DREI - Polaris (Seevolk)

Marrekhs Sterben
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Therapistin
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Re: DREI - Polaris (Seevolk)

Beitrag von Therapistin »

Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Bei den ersten Worten Ketyrs musste Tobis lächeln. Immerhin war dem Jungen selbst aufgefallen, wie lange er fort gewesen war. Und dass er am liebsten sofort wieder zurück wollte, konnte Tobis durchaus nachvollziehen. Nun, da klar war, dass Ketyr ein Wasserelementar war, war es eine ganz normale Reaktion. Nicht nur der Wunsch des Körpers, sich wieder in sein Element zu begeben, sondern auch des Geistes, der sich hier oben über der Wasseroberfläche nicht mehr zu Hause fühlte.
"Du musst nicht zwei Leben leben, Ketyr", sagte er nachdenklich. "Wir leben auf einem Schiff auf dem Meer. Als Wasserelementar hättest du es nicht besser treffen können. Im Moment mag es dir so vorkommen, dass es für dich nichts Wichtigeres als Wasser gibt. Aber mit der Zeit wirst du lernen, dass vermutlich schon das Geräusch der Wellen genügt, um dir Wohlbehagen zu bereiten. Etwas Gischt im Gesicht." Er verstummte und deutete dann lächelnd auf die Schale. "Bitte iss weiter, du hast bestimmt den ganzen Tag nichts gegessen, mh?" Das Lächeln wurde sanfter und er faltete seine Hände im Schoß.
"Mit der Zeit wirst du lernen, diese zwei Gegensätze in einem Leben zu vereinen. Dein Leben auf der Polaris mit all deinen Aufgaben. Und dein Leben als Elementar mit der Aufgabe, dein Element und den Planeten zu schützen. Hab nur Geduld."
Jeder Schatten ist auch ein Wegweiser zum Licht.


Ernst Ferstl
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Cassiopeia
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Re: DREI - Polaris (Seevolk)

Beitrag von Cassiopeia »

Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Den Planeten schützen? Wie sollte er das von einem Schiff aus tun? Ketyr ließ sen Löffel in die Suppe sinken. Die Algensuppe schien ihren Geschmack verloren zu haben.
"Früher wollte ich immer unbedingt ans Land", erzählte er leise, "herausfinden, ob das, was die alten Geschichten sagen, wahr ist. Über das Land unserer Vorfahren, den Ersten Seglern, wie sie sie nennen. Dass es dort, wo sie her kommen, nur Felsen und kein Wasser mehr gibt. Dass sie in Felsen leben und vergessen haben, dass es das Meer gibt. Dorthin wollte ich immer ziehen, es selbst sehen. Aber wenn es dort kein Wasser gibt... dann will ich dort nicht hin."
Fragend sah er zu Tobis. "Stimmt es, was die Geschichten sagen? Dass es weit im Süden kein Wasser gibt? Dass das große Wasser aufhört und dort nur Land ist?"
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Therapistin
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Re: DREI - Polaris (Seevolk)

Beitrag von Therapistin »

Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Besorgt sah Tobis zu, wie Ketyr den Löffel beiseite legte, offenbar hatte es ihm den Appetit verschlagen.
"Es stimmt, du wirst im Süden kein großes Meer finden", nickte er leicht. "Es gibt das Alsesmeer. Und einen See, doch das ist kein Vergleich zu dem Ozean, auf welchem wir unterwegs sind." Er legte Ketyr eine Hand auf die Schulter.
"Aber weißt du was? Wenn du weiter deine Fähigkeiten als Elementar erlernst, kannst du dem Wasser irgendwann folgen", erklärte er, was er zumindest aus der Theorie her wusste. "Du könntest in der trockensten Gegend den kleinsten Wassertropfen finden, wenn du dich konzentrierst." Tobis hielt inne und legte den Kopf ein wenig schief.
"Weißt du, es ist schon viele Jahre her, seit wir zuletzt an Land gegangen sind", überlegte er. "Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt. Um die auch die andere Welt Marrekhs zu zeigen."
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Ernst Ferstl
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Cassiopeia
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Re: DREI - Polaris (Seevolk)

