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Kara
Britische Gewässer
Morgen
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"Pass auf dich auf", rief Kara Nekele hinterher.
Sie hatte wahrlich ein ungutes Gefühl. Und sie wollte nicht, dass dem Mädchen etwas geschah. Vielleicht war es das erste Mal, dass sie das Gefühl hatte für jemanden wirklich verantwortlich zu sein. Ja, so musste es sein, denn Nekele war für Kara in den letzten Tagen wahrlich, wie zu einer kleinen Schwester geworden - und für Thies wohl so eine Art Adoptivtochter.
Nickend folgte sie dem alten Mann, Jens und Kharecha unter Deck. Während Kharecha und Jens sich zu Niels aufmachten, um ihn noch einmal zu befragen, begab sie sich mit Thies in die Kapitänskajüte. Kara seuftzte, während sie sich auf ihrem Bett niederließ. Sie hoffte, ihre Verletzung würde schnell heilen. Dieses Bemuttern musste nun wirklich nicht sein.

Britische Gewässer
Morgen

Die Worte Karas klangen leicht besorgt. Aber im Moment hatte Nekele ein gutes Gefühl. Sie war ja nicht alleine, es war hell, sie war sich sicher, dass nichts passieren würde.
In der kleinen Küche angekommen, mußte sie feststellen, dass der Smut nicht anwesend war. Eigentlich war sie froh darüber alleine zu sein. Kein Thies, der sich um sie sorgte und ihr ständig sagte, was sie zu tun hatte oder Kara, die ihr zu verstehen gab, dass sie sich erst gar nicht anzulegen braucht.
Sie nahm sich einen Kanten Brot und biss hinein.
Ob ich lauschen gehe? Mich würde interessieren, was Niels zu sagen hat. Wenn ich vorsichtig bin?
Sie verließ die kleine Küche und ging langsam den Gang entlang.

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Kara
Britische Gewässer
Morgen
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"Und, eine Vermutung?", sagte Thies, während er den Verband um Karas Kopf neu wickelte.
Wieder einmal viel zu fest, wie die junge Frau dachte, doch auch dieses Mal würde sie den Teufel tun und sich darüber beschweren. Sie war kein Landei, welches sich bei jeder Kleinigkeit beschwerte und empfindlich war, wie eine Prinzessin.
"Nicht wirklich. Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, aber ich traue es eigentlich niemandem so wirklich zu", sagte Kara nachdenklich und blickte zu Thies.
"Und du?", erwiderte sie nach einem Seufzen seinerseits die Frage.
"Nein, so wirklich traue ich es auch keinem zu. Ich dachte zuerst daran, dass es einer von den Neuen sein könnte, doch das kann ja weniger sein. Wenn man mal einen Monat zurückdenkt."
"Ja, das kommt weniger in Frage. Das heißt, irgendjemandem hier an Bord ist nicht zu trauen - irgendjemandem dem wir durchaus vertrauen", Kara wurde ganz mulmig im Bauch.
Sie mussten ihn einfach finden. Sie mussten. Und so hoffte sie, dass Kharecha und Jens von Niels etwas erfahren würden.

Britische Gewässer
Morgen

Vorsichtig näherte sie sich dem "Arrestraum". Leise Stimmen waren zu hören, aber es war noch nicht verständlich. Sie mußte also noch näher heran.
"Sprich!" hörte Nekele die Stimme von Kharecha, die sehr sehr wütend klang.
"Ich habe nichts zu sagen. MEIN Bruder wurde erhängt!" das war eindeutig Niels.
"Hey Nekele!" sie zuckte zusammen. Fiete war neben sie getreten. "Was machst du denn hier?"
Nekeles Herz schlug schneller vor Schreck.
"Ich wollte was zu essen holen, aber Jack ist nicht da! Ich bräuchte noch etwas Brot, wußte aber nicht, wo ich es finden kann. Hier, wirds wohl kaum sein, oder?" versuchte sie ruhig zu sagen.
Fietes Blick war eher mißtrauisch. "Ich zeigs dir!" er ging voran und Nekele folgte ihm.

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Kara
Britische Gewässer
Morgen
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"So, und nun leg dich noch ein wenig hin", sagte Thies fast schon väterlich, so dass Kara nur mit den Augen rollen konnte.
"Das hab ich gesehen", sprach er lachend und deutete auf das Bett.
"Ruh' dich ein wenig aus, du musst dich erholen", sagte er, so dass Kara nur nickte und sich schließlich noch ein wenig schlafen legte.
Das würde ihr nach dem Gelage gestern sicherlich auch gut tun.

Britische Gewässer
Morgen

Nekele wurde es mulmig. Sie hatte nichts gegen Fiete, aber wem konnte man hier trauen und wem nicht?
"Hier ist das Lager!" Fiete hielt Nekele die Tür auf. Sie zögerte, sollte sie hineingehen, was war, wenn er der Täter war?
Ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen. Mit Herzklopfen ging sie hinein, nahm sich schnell ein Brot und verließ den Raum und den Flur. In der Küche atmete sie wieder durch.
Ich mache doch lieber etwas an Deck.
Sie schnitt sich noch eine Scheibe Brot ab und ging wieder an Deck. "Wo wars du?" natürlich war Thies, sauer, war ja nicht anders zu erwarten. "In der Küche!" "Da war ich, habe dich aber nicht gesehen. Du sollst dich hier nicht alleine auf dem Schiff herumtreiben!"
Nekele rollte mit den Augen: "Thies, du kannst nicht immer in meiner Nähe sein. Ich pass schon auf!"
"Was macht dein Bauch?" "Alles bestens.!" log sie ihn an. Sie hatte keine Lust auf irgendwelche Diskussionen. Zwar blickte Thies skeptisch, ließ sie aber gewähren: "Dann kannste auch das Deck schrubben!"
Nekele stöhnte zwar, widersprach aber nicht. Beim Deckschrubben, würde sie jeden Falls jeder in Ruhe lassen.

