1. Ein Brief mit Folgen

Die Geschichte
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Odin
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Re: 1. Ein Brief mit Folgen

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Ernst Albert Herum
Iava, Thazaar
Ruinen, Außenbezirk der Stadt
23.04.2043
Mittag

Ernst nickte. Er hatte schon während seiner aktiven Zeit jemanden im Publikum suchen müssen, obwohl er wusste, dass er dort sein musste. Dann wäre dies, wo die Wachen noch nicht mal wussten, dass er dort war, noch viel einfacher.
Und nachts schlafen die Wachen vielleicht. Heißen sie dann überhaupt noch "Wachen", wenn sie nicht wach sind? Ernst kicherte leise.
Wo Detektivbüro und Bastelecke zusammenkommen.
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Cassiopeia
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Re: 1. Ein Brief mit Folgen

Beitrag von Cassiopeia »

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Senai Demsa / Joye
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23.04.2043
Abend
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Der frühe Abend kam und die Straßen füllten sich mit Menschen, die in Kleidung aller Farben aller Schichten gedachten, die Stunden des Abends zu genießen - zum Treffen von Freunden oder Verwandten, zum Ausgeben des Lohns in der Taverne oder zum Feiern und hier und da sogar zum verbotenen Glücksspiel. Es wäre ein harmonisches Bild gewesen, wären da nicht an jeder Ecke und Straßenmündung die kaiserlichen Wachen gewesen, die sehr auf die Einhaltung der Etikette und der kaiserlichen Gesetze achtete.
An diesem Abend hatten sie unverhofftes Glück: ein fröhlicher Hochzeitszug bog direkt vor Ernst, Nhia und dem in einem Abstand scheinbar unbeteiligten Senai in die Gassen und lenkten so die Wachen ab. Es waren viele Frauen unter den Gästen, da das Brautpaar zwei Frauen waren. Nichts Ungewöhnliches in Iava, doch es war den männlichen Wachen nicht gestattet, die Menge an Frauen in leichten Feierkostümen zu lange anzublicken, sodass diese den Blick abwandten.
So konnten Ernst, Nhia und Senai relativ ungesehen sich dem Stadtkern und damit dem Gefängnisturm nähern, ohne, dass jemand ihr Kommen registrierte. Absichtlich bog Senai in eine andere Gasse ab, sodass er nicht mit Nhia und Ernst gemeinsam gesehen wurde, doch er wollte sich den Turm und den Platz dennoch selbst ansehen um einschätzen zu können, was sie da eigentlich für die Befreiung erwartete.
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Tjeika
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Re: 1. Ein Brief mit Folgen

Beitrag von Tjeika »

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Nhia Tsuajb
Iava, Thazaar
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23.04.2043
Abend
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Nhia bedauerte ein wenig, dass Joye sie nicht begleitete, sah aber durchaus ein, dass diese nach der langen Nachtschicht durchaus die ein oder andere Mütze Schlaf nachzuholen hatte.
"Was für ein glücklicher Zufall. Die Geister sind auf unserer Seite", urteilte Nhia über den Umstand, dass die feine Hochzeitsgesellschaft ihnen praktischerweise den Weg ins Zentrum der Stadt ebnete, ohne, dass sie weiter auffielen.
"Dort vorne befindet sich der Gefängnisturm. Ich zeige dir die Zugangswege, komm hier entlang", flüsterte sie Ernst zu und zog ihn auch schon im nächsten Augenblick in eine unscheinbare Gasse.
"Hören Sie, Sir, folgendes... Es geht um meinen Teppich, der das Zimmer erst richtig gemütlich gemacht hat..."

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Odin
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Re: 1. Ein Brief mit Folgen

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Ernst Albert Herum
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23.04.2043
Abend

Ernst folgte Nhia in die Gasse. Die Hochzeitsgesellschaft war ein guter Deckmantel, um reinzukommen. Mal sehen, wie ihr Abgang verlaufen wird.

In der Gasse strebten sie in Richtung des Gefängnisturms.
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Re: 1. Ein Brief mit Folgen

Beitrag von Cassiopeia »

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Abend
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Senai wusste, dass Nhia alle Wege und Gefahren kannte und sah sich selbst um. Der Turm hatte etwas Bedrohliches an sich, was wohl vor allem an der direkten Nähe zum Gericht und dem Galgenplatz lag. Er war kleiner als erwartet für dem Umstand eines Gefängnisturmes. Was nicht daran lag, dass es in Iava wenige Festnahmen gab, im Gegenteil. Es lag an den drakonischen Gesetzen, die für kleinste Vergehen bereits den Tod am Strang verlangten. Die Gesetze des Gottkaisers waren in der Kaiserstadt besonders hart.
Hingerichtete bekamen kein Begräbnis. Sie wurden verbrannt bis nichts mehr von ihnen übrig blieb als hätten sie nie existiert.
Eine jede Straftat, mochte sie noch so gering sein, galt als tiefste Beleidigung gegen den Gottkaiser. Viele sahen es als gerechtfertigt an, als Schutz seiner selbst ernannten Göttlichkeit. Nichts, nicht die kleinste Untat eines Untertanen, durfte diese Göttlichkeit beschmutzen.
Darum war der Turm kein gewaltiger Bau. Er hatte für kaum mehr als zehn Menschen Platz innerhalb seiner Mauern. Schmale Fenster gaben Licht, damit die Gefangenen wussten, wann ihr letzter Lebenstag gekommen war.
Die Tür wirkte nahezu unscheinbar, doch sie war aus massivem Eisen, mit Nieten besetzt, während der Turm selbst aus Steinen gefugt war mit einem Spitzdach, das wie viele öffentliche Dächer golden gefärbt war. Das goldene Licht der Gerechtigkeit, so hieß es.
Senai kannte viele Menschen, die hinter diese Tür gegangen waren.
Nun suchten sie einen Weg, durch eines der Fenster zu kommen, ein Vorhaben, welches Senai noch nie in Betracht gezogen hatte. Doch mit Ernst konnte es gelingen.
Der Turm war bewacht zu dieser Stunde, in der Nacht würde er es nicht sein. Vielleicht hatten sie Glück und die Tür war von innen zu öffnen. Oder er würde sich um einen der Wachmänner mit dem Schlüssel kümmern müssen.
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Re: 1. Ein Brief mit Folgen

