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Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Fr 28. Jun 2019, 20:24
von Cassiopeia
Marek
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Mittag
Mareks Herz klopfte unheimlich heftig, doch er zwang sich, in der Mitte zu bleiben und fiel in einen leichten Laufschritt. So lief er gegen die Angst an, schüttelte die Lähmung ab und kam seinem Ziel schneller näher.
Lass dich von deiner Angst nicht lähmen. Nimm ihre Macht über dich auf und fliege auf ihr der Gefahr entgegen.
Vor langer Zeit hatte sein Vater ihm diesen Satz beigebracht, als er Marek das Kämpfen und die Jagd beigebracht hatte. Marek hatte ihn beinahe vergessen. Der Gedanke an seinen Vater war plötzlich ungeheuer stark, intensiver als je zuvor auf ihrer bisherigen Reise. Er hatte sie einfach zurück gelassen - ging es Jaeden ähnlich, wenn er an seine Eltern dachte, die ihn einfach zurück gelassen hatten? Die aufgebrochen waren und aus dem Sturm nie zurück gekehrt... mit einem Mal fragte Marek sich, ob auch sie vielleicht nach Maeren hatten gehen wollen. Zu dem blauen Licht. Was war passiert, als sie es erreicht hatten?
Er blieb stehen, so abrupt, dass Jaeden in ihn hinein lief und ihn beinahe umriss. Er hielt sich gerade so fest und fühlte eine beklemmende Gewissheit in sich. Zitternd umklammerte er den rostigen Pfahl, als das intensive Gefühl langsam abebbte. Sein Blick war fest auf das blaue Licht des Turmes gerichtet, das ihn von Begann an angezogen hatte.
Die Geisterstadt Maeren. Hier hatte es seinen Anfang genommen. Damals, vor 20 Jahren. Etwas war hier passiert, etwas hatte die Farentinos hier her gelockt, sie dazu gebracht, ihren Sohn zurück zu lassen in der Wildnis.
Marek riss sich mit einem Mal von dem Licht los und sah zu Jaeden, der als erwachsener Mann vor ihm stand. Plötzlich verspürte Marek Angst.
"Jae... wir dürfen da nicht hin...", flüsterte er mit geweiteten Augen.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: So 30. Jun 2019, 15:10
von Therapistin
Jaeden
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Jaeden passte sich Mareks Tempo an und lief ein Stück hinter ihm, wie er es von der Jagd gewohnt war, um ihm Deckung zu geben. Gerade blickte er hinauf in den Himmel, ob das Wesen noch in der Nähe war, da rannte er direkt in seinen Freund hinein, der plötzlich und ohne Vorwarnung stehen geblieben war.
"Was?", fragte Jaeden hörbar irritiert und runzelte die Stirn. "Marek, was hast du auf einmal, hast du etwas gesehen? Warum sollten wir nicht mehr dorthin gehen?" Er verstand es nicht recht. Sicher, diese leere und tote Stadt war ziemlich unheimlich, doch der Turm und das Portal obenauf waren doch der Grund gewesen, warum sie überhaupt aufgebrochen waren.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: So 30. Jun 2019, 17:00
von Cassiopeia
Marek
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Mittag
Marek fasste sich langsam wieder und versuchte das unangenehme Gefühl beiseite zu schieben. Vielleicht bekam er einfach nur kalte Füße bei so viel Leere um sich herum, was die Menschen erbaut und dann verlassen hatten.
Er sah Jaeden entschuldigend an und ließ den rostigen Pfahl los und versuchte, dessen Spuren von seinen Händen zu klopfen.
"Es ist... so ein plötzlicher Gedanke", sagte er leise und sah mehr auf seine Hände als auf Jaeden. "Ich hab an meinen Ragnar gedacht und dann plötzlich an deine Eltern, die genau so aufgebrochen sind wie wir, einfach so, ohne ein Wort und dann kam mir der Gedanke, dass sie vielleicht hier waren, in Maeren, und auch zu dem Turm mit dem Portal wollten...", sprudelte es aus ihm heraus.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Di 22. Okt 2019, 16:52
von Therapistin
Jaeden
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Jaeden runzelte die Stirn und fasste Marek beruhigend an die Schulter, die er freundschaftlich drückte. Ein trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen.
"Marek, meine Eltern sind in einen Sandsturm geraten", erklärte er, was Ragnar ihm damals immer wieder gesagt hatte, weil er es nicht hatte wahrhaben wollen. "Du kennst die Gefahren der Stürme und wenn keine Höhle in der Nähe war, hatten sie kaum eine Chance." Er atmete tief durch. Natürlich hoffte ein Teil von ihm noch immer, dass seine Eltern noch lebten, doch mit den Jahren war er mehr und mehr von seinem Optimismus zum Realismus gerutscht.
