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Jayne / Sarah
Aberdeen, Schottland
Sonntag, 02. November 2010
Nachmittag

Das wieder hätte Luukas sich sparen können.
"Kein Eis", sagte sie, sie würde vor dieser Sarah keine Schwäche zeigen. Es ging ums Fäden ziehen, nicht um das Amputieren ihrer Hand. Sie legte den Kopf leicht schräg und konzentrierte sich auf das Stück winterlich-braune Gras vor ihrem Blickfeld. Sie hoffte nur, die Wunde riss nun nicht erneut auf. Sie konnte es kaum erwarten, sich wieder zu verwandeln. Es war als wäre sie in ihrem Körper eingesperrt gewesen.

Luukas Peltonen
Aberdeen, Schottland
Sonntag, 02. November 2010
Nachmittag

Nun musste Luukas doch ein wenig schmunzeln. Eine andere Antwort hatte er von Jayne auch gar nicht erwartet.
Also setzte er sich im Schneidersitz neben sie, strich eine lose Strähne zurück und griff dann vorsichtig mit der Pinzette nach dem Faden, um diesen zu durchtrennen. Ganz vorsichtig verfuhr er so mit jedem der feinen Knoten. Und jedes Mal, wenn er ein Stück Faden entfernte, konnte er dabei zusehen, wie sich das winzige Loch fast augenblicklich schloss.
Schließlich wischte er mit einem feuchten Tupfer noch einmal über das Ohr und nickte dann zufrieden.
"Sieht aus wie neu", lächelte er und zog ganz leicht daran. "Wie fühlt es sich an? Am besten versuchst du es direkt mit einer Verwandlung, falls es doch aufreißt, kann ich mich darum kümmern, solange es jetzt noch hell ist."

Jayne / Sarah
Aberdeen, Schottland
Sonntag, 02. November 2010
Nachmittag

Jayne widerstand dem Drang, über ihr Ohr zu fühlen. Sie sah Luukas kurz beinahe fragend an, dann trat sie ein paar Schritte fort und schloss kurz die Augen. Endlich. Die Verwandlung setzte ein und als sie die Augen wieder öffnete, erblickte sie die Welt durch Wolfssinne.
Unwillkürlich zuckte sie mit den Ohren um die Umgebung abzuhören. Es zog ein wenig in dem zuvor verletzten Ohr, doch das war alles. Kein reißen, kein Brennen. Alles war gut gegangen.
Sie schenkte Luukas einen dankbaren Blick und wandte sich dann um, dem Jagdtrieb nachgebend.

Sarah sah schweigend dabei zu. Sie fragte nicht, was passiert war, sei saß einfach nur da und beobachtete. Wie eine Außenstehende - was sie im Grunde auch war. Nicht mehr. Noch nicht.

Luukas Peltonen
Aberdeen, Schottland
Sonntag, 02. November 2010
Nachmittag

Gespannt sah Luukas zu, wie Jayne sich verwandelte. Beobachtete, wie sie die Ohren zucken ließ und schließlich nach einem Blick zu ihm in den Wald verschwand. Er lächelte zufrieden und machte sich daran, Pinzette sowie Messer zu desinfizieren, bevor er alles wieder einpackte.
"Feen", gab er dann eine kurze Erklärung für Sarah und blickte sie aufmerksam an, als er sich wieder setzte. Vielleicht hätte er Jayne begleiten sollen. Doch nun saß er schon und hungrig war er ohnehin nicht mehr.
"Du darfst es uns nicht verübeln, dass wir dir nicht trauen", sprach er dann leise und blickte in die Glut. "Nach der Sache mit Arc hier müssen wir vorsichtig sein. Und du warst eine Nephilim. Oder bist es noch immer. Umgekehrt würdest du uns genauso wenig trauen."

Jayne / Sarah
Aberdeen, Schottland
Sonntag, 02. November 2010
Nachmittag

Jayne sah auf und schüttelte leicht den Kopf.
"Ihr tut das für Mikael, das ist mir klar. Ich bin dennoch fast verwundert, dass ich noch lebe. Aber ich kann dir versichern, dass ich nichts damit zu tun habe und es ehrlich meine. Ich hoffe, du kannst mir eines Tages glauben."
Das war alles, was sie ihm geben konnte. Ihr Wort. Und das Mikaels. Sein Vertrauen wunderte sie viel mehr. Damit hatte sie nicht gerechnet.
"Mikael sagte, die Feen hätten über mich gesprochen", sagte sie zögernd, fast eine Frage, die sie nicht direkt aussprach.

