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Re: Auf See, 10.04.1530 auf der India
Verfasst: Sa 24. Okt 2009, 18:40
von Tjeika
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Kara
Zwischen Dänemark und Großbritannien
Nachmittag
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Kara hatte Jens wieder abgelöst am Ruder und blickte zu ihrem Vater.
"Du machst dir Sorgen, habe ich recht?", fragte sie an Kharecha gewandt und er ließ das Fernrohr sinken, um zu seiner Tochter zu blicken.
"Ja", sagte er, "Du kennst mich zu gut."
"Natürlich kenne ich dich, ich bin deine Tochter", sagte sie lächelnd, ehe sie hinzufügte, "Es ist der Piratenjäger, der dir Sorgen macht, nicht wahr?"
"Ja", seufzte ihr Vater und blickte zu Boden.
Re: Auf See, 10.04.1530 auf der India
Verfasst: Sa 24. Okt 2009, 18:56
von Siria
Zwischen Dänemark und Großbritannien
Abend
Es herrschte bedrückte Stimmung an Deck. Zwar war die India wieder fahrtüchtig, jedoch galt es nun, sich von 3 Seemännern zu verabschieden. Die gesammte Mannschaft an der Rehling um den verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen.
Nekele hatte sich neben Thies gestellt. Ihr fiel es schwer nicht zu weinen. Selbst Fiete war an Deck gekommen, gestützt von zwei Männern.
Re: Auf See, 10.04.1530 auf der India
Verfasst: Sa 24. Okt 2009, 19:00
von Tjeika
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Kara
Zwischen Dänemark und Großbritannien
Abend
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Ihnen allen fiel es nicht leicht, was sie nun tun mussten. Doch sie mussten es eben tun. Sie waren es den Männern schuldig - und auch sich selbst. Sich von einem Teil der Mannschaft zu verabschieden, war nie einfach. Doch, dass es nicht nur ein Mann war, den sie verabschieden mussten, machte die Sache nicht gerade einfacher.
Kara hörte kaum die Worte, die Kharecha nun für die Toten sprach. Sie hörte sie wohl, doch sie verstand sie nicht. Sie drangen nicht bis in ihre Gedanken vor. Zu tief war sie selbst in eben diesen versunken.
Wie viele Männer würden sie noch der See übergeben müssen? Kara seufzte, als die Leichname der Männer über Bord geworfen wurden. Sie gingen dorthin, wo sie hingehörten. Sie waren Seemänner und nun waren sie für alle Ewigkeit in der See. Eins mit der See. Nicht anders hätten sie es gewollt. Und nicht anders würde es Kara wollen.
Re: Auf See, 10.04.1530 auf der India
Verfasst: Sa 24. Okt 2009, 19:07
von Siria
Zwischen Dänemark und Großbritannien
Abend
Es war nicht ihre erste Seebestattung, die Nekele erlebt hat, doch es war jedes Mal aufs Neue traurig und bedrückend. In solchen Situationen wurde einem Klar, wie nahe Tod und Leben aneinander hingen, wie schnell etwas passieren konnte.
Nun merkte auch Nekele die Erschöpfung in sich. Sie freute sich schon jetzt auf ihr Bett, einfach schlafen und die vielen Eindrücke vergessen.
Re: Auf See, 10.04.1530 auf der India
Verfasst: Sa 24. Okt 2009, 19:13
von Tjeika
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Kara
Zwischen Dänemark und Großbritannien
Abend
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Ganz ruhig war es an Deck. Kein einziger Laut drang über die Lippen der Männer - und Frauen. Es war eine andächtige Stille, jeder schien in seinen eigenen Gedanken versunken. Sicher dachten sie alle über ein und dieselbe Sache nach. Die Sache, bei der Karas Gedanken auch gerade ruhten. Wann würde ihr Leben ein Ende finden? Wann war sie an der Reihe? Hier auf See konnte man nie genau sagen, wann es soweit war. Hier auf See war alles unsicher. Und die nächste Frage, die im Raum - oder auf Deck - stand: Wer würde der Nächste sein?
"Wir sollten uns zur Ruhe begeben", sagte Kharecha sehr leise. Und obwohl er äußerst leise gesprochen hatte, schien seine Stimme die Stille, wie ein Schrei zu durchbrechen.
Zustimmendes Nicken von allen Seiten folgte. Ein jeder blickte noch einmal auf die See, die die Körper der Toten in Empfang genommen hatte. Und dann begab man sich zur Ruhe.
Es war auch ein äußerst anstrengender Tag gewesen...
Re: Auf See, 10.04.1530 auf der India
Verfasst: Sa 24. Okt 2009, 19:22
von Siria
Zwischen Dänemark und Großbritannien
Abend
Nekele ließ ihren Blick auf der ihr so geliebten See ruhen. Noch vor ein paar Stunden hatten sie mir ihr gekämpft und nun lag sie da, als wäre nie etwas gewesen. Thies legte seine Hand auf Nekeles Schulter.
"Es kommen auch bessere Tage!" sagte er aufmunternd. "Ja." war das Einzige was Nekele darauf erwiderten konnte. Sie gingen in Richtung der Stufen zum Unterdeck. "Da hatten wir heute gleich zwei Stürme!" sagte sie leise und mehr für sich. "Nur gut, dass bei unserem Sturm keiner ums Leben gekommen ist!" Thies zwinkerte "ich glaube, du gehst gerade in die falsche Richtung!"
Nekele war gewohnheitsgemäß mit zur Mannschaft gelaufen. Sie stöhnte. "Ich denke, diese Nacht werde ich noch bei euch verbringen, ich weiß nicht, wo Fiete schläft, sonst wird es einfach sehr eng in der Kapitänskajüte!"
Re: Auf See, 10.04.1530 auf der India
Verfasst: Sa 24. Okt 2009, 19:29
von Tjeika
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Kara
Zwischen Dänemark und Großbritannien
Abend
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Kara lag in ihrer Koje. In der ihres Vaters lag Fiete und ihr Vater saß schon halb schlafend an dem Tisch, auf dem die Seekarten ausgebreitet lagen. Keiner sagte auch nur ein Wort. Anders, als an all den anderen Abenden war es heute. Sonst redeten sie immer noch ein wenig über den Tag, resümierten, sprachen aus, was sie dachten. Ihr Vater und sie redeten immer, doch heute war alles anders. So vieles hatte dieser Tag gebracht, so vieles, welches sie besser nicht erlebt hätten.
Kara wusste, dass es heute einer dieser Nächte war, in denen sie keinen Schlaf finden würde. Wie auch der Rest der Mannschaft ihn nicht finden würde.
Re: Auf See, 10.04.1530 auf der India
Verfasst: Sa 24. Okt 2009, 19:39
von Siria
Zwischen Dänemark und Großbritannien
Nacht
Nekele war in ihr Bett gekrochen und ihren Dolch unter ihrem Kopfkissen versteckt. Sie hatte ihre Augen nicht mehr lange aufhalten können, bis sie die Müdigkeit übermannte.
Immerwieder schreckte sie hoch, von Träumen oder Geräuschen. Das Einschlafen fiel ihr daraufhin jedes mal schwer. Sie hörte die Männer schnarchen oder leise erzählen.
Irgendwann hielt sie es unter Deck nicht mehr aus. Sie nahm sich leise ihre Decke und ihren Dolch und ging an Deck. Ein kühler Wind wehte. Nekele setzte sich an den Bug, dick eingehüllt in die Decke und blickte aufs Meer, dass schwach vom Mond erhellt wurde.