Seite 13 von 18

Re: EINS - Polaris (Seevolk)

Verfasst: Mo 26. Nov 2018, 18:33
von Therapistin
Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Nacht

"Ah, eine Schülerin, die auf den Rat ihres Lehrers hört, na sieh an", schmunzelte Tobis und zwinkerte Jenaeh leicht zu, bevor er sich wieder Ketyr zuwandte.
"Ich werde dich beim nächsten Zwillingsmond erinnern", versprach er. "Aber auch ein einfacher Vollmond ist ein wundervoller Anblick." Ketyr würde diesen Anblick vermutlich nun recht häufig zu sehen bekommen, schließlich war er ein Wasserelementar. Er musste unter Wasser nicht atmen, hatte eine andere Sicht der Dinge, weil sich seine Augen viel besser anpassen konnten.

Re: EINS - Polaris (Seevolk)

Verfasst: Mo 3. Dez 2018, 12:15
von Cassiopeia
Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Nacht

Ketyr nickte und sah wieder auf das Wasser. Wenn die Monde beide unter gegangen waren, musste es unter dem Wasser stockdunkel sein. Das Sternenlicht samt dem hellen Himmelsband reichte vermutlich nicht tief genug um die Bereiche unter dem Wasser zu erhellen. Er war versucht, dies noch diese Nacht heraus zu finden.
"Der Sonnenaufgang muss auch toll sein", murmelte er leise und beschloss, noch ehe die Sonne über den Rand des Horizonts kam, unter Wasser zu sein und dies zu beobachten.

Re: EINS - Polaris (Seevolk)

Verfasst: Mo 3. Dez 2018, 23:28
von Therapistin
Tobis
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Nacht

Tobis lächelte.
"Das ist er", stimmte er zu. "Ebenso der Sonnenuntergang. Fast jedes Ereignis am Himmel sieht unter Wasser faszinierend aus, das wirst du mit der Zeit noch lernen, Ketyr." Er klopfte dem Jungen leicht auf die Schulter, dann griff er sich seinen Mantel von der Reling.
"Lasst uns hinein gehen. Es ist spät und deine Wache ist bereits zu Ende, Junge", zwinkerte er Ketyr zu, der ja für die Zwillingsmonde seinen Posten verlassen hatte.

Re: EINS - Polaris (Seevolk)

Verfasst: So 9. Dez 2018, 11:07
von Cassiopeia
Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Nacht

Ketyr lächelte leicht und ging mit ihnen unter Deck. In seiner Hängematte schlief er tatsächlich erstaunlich schnell ein, ein tiefer, kurzer Schlaf.
Er erwachte kurz vor Sonnenaufgang und fühlte sich überhaupt nicht müde, als er leise aus dem Schlafsaal schlich. Das unendliche Schwarz des Nachthimmels wurde am östlichen Horizont bereits vom graublau abgelöst, das den beginnenden Tag ankündigte. Eine Weile sah er dem Himmel dabei zu, wie er heller und heller wurde. Er versicherte sich, dass keiner ihn sah, als er über die Reling kletterte, den Blick auf die Wellen richtete und mit einem vorfreudigen Lächeln sprang.
Das Wasser, schien ihn wie Seide zu umhüllen. Ketyr hatte einmal Seide berühren dürfen im Frachtraum. Nach einem Manöver gegen ein anderes Schiff war sie da gewesen und einige Wochen später wurde sie an ein weiteres Schiff übergeben. Doch ein letzter Ballen war an Bord gegeben und wurde nicht angerührt. Ketyr mochte den weichen, fließenden Stoff sehr und als er nun ins Wasser glitt, kam es ihm vor, als sei das sonst so raue, kalte, salzige Meer weich wie Seide geworden, das ihn sanft empfing.
Er öffnete die Augen sofort und hatte keine Angst mehr vor der schwarzen Tiefe. An seinem Hals spürte er die Öffnung der feinen Kiemen, die begierig das Salzwasser filterten. Hier war er sicher. Es war als schwebte er in seiner eigenen Welt. Einer Welt, die nur ihm gehörte und der Königin der Wasserfeen.
Gerade noch rechtzeitig blickte er nach oben und sah das Licht des Sonnenaufgangs, gebrochen im Wasser. Es war als schiene die Sonne zuerst am Horizont unter Wasser, ehe sie daraus empor stieg. Ein wunderschönes Schauspiel.
Ein paar Minuten war sein Blick gefangen bis das Licht einen gleichmäßig hellen Ton angenommen hatte. Dann sah er sich um und schwamm einige Meter vom Boot weg um Vaia zu suchen.

