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Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 00:14
von Siria
Samaa
Maeren
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Nachmittag
Samaa gab ihrer kleinen Tochter noch einen Kuß, dann trat sie hinaus. Der Wind erfasste sie und es war, als würde sie fliegen. Sofort legte sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, sie fühlte sich frei und unbeschwert. Sie versuchte sich auf die Geräusche und Gerüche zu konzentrieren, die ihr entgegen kamen. Es waren viele fremde Geräusche darunter, verursacht durch die Häuser, an denen sich der Wind brach. Das machte es noch komplizierter etwas wahrzunehmen. Langsam ging sie um den Turm herum. Es war vieles Fremd, doch dann nahm sie ein Geruch wahr, von dem sie meinte, dass sie den vorhin gerochen hatte, als sie die Drachenschuppe in der Hand hatte. Sie öffnete ihre Augen, aber sehen konnte sie nichts. Ihr Herz klopfte schneller, ob der Drache sie auch wahrnahm? Der Gedanke war unheimlich, was, wenn er doch gefährlich war?
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 00:44
von Cassiopeia
Marek
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Weite Flügel schlugen im Wind, doch die Luft verbarg den Drachen wie ein Tarnschild. Genauer, die Drachin - ein uraltes, stolzes Wesen, das seit Jahrtausenden geschlafen hatte. Nun war sie erwacht und sah sich gegenüber einer kleinen Menschin, einer Frau, die die Gabe der Luft besaß.
Ich bin die Luft. Ich bin der Wind, der Sturm, die Brise. Ich zerstöre und erschaffe. Du hast mich gefunden - ich habe dich gefunden.
Worte, die die Menschin in ihrem Kopf hören würde als die reine Sprache des Windes, älter als alles, was den Planeten je bewohnt hatte.
Öffne deine Augen und sieh mich.
Erneutes Flügelschlagen, das einen kräftigen Wind erzeugte, der direkt auf Samaa zuhielt. Eine besondere Art von Wind - Drachenwind. Nur Samaa konnte ihn wahrnehmen und wenn sie die schimmernde Drachensilhouette erblickte, würde sich das Erbe des Elementes in ihr gänzlich zeigen und vollends erwachen.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 14:26
von Therapistin
Jaeden
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Auch Jaedens Lächeln vertiefte sich. Anoara hatte nun wieder deutlich mehr Farbe im Gesicht und schien sich auch wieder etwas wohler zu fühlen. Sachte strich er mit den Daumen über ihre Finger, die wieder nach seinen Händen gegriffen hatten, dann drehte er sich zur Tür herum, hinter welcher der Kontrollraum lag. Am liebsten wäre er einfach so mit Anoara hier stehen geblieben - besser noch unten - doch Marek und Samaa fragten sich bestimmt schon, wo sie denn blieben und er wollte auch nicht, dass sie sich Sorgen machten.
Also atmete er noch einmal tief durch, drückte Anoaras Hand und öffnete mit der anderen die Tür. Kühle Luft strömte ihm entgegen und ließ ihn sogleich wieder frösteln, als er erkannte, dass die Tür zur Plattform offen stand. Marek stand im Türrahmen und hielt Samaas Babys im Arm, während jene gar nicht zu sehen war.
