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Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Mo 20. Mär 2017, 16:35
von Cassiopeia
Greg
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

"Seit ich dich beim Lernen der Gesteinskunde gesehen habe. Vielleicht schon eher." Er zuckte leicht mit den Schultern.
"Der Wind ist wütend diese Tage. Vielleicht fürchteten sie sich deshalb", überlegte er halblaut und begann wieder in seinem Topf zu rühren.
"Nein, es wundert mich nicht im Geringsten. Du hast mich nie gefragt, was ich hier oben eigentlich mache. Vielleicht weißt du jetzt die Antwort."

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Di 21. Mär 2017, 00:53
von Therapistin
Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Jaeden sah irritiert von seinen Fingern auf, die wieder einmal höchst interessant schienen.
"Der Wind ist wütend?", wiederholte er erstaunt, dann stutzte er. "Der Wind. Luft. Du bist auch ein Elementar?", fragte er nach und sprach seine Vermutung laut aus. Wenn er nun darüber nachdachte, schien es fast logisch, Greg hatte jede freie Minute hier oben verbracht.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Di 21. Mär 2017, 20:44
von Cassiopeia
Greg
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Greg lächelte leicht, ein altes, verzerrtes Lächeln.
"Ich höre, was der Wind mir flüstert. Was er von anderen Orten erzählt, weshalb er wütet und was er mit sich bringt. Das kannst du auch. Zuhören. Warten. Beobachten. Wenn du Geduld hast."

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Mi 22. Mär 2017, 08:53
von Therapistin
Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

"Ich bin kein sonderlich geduldiger Mensch", gestand Jaeden. Vermutlich wusste Greg das schon längst, wie es ohnehin die meisten des Stammes wussten.
"Vor ein paar Minuten sagten mir die Steine, dass eine Herde Büffel unterwegs ist. War das nur Zufall? Sie sind noch über einen Tag weit weg, was, wenn ich die Jäger zur Schlucht schicke und es war im Grunde doch nur ein unsicheres Kribbeln in den Fingern?" Diese Gefühle waren noch so neu, dass er sie kaum wirklich zuordnen konnte. "Kann... der Wind das vielleicht bestätigen? Nur um sicherzugehen." Er rieb sich den Hinterkopf und schwieg einen Moment, ehe er leise weiter sprach.
"Rangar sagte etwas von einem Krieg zwischen den Elementaren", begann er vorsichtig. "Bedeutet das, dass wir beide nun Feinde sind?", fragte er und fröstelte bei dem Gedanken. Sicher, der alte Greg mochte seltsam sein, doch nun, wo Jaeden wusste, wieso dies so war, fühlte er sich hier oben bei ihm schon ganz anders.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: Do 23. Mär 2017, 22:16
von Cassiopeia
Greg
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Greg schmunzelte leicht.
"Du hast viele Fragen, junger Farantino", sagte er und hängte den Kessel etwas höher, damit das Essen nicht anbrannte.
"Von den Büffeln habe ich auch gehört, ja. Sie bewegen sich nach Norden. Ich wollte es heute Abend unauffällig anregen. Dass ich mit dem Wind spreche, weiß niemand hier. Es geht niemanden etwas an. Dass dein Vater ein Elementar war, war mir widerum sehr früh klar. Ich habe die Vermutung, dass Elementare einander erkennen, auch bei unterschiedlichen Elementen."
Er setzte sich Jaeden gegenüber. "Krieg entsteht im Kopf. Dein Vater musste davor fliehen und das war bitter. Es lehrte ihn, niemandem mehr zu vertrauen. Es lehrte ihn Angst. Das war nicht gut. Lass dich nie von der Angst beherrschen, Junge. Du und ich, wir sind gleich in gewissem Sinne. Wir haben keinen Grund zu Feindschaft. Im Gegenteil. Wir können einander unterstützen. Doch genau das verlieren manche Menschen, gerade jene aus dem großen Städten, in denen Millionen Menschen leben, aus den Augen. Vertrauen, gegenseitige Unterstützung, Rücksicht, Hilfe. In den Städten am Meeresufer, deren Gebäude in den Himmel ragen, wirst du das nicht mehr finden."

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: So 26. Mär 2017, 11:29
von Therapistin
Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Nachdenklich legte Jaeden den Kopf zur Seite.
"Hast du dich meinem Vater gegenüber offenbart? Oder er sich dir?", fragte er. Wenn Greg diesen als Elementar erkannt hatte, war es umgekehrt doch sicher ebenso gewesen. Jaeden hingegen hatte Greg nicht erkannt. Doch das mochte womöglich auch an der fehlenden Erfahrung liegen.
Als Greg sich ihm gegenüber setzte, setzte Jaeden sich bequemer und in den Schneidersitz.
"Hat mein Vater, als er hier war, gelernt, wieder zu vertrauen? Ich weiß, dass er mit Jeron und Rangar gesprochen hat, auch wenn ich nicht sicher bin, ob er ihnen tatsächlich gesagt hat, dass er ein Erdelementar ist. Also war." Selbst heute war da noch manchmal die Hoffnung, seine Eltern könnten vielleicht doch noch leben.