"Und warum sollten sie hierher nach Maeren gegangen sein? Ohne die Karten meines Vaters?", fragte er rhetorisch und klopfte auf seine Habe, unter welcher sich auch die Unterlagen und Karten seines Vaters befanden.
"Und wird nichts passieren, hier ist nichts und niemand, der uns schaden möchte. Das wüsste ich", erklärte er und wie um seine Worte zu bestätigen, ging er in die Knie und legte eine Hand auf den Boden. "Nichts", gab er bekannt und richtete sich mit zuversichtlichem Blick wieder auf. "Bitte Marek, dieser Drache am Steilfelsen hat uns nicht ohne Grund hierher geführt." Sein Blick glitt von seinem Freund zurück in den Himmel, doch der Schatten war nicht wieder aufgetaucht. Vielleicht hatten sie ihn sich auch einfach eingebildet.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: So 27. Okt 2019, 20:05
von Cassiopeia
Marek
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Marek holte tief Luft und presste einen Moment die Kiefer fest aufeinander, sodass die Kaumuskeln hervor traten. Dann nickte er, als er sich wieder gesammelt hatte.
Der Drache. Ein Schauer überlief ihn bei dem Gedanken daran, ihn gesehen zu haben beim Steilfelsen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Doch die Schuppe trug er bis heute bei sich.
"Es... war nur ein Gedanke", sagte er abermals und versuchte die Gedanken abzuschütteln, auch wenn sie ihn nicht ganz los ließen. Maeren hatte ein Geheimnis, das spürte er. Doch es war niemand mehr da, der es ihnen erzählen konnte.
"Suchen wir das blaue Licht, das Portal und hoffen wir, dass wir die Mädchen finden." Wenn Jaeden nichts fühlen konnte hier, konnte er dann Anoara und Samaa finden? Wenn sie nun einander immer wieder ungewollt auswichen in diesem Labyrinth aus Straßen und Häuserschluchten? Er hoffte, dass auf die Mädchen zum Portal wollten und dies ihr Treffpunkt sein würde.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: So 27. Okt 2019, 20:30
von Therapistin
Jaeden
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Jaeden nickte seinem Freund zuversichtlich zu.
"Lass uns das Portal finden", stimmte er ihm zu und klopfte ihm noch einmal auf die Schulter. "Vielleicht warten sie dort schon auf uns", überlegte er, um Marek ein wenig abzulenken. "Und wenn nicht, dann werden wir dort oben auf sie warten." Ihm wurde zwar ein wenig mulmig beim Gedanken daran, in den Turm mit dem Portal zu steigen, doch von dort aus hätten sie auch einen wunderbaren Überblick über Maeren. Das würde bestimmt spannend werden.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: So 27. Okt 2019, 20:43
von Cassiopeia
Marek
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Marek nickte.
"Ja, lass uns weiter gehen." Diese Stadt erschien ihm wie ein Labyrinth und er sehnte sich schon jetzt nach der offenen, weiten Landschaft, die er kannte und in der er sich sicher und vertraut fühlte. Diese tote Stadt wirkte bedrohlich, wie ein uraltes Gerippe.
Marek hoffte, dass sie keine Tage warten mussten. Es war bereits Nachmittag und Jaeden hatte bis jetzt noch nichts von den Mädchen gespürt im Boden. Ob sie überhaupt hier waren? Er wusste, dass sie nahe waren, sehr nahe. Doch nun in dieser Stadt mit diesem künstlichen Boden konnte Jaeden sie nicht mehr aufspüren. Das machte Marek Sorgen. Er wusste, dass sein Freund nach Anoara suchte, dass seine Hand im Schlaf nie den Boden verließ. Nun waren sie hier, wo sie seit Wochen sein wollten und die Verbindung war unterbrochen in dieser Stadt, in der alles, sogar der Boden, tot zu sein schien. Er verstand Jaedens Ungeduld, weiter zum Turm zu kommen - er war ihre einzige Möglichkeit, Anoara und Samaa zu finden.
Er dachte an Ragnar. Was würde dieser ihm jetzt raten?
Wenn du einmal ein Ziel erfasst hast, folge seinem Weg, bis zu es erreicht hast.
Marek lächelte leicht. Genau das taten sie. Er straffte seine Schultern wieder ein wenig und trat neben Jaeden. Sie würden diesen Turm finden und ihn erklimmen, sie würden das Portal erreichen, dessen blaues Licht sie hier her gelockt hatte. Und dann würden sie ihr neues Ziel begreifen, wenn sie das erste ersteinmal erreicht hatten. Denn auch das hatte Ragnar ihm bei gebracht: sie konnten nicht zwei Zielen auf einmal folgen.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: So 27. Okt 2019, 21:09
von Therapistin
Jaeden
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Jaeden lächelte.
