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Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 22. Nov 2020, 22:40
von Cassiopeia
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Aceio / NPCs
Néhara, Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend
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Er merkte, dass sie tatsächlich überrascht war über seine Reaktion. Nun, die Leidensjahre nach Chronos' Untergang würde er sicher nicht erneut aufwärmen.
Dass sie ihm so offen und direkt mit Augenkontakt ihre Loyalität versicherte, beruhigte ihn tatsächlich. Vielleicht war er da nach all der Zeit etwas unwillig zu teilen.
"Brihá trägt ein rotes Gewand", erinnerte Kairos Eza an eben jenen Umstand, "sie erschien in der Schlacht auf dem Meer gegen Nalahr. Deine Tochter hat sie gesehen. Daher verehren die Magier die Magie mit der Farbe rot. Doch der Ursprung ist, wie du recht vermutest, weit älter."
Brihá war immerhin eine Göttin und auch ein alter Dämon wie Kairos konnte sich kaum anmaßen, alles über die ersten Jahre zu wissen. Doch ein wenig war es schon und mit dieser Frage stellte Eza ihm eine spannende Herausforderung.
"Die Menschen glaubten schon immer an Wunder", begann er etwas vage, "an die Wunder der Heilung, der Natur, des neu anbrechenden Tages, der Ernte... manche entdeckten so zufällig, dass sie besondere Kräfte in diesen Bereichen hatten, die es ihnen erlaubten, ihren Feldern eine gute Ernte zu bescheren, die Stadt vor einer Flut zu bewahren oder Verletzte und Kranke zu heilen. Andere hatten diese Möglichkeiten nicht, wollten sie aber gern besitzen. Sie fanden einen Weg über Blut. Im Blut gibt es keine Unterschiede den Magien, es zählt nur noch die Stärke des einzelnen, wie du weißt. Blutmagie ist sozusagen eine selbst gewobene Magie, die sich jeder aneignen kann, der weiß, wie. Ein Werk, auf das Brihá stolz war. Die Menschen hatten ihr Geschenk der Magie eigenständig weiter entwickelt, auch wenn der Preis hoch ist." Immerhin gab der Mensch die einst von Brihá bestimmte Magie auf um fortan dem Blut und dem Dämon zu folgen.
"Es stimmt, einst waren die Blutmagier sehr hoch angesehen in den magischen Künsten, weil ihre Art der Magie so besonders war. Doch die Aufgabe des Geschenkes Brihás und die Bindung an Dämonen, etwas, das nur den Blutmagiern zugänglich war, begann die übrigen Magier zu ängstigen. Verehrung und Respekt wandelten sich in Neid und Missgunst, bis Blutmagie bald als verächtlich galt, gefährlich, widernatürlich. Das war das Ende unseres guten Rufes. Doch die Farbe bleibt, auch wenn wohl kaum einer weiß, wieso Brihá sich bis heute in Rot kleidet."

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 22. Nov 2020, 22:48
von Tjeika
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Eza
Néhara, Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
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Auf Ezas Lippen lag ein warmes Lächeln, als Kairos zu erzählen begann. Und es blieb auch über die ganze Erzählung hinweg.
"Wusste ich es doch. Ich denke, ich wusste es schon immer. Es war nicht Brihá, die uns ausgestoßen hat", erklärte sie und irgendwie war sie auch erleichtert über das, was der Dämon ihr soeben erzählt hatte.
Es bestätigte, was Aceio nur ahnungsweise hatte erzählen können. Und was Eza seit jeher im Innersten gespürt hatte.
"Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast, alter Freund", sagte sie offen und nickte.
"Wie stehst du zu ihr? Brihá?"