Luukas Peltonen
Aberdeen, Schottland
Sonntag, 02. November 2010
Nachmittag

"Mikael vertraut dir. Und ich vertraue Mikael. Es ist das Mindeste, dass ich dir wenigstens eine Chance gebe", erklärte Luukas und blickte nun endlich zu Sarah. "Aber noch kann ich dir nicht glauben. Ich kenne dich nicht. Und vor ein paar Stunden warst du noch eine von den Nephilim, die uns ohne zu zögern vernichtet hätte. Wären Mikael und Fynn nicht, Jayne und ich würden dich mit Freuden in Stücke reißen." Er war nur ehrlich. Und er fand es wichtig, dass Sarah sich dessen bewusst war.
Doch bei ihren nächsten Worten wurde er hellhörig.
"Sie sprach von der Macht, die sein Herz über Fynn habe", überlegte er. "Und sie bot ihm an, ihn dabei zu helfen, jemanden wiederzusehen. Sie hat wohl dich gemeint", nickte er schließlich.

Fynn
Aberdeen, Schottland
Sonntag, 02. November 2010
Nachmittag

Fynn hatte sich nur wenige Meter vom Feuer entfernt verwandelt und strich lautlos und aufgewühlt durch den Wald. Das konnte unmöglich Mikaels Ernst sein. Vielleicht sollte er Sarah nehmen und verschwinden. Es wäre besser, als ihr Leben erneut aufs Spiel zu setzen. Er konnte sie unmöglich gehen lassen. Nicht jetzt, wo er sie gerade wieder gefunden hatte.
Als er Schritte hörte fuhr er herum. Es konnte nicht Sarah sein. Sie klang und roch anders. Mikael. Er sah ihn aus dunklen Wolfsaugen fast schon lauernd an, die Ohren kaum merklich angelegt. Was wollte er nun noch von ihm?

Sarah / Mikael
Aberdeen, Schottland
Sonntag, 02. November 2010
Nachmittag

Sarah stand fast nervös auf.
"Das ist irgendwie so verworren! Weil..." Sie sah Luukas fast hilfesuchend an. "Ich weiß, was ich getan habe und das war falsch, mich abzuwenden. Aber... das Problem ist, dass ich darin nicht mich selbst erkenne. Egal, als was ich geboren wurde, das hier ist mein Platz und hier hätte er immer sein sollen. Die letzten Jahre... sind grau. Wie ein Schleier. Fremdge...steuert." Sie stockte als ihr bewusst wurde, was sie da sagte und ihre Augen weiteten sich. Sie schluckte schwer.
"Shadow", flüsterte sie fassungslos. Er musste das getan haben.

Mikael sah den dunklen Wolf ruhig an.
"Ich weiß, du bist sauer auf mich und du hast jedes Recht dazu", sagte er und achtete auf jede kleine Bewegung seines Gegenübers. Innerlich war keineswegs so ruhig wie er sich zeigte. Er traute Fynn durchaus einen Angriff zu.
"Ich war voreilig mit der Entscheidung. Das gebe ich zu. Auch wenn ich dennoch davon überzeugt bin, dass sie es sicher schafft. Zur Zeit ist sie eine weitaus bessere Nephilim als Werwölfin und sie kennt sich im Londoner Institut sehr gut aus. Mit den entsprechenden Runen von denen sie sprach, sehe ich nur eine geringe Gefahr für sie."

Luukas Peltonen
Aberdeen, Schottland
Sonntag, 02. November 2010
Nachmittag

Luukas sah zu Sarah auf.
"Du denkst, Shadow hat dich verhext?", fragte er nach. "Damit die Nephilim dich unter Kontrolle haben?" Das würde natürlich erklären, warum sie nicht zu Fynn zurück gekehrt war, nachdem sie sich von ihren Verletzungen erholt hatte.
"Nun, ich schätze, diesen Punkt können wir mit auf die Liste der Fragen setzen, die wir ihm stellen, wenn wir ihm gegenüber stehen", sagte er düster.

Fynn
Aberdeen, Schottland
Sonntag, 02. November 2010
Nachmittag

Fynn sah ihn noch einen Moment an, dann verwandelte sich. Doch er blieb auf Abstand.
"Und wenn nicht?", fragte er Mikael mit deutlichem Knurren in der Stimme.
"Was ist, wenn sie sie erkennen und sie sie töten?"
Mikael musste sich im Klaren sein, dass er das kein zweites Mal überstehen würde. Sein Blick war dunkel.
"Bitte verlang das nicht von ihr."
Er war niemand der bat. Niemand, der Schwäche eingestand. Doch hier stand zuviel auf dem Spiel.