Dschafar (Erbe der Götter)

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Cassiopeia
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Dschafar (Erbe der Götter)

Beitrag von Cassiopeia »

Tadaa - es ist da und es ist lang geworden - sieben Word-Seiten über Dschafar :D Ein Charakter, der in Play "Das Erbe der Götter" bisher kaum mehr als ein Name mit legendärem Ruf war, ein General, der sich nur selten unter Menschen zeigt - und nun in dieser Geschichte einen erstaunlichen Charakter zeigt.
Ich hoffe, es gefällt euch :knuff:


p.S.: ich entschuldige mich für die Schilderung am Anfang, was vielleicht zu aktuellen Hochwasserkatastrophen wenig passend ist. Aber es ist nun einmal der Gott des Wassers... :/

____

Meine früheste Erinnerung ist laut. Es sind Schreie von Menschen, die vor etwas fliehen. Vor Wasser, wie mir bewusst wird. Wasser, das in ihre Häuser eindringt, ihr Hab und Gut fortspült, ihr Vieh mitreißt und schließlich sie selbst. Wasser, das ihnen den Tod bringt.
Ich höre, wie jemand meinen Namen ruft. Doch ich sehe die Person nicht, denn das Wasser hat auch mich bereits erfasst. Jedoch empfinde ich keine Panik, keine Angst, ich schreie nicht - ich fühle nur Ruhe. Das Wasser macht mir nichts aus. Es spült hinweg, was die Menschen an Sünden auf sich geladen haben, an Verrat unter einander, Raub und Mord und Betrug - alles spült es weg bis nichts mehr übrig ist.
Nur mich, mich beschützt es und als es über meinem Kopf zusammen schlägt und ich merke, wie ich ertrinke und es doch nicht tue weiß ich, dass das Wasser mich gerettet hat vor dem Übel der Menschen.

Ich war kaum älter als vier Winter und doch kehrt diese Erinnerung immer wieder zu mir zurück. Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte später. Ich erinnere mich an das kalte und zugleich geborgene Gefühl des Wassers, an das Begreifen, nicht zu sterben, als mir die Luft ausgeht. An das kurze, aber deutlich wahrnehmbare blaue Leuchten um mich herum, als das Wasser mich mit sich trug.

Heute weiß ich, dass damals sehr viel auf einmal geschah. Mein Dorf hatte versucht, Handel aufzubauen nach langanhaltenden Kriegen, und war dabei in Verhandlungen mit Völkern aus nördlichen Gebieten geraten. Keltors Gebieten, wie ich später erfahren sollte - und Lorn, Herr des Wassers, gebot Keltor keinerlei Einfluss auf sein eigenes Volk.
So agierte er ohne Gnade und absolut, suchte die Menschen des Dorfes heim und löschte Keltors Einfluss im Keim aus.

Vielleicht sollte diese Tatsache mich mit Entsetzen erfüllen. Dass der Gott Lorn, der für Vernunft und Vergebung bekannt war, ohne zu zögern ein eigenes Dorf, Menschenleben seines eigenes Volkes opferte, um Keltors Einfluss zu schmälern.

Vielleicht wären andere darüber entsetzt. Ich bin es nicht. Ich erinnere mich an das warme Gefühl der Geborgenheit und des absoluten Schutzes und wusste in dem Moment, dass der Gott, von dem viele an den Ufern sprachen, mich gefunden hatte und mich für immer beschützen würde.

So kam es, dass ich mit nicht einmal fünf Jahren an das Ufer einer großen Stadt gespült wurde. Ein großer Mann in Uniform holte mich ab und salutierte vor mir, was mir sehr komisch vorkam.
„Wie ist dein Name, Junge?”, fragte er mich und seine Augen weiteten sich etwas, als ich einfach aus dem Wasser trat und ich glaube heute, dass er tatsächlich ein wenig zurück wich.

„Dschafar, Herr. Ich heiße Dschafar”, sagte ich leise und tatsächlich erschien ein kleines Lächeln auf dem Gesicht des Mannes, während er noch einmal fest salutierte.

„Dschafar, ich heiße dich willkommen in der Stadt des Gottes Lorn, Rhyn. Wir erhielten Kunde über deine Ankunft. Von diesem Augenblick an wirst du bei uns ausgebildet in deiner Magie, die dir unser Gott Lorn schenkt. Er gewährte uns die Vision deiner Ankunft und sagt dir eine große Zukunft voraus.”