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Kara
Zwischen Dänemark und Großbritannien
Mittag
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Kara war wieder mit Kopfweh erwacht, doch es war besser als am Morgen. Gut, auf dem Weg der Besserung zu sein war definitiv gut.
Als sie an Deck ankam, war der Himmel komplett zugezogen. Das Wetter machte dem Monat momentan scheinbar alle Ehre. Schnell, und bevor auch nur einer sie wieder unter Deck schicken konnte, löste sie Jens am Steuer ab.
"Kara", sagte ihr Vater seufzend und nahm das Fernrohr herunter, durch welches er gerade noch geblickt hatte. Dann wandte er sich zu ihr herum.
"Meinst du nicht, dass du dich noch etwas schonen solltest?", fragte er sie.
"Papa", setzte Kara leise an und seufzte, "Mir geht es soweit gut und was soll ich unnütz unter Deck sitzen, wenn ich sehr wohl in der Lage dazu bin, das Steuer zu halten?"
Wieder war es an Kharecha zu seufzen.
"Wohin geht die Reise?", fragte Kara, auch, um vom Thema abzulenken. Das bedeutete aber nicht, dass es sie nicht interessierte.
"Wir haben Kurs auf die dänische Küste genommen."

Zwischen Dänemark und Großbritannien
Mittag

Nekele saß mit Jarne an Deck. Sie kannte niemanden, der so geschickt und schnell das Tauwerk flicken konnte. Sie beobachtete ihn gerne dabei, nur aus den Augenwinkeln bekam sie mit, dass Kara an Deck gekommen war. "Hast du es schon mal gemacht?" fragte Jarne nach einiger Zeit. "Nein!" lachte Nekele "Mein Vater war der Ansicht, dass man mir eine so wichtige Aufgabe nicht anvertrauen kann." Jarne hob die Augenbrauen: "Und wieso nicht?"
"Weil ich ein Mädchen bin. Solche Aufgaben gehörten sich, seiner Meinung nach, nicht in die Hand einer Frau. Ich war gut genug für die anderen Arbeiten an Bord oder zu Hause. Aber an die Taue ließ er mich nie!"
"Möchtest du es lernen?" Nekele blickte ihn begeistert an. "Ja! Sehr gerne!"
Jarne war unglaublich geduldig und zeigte Nekele die einzelnen Handgriffe um ausgefranste Taue oder Taue, die gerissen waren zu flicken...
"...aber auf See hat dich doch dein Vater geschickt!" Jarne hörte gar nicht mehr auf Nekele auszufragen. Zwar tat ihr die Ablenkung gut, aber das Thema war für sie weniger aufbauend. "Ja, natürlich. Zum Arbeiten war ich immer gut, denn dann war er mich los und brachte auch noch etwas ein. Im Grunde war ich ihm egal. Wir hatten kein gutes Verhältnis zueinander." Sie schwiegen eine Zeit.
"Versuch es jetzt mal alleine und ich schaue zu!" Nekele stimmte zu und begann. "Gut. Ich denke, ich kann dich jetzt damit alleine lassen und widme mich etwas Anderem!"
"Was? Nein! Jarne, dass kannst du nicht tun." aber Jarne lachte nur. "Wenn du nicht weiterkommst, hol mich, ich kontrolliere deine Arbeit auch später!" mit diesen Worten ging er.
Nekele blickte sich auf dem Schiff um. Kara stand am Steuer, neben ihr ihr Vater. Sie strahlten eine Harmonie aus, um die Nekele sie beneidete.

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Kara
Zwischen Dänemark und Großbritannien
Mittag
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Das Unwetter schien direkt auf sie zuzuhalten.
"Wir sollten alles vorbereiten", sagte Kharecha und Kara nickte.
Es sah am Himmel wirklich sehr unangenehm aus und wenn sie in diesen Sturm hineingerieten - wofür momentan wahrlich alles sprach - dann hätten sie ein Problem.

Zwischen Dänemark und Großbritannien
Mittag

Langsam wurde es ungemütlich an Deck. Immer stärker bließ der Wind, der sich wohl zum Sturm entwickeln wollte. Nekele hatte ihr Kopftuch aufgesetzt, damit ihre Haare ihr nicht die Sicht nahmen. Sie liebte dieses Wetter. Stürme faszinierten sie. Wenn sie auch etwas waren, was sich kein Seemann wirklich wünschte. Die Gefahr, die Segel zu verlieren oder gar zu kentern war nicht zu verachten.
"Neke!" Thies rief gegen den Wind an. Kurz überlegte Nekele, ob sie reagieren sollte, sie mochte es nicht Neke genannt zu werden, andererseits, ignorieren war auch nicht hilfreich. Sie drehte sich zu ihm um. Er gab ihr nur ein Zeichen, zu ihm zu kommen.