diese Gabe hat nicht jeder."

Eza mochte ihre Mimik schnell wieder unter Kontrolle haben - dennoch waren sie wie zwei überlappende Auren, Kairos konnte ihren Schreck fühlen ohne, dass sie ihn aussprach.
"Das werde ich", versprach er ihr und kurz blitzten seine Augen auf, "mit dem Fürstenthron! Ich werde meine Legion versammeln sobald Aceio zurück ist. Wir kehren in unsere Dimension zurück ehe das Opfer geschieht. Dort sind wir auf der sicheren Seite, wenn das Tor sich schließt und alles ist, wie es sein sollte."
Er grinste leicht, doch es war eher ein stolzes Lächeln, was er nicht verbergen konnte.
"Ich hatte Recht, der Auserwählte tut dir gut. Du kannst gar nicht mehr aufhören, die Welt zu retten", neckte er sie anerkennend.

Re: 4. Die lange Rückkehr

Verfasst: Di 11. Jan 2022, 23:59
von Tjeika
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Eza
Ayoma
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Vormittag
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Noch mit einem warmen Lächeln auf den Lippen blickte die alte Frau an dem hochgewachsenen Aceio hinauf. Und wirkte ihre gesamte Erscheinung so beeindruckend und würdevoll. Das weiße Haar war wohlgekämmt und zu einem ordentlichen Zopf geflochten, der ihr über die Schulter hing, die zu dem Arm gehörte, der den geschnitzten Stock hielt.
"Und Ihr habt ein Talent dafür, das Offensichtliche auszusprechen", amüsierte sie sich über Aceios Worte.
"Und wegen Komplimenten seid ihr sicherlich nicht an mich herangetreten."

Eza nickte bei den Worten Kairos', die seinen Plan offenbarte.
"Nichts geringeres als den Fürstenthron erwarte ich von dir", verblieb sie noch einen Augenblick in der mütterlich-strengen Rolle.
Erst hernach lächelte sie breit.
"Es wird sich alles so fügen, dass wir unsere Freundschaft noch über viele Dekaden fortführen können", beschied sie.
Es war schön zu hören, wie Kairos Aceios Rolle verstand und irgendwie stimmte es ja auch, so dass aus dem Lächeln ein Lachen wurde.
"Ich versuche nur das Richtige zu tun. Und du hast recht, ohne Aceio hätte ich wohl einen weit düstereren Pfad eingeschlagen."
Dass ihnen beiden ein solcher Weg nicht bekommen wäre, das musste sie wohl nicht aussprechen.

Re: 4. Die lange Rückkehr

Verfasst: Do 13. Jan 2022, 20:25
von Cassiopeia
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Aceio
Ayoma
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Vormittag
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"Leider nicht nur", gestand Aceio ein und trat einen Schritt näher. "Ich kam zu Euch, weil ich glaube, dass Ihr versteht, was notwendig ist, dieses Leid zu beenden und größeres Unheil abzuwenden. Dass Ihr bereit seid, es zu geben zum Schutze aller." Aufmerksam sah er sie an, ob er sie richtig eingeschätzt hatte.

"Ich bin ein Dämon", erwiderte Kairos beinahe pikiert, "düstere Pfade verkrafte ich. Welche Pfade wir auch wählen, sie bedeuten Krieg und Macht und die Überzeugung, das Richtige zu tun und umfassend umzusetzen. Ist es da wichtig, ob es dunkle oder helle Pfade sind? Ist es nicht immer beides?", stellte er ihre Definition in Frage, ehe sein Blick wieder etwas freundlicher wurde.
"Du tust das Richtige und wirst es auch die nächsten Dekaden tun", versicherte er ihr zuversichtlich.

Re: 4. Die lange Rückkehr

Verfasst: Fr 14. Jan 2022, 22:24
von Tjeika
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Eza
Ayoma
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Vormittag
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Die alte Dame lächelte, auch noch während der bitteren Worte, die Aceio an sie richtete.
"Gewiss bin ich dieses Opfer zu geben bereit", erklärte die Dame wissend, um was genau sie da gebeten worden war.
"Doch ich werde es erbringen", sprach da der erwachsene Mann, der hinter Aceio getreten war.
"Ich verlor alles, ich will die Möglichkeit der Rache nicht an ein altes, tattriges Weib abtreten!", verlangte er, was der Frau ein ausgesprochen amüsiertes Lachen entlockte.
"Wie Ihr seht, werter Herr, meine Zeit ist noch nicht gekommen. Doch wir sehen uns wieder, zu gegebener Zeit."
Sie lächelte bei diesen Worte, die wie ein Versprechen klangen und wandte sich zum Gehen ab.

Eza lächelte beinahe warm bei den Worten Kairos' und lachte anschließend.
"Wie immer hast du Recht, mein treuer Freund", sagte sie und fasste hernach kurz an seinen Oberarm, wie sie es zuvor noch nie vermocht hatte.
Doch diese Gelegenheit galt es wohl zu nutzen.
"Ob nun dunkle oder lichte Pfade, es spielt keine Rolle. Es sind in jedem Fall die richtigen Pfade", pflichtete sie ihm da bei.
"Und wir beide werden diese Pfade noch sehr viele Dekaden beschreiten", weitete sie seine Worte dann auch noch auf ihn selbst aus.