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Re: Stille Berge

Verfasst: Di 11. Mär 2025, 22:27
von Cassiopeia
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Karim
Stille Berge, Grenzgebiet zu Nuor
15.09.713
Nachmittag
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Ihr Flüstern verriet mehr über ihre Sorgen als sie aussprechen musste und vermutlich auch würde. Er trat langsam einen Schritt nach vorn, dann den nächsten. Manchmal redete es sich besser im Gehen.
"Ich vermute, es wird ein Kampf sein, wie die Götter ihn noch nie geführt haben, vier gegen einen. Ich weiß nur wenig über die Götter und ihre Magie und ihre wahre Stärke, doch ich weiß, dass Lorn einst den Lichtgott Luxor besiegte und seine Magie in sich aufnahm. So gab es Lichtmagier unter Lorn wie auch Liara eine ist. Ich denke daher, dass dies mit der Magie von Eth geschehen wird, sie wird von dem einen oder mehreren Göttern aufgenommen und deine Magie geht auf den neuen Gott über. Du bist dann an einen neuen Gott gebunden, welcher auch immer das sein mag."
Er sah Svara aufmunternd an. "Ich denke aber nicht, dass es deine Unsterblichkeit beeinflusst. Diese göttliche Magie ist untrennbar mit der deinen verwoben. Sie wird vermutlich... äh, überlagert werden vom neuen Gott. Aber du wirst eine Fen bleiben, davon gehe ich fest aus."
Am Ende blieb es natürlich ein immens großer Faktor der Unsicherheit, den sie erst beantworten konnten, wenn es soweit war.

Re: Stille Berge

Verfasst: Mi 12. Mär 2025, 12:41
von Tjeika
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Svara
Stille Berge, Grenzgebiet zu Nuor
15.09.713
Nachmittag
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Svara seufzte leise.
"Nun, gefangen im Bann des einen oder des anderen Gottes: Dies scheint mir ein geringer Preis dafür, dass Eth endlich Geschichte ist."
In der Tat schien ihr das nicht so schlimm, wie es einige andere Szenarien waren, die sich in ihrem Kopf abspielten. Jede Nacht, eine schlimmer als die Nächste.
"Hoffen wir, dass es so kommt und nicht... anderes geschieht. Unberechenbareres."
Irgendwie hatten Karims Worte sie ein wenig beruhigt, auch wenn natürlich die Vorstellung an einen anderen Gott gefesselt zu sein, keineswegs beruhigend war. Doch für ihre weiteren Pläne war dies nur von Vorteil. Etwas leichter nun war ihr Gang, der sie endlich in die äußersten Ausläufer dieses Dorfes führte, deren ersten Hof sie nun passierten.

Re: Stille Berge

Verfasst: Mi 12. Mär 2025, 22:24
von Cassiopeia
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Karim
Stille Berge, Grenzgebiet zu Nuor
15.09.713
Nachmittag
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Das war nur ein kleiner Teil der Antwort. Niemand wusste, wie der aufnehmende Gott auf die ehemaligen Fen Eths reagieren würde und was er ihnen antat. Er dachte an Bidjan, der noch Jahrzehnte und länger von Eth mental gefoltert worden war, nachdem er sich von seinem Gott losgesagt hatte. Zu was die anderen Götter im Stande waren mochte Karim sich gar nicht ausmalen.
"Wer auch immer die Magie Eths aufnimmt, wird einen immensen Zuwachs an magischer Kraft gewinnen. Die Götter haben Jahrtausende gekämpft und einander dezimiert, bis am Ende die fünf Stärksten übrig waren, die so ebenbürtig waren, dass sie sich nicht mehr gegenseitig dezimieren konnten. Dieses Gleichgewicht wird nun erneut verschoben. Wer auch immer Eth besiegt und seine Magie aufnimmt, wird den anderen Göttern vielfach überlegen sein. Wenn... es Lorn ist, werde ich es direkt wissen."
Und es würde alles noch viel magisch intensiver werden. Noch mehr Magieströme, noch stärker. Vielleicht hatte Koman Recht gehabt, er musste lernen, die Magie nicht nur wahrzunehmen, sondern aktiv zu manipulieren. Ihm kam ein Gedanke, der ihn aufsehen ließ.
"Wenn es Lorn ist", begann er noch einmal mit bedeutsamer Betonung, "werde auch ich stärker. Was heißt, ich kann nicht nur mehr Magie wahrnehmen, sondern besser darin sein, sie zu lenken - vielleicht sogar, von uns weg zu lenken, sodass die Götter uns nicht finden!" Etwas, das, wie Karim glaubte, durchaus im Bereich des Möglichen war. Koman hatte gesagt, es sei ihm möglich, jegliche Magie nachzubilden, doch Karim wollte nicht nachbilden, er wollte an der Magie selbst arbeiten. Es musste doch einen Sinn haben, dass er diese sehen und spüren konnte.

