Ok, ich hab meine Gedanken mal etwas geordnet.
Mal so zum Zeitablauf:
Wir hatten - noch in der Steinzeit - die neolithische Revolution, wo die Leute also sesshaft wurden. Im Lauf dieser Epoche entstanden z.B. Stonehenge und ähnliche Einrichtungen (gaaaanz grob 5000 vC), in Osteuropa waren es die Kurgane. Grob in diese Zeit fällt, soweit wir wissen, der Beginn der Kriminalität (verschiedene Funde von Massakern, 7000-5000 vC, bei denen scheinbar ganze Dörfer ausgelöscht wurden). Hier entstanden wohl die ersten "Reiche", falls man diesen begriff verwenden möchte. Geblieben ist von ihnen fast nichts, wir haben im Grunde keine Ahnung (außer, dass wir überhaupt von ihnen wissen).
Danach kam dann die Erfindung von Kupfer und Bronze. Ötzi stammt so grob von ca. 3200 vC und hatte schon Kupfer dabei.
In Ägypten war die Bronzezeit schon ca. 2700 vC voll entfaltet, in Deutschland vielleich 2200 vC. In diese Zeit fällt der Bau vieler Pyramiden und auch des babylonischen Reiches. Die Himmelsscheibe von Nebra stammt aus jener Zeit (so grob 2000 vC) und soll mit ersten "Reich"sartigen Strukturen in Deutschland in Verbindung stehen (sog. "Aunjetitz-Kultur"). In Griechenland begann die mykenische Kultur so etwa 1600 vC.
Auf dem Schlachtfeld von Tollense (ca. 1300 vC) wurden aber auch noch Hinweise auf Steinwaffen usw. gefunden, was zeigt, dass v.a. in Nordeuropa immer noch Steinwerkzeuge der Standard waren.
Das Ischtar-Tor wurde erst so ca. 600 vC in die heutige Form gebracht.
Wenn wir also in einer Zeit spielen wollen, in der bereits Handelsnetze existierten (für Salz, Bernstein, Zinn usw.) und in der es in Deutschland noch keine weiteren "Reiche" gegeben haben soll (meinetwegen außer dem von Nebra), wo es aber Ägypten, Mykene und Babylon schon gegeben haben soll, dann kommen wir irgendwo so ca. 1500 vC raus, können auch 500 Jahre früher oder später sein. Die Megalithkultur war da schon lange vorbei, aber sowas wie Stonehenge stand natürlich noch (steht ja heute noch), wurde aber wohl nicht mehr benutzt. Vermutlich erinnerte sich auch niemand mehr, wozu diese Strukturen ursprünglich mal gebaut worden waren, es gab ja - in Nordeuropa - noch keine Schrift. Während die Ägypter da schon mit Streiwagen in die Schlacht zogen, wurde in Mecklenburg noch mit Steinäxten gekämpft.
Diese Epoche war eine Zeit voller Umbrüche. Ich zitiere mal aus einem Fachartikel dazu:
Tatsächlich war gerade die Mittlere Bronzezeit, die bis etwa 1300 v. Chr. reichte, eine Epoche fundamentaler Umwälzungen, die sämtliche Lebensbereiche durchdrangen. In dieser Epoche finden Archäologen erstmals etwa Schwerter und Dolche, Gräber enthalten komplexeren Schmuck und verziertere Gewänder, insbesondere von Frauen. Ab dieser Zeit sind die Gesellschaften auch in Süddeutschland wesentlich stärker sozial geschichtet. Hügelgräber lösen die bis dahin vorherrschenden Flachgräber ab. Handelsbeziehungen reichen bis nach Südskandinavien, wovon etwa Bernsteinfunde zeugen.
Quelle: https://www.shh.mpg.de/113484/bronze_ag ... th_germany
Ich denke, das ist die Zeit, in die wir gehen sollten. Wir haben
a) ein paar sehr faszinierende Vorgaben (Ägypten, Mykene usw.), die wir "entdecken" können; Babylon war damals gerade ca. 100 Jahre vorher von Hetithern erobert und dananch vermutlich von "Meerland"-Herrschern beherrscht worden, die wohl aus Uruk kamen (nein, hat nichts mit HdR zu tun...auch nicht mit den sogenannten "Seevölkern", die Ägypten und Mykene zerstört haben sollen, denn die kamen erst ca. 2-300 Jahre später). Vielleicht sollten wir noch 100 Jahre zurück gehen, damit Babylon noch steht. Ja, genau, warum nicht - eine einstige Hochkultur am Advent ihres Untergangs... wäre sicher eine sehr interessante Stimmung, in die unsere deutschen Dorfbewohner da hineinbrechen würden, um einen alten Weisen einer untergehenden Kultur zu befragen.