"Danke", klopfte er Marek ein weiteres Mal auf die Schulter. "Hast was gut bei mir." Nun, das hatte sein Freund sowieso, alleine deshalb, weil er ihn auf dieser ungewissen Reise begleitete, ohne groß Fragen zu stellen. Das war einer der Gründe, weshalb er Marek so sehr schätzte, einen besseren Freund hätte er sich niemals wünschen können.
Sie machten sich wieder langsam auf den Weg die Straßen entlang und erreichten eine Kreuzung, an der Jaeden sich aufmerksam umblickte.
"Da!", sagte er, als der Turm wieder zu sehen war, vielleicht noch einen halben Kilometer entfernt von ihnen. Jaedens Herz begann plötzlich nervös zu pochen, als er erkannte, wie nah sie ihrem Ziel bereits waren. Nur ein paar Minuten entfernt lagen vielleicht erste Antworten auf Fragen, die Jaeden noch nicht einmal gestellt hatte.
Wie von selbst ging er in die Knie und berührte den Boden in der Hoffnung, etwas zu spüren. Doch die Empfindungen, die er aufnahm, waren minimal, wurden vom toten Asphalt verschluckt und nur bruchstückhaft an Jaeden weiter gereicht.
"Soweit ich es fühle, droht keine Gefahr", erklärte er Marek, als er wieder weiter ging.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: So 27. Okt 2019, 21:20
von Cassiopeia
Marek
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Mareks Augen weiteten sich, als auch er den Turm sah. Er wirkte plötzlich gewaltig. Ihm wurde klar, dass auch ein Turm ein gebautes Haus war, wie alles in der Stadt. Wie hatten die Menschen so hoch bauen können? Das war ihm ein Rätsel. sie zerschlugen die Steine, brachen sie heraus und setzten sie neu zusammen. Sie erschufen sich ihre Umgebung selbst, wie sie sie haben wollten. Das machte sie sehr mächtig, begriff Marek. Und es entfernte sie von der Natur immer mehr.
"Dass er nicht umfällt", murmelte Marek beeindruckt und ganz wohl war ihm nicht dabei, so geradewegs auf den Turm zuzugehen. Sie könnten ihm nicht ausweichen, sollte er in diesem Moment in sich zusammen fallen.
Der Turm wurde mit jedem Schritt größer. Bedrohlicher. Er war so alt wie diese Stadt und schien das einzige Gebäude zu sein, das nicht tot war. Das noch immer leuchtete. Marek musste den Kopf in den Nacken legen um das blaue Licht zu sehen, das weit oben leuchtete.
Er konnte es kaum glauben. Sie waren wirklich hier. Sie hatten den Weg von den Steilfelsen aus bis hier her geschafft. Sie hatten den Turm mit dem Leuchten erreicht. Ihre eigene Reise, auf die niemand sie hatte vorbereiten können. Marek spürte, wie die Unsicherheit etwas von ihm abfiel und erster, leiser Stolz in ihm aufkam.
"Gehen wir, Jae. Wir haben ihn gefunden!"
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: So 27. Okt 2019, 22:54
von Siria
Samaa
Maeren
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Mittag
->
von hier kommend
Als Samaa wieder aus der Tür hinaus auf die Straße getreten war und der Wind um sie herum wehte, spührte sie, wie frei und zu Hause sie sich hier draußen fühlte. Gerade nach dieser Erfahrung in einem Haus gewesen zu sein, dass sie so sehr an ihr altes Leben erinnerte, war es für sie überraschend, dass es nicht mehr das Leben war, was sie brauchte. Sie schloß für einen Moment die Augen und ließ ihre Gedanken von dem Wind aufnehmen. Es war ihr, als würde sie ihn umarmen und er würde sich freuen, dass sie wieder hier draußen bei ihm war, wo sie einander hatten.
Und dann lag etwas in der Luft, was anders war, da war etwas fremdes, ein anderer Geruch, waren es nicht auch leise Stimmen? Samaa ließ sich nicht tief in den Wind hinein sinken, sondern öffnete wieder die Augen und sah Anoara an. "Sie sind hier, der Wind kommt aus der Richtung des Turms, sie sind dort.", war sie sich sicher.
"Ich hoffe, wir schaffen es noch heute. Es sieht wirklich weit aus und die Frage ist, ob wir direkt darauf zu laufen können oder ob uns die Straßen daran hindern werden.", gab sie zu bedenken. Jetzt die Vögel, ging ihr durch den Kopf, dann wären sie innerhalb von ein paar Minuten dort.