Re: Stille Berge

Verfasst: Do 3. Apr 2025, 12:10
von Tjeika
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Svara
Stille Berge, Grenzgebiet zu Nuor
15.09.713
Nachmittag
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Auch Svara wusste um das, was Bidjan widerfahren war - wenn auch nicht von diesem persönlich. Doch sie wollte nicht an die Konsequenzen denken, wenn doch nur die geringste Möglichkeit bestand, dass sie endlich frei sein würde. Denn was Karim sagte, hatte durchaus Hand und Fuß - seine Kräfte konnten von entscheidender Bedeutung sein.
"Mit ein wenig Glück und genügend Abstand könnte der aufnehmende Gott, wahrscheinlich Lorn, uns - mich - vergessen, oder wenigstens übersehen. Wenn wir uns nur gut genug verbergen, wenn es dir denn wirklich gelingt, die Magie entsprechend zu lenken."
Immerhin war dies auch ein möglicher Ausgang, wenn auch der am wenigsten Wahrscheinlichste. Doch Svara wollte daran glauben.

Re: Stille Berge

Verfasst: Do 3. Apr 2025, 18:53
von Cassiopeia
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Karim
Stille Berge, Grenzgebiet zu Nuor
15.09.713
Nachmittag
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Mutmachend griff Karim nach Svaras Hand.
"Leider können wir dies nicht im Geringsten beeinflussen. Wir sind nicht die Götter, sondern sie. Was auch immer die Konsequenzen sind, wir werden lernen, mit ihnen zu leben. Wir sind so weit gekommen, gegen alle Widerstände. Sieh nur, wo wir uns wiedergefunden haben und wo wir jetzt sind?! Etwas sagt mir, dass unser Weg nicht hier endet. Auf keinen Fall."

Re: Stille Berge

Verfasst: Do 24. Apr 2025, 12:23
von Tjeika
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Svara
Stille Berge, Grenzgebiet zu Nuor
15.09.713
Nachmittag
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Svara schmunzelte: "Nun, genau genommen kannst du es beeinflussen, sollte es sich tatsächlich um Lorn handeln."
Hernach folgte ein leises Lachen, während dem sie Karims Hand leicht drückte.
"Komm, dieses Haus dort hinten sieht nach einer Schenke aus. Ruhen wir uns etwas aus."

Re: Stille Berge

Verfasst: Do 24. Apr 2025, 21:24
von Cassiopeia
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Karim
Stille Berge, Grenzgebiet zu Nuor
15.09.713
Nachmittag
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Ausruhen klang mehr als verlockend. Karim fragte sich, wie Menschen ihr ganzes Leben auf Reisen verbringen konnten. Ja, er vermisste Ardakan bis heute, die Stadt, den Palast, die Gemeinschaft der Hüter, sogar den Kalifen als geheimen Verbündeten. Diese Welt der Flucht und des Reisens waren ihm fremd und er wünschte sich mehr als eine Nacht in sein heimeliges Turmzimmer zurück zu seinem Tee, den Büchern, den Sternen der Nacht.
Das Gasthaus war überraschend leer und sauber. Ein paar wenige Tische waren besetzt, es roch nach Eintopf mit Fleisch aus Bergziegen, wie sie von der Bedienung erfuhren, die skeptisch, aber freundlich blieb. Einige Laute klangen ungewohnt, härter ausgesprochen als im Süden. Der Dialekt der Nordgrenze machte sich bemerkbarer und würde stärker werden, wenn sie auf der anderen Seite in Nuor die Berge verließen. Sie würden üben müssen, so zu sprechen wie Einheimische um nicht zu sehr aufzufallen.
"Wieso merke ich erst jetzt meine Füße, wo ich sitze?", seufzte er leise, als sie den Tisch wieder für sich hatten, und ließ sich an die breite Holzlehne des Stuhls zurück sinken.