Beitrag von Cassiopeia »

Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

"Alsesmeer", wiederholte Ketyr das Wort mit dem fremden Klang. Er sah Tobis an und begriff, dass es lange, sehr lange her sein musste, dass er diesen Ort gesehen hatte.
"Ich wollte es immer, unbedingt. An Land gehen. Aber jetzt fühle ich mich nicht bereit dafür", sagte er leise. "Mir... mir wurde klar, wie wenig ich weiß und ich habe plötzlich so viele Fragen, Tobis. Über das Meer, das Land, die Ersten Segler..."
Tobis wusste so viel und bisher hatte noch nie etwas nicht beantworten können. Das beeindruckte Ketyr sehr. doch mit einem Mal schien es ihm, dass selbst Tobis nicht alle Fragen beantworten konnte.
Nachdenklich nahm er einen neuen Löffel Suppe zu sich, einen weiteren und schließlich einen dritten.
"Wir sind seit Generationen auf diesem Schiff. Hat es nie zuvor einen wie mich gegeben?", fragte er leise und sah wieder auf die Wellen, die das Mondlicht spiegelten und es brachen und kräuselten.
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Re: DREI - Polaris (Seevolk)

Beitrag von Therapistin »

Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Tobis' Blick ging von Ketyr in den dämmrigen Himmel, auf dem sich die ersten Sterne zeigten, ebenso ein abnehmender Mond. Erst nach ein paar Sekunden sah er den Jungen wieder an und lächelte.
"Stelle deine Fragen, Ketyr", bat er ihn. "Stelle sie und ich werde versuchen, sie dir zu beantworten. Ich bin nicht allwissend, gewiss nicht. Auf anderen Schiffen gibt es sicherlich jemanden, der viel mehr weiß. Aber um es bescheiden zu sagen, auf der Polaris findest du niemand anderen, dem du diese Fragen stellen kannst, wenn du genaue Antworten wünschst." Er berührte Ketyr sachte am Oberarm.
"Nein, auf diesem Schiff gab es noch niemanden wie dich", erklärte er. "Doch das bedeutet nicht, dass es nicht auf anderen welche gegeben hat. Du weißt, wie wenig Kontakt es unter dem Seevolk gibt. Ich halte es daher durchaus für möglich, dass es irgendwo hier auf dem Meer einmal einen Wasserelementar wie dich gegeben hat. Oder womöglich sogar gibt."
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Cassiopeia
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Re: DREI - Polaris (Seevolk)

Beitrag von Cassiopeia »

Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

"Dann... könnte ich ihn finden", überlegte Ketyr und fragte sich im selben Moment, ob er das überhaupt wollte. Sie lebten in einer sehr engen Gemeinschaft, der Kontakt zu anderen außerhalb des Schiffes wurde kaum gesucht. Das hatte auch Ketyr tief verinnerlicht - eine Abneigung gegen jene, die fremd waren, ein tiefes Misstrauen und Skepsis. Keiner wusste mehr, wie viele Schiffe es genau gab. Sie fuhren über die nördliche Planetenhalbkugel und trafen einander nur selten. Eingeschworene Gemeinschaften waren sie an Deck, eine feste, unerschütterliche Einheit mit eigenen Regeln und Gesetzen auf jedem Schiff.
Ketyr schüttelte leicht den Kopf. "Ich will nicht auf ein anderes Schiff. Ich bleibe hier, die Polaris ist mein Zuhause. Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, aber ich werde lernen, im Wasser und auf dem Schiff zu leben."
Er sah Tobis zweifelnd an. "Meinst du, ich kann es anderen sagen? Ich kann mich nicht ewig so versteckt halten wie bisher."
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Re: DREI - Polaris (Seevolk)

Beitrag von Therapistin »

Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

"Irgendwann wirst du in der Lage sein, ihn zu finden, ja", bestätigte Tobis und nickte. "Doch du musst es auch nicht. Letztendlich liegt es ganz allein an dir, wie und wofür du deine Fähigkeiten als Wasserelementar nutzt. Du kannst es als Geschenk annehmen und dafür nutzen, uns vor Flutwellen und Stürmen zu warnen. Um große Fischschwärme zu finden. Du könntest aber auch versuchen, den Planeten zu schützen." Heute war Ketyr sicher zu erschlagen gewesen von all den Eindrücken, Bildern und Gefühlen so tief im Meer, dass ihm die Gefahren nicht bewusst geworden waren, von denen nicht nur das Wasser erzählte. Wenigstens vermutete Tobis dies.
"Du musst nicht auf ein anderes Schiff, Junge", beruhigte er ihn. "Sieh mich an, ich habe mein ganz Leben auf der Polaris verbracht." Auch wenn er zu gerne einmal einen freundlichen Austausch mit anderen erlebt hätte. Vielleicht würde er das irgendwann noch erfahren.
Er atmete einmal tief ein und wieder aus und lächelte Ketyr schwach an.
"Gib dir selbst noch ein wenig Zeit, um deine Kräfte zu erforschen", schlug er vor. "Und wenn du soweit bist, den anderen zu zeigen, zu was du in der Lage bist, was und wer du bist, werde ich dich nach einem Vortrag vorstellen. Denn du hast Recht, du kannst dich nicht verstecken, nicht für immer."
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Re: DREI - Polaris (Seevolk)

Beitrag von Cassiopeia »

Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

"Ich denke, ich fange erst einmal mit dem Kleinen an und versuche später, den Planeten zu retten", meinte Ketyr und trank den Rest seiner Suppe direkt aus der Schale. Fast erstaunt bemerkte er, dass sie alle war - er hatte gar nicht gemerkt, wie er die Schüssel schließlich doch geleert hatte.
"Danke", sagte er zu Tobis, der es wieder einmal geschafft hatte, ihm den Schrecken und die Verwirrung zu nehmen und ihn immer zu verstehen schien. "Ich glaube es gibt vieles, was ich erkennen und begreifen muss über die fremde Welt dort unten und wie alles zusammen hängt. Vom Schiff aus sehen wir nur die Oberfläche, die uns die Geschichten der Tiefe erzählt. Du weißt, wie gerne ich die Wellen beobachte und in ihnen lese. Jetzt weiß ich, wie viel mehr es zu verstehen gibt und das ist ziemlich... gewaltig", gab er zu.
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Re: DREI - Polaris (Seevolk)

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Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Tobis musste lächeln. Ketyr war schon viel erwachsener als er manches Mal dachte. Natürlich mussten die Kinder hier auf dem Schiff schnell lernen, was es hieß erwachsen zu sein, welche Aufgaben sie als solche zu übernehmen hatten. Und ab einem bestimmten Alter wurden sie dann nicht mehr als Kinder gesehen sondern als vollwertige Mitglieder des Schiffes. Da Tobis sie ein Leben lang begleitete, von klein auf, fiel es ihm immer schwer, die 'Kleinen' gehen zu lassen. Auch wenn sie ja noch immer an Bord waren.
"Du wirst dein Leben lang Zeit haben, all das zu lernen", erklärte er Ketyr. "Diese Gabe kann dir niemand mehr nehmen. Und trotzdem wirst du vermutlich auch noch im hohen Alter Neues entdecken, das dir vorher womöglich nicht klar war. Und wer weiß, vielleicht wirst du irgendwann meinen Platz einnehmen und den anderen die alten Geschichten erzählen, von den Mächten des Meeres, von den Ersten Seglern, vom Land." Er zwinkerte freundlich und deutete dann auf die leere Schale in Ketyrs Händen.
"Möchtest du noch?"
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Re: DREI - Polaris (Seevolk)

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Ketyr
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Abend

Ketyr blickte auf seine leere Schüssel und schüttelte den Kopf.
"Nein, danke. Ich fühle mich ziemlich erschöpft und müde. Es war doch sehr anstrengend, merke ich jetzt. Vielleicht sollte ich schlafen gehen und morgen mit Sonnenaufgang das Meer begrüßen."
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