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 22. Nov 2020, 23:03
von Cassiopeia
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Aceio / NPCs
Néhara, Bélan-Inseln
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Kairos schüttelte den Kopf.
"Im Gegenteil. Sie zeigt bis heute ihre Loyalität in ihrem roten Gewand. Das hat sich über all die Zeiten nicht geändert. Die Menschen vergaßen diesen Zusammenhang, vergaßen die alte Ehre und den Gedanken der magischen Gleichberechtigung, in der es nicht auf die Magie, sondern auf die eigene Stärke ankommt. Sie vergaßen ihre Wurzeln, ihre Bündnisse und begannen all jene, die anders waren, zu verfolgen. Die ersten Magierkriege waren unkoordiniert und grausam. Die Geistmagier wurden zur herrschenden Klasse. Dann fand man einen neuen Feind, der die Magier einte: die Sine. Die, die keine Magie in sich trugen, von Brihá ausgeschlossen, entbehrte ihnen jedes Recht zu Leben, so die Ansicht damals. Bis sich die Zeiten abermals wandelten vor hundertfünfzig Jahren und die Sine selbst zu Unterdrückern wurden. Bis... ja, bis der Wassermagier deine Tochter und den Sine anwarb und ihre Liebe die Welt abermals verändern sollte."
Der Dämon lächelte milde. Es lag Shaya im Blut, diesen Einfluss zu haben, wie auch ihre Mutter eine starke Frau war, die Geschichte geschrieben hatte und aktuell wieder schrieb.
"Ich habe keine Sorge, dass du dich wieder Brihá zuwendest", griff er das Thema wieder auf, "ich sorge mich, was dein Magier davon versteht oder zu verstehen bereit ist."

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 22. Nov 2020, 23:10
von Tjeika
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Eza
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Eza lächelte und nickte Kairos zu.
"Dann ist es wohl gut, dass ich mich wieder den alten Traditionen zugewandt habe."
Sie ließ das einen Augenblick sacken, dann setzte sie neuerlich an: "Aceio ist Dreh- und Angelpunkt des Ganzen. Er hat schon einmal dafür gesorgt, dass die Welt verändert wird, und ich bin mir sicher, wir können Choma zu neuem Glanz führen. Ein geeintes Choma, das die alten Werte wieder hochleben lässt."
Es war gut, wenn der Dämon auch in dieser Hinsicht auf ihrer Seite stand. Doch so, wie er zuvor gesprochen hatte, wäre er diesem Plan wohl nicht abgeneigt.
"Dennoch wäre ich dir sehr verbunden, wenn du diesen Sine, den meine Tochter geheiratet hat, nicht weiter erwähnst. Ich schätze Leute der Bruderschaft nicht sonderlich."
Ihr Ton war in der Tat ein wenig abfällig.
"Ich bin jedoch wegen einer anderen Sache hier bei dir", wechselte sie dann mit einem leisen Seufzen das Thema.
"So gerne ich sagen würde, es ist ein rein freundschaftlicher Besuch - und ich schätze deine Freundschaft sehr -, habe ich doch eine Bitte an dich."

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 22. Nov 2020, 23:24
von Cassiopeia
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Kairos ließ einen Moment verstreichen in dem er tatsächlich erwog, was er erwidern würde.
"Tatsächlich habt ihr einiges gemeinsam", ließ er das Thema nicht so schnell los wie Eza es wohl gern gehabt hätte, "ihr seid beide Idealen gefolgt, die euch am Ende beinahe zerstört hätten. Ihr habt eine neue Richtung gefunden. Er hat sich der Magie zugewandt und steht für ein offenes, vereintes Choma."
Zumindest diesen Satz würde sie sich anhören müssen.
"Aber wie du willst", beschloss er dann das Thema, es war nun nicht gerade seine Leidenschaft, über den Liebsten ihrer Tochter zu sprechen. Als sie von einer Bitte an ihn sprach, sah er sie aufmerksam an. Das gefiel ihm schon eher. Etwas im hier und jetzt, nicht weit weg und ohne seinen Zugriff.
Dass sie ihn extra aufsuchte um eine Bitte an ihn zu richten, schmeichelte ihm beinahe.
"Um was geht es?", fragte er und seine glühenden Augen lagen auf ihren, die rot glommen, so rot wie die Magie des Blutes selbst, wie er lächelnd erkannte.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 22. Nov 2020, 23:39
von Tjeika
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Eza
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früher Abend
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"Kairos", seufzte Eza, als dieser sie tatsächlich über die hehren Motive Toyans zu belehren versuchte und sie atmete tief durch.
"Es steht mir wohl nicht zu", erklärte sie dann aber doch ergeben, "ich habe die weit schlimmeren Dinge getan, scheint es."
Der Punkt ging wohl an Kairos. Und sie schätzte seine Meinung durchaus. Mehr jedoch schätzte sie, dass er das Thema wechselte - oder besser, auf ihren Themenwechsel einging.
"Bélan ist noch nicht bereit für die klassische Magie. Wir befreiten ein paar Kinder. Du warst dabei, hast gar geholfen", schmunzelte sie, "jedenfalls müssen wir sie, bis wir die Verhältnisse hier in die richtige Richtung verschoben haben, in Sicherheit bringen. Ich brauche eine Möglichkeit, mit der sie mich bei Gefahr direkt kontaktieren können. Egal, wo sie sind und wer bei ihnen ist."

