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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
früher Abend
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"Oh ich bin sicher, es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als wir ahnen", sagte Ayrina verschwörerisch und gemeinsam gingen sie zu der geheimnisvollen Frau. Ihre Augen waren schwarz wie die Nacht und ihr Gesicht fast vollständig hinter einem Schleier verborgen.
"Ahhh, zwei Schwestern", sagte sie mit dunkler Stimme und winkte sie näher.
"Sie möchte ihre Zukunft wissen", grinste Ayrina und schob Ayanah vor. Dann griff sie unter ihren Umhang und holte einen kleinen Beutel hervor. Es war nicht ihrer, doch die Unvorsichtigkeit des reichen Kaufmanns, der bei den Artisten neben ihr gestanden hatte, hatte es geradezu herausgefordert. Noch immer grinsend holte sie ein paar Münzen heraus und legte sie auf den Tisch der Wahrsagerin.

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Unsicher blickte Ayanah zwischen Ayrina und der Wahrsagerin hin und her. So recht wusste sie nicht, was sie von der Angelegenheit halten sollte. Und die Alte war ihr auch nicht sonderlich geheuer. Doch andererseits war sie schon immer recht neugierig gewesen und so ließ sie sich zögerlich auf den Sessel gegenüber der Frau nieder.
"Ahh... eine Zweiflerin", sagte die Alte und lachte.
Furchtbar gelbe Zähne, sie hasste gelbe Zähne.

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Ayrina grinste noch immer über das ganze Gesicht, während sie sich hinter Ayanah stellte.
"Reich mir deine Hand", sagte die Frau und streckte ihre faltige Hand in Ayanahs Richtung aus.
"Und wir werden sehen, wie tief deine Zweifel sitzen."
Die Wahrsagerin hatte einen schweren Akzent und Ayrina fragte sich, ob er echt wahr oder zur Maskerade der Frau gehörte.

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Mit hochgezogener Braue reichte sie der Wahrsagerin eher zögerlich die Hand.
"Wenn Ihr das sagt", murmelte sie.
Ayanah warf immer wieder einen leicht hilfesuchenden Blick zu Ayrina. Ihr war diese Frau einfach nicht geheuer - was nicht ausschließlich an den gelben Zählen lag. Es lag an ihrer gesamten Ausstrahlung. Sie war unheimlich.

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Die Frau umschlang Ayanahs Hand mit ihren knochigen Fingern und zog sie nah vor ihr Gesicht.
"Ahhh, ich sehe... ich sehe..."
Sie fuhr die Linien ihrer Handfläche mit den Fingern nach.
"Ich sehe viel Liebe in deiner Zukunft. Und Enttäuschung. Bittere Enttäuschung", murmelte sie und drehte Ayanahs hand ein wenig.
"Dein Großvater... wie geht es ihm?", fragte sie, ohne den Blick von ihrer Hand zu nehmen.

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Ayanah wurde blass. Sie erstarrte. Das konnte und das durfte nicht sein. Nein!
"Nein... nicht... nicht er", murmelte sie und starrte die Wahrsagerin entsetzt an.

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"Ich seh... Dunkelheit und... Tod", fuhr die Wahrsagerin recht ungerührt fort.
"Doch auch Hoffnung. Ein junger Mann."
Lächelnd sah sie Ayanah an.
"Er wird dich auf den Weg der Liebe führen."

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"Ein junger Mann?", fragte Ayanah verwirrt.
Noch immer geisterten die Gedanken an ihren Großvater in ihrem Kopf herum, doch Ayanah versuchte sie abzuschütteln. Sie wollte jetzt nicht daran denken, was alles geschehen konnte.
"Der Weg der Liebe?", Ayanah war sichtlich verwirrt.

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"Ja. Liebe. Doch du wirst lernen müssen, Körper und Geist zu trennen. Dann wirst du deinen Weg und dein Schicksal finden."
Damit ließ sie schlagartig Ayanahs Hand los und griff nach dem Geld auf dem Tisch.
"Willst du auch?", fragte sie Ayrina und warf einen auffordenden Blick auf ihren Geldbeutel. Doch der Blick des jungen Mädchens war unverwandt auf ihre Schwester gerichtet. Das Grinsen war schon längst aus ihrem Gesicht gewichen und voller Sorge sah sie Ayanah an.

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"Bitte lass uns gehen", flehte Ayanah ihre Schwester an.
Sie wollte nicht eine Sekunde länger hier drinnen sein. Diese Frau jagde ihr wirklich Angst ein und Ayrina sah auch nicht sonderlich glücklich aus.