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Maire Castellar
In den Straßen von Madrid
Mittwoch, 15. September
16:13

Für einen Moment war sie in seinen Augen gefangen, so dunkel, so geheimnisvoll. Sie schluckte, ehe sie sich an ihre Worte erinnerte.
"Ich... ich meine, wenn es ist wie jetzt. Wenn ich noch weiß, dass es auch... anders sein kann. Zumindest theoretisch, wenn auch nicht für uns." Sicherheitshalber wandte sie den Blick ab, sonst würde sie sich gar nicht mehr von seinen Augen lösen können. Verflucht.
Ihr Blick fiel auf eine Mutter mit zwei Kindern, die sie um ein Eis anbettelten.
"Für sie zum Beispiel. Sie lernen nicht von klein auf, was es heißt, über anderen zu stehen, die Welt verteidigen zu müssen gegen unsichtbare Mächte. Sie leben einfach."

Alexander Kirov
Ort: In den Strassen von Madrid
Datum: Mittwoch, 14. September
Zeit: 16:14 Uhr

"Einfach leben... Ein schöner Traum, zumindest in solchen Momenten wie diesen kann man ihn leben, ja Du hast recht. Aber Du irrst Dich auch, nicht wir stehen über ihnen, sondern sie über uns. Weswegen ist es sonst unsere Aufgabe sie zu beschützen? Ein selbst auferlegtes Exil voller Leid und Schmerz für das Wohl derer, die es nie erfahren werden." Wieder sah er sie an.
"Alles, was uns bleibt, ist für den Moment zu leben. Für das hier und jetzt. Als ob es kein Morgen gäbe, denn..." er wagte diesen Satz nicht zu vollenden. Nicht hier und nicht jetzt. Warum gab es keine Rune, die die Zeit anhalten konnte, oder zumindest verlangsamen?

Maire Castellar
In den Straßen von Madrid
Mittwoch, 15. September
16:15

"... denn man weiß nie, was der Morgen bringt", beendete sie leise seinen Satz, ohne Alexander aus den Augen zu lassen. Suchte Halt in den seinen, fand Unsicherheit darin. "Aber vielleicht... ist es auch alles nur ein einziger Traum, der sich Leben nennt", murmelte sie, ohne es recht zu bemerken und kam dabei seinem Gesicht unbewusst näher.
"Wir könnten auch einfach-", faselte sie weiter ohne recht zu wissen, was sie eigentlich sagte, als direkt neben ihr eine Sirene erscholl und ein Krankenwagen an ihnen vorbei raste. Erschrocken sah sie sich um - da war er dahin, der traumhafte Moment...

Alexander Kirov
Ort: In den Strassen von Madrid
Datum: Mittwoch, 14. September
Zeit: 16:15 Uhr

Gefangen. Gefangen in einem Traum aus schwarz, grün und rot. Dann schrie eine Banshee, doch es war ihm egal, sollte sie ihn doch holen. Doch das Schreien entfernte sich von ihm. Seltsam… Es dauerte einen Moment, bis er registrierte, was eigentlich vor sich ging. Er schloss für einen Moment die Augen um sich zu sammeln, was sollte man jetzt sagen?
„Wir… sollten langsam wieder zurück, wenn es aus dem gemeinsamen Abendessen noch etwas werden soll.“ versuchte er sich wieder an einem belanglosen Gespräch. „Es sei denn, Du möchtest noch etwas bleiben.“ Naja, fast belanglos, mehr bekam er im Moment nicht zustande.

Maire Castellar
In den Straßen von Madrid
Mittwoch, 15. September
16:17

Maire schluckte, sie hatte es vermasselt, hatte sich von der dämlichen Sirene ablenken lassen. Großartig.
Sie hob an, etwas zu sagen, schloss den Mund dann aber. Die vorher noch so knisternde Spannung schien verflogen.
"Ja, vielleicht", gab sie etwas matt zurück und nickte. "Sonst schmelzen wir noch dahin wie unser Eis..."
Dennoch blieb sie sitzen, wollte diesen Moment nicht ganz durchbrechen, dann war er unwiderruflich vorbei.