"Wo hast du Samaa gelassen?", fragte er seinen Freund, ohne zu nah an die Tür zur Plattform zu gehen, da würde ihm nur wieder schlecht werden. Auch wenn nun alles irgendwie leichter zu ertragen schien mit Anoara an der Hand.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 16:30
von Siria
Samaa
Maeren
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Nachmittag
Samaa erschauderte. Sie hatte nun schon so viel mit dem Wind erlebt und immer wieder erlebte sie etwas Neues. Aber es machte ihr keine Angst. Im Gegenteil, sie hatte das Gefühl, zu Hause zu sein, vollkommen. Ein Gefühl, dass sie daran erinnerte wie es war, als sie früher nach der Schule nach Hause gekommen war und ihre Mutter sie in den Arm genommen hatte. Sie war beschützt und geborgen. Sie öffnete ihre Augen und sah eine Drachensilhouette vor sich. Es war, als würde sie zerspittern und in dem Wind vollkommen aufgehen. Als würde sie nicht mehr aus Knochen und Fleisch bestehen, sondern aus Elementen der Luft. "Nimm mich mit!", bat sie, sie wollte nur noch eines dem dem sein, was sie umgab, denn hier gehörte sie hin. Es war befreiend, als wüßte sie endlich wer sie wirklich war, wohin sie gehörte.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 17:33
von Cassiopeia
Marek / Anoara / Drache
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Anoara betrat mit Jaeden zusammen und ohne dessen Hand los zu lassen den Raum, in dem Marek und Samaa schon eine ganze Weile waren. Sie war nicht minder erstaunt, als Marek die kleine Aella auf dem Arm hatte, während eine Tür nach außen offen stand. Anoara erkannte dahinter die freie Landschaft und ihr wurde beinahe schwindelig.
Marek drehte sich um und war erleichtert, Jaeden und Anoara endlich oben zu sehen.
"Da seid ihr ja!", sagte er fröhlich und nickte in Richtung der offenen Tür.
"Sie wollte im Wind etwas suchen", sagte er und sah etwas zögernd zu Jaeden. "Die Schuppe, ich habe sie ihr gezeigt. Sie will den Drachen finden."
Anoaras Augen weiteten sich. Der Drache. Sie erinnerte sich an ein beklemmendes Gefühl. Der Drache sollte real sein?
"Sie ist... da draußen?" Für Samaa war es sicher der Himmel, im Wind zu stehen. Anoara würde diesem Ausgang sicher nicht zu nahe kommen.
Der Drache brach aus der Tarnung hervor und als Samaa sie ansah, nahmen ihre Augen die Farbe des Luftdrachen an. Ein Wesen aus Luft litt lautlos auf Samaa zu und trug sie im nächsten Moment mit sich auf dem Rücken. Samaa und die Drachin wurden eins, ein Element der Luft, das endlose Freiheit versprach.
Die Konturen der Welt lösten sich auf als sie davon schossen. Es gab keine Kälte, keinen schneidenden Wind - sie waren der Wind. Eine Bewegung, ein Flügelschlag konnte einen Sturm auslösen, einen Brand entfachen, eine große Hitze kühlen oder die kälte erwärmen. Nichts konnte sie aufhalten. Sie waren überall von der kleinsten Bodenritze im tiefsten Tal bis zum Ende der Atmosphäre.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 18:17
von Siria
Samaa
Maeren
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Nachmittag
Endlich zu Hause! Endlich frei! Endlich eins! Samaa war einfach da. Sie dachte an nichts, sie war überall, auf den hohen Gipfeln, in den Tälern, bei den Tieren und auf dem weiten Meer. Sie rauschte durch Bäume und Blumen, durch die Schluchten, wirbelte Sand und Wasser auf. Sie verlor keinen Gedanken an ihre Tochter, an ihren Mann, ihre Freunde oder ihre Herkunft. Sie war einfach da, schon Jahrtausende lang. Und es schien als wären Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines. Doch als sie den Stein berührte, spürte sie, dass da noch etwas anderes war, ebenso erging es ihr bei Wasser und Feuer. Ein Bedürfnis nach Vereinigung, als würde noch etwas fehlen. Auch wenn sie eins mit ihrem Element war, so war ihre Familie noch nicht komplett. War es das, was Greg ein Mal sagte? Weswegen sie sich aufgemacht hatten? Die Elemente mußten zusammen kommen. Das wurde ihr plötzlich klar. Aber nicht jetzt. Sie wollte einfach genießen nicht Mensch zu sein, sondern nur ihr Element.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 19:31
von Cassiopeia
Drache
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Sie lösten sich auf im Wind, wurden zur Luft, die den Planeten erfüllte, ihm Leben brachte, sich mit Wasser mischte, das Licht brach, die höchsten Berge zu Sandkörnern schliff. Sie waren überall - seit Anbeginn der Zeit beherrschten sie Marrekh auf unsichtbare Weise.
