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Maire Castellar
In den Straßen von Madrid
Mittwoch, 15. September
15:59

Maire prustete leise los, das konnte sie sich irgendwie bildhaft vorstellen, wobei sie nicht ganz wusste, wer ihr mehr leid tun sollte - der Ladenbesitzer oder Alexander.
"Gut, Stracciatelle, Minze und Torrone", wiederholte sie seine Wahl und bestellte dann in spanisch mit eindeutigem portugiesischem Akzent ihre zwei mal drei Kugeln.
Nachdem sie bezahlt hatten, sah sie Alex und dann das Eis an.
"Ich fürchte, jetzt ist reakordschlürfen angesagt, sonst war das Geld umsonst ausgegeben", meinte sie und begann bereits, das herunter laufende Eis von ihrer Waffel zu lecken.

Alexander Kirov
Ort: In den Strassen von Madrid
Datum: Mittwoch, 14. September
Zeit: 16:00 Uhr

Er war ihr bereits eine halbe Kugel voraus, was ein Fehler war, wie er jetzt bemerkte. Ein stechender Schmerz krabbelte von seinem Genick in sein Gehirn und schien dort zu explodieren. "Hiiii..." gab er auf einmal von sich, machte ein paar Luftsprünge und rannte dreimal um die völlig verdutzte Maire herum. "Zu schnell... gegessen... Hirn eingefroren..." keuchte er. "Tschuldige, ich hatte die Sonne nicht mitberechnet."

Maire Castellar
In den Straßen von Madrid
Mittwoch, 15. September
16:01

Sprachlos folgte Maires Blick Alexander, der plötzlich wie von der Tarantel gestochen um sie herum rannte und hüpfte. Kurz überlegte sie schon, ob es wirklich ein Dämon war, der ihn angefallen hatte, als sie seine Erklärung hörte. Da konnte sie nicht anders und musste einfach lachen.
"Vielleicht sollte ich dich beim nächsten Mal vorwarnen, spanische Hitze und kaltes Eis können eine gefährliche Mischung sein", grinste sie, das Bild würde sie so schnell vergessen. Breit grinsend setzte sie ihren Weg fort.
"Ich hab dich bisher selten in Alicante gesehen", wechselte sie schließlich das Thema. "Zufall oder bist du wirklich selten da?"

Alexander Kirov
Ort: In den Strassen von Madrid
Datum: Mittwoch, 14. September
Zeit: 16:02 Uhr

Spanische Hitze, Eis und eine 1,60m grosse Ablenkung, die einen sämtliche Konzentration vergessen lässt.
"Ja, die Wärme..." stammelte er, während er ihre vor Freude strahlenden Augen beobachtete. "Ähm, ich bin eher gewollt selten in Alicante. Ich habe kein Haus und keine Familie dort, also nicht wirklich etwas, was mich dorthin zieht, daher halte ich mich hauptsächlich in St Petersburg auf. Ich mag die quirlige und unberechenbare Menschenwelt irgendwie, Alicante dagegen ist mir zu... steril." schlürfte er das geschmolzene Eis vom Rand der Waffel.

Maire Castellar
In den Straßen von Madrid
Mittwoch, 15. September
16:03

"St Petersburg", murmelte sie und schlürfte nun selbst ihr Eis, ehe es ihr ganz davon lief. "Ich gestehe, ich war noch nie dort. Ich fand die Jahre in Lissabon sehr anstrengend, Mundies können so... so einfältig sein. Dabei haben sie keine Ahnung, was wir für sie tun, gehen einfach blauäugig durch das Leben, beten an den Altaren, unter denen unsere Waffen gelagert sind und freuen sich, dass ihr Gott ihnen Schutz gibt." Sie biss sich leicht auf die Zunge, zugegeben, ihre Meinung über die Irdischen war nicht die höchste. "Das... sollte jetzt keineswegs abwertend klingen, ich fürchte ich bin... nur neidisch. Manchmal wünschte ich, von alledem ebenfalls nichts zu wissen", sagte sie etwas kleinlaut und biss dann nachdenklich in ihre Waffel, in die die letzte Kugel gequetscht worden war.

Alexander Kirov
Ort: In den Strassen von Madrid
Datum: Mittwoch, 14. September
Zeit: 16:05 Uhr

Alex konnte kaum glauben, was er da hörte und verlangsamte unbewusst seine Schritte.
"Denn selig sind die Unwissenden." zitierte er irgend ein grosses Werk, dessen Namen er sich sowieso nicht merken wollte. "Ein halber Engel ist neidisch auf normale Menschen. Ich... ich dachte nicht, dass es noch jemandem so geht. Irgendwie kommt mir das alles in diesem Traditions- und Ehre- Filz so unmöglich vor. Sieh mal" deutete er auf eine leere Bank im Schatten eines riesigen Baumes "das sieht gemütlich aus, wollen wir uns setzen?"