b) im Rest Europas genug Freiraum, um - ganz ohne Fantasy - unsere eigene Welt zu schaffen
c) ein erhebliches Technologiegefälle, das weite Handelsnetze rechtfertigt (die Gegend, aus der die Charas kommen, braucht bestimmte Güter, die schon seit Jahrhunderten über Fernhandel ins Land kamen)
d) sogar eine "graue Vorzeit" (Stonehange-Zeit), aus der es noch Sagen und Legenden geben kann und von der man manchmal noch Ruinen oder Überreste findet, das heißt selbst diese frühe Welt hat schon eine jahrtausendealte Geschichte, aus der wir - weitgehend frei - Anregungen entnehmen können; immerhin ist die Geschichte dann schon ca. 4500 Jahre "lang" -
was da alles passiert sein kann, wovon wir heute ja auch keine Ahnung mehr haben.
Ok, also Fazit:
Ich schlage so ganz grob die Zeit um 1600 vC vor (nicht noch früher, sonst gibts noch kein Mykene), und ZU genau müssen wirs ja nicht nehmen mit den Details (auch ohne Ischtartor hatte Babylon definitiv einiges zu bieten, nicht umsonst bedeutet der Name (vermutlich) "Tor des Gottes" - die Babylonier hatten es scheinbar irgendwie mit Toren

Das Spiel sollte in Norddeutschland beginnen, und die Reise wird wohl nach Süden führen - wobei man über Umwege (West/Ost) nachdenken kann, aber vielleicht lieber auf dem Rückweg? Übrigens kommen wir damit genau in die Zeit, in der die Aunjetitz-Kultur unterging - das könnte der Auslöser für die Probleme unserer Charas sein. Abgelöst wurde sie wohl durch die "Hügelgräberkultur", dabei scheint die Zahl der "Fürsten" deutlich gesunken zu sein, was wiederum auf soziale Umstürze hindeutet.
Die Charas stammen also aus einer Kultur, die im wesentlichen sesshaft/spätsteinzeitlich lebt, dabei aber Kupfer/Bronze schon kennt (vermutlich vom Handel). Die Leute leben in kleinen Dörfern aus Holzhütten, ohne Schrift, umgeben von riesigen Wäldern und Sümpfen, durch die eine Handvoll sicherer "Straßen" führen - wobei das meiste vermutlich über die Flüsse abläuft, quasi die Autobahnen jener Zeit, mit Booten und Flößen (Griechenland und Ägypten hatten da schon Schiffe). Es gibt wohl ein paar zentrale Marktorte und Kultplätze, wo sich die Bewohner der Region treffen und austauschen.
In letzter Zeit gibt es Probleme, es kommen keine Händler aus dem Süden mehr durch; stattdessen machen Gerüchte die Runde von Kämpfen und Attentaten, vom Sturz ganzer Königreiche, und von einem neuen Kult, der v.a. den Armen Erlösung von den Lasten des Lebens verspricht.
Da das Überleben der Dörfer davon abhängt, den Handel wieder in Gang zu bekommen (sonst gibt es keine neuen Kupfer- oder Bronzewerkzeuge), entsenden die Ältesten der Dörfer je einen aus jedem Dorf, um nach Süden zu ziehen und nachzusehen, was los ist - und das Problem möglichst zu lösen!
Je nachdem, was für Dörfer es sind (Bauern, Fischer...) und wie die Leute dort "ticken" (Händler, Priester/Schamanen, Krieger) können da ganz unterschiedliche Leute zusammen kommen. Ein Dorf schickt vielleicht seinen besten Krieger, ein anderes einen Typen, den eigentlich niemand mag und den man auf diese Weise loswerden will. Ein Dorf schickt die Tochter des Häuptlings, ein anderes den Akolyten des Schamanen. Wieder woanders wurde vielleicht einfach ausgelost. Manche Dörfer haben vielleicht eine lange gemeinsame Geschichte als Konkurrenten, ein langer Streit um irgendwelche Felder oder Fischgründe, eine alte Geschichte zwischen den Anführern oder so.
Das wären das Spannungsfeld und der Handlungsbogen, wie sie mir im Moment vorschweben. Was meint ihr?