2. Der Weg zu den Bélan-Inseln

[Cassiopeia]

Nyath / Jarahi
Néhara
November, im 145. Jahres des Lichts
Nachmittag

Jarahi nahm verlegen das Geld an und verneigte sie vor den beiden, ehe sie in den Gassen Néharas verschwand. Nyath sah ihr eine Weile nach, dann blickte er wieder zu Brianna.
"Priester des Todes also", sagte er und strich sich etwas nachdenklich durch den Bart. "Ja, die sollten wir aufsuchen. Sehr abergläubische Menschen hier, wie mir scheint. Daher sehr leicht zu manipulieren. Ich habe bisher noch niemanden getroffen, der dieselbe Gabe hat wie ich. Nalahr hatte eine Armee von Toten, die Nekromantie dürfte das Handwerk der Priester sein, schätze ich. Also gut, suchen wir sie auf, sie haben mich neugierig gemacht!"

[Ayrina]

Brianna
Néhara
November, im 145. Jahres des Lichts
Nachmittag

Brianna nickte und gemiensam schlugen sie dne Weg zum Ostufer ein. Als sie das Zentrum hinter sich ließen, ließ der Trubel der Innenstadt sehr bald nach. Hier am Ostufer legten kaum Schiffe an und so war es hier ruhiger und stiller. Fast ein wenig zu still für Briannas Geschmack. Direkt am Ufer erblickte sie schließlich ein dunkles, trutziges Gebäude.
"Da, das muss es sein!"

[Cassiopeia]

Nyath
Néhara
November, im 145. Jahres des Lichts
Nachmittag

"Ohne Zweifel", murmelte Nyath in seinen Bart. Solch ein Gebäude hatte er hier noch nicht gesehen. Eine dicke Mauer schützte das Anwesen, das keinesfalls wie ein Tempel wirkte, sondern beinahe wie eine kleine Burg.
"Ein Königreich für die Toten", sagte Nalahr leise und trat vorsichtig näher. Kurz kontrollierte er seine Kleidung, er wollte nicht ganz einen unangemessenen Eindruck machen. Ebenso musterte er Brianna kurz, dann nickte er.
"Gut, versuchen wir es", sagte er und betätigte einen großen, goldenen Klopfring an einem aus schwarzem Marmor gefertigtem Tor.
"Wie es aussieht, wird all der Reichtum an die Toten und ihre Priester verschwendet und die Menschen auf der Straße haben nichts als bittere Armut."

[Ayrina]

Brianna
Néhara
November, im 145. Jahres des Lichts
Nachmittag

Brianna verzog leicht das Gesicht.
"Sie sind nicht die ersten und vermutlich auch nicht die letzten Priester, die den Glauben der Bevölkerung für ihre eigene Bereicherung nutzen."
Ein Umstand, der ihr nicht gefiel, doch gegend en sie kaum etwas ausrichten konnten.
"Aber vielleicht mach ihre Prunksucht sie anfällig für Bestechungen."

[Cassiopeia]

Nyath
Néhara
November, im 145. Jahres des Lichts
Nachmittag

Nyath nickte leicht.
"Ein guter Gedanke", pflichtete er Brianna bei und sah auf, als sich ein Mann dem Tor näherte. Er ging barfuß und trug ein bodenlanges, schwarzes Gewand. Auch sein Gesicht war in ein dunkles Tuch gehüllt, aus dem nur die Augen heraus schauten.
Er blieb vor dem Tor stehen ohne es zu öffnen. Wartend sah er sie an.
"Wir sind interessiert an einem Beitritt Eurer Priesterschaft", erklärte Nyath und neigte leicht den Kopf. "Wir kommen von weit Her und hörten den Ruf des Orakels. Es wäre uns eine Ehre, die Ehrwürdigen Hallen mit eigenen Augen sehen zu dürfen."
Der Mönch auf der anderen Seite des Tores blieb einen Augenblick reglos. Dann vollführte er eine kleine Geste mit der Hand und der Verschluss des Tores öffnete sich, sodass es nach innen aufschwang.
"Jetzt wird es spannend", flüsterte Nyath Brianna zu.

[Ayrina]

Brianna
Néhara
November, im 145. Jahres des Lichts
Nachmittag

Brianna verzog keine Miene, als der Priester die Tür mit Magie öffnete, auch wenn es sie durchaus etwas überraschte. Sie ließ Nyath den Vortritt um den Schein zu wahren. Nach allem, was sie hier erfahren hatten, würden sie vielleicht eher mit einem Mann als mit einer Frau sprechen.
Sie betraten den Tempel, der innen noch dunkler zu sein schien, als außen.

