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Mrs Murphy

"Hallo", maunzte die Main Coon, "man nennt mich Mrs Murphy und ich bin eigentlich nur auf der Durchreise. Darf ich zu dir runter in den Garten kommen?"
Sie saß ja immer noch auf dem Pfosten vom Gartenzaun.

Die Katze schaute noch ein paar Augenblicke, dann gab sie Mrs. Murphy einen Wink, dass sie zu ihr auf die Terasse kommen sollte. Sobald sie dort war, stellte die Hauskatze sich vor:

"Ich heiße Susi und wohne hier schon seit ich denken kann. Solange du mir meinen Platz nicht wegnehmen willst, bist du willkommen. Was führt dich hierher?"

Dabei blieb sie ruhig sitzen und schaute aufgeschlossen, blieb aber auch vorsichtig und ließ Mrs. Murphy nicht zwischen sich und die Katzenklappe kommen.

Mrs Murphy

Gemächlich sprang Mrs Murphy von den Pfosten und ging mit freundlich erhobenem Schwänzchen zur Terrasse, wo sie sich brav mit etwas Abstand zu der Hauskatze setzte.
"Hallo Susi", sagte sie, "ich gehöre eigentlich auf die andere Seite der Stadt und wenn ich wieder dort bin, werde ich mir mein Revier wohl erstmal wieder zurück erobern müssen. Hierher geführt hat mich... nun, einige Freunde und ich wurden hierher entführt. Kennst du das Haus von dem Wissenschaftler mit der Katzenallergie ein bisschen die Straße hinunter? Mit dem haben wir ziemlichen Ärger."

Susi

"Entführt?", fragte die gefleckte Katze erschüttert. "Von dem Typ, dessen Freund diesen weißen Lieferwagen hat? Was der arbeitet, weiß ich nicht, aber seit er das Haus der netten alten Frau übernommen hat, gibt es dort leider keine Futterschalen mehr auf der Veranda. Das zeigt ja schon, dass er kein Katzenfreund ist, aber ich dachte, das liegt nur an seiner Allergie. Zumindest hat er gesagt, dass er gegen Katzen allergisch ist, als er Morle weggejagt hat. Der war der erste, der es nach dem Tod der alten Dame wieder auf der Veranda dort versucht hat."

Susi war zwar erschrocken, als sie von der Entführung gehört hatte, aber sie blieb doch recht ruhig - vielleicht, weil sie so nahe an ihrer Katzenklappe saß.

Mrs Murphy

Das waren schon mal gute Informationen: es gab niemanden mehr in dem Haus, außer dem Doktor und ihren Hüllen. Und Harry, wenn er vorfuhr.
"Ja, entführt", bestätigte Mrs Murphy ernst, "und sie haben uns die Chips entfernt. Aber das ist noch nicht alles. Hast du schon mal die Menschen gesehen, die jetzt dort auch ständig sind? Das sind unsere Menschen. Die wurden auch entführt und.. irgendwie zu Zombies gemacht."

Susi

... war sich nicht ganz sicher, was Mrs. Murphy mit "Zombies" meinte (sie ist ja eine echte Katze), deshalb fragte sie ehrlich interessiert: "Was sind Zombies? Und wie bist du entkommen?" Es war klar, dass sie sich Sorgen um sich selbst machte, denn sie schaute gleich wieder zurück zur Katzenklappe, aber da alles ruhig und friedlich blieb, musste sie nicht weglaufen. Stattdessen stand sie auf und ging ein paar Schritte auf Mrs. Murphy zu - wenn die Maine Coon es zulassen würde, würde sie ihre Nase beschnuppern.

Mrs Murphy

Mrs Murphy ließ sich friedlich beschnuppern und antwortete: "Zombies wie tote, geistlose Hüllen. Sie erkennen uns nicht und folgen nur den Befehlen des Doktors. Lebendige Roboter... wir wollen unsere Menschen zurück, damit sie uns füttern und sich um uns kümmern und so... verstehst du? Neue Menschen suchen ist doof und bei unseren wissen wir, dass sie gut zu uns sind und außerdem will ich diesem Doktor die Augen auskratzen!" Diesen Teil des Gesprächs überließ Martina ganz der Katze. Der Mensch hätte nie die richtigen Worte für eine Erklärung gefunden, die eine andere Katze verstanden hätte. Und auch jetzt war Mrs Murphy sich nicht sicher, ob Susi sie verstand.

Susi

Susi verstand tatsächlich nicht so ganz, was Mrs. Murphy mit "Zombies" meinte, aber sie hatte eine Ahnung: "Ah, du meinst, sie werden so, wie sie immer sind, wenn sie auf ihre Bildschirme starren. Ja, das ist scheinbar eine Menschenkrankheit, immer mehr von ihnen starren immer länger darauf. Und inzwischen sollen angeblich sogar manche Katzen damit anfangen, weil sie sich einbilden, in den Bildschrimen wären Mäuse. Kannst du dir das vorstellen?", fragte Susi empört. Sie war offenbar recht froh, mal wieder jemanden für einen Plausch gefunden zu haben.

Mrs Murphy

Mrs Murphy schmunzelte auf Katzenart. "Ja, das ist so ähnlich, nur unsere Menschen sind jetzt immer so... ohne auf etwas starren zu müssen", meinte sie ernst, "der Doktor hat sie krank gemacht und uns... einfach ausgesetzt. Wenn der Typ mit dem Lieferwagen auf dich zukommt, dann lauf weg! Ganz schnell weg! Und sag das auch allen anderen Katzen, die du kennst, die fangen auch einfach so Katzen ein und eine haben die sogar getötet und wir mussten zusehen... ganz kranke Experimente machen die mit Katzen und Menschen!"
Dann entspannte sie sich wieder etwas. "Also ich finde es ganz witzig, den Punkten auf dem Bildschirm nachzujagen... mein Mensch wird... wurde dann immer wieder munter und beschäftigte sich dann mit mir... Futter, streicheln, spielen... ich will meinen Menschen wieder haben, so, wie sie war...."

Susi

Die Katze nickte eifrig, als sie Mrs. Murphys Erklärungen lauschte. Sie sagte: "Ja, das ist ja auch kein Wunder. Jede Katze weiß, dass Doktoren einen krank machen. Sie picksen einen und blenden einen und stecken einem kalte Dinger in den Hintern. Wer beim Doktor war, ist immer mindestens einen Tag lang völlig am Ende. Ich finde es eher seltsam, dass er euch ausgesetzt hat. Normalerweise lassen Ärzte keine Gelegenheit aus, um Katzen zu malträtieren, sie zerren uns sogar aus diesen widerlichen Transportboxen, nur um uns ärgern zu können. Und sie riechen nach Hund und Tod und was weiß ich nach was noch alles. Ganz furchtbar!"

Es war offensichtlich, dass Susi einem Doktor so ziemlich jede Schandtat zutraute. Da sie sich so sehr in Rage redete, dachte sie nicht mehr daran, auf Mrs. Murphys andere Erzählung (mit den Bildschirmen) einzugehen.