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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Morgen
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Kara hatte sich dort verkrochen, wo sie sich immer verkroch, wenn sie alleine sein wollte. Nur, wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass Kara beinahe an die Spitze des Mittelmastes geklettert war. Sie wollte jetzt alleine sein. Immerhin war ihr immer noch nicht aufgegangen, warum John von einer Sekunde auf die andere plötzlich sauer auf sie war. Und so recht konnte sie es sich auch nicht erklären.

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nachmittag
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John hatte es irgendwie geschafft, sich von Kharecha loszureißen, doch das hieß nicht, das Andres ihn schon auch schon aus den Augen ließ.
Er hatte ihn unter Deck gebracht und besah sich seinen Arm.
"Nur ein Kratzer, wie?", sagte er spöttisch und betrachtete den tiefen Schnitt.
"Ja. Nur ne Kleinigkeit", bestätigte John und versuchte, keine Miene zu verziehen, während Andres die Wunde reinigte.
"Seltsam, ich habe gar nicht gesehen, wie dich jemand verletzt hat", sagte der erste Maat beiläufig und warf John einen prüfenden Blick zu.
"Nun, vermutlich warst du abgelenkt", stieß John zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
"Vermutlich", murmelte Andres und ihm war deutlich anzusehen, dass er John nicht glaubte. Schweigend verband er den Arm des Jungen und erhob sich dann.
"Da es nur ein Kratzer ist, kannst du ja auch wieder an die Arbeit gehen", sagte er und verschwand.
"Aber sicher doch", seufzte John und ging zurück an Deck.

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nachmittag
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Kara saß nun schon eine kleine Ewigkeit hier oben auf dem Mast. Ihr war wahrlich die Lust darauf vergangen, auch nur mit irgendjemandem zu sprechen. John hatte sich einfach nur seltsam verhalten. Was auch immer dort drüben auf dem Handelsschiff, welches noch immer in der Ferne zu sehen war, geschehen war, er hatte es an ihr ausgelassen. Und das behagte der Kapitänstochter so rein gar nicht.

"Weißt du, was mit ihm geschehen ist?", fragte Andres unten an Deck Kharecha.
"Nein, aber ich kann es mir denken", antwortete Kharecha ihm, der am Steuer stand.
"Und ich nehme nicht an, dass du es mir verraten willst", schlussfolgerte Andres, woraufhin Kharecha den Kopf schüttelte.
"Das ist eine Sache zwischen meiner Tochter und ihm."

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nachmittag
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John hatte so gut er konnte beim Verstauen der Ware geholfen. Sein Arm schmerzte höllisch, doch er wollte nicht nocheinmal die Aufmerksamkeit von Kharecha oder Andres auf sich lenken und so arbeitete er doppelt so hart, wie die anderen. Erst am Abend kehrte wieder etwas Ruhe an Deck ein. Immer wieder hatte er Auschau nach Kara gehalten, sie allerdings nirgendwo entdeckt und nun lehnte er sich seufzend an den Mast. Wo war sie nur? Ihr Geschenk hielt er sicher verborgen in seinem Ärmel.

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Abend
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Die Dämmerung hatte über der Nordsee Einzug erhalten. Am Horizont war das goldgelbe Licht der letzten Sonnenstrahlen zu sehen, die sich märchenhaft im Wasser wiederspiegelten. Es war ein schöner Anblick. Kara liebte ihn. Sie war gerne hier oben und genoss den Sonnenuntergang. Er war so etwas fernes, ungreifbares, dass er sie immer und immer wieder von ihren finsteren Gedanken ablenkte, wie er es auch an diesem Abend tat. Vergessen hatte sie das, was geschehen war, zwar nicht, aber es bedrückte sie nicht mehr allzusehr. Sie hoffte bloß, dass sie von John irgendwann eine gute, wirklich sehr gute, Erklärung für ein Verhalten erhalten würde.
Das Abendessen hatte sie verpasst. Doch das war egal, sie hatte keinen Hunger.

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Abend
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John hatte zum gefühlt dritten Mal das ganze Schiff nach Kara abgesucht, ohne sie zu finden. Nun stand er an Deck und betrachtete den atemberaubenden Sonnenuntergang. Er war wunderschön. Und dann ganz plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Natürlich...
Er wandte sich um und sah zum Mast hoch. Ein Lächeln schlich auf sein Gesicht und er schlenderte zum Mast. Kurz betrachtete er seinen Arm. Damit würde er nicht klettern können. Also sah er wieder nach oben.
"Ich habe dich gesucht", rief er ihr lächelnd zu.

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Abend
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Vorbei war es mit der angenehmen Stimmung hier oben auf dem Mast während des Sonnenuntergangs. John hatte sie also gefunden. Natürlich hatte sie gemerkt, dass er sie gesucht hatte. Denn er war mehrmals das Deck auf und ab gegangen. Zumindest hatte sie angenommen, dass er nach ihr gesucht hatte.
"Ich weiß", rief sie hinunter, ohne den Blick vom Sonnenuntergang abzuwenden.

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Abend
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Nun konnte sich John ein Grinsen nicht ganz verkneifen.
"Willst du nicht runter kommen?", fragte er und legte den Kopf ein wenig schief. Das Deck lichtete sich langsam und die meisten Männer verzogen sich in die Mannschaftsunterkünfte.

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Abend
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Kara hatte nun wahrlich nicht vor, herunterzukommen. John wollte etwas von ihr, also sollte er gefälligst auch zu ihr hinaufklettern. Ob es seinem verletzten Arm nun gut tat oder nicht. Immerhin war er kein Weichei, keine Landratte. Das hatte er sich selbst eingebrockt und das würde er jetzt auch ausbaden müssen.
"Nein!", rief sie tonlos herunter.

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Abend
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John runzelte ein wenig die Stirn. Was war denn mit ihr los? Wieder sah er auf seinen Arm und seufzte. Dann musste er eben hoch. Er schwang sich an den Mast und keuchte auf, als er spürte,w ie die Wunde unter dem verband wiedr aufriss. Schweiß trat ihm auf die Stirn und weit langsamer als gewöhnlich kletterte er nach oben. Als er schließlich bei Kara ankam, war er blass und Blut sickerte durch den Verband an seinem Arm.
Mit einem schiefen Grinsen kletterte er zu ihr in den Ausguck.
"Hey", sagte er mit einem Lächeln.