[Cassiopeia]

Nyath
Néhara
November, im 145. Jahres des Lichts
Nachmittag

Auch Nyath fiel erst jetzt ein, dass es für Brianna ein Leichtes gewesen wäre, nach außen hin als Mann aufzutreten, der hier eventuell eher akzeptiert wäre. Doch dafür war es nun zu spät. Und immerhin, man hatte sie eingelassen.
Der Mönch führte sie an marmornen Säulen vorbei hin zu einer Tür, die sich ebenfalls leise öffnete, ohne, dass jemand sie berührte.
Drinnen erwarteten sie mehr Priester mit unterschiedlichen Gewändern. Die meisten waren schwarz und einfach, doch andere waren aufwendiger und aus höherwertigeren Materialien, die eindeutig den höher gestellten Priestern gehörten.
Der noch immer stumme Mönch hielt den Blick gesenkt, als er an einen Mann herantrat, der bereits leicht ergrautes Haar an den Schläfen trug. Auch sein Gewand war schwarz und lang, doch der Stoff war feiner gearbeitet und er trug einen violetten Saum. An seinem linken Finger prangte ein großer, schwarzer Stein.
Der Mönch verneigte sich ehrfürchtig vor dem Priester und wies dann auf die beiden Besucher. Ohne auf den Mönch zu achten, kam der Priester auf Nyath und Brianna. Er sprach etwas leise in der Sprache des Landes, die die beiden nicht verstanden.
"Verzeihung", fragte Nyath zögernd, "sprecht Ihr unsere Sprache?" Der Mönch hatte es vermutlich getan, ging ihm irritiert auf.
Auf dem Gesicht des Priesters zeigte sich ein leises Lächeln.
"Folgt mir, Weitgereiste", sagte er ohne einen Akzent. Er wandte sich nach rechts zu einer weiteren Tür, die sich abermals öffnete. Der Raum dahinter wirkte wie ein einfacher Besprechungsraum, wie Nyath erleichtert feststellte.

[Ayrina]

Brianna
Néhara
November, im 145. Jahres des Lichts
Nachmittag

Brianna runzelte kaum merklich die Stirn.
Sie hätte nicht geglaubt, dass so viele Menschen hier ihre Sprache sprechen würden. Auch sie folgte den beiden in den Raum und wunderte sich doch, dass er schmuckloser war, als sie angenommen hätte.
Sie setzte sich, nachdem der Priester sie beide aufgefordert hatte, Platz zu nehmen.
"Woher könnt Ihr unsere Sprache"; fragte Brianna neugierig.

[Cassiopeia]

Nyath
Néhara
November, im 145. Jahres des Lichts
Nachmittag

Der Priester sah zu Brianna und seine Augen wirkten blau und auf seltsame Weise entrückt.
"Wir sprechen alle Sprachen dieser Welt", erklärte er mit leiser, leicht melodischer Stimme. "Viel wichtiger ist, wie Ihr hier her kommt, Bewohner des Festlandes? Der Mönch Atrius sagte mir, Ihr wolltet unserem Orden beitreten? Wie darf ich das verstehen?"
Nyath runzelte die Stirn. "Aber... er hat doch kein Wort gesprochen?", wunderte er sich irritiert.
Der Priester lächelte leicht. "Die Gedankenkommunikation ist eine der ersten Lektionen der Anwärter", erklärte er. Sein Blick richtete sich wieder auf Brianna und schien sich direkt in ihre Augen zu bohren.
Ihr seid nicht nur eine Reisende, sprach er in Gedanken zu ihr. Ihr sucht etwas. Oder jemanden.

[Ayrina]

Brianna
Néhara
November, im 145. Jahres des Lichts
Nachmittag

Brianna wurde heiß. Dass dieser Mann in der Lage war, Gedanken zu lesen, machte sie mehr als nervös. Dennoch lächelte sie.
"Beeindruckend", sagte sie anerkennend und nickte.
"Ja, wir suchen jemanden. Wir hofften, dass Ihr uns eventuell helfen könnt, die Stillen Schwestern aufzusuchen"; kam sie direkt zum Punkt. Der Mann schien ohnehin bereits fast alles zu wissen.