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 22. Nov 2020, 23:48
von Cassiopeia
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Dass Toyan keineswegs unschuldig war und einige Magier dem Tod ausgeliefert hatte musste Kairos nicht sagen. Doch hier galt es nicht, einander aufzuwiegen, wer die schlimmeren Taten begangen hatte. Aber das war kein Gespräch für jetzt, befand er.
"Ah, die Kinder", erinnerte er sich, nickte leicht und vollführte eine kleine Drehung mit der Hand. Als er Eza die Handfläche hinhielt - die deutlich größer war als ihre zierliche Hand - befand sich ein Ring darin von der Größe ihres Handgelenkes.
"Kinder können mit Ringen nicht umgehen, aber Armreifen verstehen sie", erklärte er, "du erhältst diesen, jedes Kind einen eigenen. Sie tragen eine Verbindung zu deinem Reif in sich. So können sie dich rufen über Gedanken, wenn sie in Not sind."
Gespannt wartete er ab was sie von seinem Angebot hielt.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: So 22. Nov 2020, 23:55
von Tjeika
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Eza
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früher Abend
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Eza war froh, dass sie das Thema Toyan heute nicht weiter vertiefen würden. Eza würde sich früh genug mit dieser Angelegenheit befassen müssen. Und dieser Anlass würde in vielerlei Hinsicht äußerst unangenehm werden.
"Genau, die Kinder", bestätigte sie lächelnd, "ich bin froh, dass wir sie retten konnten."
Was Kairos ihr dann präsentierte, ließ Eza warm lächeln.
"Das ist perfekt", sagte sie und nahm den Armreif, der in den Händen des Dämons lediglich wie ein Ring wirkte, mit beiden Händen entgegen.
"Ich danke dir, mein Freund", sagte sie und schenkte ihm ein Lächeln.
Kurz hielt sie inne.
"Damit aber genug von mir und meinen Sorgen. Wie geht es dir?"

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: Mo 23. Nov 2020, 00:13
von Cassiopeia
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Aceio / NPCs
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Sobald Eza ihren Armreif in die Welt der Menschen gebracht hatte, war er dort verankert und Kairos würde den Kindern ebenfalls die Reifen bringen.
"Es tut gut, zurück zu sein", sagte er ehrlich, "auch wenn nicht alle froh sind über unsere Rückkehr. Hier treibt sich wirklich einiges Gesindel herum... dennoch, doch, es ist angenehm und beruhigend, Vertrautes um sich zu haben. Nun bist du die Königin Bélans und ich bin dein Dämon. Deine Stärke ist meine Stärke. Und die ist sprunghaft angestiegen. Das sorgt für Verwirrung", erklärte er amüsiert.

Re: 3. Bélan-Inseln

Verfasst: Mo 23. Nov 2020, 00:18
von Tjeika
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Eza
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Eza schmunzelte.
"Wir haben uns viel zu lange versteckt", fand sie entschieden und das galt durchaus für sie beide.
"Ich nehme an, die Verwirrung war nicht nur positiver Natur?", riet sie.
Durch Kairos' frühere Erzählungen wusste sie, dass die Dinge auf seiner Ebene anders liefen. Und doch war es beinahe, als wäre es in gewisser Weise eine Spiegelung der Welt, in der sie lebten. Alles war, wenn man es genauer betrachtete, verkehrt herum.