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: So 26. Mär 2017, 12:28
von Cassiopeia
Greg
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Greg lächelte leicht.
"Offenbart hat sich keiner von uns. Dein Vater war immer ein Mensch der Großstadt, der Technik. Ich bin hier groß geworden, mit den Bergen, dem Wind, den Elementen. Vielleicht fiel es mir daher leichter, ihn zu erkennen als anders herum. Rangar wusste denke ich schon, was dein Vater wirklich war. Nur offen sprach keiner von ihnen je davon. Das Vertrauen... nun, er hat es versucht. Er hat versucht, sich auf das Leben hier einzulassen, abseits von Technik und Überwachung. Doch er lernte nie, frei zu sein. Er lernte nie ganz, auf sein Inneres zu vertrauen. Auf das, was die Steine ihm sagten. Er war Forscher, es faszinierte ihn ungemein. Doch es fiel ihm schwer, es wirklich als seine eigene innere Kraft anzunehmen und nicht als... Forschungsobjekt."

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: So 26. Mär 2017, 12:45
von Therapistin
Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Auf diese Worte schwieg Jaeden eine Weile. Es stimmte, sein Vater war Wissenschaftler gewesen und oft genug hatte Jaeden ihn tagsüber kaum bis gar nicht gesehen, weil dieser so sehr in seine Arbeiten vertieft gewesen war. Offenbar in die Forschung um seine eigenen Fähigkeiten, wie Jaeden nun bewusst wurde und wieder machte sich die Enttäuschung bemerkbar, dass sein Vater ihn nicht eingeweiht hatte. Um ihn womöglich auch darauf vorzubereiten, was er vielleicht war.
"Denkst du, dass ich lernen kann, zu vertrauen, wie es mein Vater nicht konnte?", fragte er leise. "Den Menschen, wie auch den Fähigkeiten?"

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: So 26. Mär 2017, 13:35
von Cassiopeia
Greg
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

"Du bist ein Farentino, auch in dir steckt der Forschergeist", sagte Greg lächelnd, "doch du hast gelernt, hier zu leben. Mit den Bergen, den Büffeln, dem kargen Leben. Ja, ich denke, du kannst vertrauen. Dir und den Felsen und dem, was sie dir sagen. Es ist ein Teil von dir und so sehr du auch versuchst es zu ergründen, du wirst es nie ganz verstehen. Das macht es aus. Es ist kein fremdes Objekt, dass sich studieren lässt. Du bist es selbst und das macht es einfacher und schwieriger zugleich. Du bist vertraut mit dieser Welt, vertrauter, als dein Vater es je war. Das kann dein Vorsprung sein, Vertrauen zu lernen. Wenn du dich darauf einlassen kannst."
Er stand auf. "Komm mal mit, Junge. Ich will dir etwas zeigen." Damit trat er an seinen schmalen Ausguck heran, der sich über dem kleinen Wohnraum befand und von dem aus er sehr weit blicken konnte - und dabei im vollen Wind stand, der um sie herum pfiff.
"Wenn ich hier oben stehe, nehme ich alles wahr. Die Weite, aber auch Enge der Berge, ihrer Höhen und Täler. Die Winde, die sich den Weg durch ihre Passagen suchen, dabei pfeifen und heulen und klagen und rufen von dem, was sie unterwegs sahen. Hier oben in ich eins mit dem Wind, mit dem, was in mir ist. Solch einen Platz brauchst auch du. Wo es nur dich und das Gestein unter dir gibt, den Boden Marrekhs und das, was er dir zu erzählen vermag."

Re: EINS - Edaira-Gebirge

Verfasst: So 26. Mär 2017, 14:13
von Therapistin
Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Automatisch strichen Jaedens Finger über den felsigen Boden, auf dem sie beide saßen, als wollte er die Steine streicheln. Fast meinte er ein Zittern als Antwort zu erhalten, doch er war sich nicht sicher. Doch er nahm auch noch immer - wenn auch deutlich schwächer als am Fuße des Berges - die Büffelherde wahr, die sich langsam aus Süden näherte, obwohl sich noch meilenweit weg war. Das ließ ihn zuversichtlich sein, dass er womöglich wirklich irgendwann vertrauen konnte.
Er tat es Greg nach und stand auf, um ihm zu folgen. Der Wind zog an seinen Gewändern hier oben und es pfiff laut in seinen Ohren. Unbewusst nickte er, hier oben war für einen Windelementar der perfekte Ort, stellte er fest. Greg schien sich von dem an ihm zerrenden Wind nicht zu stören, im Gegenteil.
"Mein erster Gedanke wäre eine Höhle", sagte Jaeden leise. "Ebenerdig. Hier oben ist alles... viel schwächer. Fällt es dir unten schwerer, den Wind zu hören?"