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Mrs Murphy

Erste Gruppe? Hieß das vielleicht, dass diese Irren außer ihren eigentlichen Zielpersonen noch andere zum experimentieren entführen wollten?
Verdammt, wenn sie doch nur an die Unterlagen dieses Doktors kommen könnten! Veronika wäre sicher in der Lage, jeden Code zu knacken... oder Michael, der wohl sein halbes Leben bisher mit Computerspielen verbracht hatte... aber der Computer des Doktors war in dem Haus und da kamen sie nun mal nicht rein. Auch an handschriftliche Aufzeichnungen wohl nicht...
Vielleicht plapperten die beiden weiter und nicht nur über die Nachbarn, die wohl etwas unangenehm waren. Die zur Mithilfe zu nutzen war vielleicht unfruchtbar, weil unangenehme Menschen dazu neigten, sich öfter bei der Polizei zu melden und deshalb irgendwann nicht mehr ernst genommen wurden. Besonders dann nicht, wenn sie dazu neigten, ihre Nachbarn zu denunzieren.

Dr. Feld schien Harrys Enthusiasmus nicht zu teilen, als er seufzend antwortete: "Vielleicht später. Jetzt würde ich gerne erstmal sehen, wie sich die körperlichen Reaktionen auf Überraschungen machen." - "Ja ja, schon gut, ich bereite alles vor", entgegnete Harry scheinbar etwas schmollend und Mrs. Murphy konnte hören, wie er in einen anderen Raum ging und dort etwas sagte, was wegen der Entferung und der Wand/Tür dazwischen nicht mehr zu verstehen war. Dann kam er zurück und teilte mit: "Ich hab ihne eine stumpfsinnige Aufgabe gegeben, die aber trotzdem viel Konzentration fordert. Geben Sie ihnen ein paar Minuten, um sich rein zu vertiefen, dann können Sie loslegen."

Mrs Murphy

Was denn nun für Überraschungen? Wollen die sie etwa mit irgendetwas überraschen? Einen Herzinfarkt verursachen? Dieser Harry schien ja grundlegend gewissenlos und sadistisch zu sein!

"Schön, dann gehe ich mal schnell ins Bad und wenn ich wieder da bin, fangen wir an", sagte Dr. Feld, während er aufstand und aus dem Raum ging. Danach wurde es still und Mrs. Murphy konnte nicht sagen, was Harry in der Zwischenzeit tat.

Mrs Murphy

Ins Bad... okay... sie beschloss, etwas näher an die Hauswand zu rücken, vielleicht hörte sie so etwas besser, was auch immer dieser Harry gerade tat

Drinnen blieb alles ruhig. Die "Zombies" waren mit einer Konzentrationsaufgabe im Nebenzimmer beschäftigt, Dr. Feld hatte eine wichtige Sitzung und Harry schwieg - vermutlich daddelte er auf seinem Handy, während er wartete.

In der Stille fiel Mrs. Murphy auf, dass es auch sonst ziemlich ruhig war in der Gegend. Die Nachbarin war schon länger weg und sonst war keiner da, nicht in einem Garten und auch nicht auf der Straße. Das Viertel lag wie ausgestorben. Als sie genauer hinhörte, erklangen aus dem Nachbarhaus leise Geräusche, die sie nach kurzer Zeit als einen auf hohe Lautstärke gestellten Fernseher einordnete. In der Gartenwüste der Einfamilienhaus-Siedlung gab es kaum Vögel, vermutlich weil es kaum Insekten gab, und Kinder spielten auch nirgends, vermutlich weil diese Siedlung zu einer Zeit gebaut worden war, die schon länger zurück lag. Die meisten Eigentümer waren Rentner. Ein Gartenzwerg auf der anderen Straßenseite schien Mrs. Murphy durch eine Lücke im Zaun zu beobachten. Feist einen Bierkrug hochhaltend grinste er sie unter seine roten Zipfelmütze hervor an.

Mrs Murphy

Sowohl Martina als auch Mrs Murphy empfanden Gartenzwerge als Beleidigung für die Augen und sie hatten beide nicht schlecht Lust, dieses Monument des schlechten Geschmacks umzustoßen und auf Scherben zu hoffen. Aber sie hatten eine andere Aufgabe...

Drinnen waren eine Klospühlung und kurz darauf eine Tür zu hören - Dr. Feld war wieder da. Er sagte aber nichts und Harry schien auch nicht zu reagieren, vermutlich wurde er für die nächste Aufgabe nicht gebraucht. Danach ging noch eine Tür und Mrs. Murphy hörte Stimmengemurmel, das sie nicht verstehen konnte, aber sie meinte, kurzzeitig ihre eigene (menschliche) Stimme zu hören - zumindest dachte das die Katze, denn ein Mensch kennt den wahren Klang seiner eigenen Stimme ja nicht so gut. Das Gemurmel dauerte eine ganze Weile an.

[Hinweis: Inzwischen geht es auf Abend, es beginnt langsam die Abendessenszeit]

Mrs Murphy

Martina erschreckte ein wenig vor ihrer eigenen Stimme - war die wirklich so hoch? Die Katze hingegen war damit sehr zufrieden und bestätigte ihrem Menschen, dass sie das recht angenehm fand.

Es dämmerte allmählich und es wurde kälter, was der Katze nicht so viel ausmachte, aber der Boden war auch noch nicht so warm und sicherlich würde es die Nacht über noch etwas unangenehmer werden. Mrs Murphy seufzte. Aber sicher nicht so unangenehm wie die ganze Zeit zwischen den beiden Streithähnen zu stecken... dann lieber frieren. Andererseits fraß Paulchen sich wahrscheinlich kugelrund und sie hatte gar nichts. Kälte und Hunger gegen Streit und Generve: 1:0 für Zittern und Magenknurren.

[Zeitraffer ein]

Alles in Allem wartete Mrs. Murphy noch eine ganze Weile vor dem Kellerfenster. Sie bekam mit, wie drinnen Dr. Feld den Raum mit den Zombies betrat und sie ansprach, ohne dass sie Zeit zum Vorbereiten gehabt hätten. Sie reagierten schwerfällig, zögernd, so als ob sie nicht richtig kapieren würden, was los ist. Nach einer Weile gab der Doc entnervt auf und Harry meinte, dass sei genau das, was er vorhin gemeint habe - sie reagierten zu schleppend, wenn sie überrascht wurden. Wie ein Computerprogramm, das sich aufgehängt hatte. Sie fingen sich zwar wieder und antworteten dann ganz normal, aber eben mit so viel Verzögerung, dass es auffiel. Dr. Feld schien großen Wert darauf zu legen, dieses Problem abzustellen.

Schließlich wies er Harry an, die Zombies ins Bett zu schicken, und sie verzogen sich in verschiedene Räume im Haus. Offenbar wurden sie überall untergebracht, wo Platz war, auf der Wohnzimmercouch, im Gästezimmer, im Keller (wo auch eine Couch stand - auf der hatte Harry vorhin beim Daddeln gesessen). Mrs. Murphy hatte die Gelegenheit [wahrnehmen oder nicht?], auf ein Fensterbrett zu hüpfen und ihren Menschenkörper anzuschauen.

[Zeitraffer aus] - inzwischen ist es dunkel und so gegen 22 Uhr.