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Espen Lund
Ort: USA, New Jersey
Datum: Sonntag, 21. November
Zeit: 12:25 Uhr

„Was sage ich meiner Familie? Ich habe versprochen zurück zu kehren zu ihr. Ich weiß nicht, ob dies als Wolf möglich ist und wenn ja, wie erkläre ich ihr, dass ich gesund bin?“

Mikael Gromow
Ort: USA, New Jersey
Datum: Sonntag, 21. November
Zeit: 12:28 Uhr

Mit der Frage hatte Mikael nun nicht gerechnet. Doch er überlegte ernsthaft, ob er eine Antwort fand.
"Wo lebt deine Familie? Wenn es weit genug weg ist, sprichst du von einem amerikanischen Forschungsprojekt, welches noch nicht öffentlich bekannt wurde. Du hattest die Gelegenheit, an der Studie teilzunehmen und die Medikamente wirkten. Du durftest nur niemandem davon erzählen, da es noch Jahre dauern wird, bis die Therapie ausgereift auf dem Markt erscheint", schlug er vor. Es wäre sogar ein winziger Kern Wahrheit darin, wenn auch etwas verdreht und versteckt.
"Wenn du es möchtest, kannst du sie natürlich besuchen oder ganz zurück kehren, wenn du es möchtest. Sie werden nichts merken, abgesehen von deiner blendenden Gesundheit. Auch die Bissnarbe wird verheilen und, in den meisten Fällen, fast vollständig verschwinden."

Espen Lund
Ort: USA, New Jersey
Datum: Sonntag, 21. November
Zeit: 12:31 Uhr

Espen seufzte, er würde also von nun an Leben voller Lügen führen müssen. „Meine Familie lebt in Norwegen“, sagte er leise und lehnte sich leicht an einem Baum, als ihm schwindlig wurde. Für einen Moment schloss er die Augen, versuchte wieder zu Kraft zu kommen, er durfte keine Schwäche zeigen.
„Das mit der Studie klingt gut, auch wenn sich besonders meine Mutter und meine Großmutter entsetzliche Sorgen machen werden, aber das wird schon gehen. Ich... möchte diese Chance nutzen. Aber ich frage mich auch, warum du dies tust. Sicherlich nicht nur, weil ich einmal ein Soldat war.“

Mikael Gromow
Ort: USA, New Jersey
Datum: Sonntag, 21. November
Zeit: 12:35 Uhr

Mikael sah Espen an, dann wanderte sein Blick in die Ferne. Er hatte noch nie darüber gesprochen.
"Ich war neun, als mein Bruder krank wurde", erzählte er leise. "Innerhalb von zwei Jahren siechte er dahin. Er hatte Leukämie. Drei Monate nach seinem Tod wurde ich ein Werwolf und erfuhr, dass das auch meinen Bruder gerettet hätte." Bitterkeit lag in seiner Stimme und eine Spur des ewig zurück gedrängten Schmerzes.
Er sah wieder zu Espen. "Drei verfluchte Monate kam ich zu spät." Er holte kurz Luft um sich zu sammeln. "Ich bin kein netter Mann, Espen, glaube das ja nicht. Aber als ich erkannte, dass du dem Tode entgegen steuerst, musste ich es riskieren. Ich habe viel Schuld auf mich geladen im Laufe der Jahre. Aber dieses eine Mal ist es wirklich Hilfe, die ich dir geben will. Ich kann dich nicht gehen lassen und wissen, dass du vielleicht in drei Monaten ebenso tot sein wirst."
Er stemmte sich hoch um aufzustehen. "Und wenn du das jemandem erzählst, werde ich dich vielleicht doch noch töten müssen", sagte er mit unterschwelligem Knurren. "Komm rein, drinnen ist es wärmer. Du kippst ja beinahe aus den Latschen."

Espen Lund
Ort: USA, New Jersey
Datum: Sonntag, 21. November
Zeit: 12:37 Uhr

„Keine Sorge, ich werde darüber nie ein Wort verlieren, Mikael. Aber eines möchte ich dir noch sagen. Du magst Schuld auf dich geladen haben, aber an dem Tod deines Bruders bist du schuldlos. Du warst ein Kind. Und du bist vielleicht netter als du denkst. Ich danke dir jedenfalls für die Chance“, sagte er und stemmte sich vom Baum ab.
„Und du hattest Recht, die Ärzte geben mir noch ungefähr sechs Monate. Ich habe in meinem Kopf einen Tumor, der zu spät entdeckt und zu dem nicht operierbar ist. Zumindest nicht, wenn ich nicht ewig gelähmt sein möchte, da sich der Tumor genau bei meinem Bewegungszentrum befindet.“