Maire Castellar
In den Straßen von Madrid
Mittwoch, 15. September
16:07

Maire sah Alexander aus großen Augen an. Noch jemandem? Kurz blinzelte sie, ehe sie zu dem Baum blickte, auf den er gedeutet hatte. Stumm nickte sie und überlegte, was sie sagen sollte, während sie sich nachdenklich setzte.
"Wäre es nicht schön, einfach mal die Augen zu zu machen und all das zu vergessen?", fragte sie ihn, ohne ihn direkt anzublicken. "Ich meine, ich... ich bin gerne Nephilim und sehr stolz darauf. Aber manchmal, für ein paar Augenblicke nur, möchte ich das ganze einfach aussperren. Die Kämpfe, diese ständige Verantwortung, ohne eine Sekunde... abschalten zu können." Hilfe, was sagte sie denn da? Sie hatte vorher noch nie so direkt darüber nach gedacht und plötzlich sprudelten die Worte einfach so aus ihr heraus, ohne, dass sie darüber nach denken konnte.
Angestrengt begutachtete sie ihre Eiswaffel als müsste sie überlegen, wo sie als nächstes abbeißen würde, damit Alex ihre plötzliche Unsicherheit nicht sah.

Alexander Kirov
Ort: In den Strassen von Madrid
Datum: Mittwoch, 14. September
Zeit: 16:09 Uhr

Alexander setzte sich direkt neben sie und richtete die Augen auf die gegenüberliegende Strassenseite.
"Vergessen... wie kann man vergessen, was unaufhörlich in seinem Körper pulsiert, was bis in alle Ewigkeit in seiner Haut eingebrannt ist... Wünschen... Sieh mal dort." Er richtete seinen Blick auf eine junge Mutter, die mit ihrem Sohn die Strasse entlangkam. Wie alt mochte er sein? 3-4 Jahre?
"Was ist das wohl für ein Gefühl, nicht wissen zu müssen, dass sein eigenes Kind das Rentenalter wahrscheinlich nie erreicht? Dass die Chancen gross sind, dass es vielleicht sogar vor einem selbst stirbt?Und was würde mit dem Kleinen passieren, wenn seine Mutter eines Abends weggeht und nie wiederkommt? Wie würde er damit umgehen?"
Er seufzte gedankenveroren, als er das letzte geschmolzene Eis aus dem Hörnchen trank.
"Aber hier ist es anders. Sie können wählen. Er kann Schriftsteller werden, Architekt, alles was er will, denn er hat die freie Wahl. Nicht wie wir, deren Lebenslauf schon vorherbestimmt ist. Kämpfen, Heiraten, Kinder bekommen. Und wenn man das Glück hat, nicht auf irgendeinem Schachtfeld zurückzubleiben, hat dann die grosse Ehre, die nächste Generation Schlachtvieh auszubilden." Langsam schüttelte er den Kopf und sah Maire an. "Ich habe kein Ahnung, warum ich Dir das erzähle, ausser Oleg weiss niemand davon. Nichtmal Kolja, und den kenne ich fast genauso lange. Hm, ich glaube deswegen bin ich so selten wie möglich in Alicante. Es ist für mich die Stadt der Toten, in der ich lauter tote Menschen sehe."
In der quälenden Stille, die nun folgte malte er sich aus, was nun passieren würde. Sie würde in schallendes Gelächter ausbrechen, wo ging es gleich nochmal nach Ayaró? Oder sie würde ihn K.O. schlagen und er würde vor dem Inquisitor aufwachen...

Maire Castellar
In den Straßen von Madrid
Mittwoch, 15. September
16:11

Maire hörte ihm aufmerksam zu, doch seine Worte waren erschütternd. Und so brutal wahr. Nachdenklich schob sie sich die Reste ihrer Waffel in den Mund.
"Ich weiß", sagte sie leise. "Sowie der Engel uns segnete, so verfluchte er uns auch." Ein Messer hatte immer zwei Schneiden und manchmal war es nur ein haarscharfer Balanceakt, sich für eine zu entscheiden.
Schließlich sah sie doch auf, sah ihn an. "Danke, dass... du es mir erzählt hast." Es war nichts, was man im Institut besprechen konnte, dort gehörten solche Gedanken nicht hin. Nach Alicante erst Recht nicht. "Aber gerade in diesem Moment weiß ich, dass ich noch lebe."

Alexander Kirov
Ort: In den Strassen von Madrid
Datum: Mittwoch, 14. September
Zeit: 16:12 Uhr

"Was... meinst Du? Ich meine... damit, dass Du noch lebst?" Diese Augen... diese wunderschönen grünen Augen...
Was sollte er jetzt tun? Er fühlte sich so verdammt hilflos, insgeheim wünschte er sich, sie hätte ihn tatsächlich besinnungslos geschlagen. Das war eine Situation mit der er klarkam, aber das hier...