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Janis
Hamburg
Samstag 23. Oktober 2010
Mittag

Janis hörte ihr genau zu und überlegte, wie er sich sonst seine Zigaretten anzündete oder im nichts verschwinden ließ. Und erkannte, dass es genau so war, wie Merle sagte - er stellte es sich genau vor, wie es sein würde. Wie Feuer die Zigarette entzündete oder wie die Fernbedienung in seiner Hand lag.
Also konzentrierte er sich jetzt wieder auf die Taschentuchpackung. Größe, Form, Konturen. Und er rief sie sich im Originalzustand vor das innere Auge, fuhr die Kanten mit dem Blick ab und versuchte, die Oberfläche zu vergrößern, damit es wieder aussah, wie es sollte. Es war nicht einfach, aber dann bemerkte er zu seiner Freude, dass es wirklich klappte.
Begeistert sah er Merle an. "Ha!"

Merle
Bremen
Samstag 23. Oktober 2010
Nachmittag

Merle nickte grinsend. „Siehste, musst dich nur richtig konzentrieren und nun wieder verkleinern“, meinte sie unnachgiebig. Sie probierten es die ganze Fahrt über immer weiter. Verkleinern, vergrößern und wieder von vorne. Es war mühselig, sie hatten auch viele Misserfolge, aber es klappt auch immer besser. „Wir sollten es nachher bei dir zu Hause noch einmal mit etwas größerem probieren, ehe wir uns an dein Schwert wagen“, meinte sie als sie aus dem Metronom trat und den Pizzakarton in einem Mülleimer entsorgte.

Janis
Hamburg
Samstag 23. Oktober 2010
Mittag

Irgendwie war ihm noch immer etwas mulmig bei dem Gedanken, so mit seinem geliebten schwert umzugehen. Was, wenn doch etwas schief ging? Sicher, sie übten und würden auch weiter üben, bis sie sicher waren. Aber es war eben kein normales Holzschwert.
"Und wenn wir nur das Ding rausnehmen und das verkleinern? Obwohl, das könnte leichter verloren gehen... nag gut. Erst einmal in die Bahn, Peter und die Bullen müssten schon vor Ort sein." Hatte dies nicht ein freies, friedliches und ruhiges Wochenende sein sollen, in dem er und Merle sich besser kennen lernten?

Merle
Bremen
Samstag 23. Oktober 2010
Nachmittag

Merle ahnte, was in Janis vorging. Auch ihr wäre bei dem Gedanken Yela zu verkleinern nicht wohl gewesen. Aber sie hätte es ohne zu zögern getan, wenn sie ihre Puppe dadurch wieder bekommen würde.
„Lass Stefan nicht hören wie du Bullen sagst, sonst hält er dir einen elendig langen Vortrag“, grinste sie. Sie sprach aus Erfahrung, hatte sie sich das doch auch einmal anhören dürfen, aber das war nun egal.
„Dann los“, meinte sie deshalb und stieg mit ihm in eine Straßenbahn ein, aus welcher sie knapp zwanzig Minuten später wieder ausstiegen.

Janis
Hamburg
Samstag 23. Oktober 2010
Mittag

Sie waren in der Tat schon da, Peter kam auf sie zu, als er sie entdeckte. "Ich hoffe, du bist gut versichert, Mann. Das sieht... übel aus. Sehr übel." Janis' Blick verdüsterte sich und er beschleunigte seine Schritte etwas.
"Hi, ich bin Peter", stellte dieser sich ein Glück selbst vor und reichte Merle die Hand. Janis blickte auf das Haus, in welchem er im zweiten Stock wohnte und vor welchem bereits zwei Polizisten warteten.
Er stellte sich vor und die Polizisten verzogen fast mitleidig die Miene, einer von ihnen führte ihn nach oben.
Nervös erklomm Janis die Stufen, zwei oder drei auf einmal nehmend, bis er mit klopfendem Herzen vor seiner Wohnungstür stand.
Nur, dass von dieser nicht mehr viel übrig war. Ein paar Splitter und Asche. Sonst nichts. Auch, wenn es sonst keine Brandspuren gab, hatte man irgendwie die Tür verpulverisiert.
"Oh scheiße", murmelte er und trat wie erstarrt langsam über die Schwelle. Peter und selbst Merle hatte er vollkommen vergessen. Er sah nur die Wohnung vor sich, oder das, was von ihr übrig war. Die hatten nicht nur etwas gesucht, die hatten zerstört. Komplett. Alles. Zerschlagen, zerfetzt, verbrannt.
"Scheiße", flüsterte er noch einmal, die Hände vor dem Gesicht. Etwas in ihm zog sich zu einem kalten Klumpen zusammen. Das waren Wahnsinnige.