Staunend sah ich den Mann an. „Was ist Magie?”, fragte ich mit großen Augen und der Mann fing beinahe an zu lachen.

„Du bist Magie, junger Dschafar. Ein sehr besonderer Magier. Komm mit, das müssen wir nicht hier am Ufer besprechen. Wir haben einen großen Tempel, in dem du wohnen und lernen wirst. Hast du Hunger?”

Ich nickte kräftig und ließ mich voller Vertrauen von dem großen, fremden Mann mitführen, mitten in das Herz Rhyns hinein, in den großen, ovalen Tempel, der aus mehreren Gebäuden und Wasserbecken bestand und der für Jahrzehnte mein Zuhause sein sollte.

Drei Jahrzehnte später war ich kein Unbekannter mehr in Lorns Armee. Ich trug meine Rangabzeichen auf der Uniform mit Stolz, gab meinen Sold denen, die weniger hatten als ich statt es zu verprassen und bevorzugte vor allem eines: das Wasser. Wann immer es mir möglich war, war ich am oder im Wasser. Ich hatte vieles gelernt von dem, was der General, der mich damals abgeholt hatte mir versprochen hatte. Ich konnte große Wassermengen in Seen, Flüssen, Meeresbuchten beeinflussen. Ich konnte Wasser aus der Luft kondensieren, es zu Nebel oder Regen formen. Ich konnte das Wasser im menschlichen Körper kochen lassen oder ihn austrocknen - eine brutale Art der Folter, die ich weitaus seltener einsetzte als meine Vorgesetzten es verlangten.

Ich trug Lorns Element in mir und allein diese Tatsache brachte mir viel Respekt ein. Auch deshalb, weil ich bereits in so jungem Alter von Lorn erwählt worden war. Eine große Zukunft wurde mir vorher gesagt und manchmal fragte ich mich leise, ob es in dieser Zukunft für immer Krieg geben würde.

Chairo, Herr des Feuers, war unser aktueller Feind und Gegner. Seine Küsten zu infiltrieren damit Lorn in das Land vorstoßen konnte, sollte meine Prüfung werden an der Schwelle zum Fen. Über ein Jahr verbrachte ich mit den Vorbereitungen. Spähtrupps, Ablenkungsmanöver, Erd- und Wassermagier, die in heimlichen Operationen das Land brüchig, rissig, von Fjorden durchzogen und in Sumpfgebieten versinken ließen. Ich fand unterirdische Quellen, die ich ans Tageslicht führte und zu reißenden Strömen werden ließ, Seen, die immer größere Gebiete überschwemmten, Moore, die entstanden, wo einst ein trockener Nadelwald gewesen war.

Schließlich war es soweit. Ich wusste nicht mehr, wann ich zuletzt geschlafen hatte, etwas gegessen hatte oder auch nur aufgeblickt und die Sterne gesehen hatte. Ich war mürbe, zerrieben an der Heimlichkeit, den ewigen kämpferischen Auseinandersetzungen und dem großen Ziel, das Lorn mir aufgetragen hatte.

An diesem Abend betete ich eingehend darum, dass es genug war, was wir geleistet hatten. Dass Lorn uns erhören würde und die Küste von Keltors Reich endlich einriss und hinfort trug, den Feuergott um sein Land beraubte.

Bang durchwachte ich die Nacht, halb im Wasser stehend - bis Lorn uns erhörte. Ein Tosen, ein Rauschen, ein Reißen, eine Flutwelle, dem das Wort Tsunami nicht gerecht wurde - Lorn war gekommen und er nahm Chairos Land ein, riss es fort und hunderte Meilen des ehemals festen, feuergehärteten Landes versanken für immer in den Fluten.

Ich erwachte auf dem Grund des Meeres und war von einem blauen Leuchten umgeben. Es dauerte etwas bis ich begriff, dass das Leuchten näher kam. So schnell es der Wasserwiderstand zuließ vollzog ich das Zeichen Lorns und schloss die Augen, als das Leuchten mich ergriff und nach langer Zeit spürte ich wieder die Wärme der Geborgenheit meines Gottes und wusste, dass etwas von dem Leuchten von nun an für immer in mir zurück bleiben würde. Ich war zum Fen geworden, zum unsterblichen Diener Lorns. Die wichtigste Stufe auf der Leiter zu Ruhm und Ehre.