Und doch waren sie allein. Die einstige Verbindung fehlte - zu Wasser, zu Stein, zu Feuer. Dafür brauchten sie die Elementare, welche sich vor so langer Zeit unter den Menschen verloren hatten. Es wurde Zeit, sie wieder zu erwecken.
Samaa war die erste, die die vollkommene Verschmelzung mit ihrem Element schaffte. Die eins mit dem Wind wurde und ihm eine Stimme verlieh. Sie waren eins, die Drachin und Samaa. Alle Erinnerungen, die es jemals gegeben hatte, teilten sie. Jede Kante jedes Felsens, jede Konzentration vulkanischer Gase, jede gefangene Luftblase.
Sie tauchten ins Wasser, waren im nächsten Moment an den äußersten Grenzen der Stratosphäre bis dorthin, wo die Luft nicht mehr existieren konnte. Marrekh gehörte ihnen und sie waren an jedem Ort zugleich.
Tausend Jahre hatte die Drachin geschlafen und nun hatte Samaa sie gefunden. Endlich würden die Elemente wieder erwachen.
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 20:10
von Siria
Samaa
Maeren
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Nachmittag
Wie lange waren sie so auf dem Planeten unterwegs? Stunden, Tage, Jahre? Samaa hatte alle Orientierung verloren. Zeit war unwichtig. Sie lernte Marrekh ganz neu kennen. Sah seine Vergangenheit und Gegenwart zugleich. Sah wie Vulkane das Land formten und dann Menschen diese zerstörten und all das sah sie gleichzeitig, weil der Wind nicht vergaß. Ein Zurück in ihr normales Leben würde es ab hier nicht mehr geben. Sie war nun verbunden mit ihrem Element und damit mit diesem Planeten. Sie verspürte kein Bedürfnis, in ihren menschlichen Körper zurück zu kehren, dennoch wurde ihr bewußt, dass sie zurück mußte. Es wirkte auf sie unmöglich, in diese Enge des Körpers zu leben, wo sie nun diese Freiheit kannte.
"Was passiert nun?", fragte sie in den Wind hinein. "Die Elemente müssen zusammen kommen, nicht wahr? Wie finden wir sie?"
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 20:29
von Cassiopeia
Drache
Maeren, Edaira-Gebirge
Tag 153 des 2. Quartals im Jahr 2457
Nachmittag
Der Drache spürte, dass die Menschin in ihr eigenes Bewusstsein zurück kehrte.
"Die Erde ist bereits bei dir", antwortete sie Samaa, "im Norden wohnt der, der im Wasser leben kann. Das Feuer weit im Osten. Doch keiner von ihnen hat seinen Elementardrachen gefunden. Bis jetzt."
Langsam näherten sie sich wieder den Breitengraden Des Edairagebirges und damit Maeren.
"Deine Tochter, sie ruft nach dir", sagte die Drachin behutsam. "Und nach mir. Eines Tages wird sie meine Tochter werden. Du wirst wissen, wann es Zeit ist, los zu lassen."
Re: VIER - Maeren, Edaira-Gebirge
Verfasst: Sa 14. Dez 2019, 20:36
von Siria
Samaa
Maeren
153. Tag im 2. Quartal des Jahres 2457
Nachmittag
"Ja, sie ruft. Ich höre sie. Sie... hat schon immer auch nach dir gerufen. Im Wind ist sie ruhig. Das lange Fliegen mit den Vögeln, dass hat sie nicht gestört...", tief in ihr drin hatte sie gespürt, dass Aella nicht dafür bestimmt war, immer bei ihr zu sein. Aber jetzt erst verstand sie, wohin sie wirklich gehörte. Aber noch konnte Samaa ihre kleine Tochter nicht gehen lassen.
"Kann ich ihnen helfen, ihren eigenen Elementardrachen zu finden?"