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Am Hafen von Lübeck
3. Juli 1517, Abend
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"Du brauchst mir nicht helfen, nur weil ich ein Mädchen bin", sprach sie und schrubbte weiter.
"Ich bin hier geboren und aufgewachsen, ich kenne nichts anderes", sagte sie weiter und schrubbte den letzten Meter.
Dann stand sie auf und sammelte die Lappen auf, warf sie in das Wasser und hielt ihre Hand John hin, dass er ihr den Lappen gab.

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Am Hafen von Lübeck
3. Juli 1517, Abend
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"Ach, du bist ein Mädchen?", neckte John und wischte die letzte Stelle, ehe er ihr den Lappen reichte.
"Komisch, ich dachte, du wärst einfach jemand, der gerne am Mast rumklettert. Mit allen Konsequenzen", grinste er und stand auf.

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Am Hafen von Lübeck
3. Juli 1517, Abend
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Kara grinste, als sie den Lappen in den Eimer warf. John gefiel ihr, er schien sich nicht viel daraus zu machen, dass sie ein Mädchen war. Und diese Eigenschaft war selten, äußerst selten.
"Du bist in Ordnung, du darfst bleiben", sagte sie neckend und lachte.
"Warst du schonmal ganz oben auf so einem Mast? Die Aussicht ist toll", fuhr sie fort und blickte am Mast hinauf.

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Am Hafen von Lübeck
3. Juli 1517, Abend
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John lachte und verneigte sich leicht vor ihr.
"Dann habt Dank für Euer Einverständnis", grinste er, dann folgte er Karas Blick.
"Ja, auf der Hekabe durfte ich eine Nacht im Ausguck verbringen. Ich glaube der Kapitän hielt es für eine Strafe aber..."
Er zwinkerte ihr verschmitzt zu.
"Aber es war die tollste Nacht auf dem Schiff", lachte er.

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Am Hafen von Lübeck
3. Juli 1517, Abend
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Kara grinste. Sie hatte eine Idee. Und die würde sie auch umsetzen. Kurz blickte sie an John hinab. Bis ganz nach oben konnte er nicht klettern, dafür war er augenscheinlich zu schwer, wie die meisten Menschen. Es schien gar, dass Kara irgendwie die einzige Ausnahme in diesem Belange war.
"Wer zuerst am Ausguck ist", sagte sie grinsend und rannte los, um hinauf zu klettern.

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Am Hafen von Lübeck
3. Juli 1517, Abend
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Verdutzt sah John ihr nach, ehe ein Grinsen auf sein Gesicht schlich und er ihr nacheilte. Er würde sie nciht gewinnen lassen. Sie würde es merken und hassen, soviel glaubte er inzwischen schon zu wissen. Mit einem Sprung krallte er sich an den Mast und zog sich hoch. Er hatte weit mehr Kraft als Kara, war allerdings auch schwerer. Wenn überhaupt, dann würde es ein knapper Sieg werden.

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Am Hafen von Lübeck
3. Juli 1517, Abend
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Die jahrelange Übung, schien sich bemerkbar zu machen. Immerhin hatte Kara jeden Tag, seit sie laufen konnte, diesen oder einen der anderen beiden Masten, erklommen. Und sie merkte, dass es sich durchaus bezahlt machte. Sicherlich war John weitaus kräftiger, als sie. Aber sie war leichter und sie hatte mehr Übung. So schnell sie konnte, kletter sie nach oben, warf keinen einzigen Blick zu John. Wenn er unter ihr war, würde sie sich nicht mehr sonderlich anstrengen und wenn er über ihr war, würde ihr die Motivation versagt bleiben. Es war einfach besser, nicht nachzuschauen.
Erst, als sie lachend und schaufend in den Aussichtskorb sprang, sah sie sich nach John um.

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Am Hafen von Lübeck
3. Juli 1517, Abend
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Den Bruchteil einer Sekunde nach Kara schwang auch John sich in den Korb und grinste sie an.
"Du hattest Vorsprung", sagte er gespielt gekränkt und atmete die noch immer heiße, stickige Sommerluft ein. Doch langsam kam ein leichter Wind auf und je tiefer die Sonne sank, um so angenehmer wurden die Temperaturen. Das Meer schimmerte golden im Schein der Abendsonne und ein paar Möwen flogen schreiend und auf der Suche nach Fischen über die rotglühende See.
"Wirklich schön", murmelte er lächelnd.

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Am Hafen von Lübeck
3. Juli 1517, Abend
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Kara schmunzelte nur auf die Bemerkung Johns mit dem Vorsprung hin. Sie wusste, dass er es nicht ernst meinte, immerhin war sie kleiner und jünger. Es gab wenige Menschen, die ihr etwas abschlagen konnten. Und erst recht keinen Sieg. Aber es keimte die Hoffnung in ihr, dass das bei John vielleicht anders sein würde, dass sie wirklich einmal Konkurrenz haben würde.
Ihr Blick folgte Johns hinaus auf die See gen untergehende Sonne.
"Noch viel schöner ist es draußen", sagte Kara und atmete noch immer etwas schwer von der Anstrengung.
"Hier am Hafen hört man immer noch die Menschen in den Hafenkneipen. Das ist nicht echt. Das ist nicht die Weite der See."

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Am Hafen von Lübeck
3. Juli 1517, Abend
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"Hmhm", nickte John.
"Besonders nachts, wenn das Meer absolut ruhig daliegt und sich die Sterne im Wasser spiegeln", träumte er leise und lächelte selig. Plötzlich ertönten Rufe von unten und widerwillig sah John nach unten. Andres stand am Fuße des Mastes und schrie ihnen etwas zu.
"Scheint, als suche dich jemand", sagte er leicht säuerlich.