Alexander Kirov
Ort: In den Strassen von Madrid
Datum: Mittwoch, 14. September
Zeit: 16:18 Uhr

Irgendwie würde das Schmelzen dann aber nicht an der Sonne liegen, dachte er und wusste immer noch nicht recht, was er davon halten sollte. Warum stand sie aber nicht auf? Kurz zögerte er, dann berührte er sanft ihre Schulter mit seinen Fingerspitzen.
„Tu das nicht. Lebe FÜR den Moment, versuche nicht IN ihm zu leben. Warte auf den nächsten und freue Dich darüber. Und wenn keiner kommen will, dann suche Dir selbst einen, und wenn Du ihn an den Haaren herschleifen musst. Aber tu nicht das hier, das frisst Dich auf… bitte.“
Sein letzter Satz glich mehr einem flüsternden Flehen. Na klasse, als ob gerade er sich als Lebensberater eignen würde. Ein Haudrauf mit übergroßer Klappe, der nicht einmal mit seinem eigenen Leben klarkam. Aber vielleicht deshalb blickte er sie gerade mit so sorgenvollen Augen an.

Maire Castellar
In den Straßen von Madrid
Mittwoch, 15. September
16:19

Maire sah Alex etwas unsicher an, spürte seine warmen Fingerspitzen nur zu deutlich an ihrer Schulter, hätte sich fast in die Berührung hinein gelehnt. Fast.
"Wie kann ich das, wenn ich nicht weiß, was der nächste Moment bringt?", fragte sie leise. "Dann ist der erste schon vergangen..." Beim Engel, was faselte sie da eigentlich? Das hatte sie noch nie mit jemandem besprochen und jetzt kannte sie Alex gerade einmal drei Tage und führte ein solches Gespräch mit ihm, wollte nie wieder aufhören, mit ihm zu reden und bei ihm zu sitzen...

Alexander Kirov
Ort: In den Strassen von Madrid
Datum: Mittwoch, 14. September
Zeit: 16:20 Uhr

"Wenn Du wüsstest, was der nächste Moment bringt, könntest Du ihn dann so geniessen wie... wie diesen eben? Wenn wir auch noch mit der Gabe der Hellseherei gesegnet wären... Wie könnten wir irgendetwas geniessen, wenn wir genau wissen, wohin es am Ende führt?"
Lag es an der Sonne? Der Wärme? Wieso spielte er hier den Allwissenden, wo er doch er gerade selbst erst ein Küken war? Wieso erzählte er ihr einfach so seine Gedanken, einer hübschen jungen Frau aus Alicante, der Stadt der Toten? Und wieso machte es ihm eigentlich garnichts aus? Seine Fingerspitzen auf ihrer Schulter fühlten sich an, als würden sie jeden Moment verbrennen.
"Ich will Dich nicht anlügen, und Dir sagen dass es nur schöne Momente gibt. Wir beide wissen nur zu gut, dass dem nicht so ist. Die Grossen, epischen Momente kann man nicht beeinflussen, so sehr man sich das im Nachhinein auch wünscht, aber die kleinen, leicht übersehbaren und viel zu oft übersehenen..."

Maire Castellar
In den Straßen von Madrid
Mittwoch, 15. September
16:21

Maire ertappte sich dabei, wie sie ihn wieder ansah, in seine Augen sah und sich nicht mehr von ihnen lösen konnte. Wie sie den Bewegungen seiner Lippen folgte, ehe sie die Worte aufnehmen konnte.
"Vielleicht... vielleicht hast du Recht... wenn wir es vorher wüssten, gäbe es nichts, worauf man sich freuen könnte, keine erwartungsvolle Spannung, keine Überraschung, wenn etwas... unerwartet kommt..."
So wie dieses Gespräch, dachte sie und musste lächeln.
"Ich weiß, dass es nicht nur schöne Momente gibt. Aber die Unschönen machen die Schönen lebenswerter."
Sie ertappte sich dabei, wie sie in Gedanken ihre Hand auf die seine legte, an ihrer Schulter, doch sie konnte die Bewegung nicht zuende führen aus Angst, es dann ganz zu zerstören, er sollte sie bloß dort lassen, wo sie war.

Alexander Kirov
Ort: In den Strassen von Madrid
Datum: Mittwoch, 14. September
Zeit: 16:22 Uhr

Sie lächelte, und für ihn war es als würde eine zweite Sonne aufgehen. „Vor allem, wenn die schönen aus unschönen entstehen.“ flüsterte er, während seine Hand langsam von ihrer Schulter zu unter ihre Haare zu ihrem Nacken glitt.
„Lebe für das hier und jetzt…“ langsam kam sein Gesicht dem ihren näher, das war Wahnsinn, was er da tat, gegen alles, was er sich je geschworen hatte, und doch kam es ihm seltsam vertraut und absolut natürlich vor…