Re: EINS - Polaris (Seevolk)

Verfasst: So 9. Dez 2018, 19:23
von Ayrina
Vaia
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Vaia hatte in der Nacht kaum geschlafen, so aufgeregt war sie. Und mehr als einmal hatte sie daran gezweifelt, ob Ketyr wirklich wiederkommen würde. Was wenn nicht? Würde sie ihn suchen müssen? Oder sollte sie lieber Abstand zu den Menschen halten? Was würde die Königin wollen? Doch sie zu fragen war absolut keine Option. Daher tauchte sie nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit durch die tiefblaue See, bis der Sonnenaufgang endlich sein erstes, schwaches Licht durch das Wasser sandte. Nun würde sich zeigen, ob sie den Jungen irchtig eingeschätzt hatte. Sie sah sich suchend um und ihr Herz machte einen kleinen Purzelbaum, als sie ihn durch das noch dunkle Meer tauchen sah. Eilig schwam sie zu ihm.
"Da bist du ja!", lachte sie glockenhell und tauchte um ihn herum.
"Ich hatte schon Angst, du würdest nicht kommen!"

Re: EINS - Polaris (Seevolk)

Verfasst: Mo 10. Dez 2018, 20:24
von Cassiopeia
Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Ketyr lachte und war wieder erstaunt, dass er unter Wasser auch sprechen konnte und nicht nur Blasen hervor kamen.
"Ich bin vom Seevolk! Wir stehen zu unserem Wort!", erklärte er stolz. "Die Sonne ist doch gerade erst aufgegangen und da war ich schon hier." Er war überhaupt nicht zu spät!
"Was wirst du mir heute zeigen?", fragte er neugierig und schwamm vorsichtig näher.

Re: EINS - Polaris (Seevolk)

Verfasst: Mo 14. Jan 2019, 15:41
von Ayrina
Vaia
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Vaia hatte sehr lange überlegt. Es gab so vieles, was er lernen musste und dabei so wenig Zeit. Da musste sie sehr gut wählen, was wirklich wichtig war.
"Komm mit. Wenn du wirklich ein Wasserelementar sein willst, musst du eins werden mit dem Wasser. Wirklich eins."
Mit einem fast übermütig wirkenden Schlenker glitt sie durch das Wasser davon und sah hin und wieder über die Schulter, ob Ketyr ihr auch folgen konnte. Schließlich erreichten sie eine unterirdische Höhle. Es war dunkel und nur schwach drang das Sonnenlicht durch die hohen, dichten Felswände. Vaia flog aus dem Wasser und ließ sich auf einem Stein nieder.
"Komm, setz dich!", forderte sie Ketyr fast ungeduldig auf.

Re: EINS - Polaris (Seevolk)

Verfasst: Mo 14. Jan 2019, 19:19
von Cassiopeia
Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Ketyr tat sein Bestes, Vaia zu folgen, was ihm ungeheuer schwer fiel. Schließlich kam er keuchend in der Höhle an die Oberfläche und staunte - nichts an der Oberfläche deutete darauf hin, dass in diesem Felsen ein Hohlraum war. Gierig holte er mit seinen Lungen Luft.
"Eins mit dem Wasser?", fragte er und hielt die Hand wieder ins Wasser. "Aber ich bin doch schon im Wasser." Fragend sah er Vaia an.

Re: EINS - Polaris (Seevolk)

Verfasst: Mo 14. Jan 2019, 19:33
von Ayrina
Vaia
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen


Vaia schnalzte ungeduldig mit der Zunge und schüttelte den Kopf.
"Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen im Wasser zu sein und eins mit ihm!", belehrte sie Ketyr etwas ungeduldig und schwirrte näher zu ihm.
"Schließ deine Augen"; forderte sie leise.
"Atme ruhig und tief. Entspann dich. Denk an nichts, mach dich frei von jedem bewussten Gedanken. Einfach nur atmen", flüsterte sie und wartete, bis Ketyr völlig entspannt war.
"Und nun höre auf das leise Plätschern der Wellen, das sanfte Murmeln des Wassers, wenn es an den Felsen vorbeifließt, das leise, tiefe Rauschen in den Tiefen."

Re: EINS - Polaris (Seevolk)

Verfasst: Mo 14. Jan 2019, 21:50
von Cassiopeia
Ketyr
Auf der Polaris
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Ketyr war ein wenig skeptisch, tat aber wie geheißen und merkte, wie er nach und nach tatsächlich ruhiger wurde. Als Vaia dann sprach, war es, als sei sie ein Teil der Wellen und der Ruhe.
Und Ketyr hörte - die Wellen, die an den Rand der Felsen stießen, das leise, kaum hörbare Echo der Felswände, das Geräusch, das die Wellen machten, wenn sie sich kräuselten und brachen und zurückgestoßen wurden. Er erkannte, wie das Muster der Wellen an Vor- und Rückwärtsbewegung ein Netz über der Oberfläche spannte, von einem Punkt zum anderen bis Ketyr ihm nicht mehr folgen konnte. Er hörte, wie die Wellen in der Tiefe geboren wurden, wie eine Wand aus Wasser sich am Felsen brach, mächtig und alt, uralt. Er begriff, dass das Meer soviel mehr war als ein nasses Element. Es war das Zuhause tausender Lebewesen und Arten - und, je länger er zuhörte, desto mehr Ehrfurcht entwickelte er vor seinem eigenen Wesen des Wassers, dem Wissen, das in ihm wohnte. Ströme der Erinnerungen, die Jahrmillionen lang um Marrekh geflossen waren. Sie würden niemals still stehen.