Re: Stille Berge

Verfasst: Fr 25. Apr 2025, 12:52
von Tjeika
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Svara
Stille Berge, Grenzgebiet zu Nuor
15.09.713
Nachmittag
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Auch Svara stöhnte leise auf, als sie endlich dazu in der Lage war im Sitzen die Füße etwas über den Boden baumeln zu lassen. Kurz schloss sie die Augen und genoss das Gefühl, wenn der Druck von den Fußsohlen nachließ. Es war fantastisch, doch auch sie merkte den Schmerz, den die Wanderschaft bei ihren Füßen verursacht hatte - und nicht nur dort! - jetzt ganz besonders, wo sie etwas zur Ruhe kamen.
"Mir geht es genauso", lachte sie leise und hatte ohne zu zögern den hiesigen Akzent angenommen - auch bereits schon, als sie etwas von dem Bergziegeneintopf und dem Starkbier für sie beide bestellt hatte.
Sie wandelte nun doch schon viele Jahrhunderte auf dieser Welt, da waren ihr schon viele Dialekte und Akzente untergekommen, die sie nun relativ einfach zu adaptieren vermochte.
"Ich hoffe, es schmeckt genauso gut, wie es riecht", sprach sie und öffnete erst hernach ihre Augen wieder, um Karim eingehend zu taxieren.
"Dies ist deine erste große Wanderschaft, nicht wahr?"

Re: Stille Berge

Verfasst: Fr 25. Apr 2025, 20:59
von Cassiopeia
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Karim
Stille Berge, Grenzgebiet zu Nuor
15.09.713
Nachmittag
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Karim blickte etwas ertappt drein und hob fast entschuldigen die Schulter.
"Ich konnte die Stadt nicht verlassen, nicht länger als eine Tagesreise", sagte er und vermied es, den Namen der Stadt zu nennen oder den Umstand, dass er dort der Wächter Lorns gewesen war. Das laut auszusprechen konnte schwerwiegende Folgen haben.
"Dann bin ich hier her gereist und es endete beinahe mit meinem Tod in einer Höhle. Also... ähm ja, ist es. Aber es hilft nichts. Wir müssen weiter."
So zu sprechen wie die Einheimischen es taten gelang ihm absolut nicht, weshalb er sich bemühte, leise zu sprechen. Svara würde es ihm beibringen müssen, sie beherrschte es offenbar mühelos. Das kannte er von Fen - und vergaß es doch immer wieder.
"Fragen wir nach einem Gästezimmer für die Nacht? Meine Füße würden es mir danken."

Re: Stille Berge

Verfasst: Mi 30. Apr 2025, 11:47
von Tjeika
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Svara
Stille Berge, Grenzgebiet zu Nuor
15.09.713
Nachmittag
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Svara betrachtete Karim einen Moment länger. Dann schob sie ihre Hand über den Tisch und griff nach seiner Hand, die neben seiner Schale lag, die ihnen zwischenzeitlich gebracht worden war - wofür Svara sich mit ein paar freundlichen Worten im örtlichen Dialekt bedankte.
"Ich weiß, dass dir ein Bett und eine gute Stube für die Nacht am Liebsten wären. So erging es mir bei meinen ersten Reisen auch. Insbesondere denen, nach dem ich mich losgesagt habe", erklärte sie und ließ dabei wohlweislich aus, von wem oder was sie sich losgesagt hatte.
Man wusste nun wahrlich nie, ob die Wände Ohren hatten oder nicht.
"Wir können es uns nicht leisten, öfter und länger gesehen zu werden, als unbedingt notwendig. Und noch weniger können wir es uns leisten, länger als ein paar Stunden an diesem Ort zu verweilen", sprach sie dann ernster und auch leiser als zuvor.
Dass sie dieses Gasthaus aufgesucht hatten, war eigentlich schon riskant genug. Doch ein klein wenig Annehmlichkeiten hatte sie sich selbst und Karim nicht vorenthalten können. Nicht, nachdem der Weg in die Stillen Berge unmittelbar bevorstand.