foren-rollenspiele.net

Rangar
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

"Ich weiß", sagte ruhig und wies auf eines der Sitzkissen, vor dem er den Tonbecher abgestellt hatte. "Setz dich." Er setzte sich seinerseits und legte seine Hände um den Tonbecher mit dem heißen Tee.
"Ich verstehe deine Verwirrung und nehme deine Entschuldigung an", sagte Rangar und schenkte Jaeden ein kleines Lächeln. "Es waren viele Informationen auf einmal vorhin. Du sagst, du könntest ein Elementar sein. Was bringt dich zu dieser Vermutung?"
Das war immerhin das letzte, was Jaeden ihn gefragt hatte und was ihn direkt betraf. Über Maeren und den Drachen sollten sie später sprechen.

Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Jaeden lächelte vorsichtig zurück und fühlte sich plötzlich wieder wie der kleine Junge, der gerade erst Teil des Stammes geworden war. Oder wie der junge Mann, der hier erfahren hatte, dass seine Eltern vermutlich tot waren. Er schüttelte sich leicht, das waren nicht die Gründe, weshalb er nun hier vor Rangar saß und er wollte sich nicht unnötig ablenken lassen.
"Du weißt, dass ich schon immer eine gute Verbindung zur Erde hatte", begann Jaeden nachdenklich und nahm einen vorsichtigen Schluck vom Tee, wobei er sich prompt die Zunge verbrannte und den Becher hastig wieder abstellte. "Aber in den letzten Tagen, die wir unterwegs waren, schien sich die Verbindung viel intensiver zu festigen. Ich habe die Hitze im Inneren gespürt, schon Stunden bevor die Lava aus der Schlucht aufstieg. Die Felsen, der Boden haben sich regelrecht gefürchtet. Dieses Gefühl kann ich gar nicht richtig beschreiben, doch ich wusste einfach, dass es nicht meine Gefühle waren. Und trotzdem haben sie sich irgendwie auf mich übertragen." Er seufzte und schloss eine Hand um den Becher, die andere strich über das Bärenfell am Boden.
"Ich wusste nicht einmal, was ein Elementar ist. Bis Jeron vermutete, ich könnte einer sein. Und auch, wenn ich nicht viel darüber weiß, so fühlt es sich doch richtig und wahr an." Jaeden hielt kurz inne, dann blickte er endlich wieder auf zu Rangar. "Jeron sagte auch, dass mein Vater diese Fähigkeiten ebenso besaß."

Rangar
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

"Was du erzählst, klingt tatsächlich nach weit mehr, als das übliche Gespür", sagte Rangar nachdenklich und schwieg einen Moment.
"Dein Vater war ein guter Freund von mir. Er war ein ernster Mann, den das, was er im Norden erlebte, nie ganz los ließ. Er erzählte nur wenig davon. Doch es stimmt, er war ein Elementar. Und das war wohl der Grund der Flucht aus der Regierung. Ich habe ihm mein Versprechen gegeben, es niemandem zu sagen, denn ihn trieb bis hierher die Angst, dass er dann wieder fliehen müsste. Ob du seine Gabe geerbt hast, wusste er nicht. Es tut mir leid, dass er dich so im Dunkeln gelassen hat, Jaeden. Ich wünschte, er hätte es nicht getan."

Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Jaeden runzelte irritiert die Stirn. Ihm wurde ganz kalt und seine Finger klammerten sich an den heißen Becher in seinen Händen.
"Ich dachte immer, sie seien geflohen, weil meine Mutter als erste Stimme in Gefahr schwebte", murmelte er. Seine Eltern hatten ihm erzählt, dass es immer Korruption in der Regierung gegeben hatte. Dass sie nicht die ersten gewesen wären, die geflohen seien - und sicher auch nicht die letzten wären.
"Also haben sie mir all die Jahre die Wahrheit vorenthalten?" Er sah von seinen Fingern auf. Sein Kopf schien sich nicht entscheiden zu können, ob er enttäuscht oder wütend darüber sein sollte.

Rangar
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Rangar nickte langsam.
"Ich denke, das kam dazu. Genau weiß ich es nicht, ich verstehe nichts von der großen Politik", gestand er zögernd. "Korruption betrifft dort sicher viele. Aber wenn ich naiv bin, dann sage ich - dann hätte sie zurück treten sollen und einem anderen ihren Platz als Erste Stimme überlassen. Dass sie bis hier her kamen, tausende Kilometer südlich, hatte nicht nur damit zu tun. Sie wurden bedroht, teils sogar von Mitgliedern der Regierung selbst. Sie wollten dich schützen, Jaeden. Es muss also dort oben Kräfte geben, die gegen die Elementare vorgingen. Die das heraus fanden und die Erste Stimme damit unter Druck setzten. Warum, weiß ich leider nicht. Ich habe deinen Vater als offenen, pflichtbewussten, ehrlichen Mann kennen gelernt. Mir fiele kein Grund der Welt ein, ihn zu bedrohen oder gar seiner Familie etwas antun zu wollen."

Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

"Warum sollte man denn Elementare jagen?", fragte Jaeden und schüttelte leicht den Kopf. "Haben sie Angst vor ihnen? Oder wollen sie sie benutzen?" Beides hätte einen Sinn ergeben, daher erwartete er auch gar keine Antwort von Rangar, der es vermutlich genauso wenig wusste wie Jaeden selbst.
"Hat mein Vater auch von anderen wie ihn gesprochen?", wollte er wissen. "Vielleicht könnte mir ja jemand helfen. Herausfinden, ob ich das wirklich auch kann und wie ich es kontrolliere."

Rangar
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

"Menschen haben immer Angst vor jenen, die ihnen fremd sind, die ihnen scheinbar überlegen sind", sagte Rangar. "Offiziell gibt es keine Elementare. Es hieß, sie hätten einst über den Planeten geherrscht in grauer Vorzeit. Sie waren eins mit ihm und seinen Elementen. Doch sie gerieten in Vergessenheit. Dass es heute noch Nachfahren von ihnen gibt, erfuhr ich erst, als ich deinen Vater kennen lernte. Gut möglich, dass er nicht der einzige war, doch darauf weiß ich leider keine Antwort. Doch er sagte einst deine Worte: die Steine fürchten sich. Wovor genau sie sich fürchteten, weiß ich nicht. Doch ihn ließ es nicht los und er wollte ausziehen um es zu erfahren. Leider... kehrte er von dieser Reise nie zurück."

Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

"Der Sturm", erinnerte sich Jaeden leise murmelnd und runzelte die Stirn. "Vielleicht war das damals kein normaler Sturm, vielleicht hat ein anderer Elementar ihn verursacht." Oder aber seine Eltern waren doch, wie er es all die Jahre gedacht hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Diese Frage konnte ihm niemand beantworten.
Nachdenklich stellte Jaeden den Becher ab und strich mit der Hand über das weiche Bärenfell, bis er am Rande darunter fuhr und die Hand flach auf den Steinboden legte.
"Weißt du etwas von den Elementaren von einst?", fragte er Rangar schließlich. "Waren sie einander friedlich gesinnt? Oder ganz im Gegenteil?"

Rangar
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Rangar sah Jaeden einen Moment nachdenklich an.
"Ehrlich gesagt bin ich auf die Idee, es könnte ein anderer Elementar gewesen sein, nie gekommen", gestand er. "Doch nach dem, was er alte Greg sagt... gab es Krieg zwischen ihnen. Ich vermute, das alte Spiel um Stärke und Macht. Insofern wäre es denkbar, dass hinter dem Sturm ein weiterer Elementar stand. Jedoch brächte das jemanden hervor, der Schuld hat. Und Schuld ist niemals gut, Jaeden. Niemals."
Er runzelte leicht die Stirn.
"Nun, was von einst übrig blieb, sind uralte Sagen, die heute keiner mehr kennt. Wenn sich die Erschaffer und Herrscher der Alten Welt wirklich bekriegten, könnte dieser Streit bis heute schwelen. Vielleicht... aus dem Grund, weshalb sie einst verschwanden. Den kennt niemand, leider. Sie verstummten einfach und wurden eins mit den Menschen."

Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
später Nachmittag

Jaeden fröstelte.
"Ziemlich gruselig die Vorstellung, ich könnte von den Erschaffern Marrekhs abstammen", murmelte er unbehaglich. "Also ich meine, irgendwo tun wir das ja alle. Aber nicht mit diesen Fähigkeiten. Und die Aussicht auf einen Streit, wenn nicht sogar einen Krieg ist auch nicht gerade erbaulich." Er seufzte leise und blickte auf die Hand, die unter dem Bärenfell über den Boden strich und ganz deutlich nahm er die Schwingungen daraus wahr, schien jeden Schritt zu spüren, der gemacht wurde. Er runzelte die Stirn, als er ein Trampeln vernahm.
"In zwei Tagen wird eine Herde Riesenbüffel bei der Schlucht sein", gab er bekannt und blickte verwirrt wieder auf. "Sie werden lange brauchen, um einen Weg hinüber zu finden. Genug Zeit, um unsere Vorräte aufzufüllen." Er schauderte erneut.
"Ich will das nicht können, Rangar", gab er leise zu. "Ich will kein Teil eines Krieges sein, von dem ich nichts weiß, sollte es tatsächlich dazu kommen." Wieder seufzte er, nahm die Hand vom Boden und umklammerte den Becher wieder. "Aber wenn es genau das ist, auf das meine Eltern mich immer vorbereiten wollten? Sie sagten immer, ich würde irgendwann wieder zurück gehen in die Städte. Vielleicht genau dafür?" Natürlich konnte Rangar ihm darauf keine Antwort geben. Niemand konnte das.