Beitrag von Tjeika »

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Nhia Tsuajb
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Abend
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Endlich erreichten sie, von unscheinbaren Nebengasse kommend, die kaum breiter war als Nhia und Ernst selbst, die schweren Mauern des Gefängsnisturms.
"Er ist klein, nicht wahr?", sprach sie und blickte hinauf.
Er wirkte in der Tat weniger spektakulär als viele ihn erwarteten. Doch das lag schlicht an der harten Hand der Justiz dieses Staates. Eine Hand, die sie zu brechen suchte.
"Gehen wir eine halbe Runde herum, sie ihn dir genau an. Nicht zu auffällig, dann nehmen wir die Gasse gegenüber", bat sie Ernst als sie in wieder etwas belebtere Gefilde traten.
Die Wachen hatten zumindest bisher noch kein Interesse an ihnen gezeigt. Besser, sie beließen es dabei.
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Ernst Albert Herum
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Ernst achtete darauf, dass Nhia zwischen ihm und dem Turm ging. So war es unauffälliger, wenn er die ganze Zeit in diese Richtung sah.

"Ich kann jetzt nicht sehen, ob in der Mauer genug Haltepunkte zum Klettern sind, aber es sieht eigentlich ganz gut aus", sagte er leise. "Und die Fenster sind zwar schmal, aber ich müsste mich durchquetschen können."
Ein bisschen lauter, vielleicht halbe Gesprächslautstärke, sagte er dann zu Nhia: "Eigentlich ist es ja nicht sonderlich intelligent, wenn man für fast alle Verbrechen, ob sie gewollt waren oder nicht, dieselbe Strafe bekommt, denn so könnte jemand, der beim Essensdiebstahl von einer Stadtwache erwischt wird, auf die Idee kommen, diese Stadtwache zu ermorden. Denn dann könnte er mit diesem Verbrechen wegkommen und würde für beides dieselbe Strafe bekommen.
Oder was meinst du?"
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Abend
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Die Straßen waren tatsächlich gut besucht. Die Hochzeitsgesellschaft hatte sich bald verflüchtigt, doch es waren genug Menschen auf der Straße. Jemand spielte irgendwo ein Zupfinstrument, andere lauschten. Ein Strom von Stimmen erfüllte den Abend, eine friedliche Stimmung lag über dem Platz, wie sie nicht oft vorkam. Die doppelt gehissten Flaggen mit dem Emblem des Kaiserreiches sowie des Gottkaisers selbst hoben sich leicht in einer lauen Brise. Einige neigten dem Gottkaiser ergeben das Haupt beim Passieren eines Mastes oder Gebäudes mit gehisster Flagge. Auch Senai vollzog eine solche Geste in knapper Ausführung, schlicht um nicht aufzufallen. Die Wachen hatten ihre Augen überall und man konnte nie wissen, was ihnen heute missfiel.
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Nhia bekam große Augen bei den Worten von Ernst. So eine Häresie unter den Augen der Wachen hatte sie nun wahrlich nicht erwartet.
"Ich maße mir dazu keine Meinung an. Und das solltest du auch nicht tun", sprach sie genauso laut, wie es Ernst zuvor getan hatte - so, dass man sie leicht hatte belauschen können.
"Der Gottkaiser ist weise und diese Weisheit wird ihm die Erkenntnis gebracht haben, was angemessene Strafen sind und was nicht!"
Auch Nhia senkte leicht ihr Haupt als sie die Flaggen des Gottkaisers passierten, wobei sie die Gelegenheit nutzte.
"Sei vorsichtig mit deinen Worten", hisste sie Ernst zu, dann fügte sie genauso wispernd an, "er müsste zum Klettern geeignet sein. Das denke ich auch."
Hernach hob sie ihr Haupt wieder und steuerte nun die zuvor angesprochene Nebengasse gegenüber von der liegend, von der sie gekommen waren und hinter dem Turm liegend, an.
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"Na gut", antwortete Ernst. "Wer bin ich denn schon. Ich kann die Gedanken des Gottkaisers nicht im Traum erraten."

Er senkte ebenfalls das Haupt und ging weiter neben Nhia her.
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