Merle
Janis Wohnung
Bremen
Samstag 23. Oktober 2010
Nachmittag


Auch Merle stieg die Stufen empor, wenn auch wesentlich langsamer als Janis, was verständlich war, immerhin war dies seine Wohnung.
Als sie im zweiten Stock ankam, blieb ihr der Atem weg. Was war hier nur geschehen? Bei ihr war bis auf die offene Haustür die dazu noch unbeschädigt gewesen war, nichts zu sehen und hier? Hier existierte nichts mehr. Sie schluckte. Was war hier nur los? Was wollte diese Menschen von Janis und ihr? Wer waren sie beide? Diese Frage war nun noch drängender als all die Jahre zuvor.
Langsam betrat sie die Wohnung, achtete genau darauf wo sie hintrat und dennoch geriet sie ins Straucheln und musste sich an einer verrußten Wand abstützen.
Plötzlich verschwamm ihre Sicht und was sie zu sehen bekam ließ ihr einen kalten Schauer nach dem anderen über den Rücken wandern. „Janis, nicht ins Schlafzimmer gehen“, brachte sie irgendwie hervor, während sie sich den Kopf hielt. Verdammt was war hier los?

Janis
Janis Wohnung
Bremen
Samstag 23. Oktober 2010
Nachmittag

Janis war komplett fassungslos. Seine Wohnung sah aus wie nach einem Bombenanschlag. Mitten in Bremen! die Polizisten standen alle etwas ratlos und betreten herum und erst jetzt nahm Janis auch Merle wieder wahr, die sich plötzlich an einer Wand fest hielt. Natürlich verlor dieser Satz seine Wirkung nicht und er hielt geradewegs auf das Schlafzimmer zu.
Seine Augen weiteten sich geschockt als er sah, was dort über das Bett geschrieben war.
"Das war erst der Anfang."
Er taumelte zurück, er Anfang?! Was wollten sie denn noch alles tun?!
"Merle? Merle, bist du - " Er brach ab, ging einfach auf sie zu und zog sie zitternd in die Arme, schloss die Augen und versuchte für einen Moment einfach alles auszublenden.

Merle
Janis Wohnung
Bremen
Samstag 23. Oktober 2010
Nachmittag

Merle war froh, als Janis sie in den Arm nahm. Das Gesehene hatte sie doch ziemlich geschockt. „Ich hab sie gesehen Janis. Ich habe gesehen wer das war“, murmelte sie so leise, dass nur er sie verstehen konnte, das war sicherlich nichts, was für andere Ohren bestimmt war, dann würde sie erst Recht als verrückt gelten.

Janis
Janis Wohnung
Bremen
Samstag 23. Oktober 2010
Nachmittag

Janis hielt die Luft an, als er das hörte.
"Was?", brachte er perplex hervor und sah Merle nervös an. "Du hast... wer... wie?" Er war nicht mehr in der Lage, ganze Sätze zu bilden. In seinem Kopf raste es, er musste seine Eltern warnen. Am besten zu ihnen fahren und mit ihnen endlich einmal offen über alles reden. Vielleicht wussten sie doch mehr als sie ihm bisher gesagt hatten. Und sie mussten in Sicherheit gebracht werden. Zu seinen Großeltern, in den Urlaub, sonst wo hin. Nur nicht hier bleiben.
Aber erst einmal konzentrierte er sich auf Merle. Woher wollte sie das wissen?

Merle
Janis Wohnung
Bremen
Samstag 23. Oktober 2010
Nachmittag

Merle schüttelte etwas den Kopf um diesen wieder klar zu bekommen. „Ich hab es gesehen, eben, als ich die Wand berührte“, meine sie und zog etwas die Schultern hoch. Ihr fröstelte es noch immer bei dem was sie gesehen hatten. Diese beiden Männer hatten angsteinflößend ausgesehen.
„Wir müssen hier weg, untertauchen“, flüsterte sie und sah ihm fest in die Augen, er musste ihr einfach glauben.