Mikael Gromow
Ort: USA, New Jersey
Datum: Sonntag, 21. November
Zeit: 12:40 Uhr

"Bedank dich lieber nicht zu früh", sagte er und sperrte die Erinnerungen an damals wieder weit weg. Sie betraten das Haus und Mikael lotste Espen zu einem abgewetzten Ledersofa, was in einer Art Wohnzimmer stand, von welchem der Küchenbereich abging.
"Das hier ist die Hütte des Rudels um Jason, ich bin im Grunde nur Gast hier zusammen mit Luukas, den du schon getroffen hast, und Fynn. Solange du noch ein Mensch bist, solltest du vorsichtig sein, wem du wie begegnest, auch wenn sie den Befehl haben, dich in Ruhe zu lassen. Der Biss wird schmerzhaft und blutig, daher werde ich dich einige Stunden vor Vollmond beißen um es so kurz wie möglich zu halten. Du wirst vermutlich Vergiftungserscheinungen haben. Die erste Verwandlung wird dir fast den Verstand nehmen und du wirst mich verfluchen und hassen. Aber wenn der Mond untergeht und du als Mensch erwachst, hast du ein neues Leben." Er sah Espen an, es war noch nie vorgekommen, dass ihn jemand gebeten hatte, ihn zu beißen.

Espen Lund
Ort: USA, New Jersey
Datum: Sonntag, 21. November
Zeit: 12:43 Uhr

Espen hörte interessiert zu und nickte. „Habt ihr hier so etwas wie ein Auto? Ich würde gerne noch mein Gepäck holen und ich muss aus dem Hotel noch auschecken“, sagte er und dachte an den Biss. Konnte es schmerzhafter sein als eine Kugel abzubekommen? Er wusste es nicht, aber er wusste er war hart im Nehmen und würde das durchstehen und danach sein zweites Leben genießen, egal, was auf ihn zukam. Schlimmer als das was im Moment vor ihm lag ohne sich beißen zu lassen konnte es nicht sein.

Mikael Gromow
Ort: USA, New Jersey
Datum: Sonntag, 21. November
Zeit: 12:45 Uhr

Mikael nickte. "Ich fahre dich, in diesem Fall würde Jason mich häuten, wenn ich dir einfach die Schlüssel aushändige. Noch bist du kein Wolf und bis dahin bis du hier... äh, ziemlich ohne Rechte. Die verbleibenden Tage lassen sich aber gut nutzen, dir mehr über unsere Welt zu erzählen. Dann bist du bereits ein klein wenig vorbereitet." Er überlegte, wie weit er gehen konnte ohne, dass Espen einen Rückzieher machte.
"Zu deiner eigenen Sicherheit solltest du die Grundausbildung abschließen als Werwolf. Jagen, Kämpfen, Verteidigen, Spuren lesen, Spuren verwischen. All das ist überlebensnotwendig denn selbst, wenn du nach Finnland zurück kehrst, wirst du für ein Schattenweltler sein. Das Leben als Mensch ist dann nur noch eine Tarnung." Er beschloss, doch etwas direkter zu werden.
"Hast du schon einmal jemanden getötet?"

Espen Lund
Ort: USA, New Jersey
Datum: Sonntag, 21. November
Zeit: 12:47 Uhr

„Danke. Ich hatte eh nicht erwartet, dass ich alleine fahre, wenn ich ehrlich bin. Vor allem da ich kein Auto mehr fahren darf“, sagte er mit bitterem Unterton. Das Autofahren vermisste er nicht so sehr wie das Fliegen, was ihm doch sehr fehlte.
Als Mikael erklärte, was die nächsten Tage wäre, nickte er nur. Das waren nicht unbedingt unbekannte Dinge für ihn, Kämpfen gehörte für ihn zum Leben und Spuren lesen und verwischen hatte er auch gelernt. Zumindest in seiner menschlichen Gestalt konnte er dies recht gut.
Als er nach dem Töten gefragt wurde, verhärtete sich seine Miene etwas. Er war bei diversen Kriegseinsätzen dabei gewesen, da gehörte dies leider zum Alltag, auch wenn er es nicht wirklich mochte. So hieß es töten oder sterben und er hatte sich immer fürs Töten entschieden.
„Ja“, sagte er deshalb auch nur kurz angebunden, auch wenn Mikael sich dich sicherlich hatte denken können.

Mikael Gromow
Ort: USA, New Jersey
Datum: Sonntag, 21. November
Zeit: 12:49 Uhr

Mikael bemerkte die Veränderung in Espens Gesicht und nickte.
"Du wirst es wieder tun müssen. Dann allerdings nicht mit einer Waffe, sondern mit Zähnen und Krallen. Da die Gegner aber meistens Waffen haben, wird das wohl das intensivste Training, in allem anderen bist du wohl gut vorbereitet, besser als sonst jemand, den ich kenne, der Werwolf wurde."
Er sah Espen musternd an.
"Auch wenn ich dir aus scheinbarer Nächstenliebe helfe, wirst du deinen Platz im Rudel einhalten müssen. Hierarchie dürfte dir nicht fremd sein und du wirst entsprechend den niedrigsten Rang innehaben. Ich mag es nicht sonderlich, wenn man sich dagegen auflehnt."