Mit Lorns Macht fest in mir verankert wuchsen meine Fähigkeiten abermals. Bald reichte ein Gedanke, ein Blick um meine Magie zu wirken und ich begriff deutlicher denn jemals zuvor, dass Magie Macht bedeutete. Obwohl es mir vom ersten Tage an zu Füßen gelegen hatte, war es mir nie deutlicher erschienen als in den Tagen nach der Erhebung zum Fen.

Wir hatten Chairo eine empfindliche Niederlage zugefügt und Lorns Pläne begannen gerade erst aufzugehen. Mit Althar als Bündnispartner kämpften zwei Heere zusammen, die Wasser und Land beherrschten, die für das Leben kämpften und gegen die ewige Zerstörung der Götter Chairo und Keltor. Wo der Luftgott Eth bei alledem stand wusste niemand so genau.

Althar, mächtiger Gott des Lebens, der Erde, Pflanzen und Tierwelt, herrschte über ein riesiges Land, das beinahe komplett von Wald und fruchtbaren Ebenen bedeckt war. Seine Soldaten galten als diszipliniert und hoch ausgebildet, ihnen eilte ein Ruf der Ehre voraus. Nie nahmen sie ein Leben grundlos, auch nicht das des Feindes.

Die Magier Althars verfügten über eine große Vielfalt, in der sich häufiger als bei Lorn die Magien der Erde, der Pflanzen, der Tiersprachen fanden. So ergänzten sie sich mit Lorns häufig vertretenen Wassermagiern auf strategisch unschlagbare Weise.

Eine der besten Erdmagierinnen war eine Fen namens Milima. Sie war groß gewachsen, sehr schlank mit kurzen, dunklen Haaren, durch die es um so anziehende wirkte, wenn ihre Augen unter Magie leuchteten.

Ich wusste, ich hatte ein Gelübte abgelegt. Ich diente Lorn mit allem was ich besaß, mit Herz und Seele. Niemals würde ich diese Hingabe, diese Verpflichtung vernachlässigen oder gar in Frage stellen. Lorn war mein Gott, er hatte mir einen unvorstellbaren Weg bereitet und ich würde ihm für immer dankbar sein.

Milima weckte andere Gefühle in mir. Sehnsucht nach einem Gegenpart, dem ich nicht nur im Gebet huldigte, sondern den ich berühren konnte mit all meinen Sinnen.

Bei Milima kannte ich keine Zweifel. Es gab nur Sein, Hingabe und Liebe von Körper und Seele, die mich Stück für Stück wieder zusammen setzte, nachdem ich mich in der Fenwerdung beinahe verloren hatte.

Milima war ehrgeizig in ihren Zielen, aber sie strebte nie nach reiner Macht. Macht war die Falle der anderen Götter, fand sie. Eth lockte seine Diener mit Macht, Chairo ebenso, ihren Generälen eilten die Rufe der Besessenheit, Gnadenlosigkeit um jeden Preis voraus.

Milima war sanft und kompromisslos zugleich. Sie war seit Jahrhunderten eine Fen und besaß eine unglaubliche Ruhe und Geduld. Althar werde sie erhören, sagte sie, wenn ihre Zeit gekommen war, zur Generälin aufzusteigen. Bis dahin tue sie ihr Bestes, in seinem Namen die Welt von den Dunklen, wie sie Keltor und Chairo nannte, zu befreien.

Wenn sie einatmete, atmete ich aus, eine Symbiose so eng wie ich es mir nie hatte vorstellen können. Und doch gab es immer unsere tiefe, unerschütterte Liebe und Hingabe zu Althar und Lorn, von denen wir uns nicht einmal in Gedanken abwandten.

Ob sie uns deshalb leben ließen? Ich frage es mich bis heute. Nie griffen sie ein in unsere so geheim gehaltene Beziehung, die nur hinter dicken Wänden in geheimen Räumen stattfand. Nicht ein Blick, nicht eine Geste verriet uns in der Öffentlichkeit. Vielleicht war das die wahre Prüfung der Götter für uns.

Bis zu dem Tag als Milima die Offenbarung Althars erhielt - sie wurde zur Generälin ernannt. Uns war beiden bewusst, dass das Treffen in jener Nacht unser letztes sein würde.
Von nun an würden wir uns wie immer höflich und formell begrüßen und in unser eigenes Nachtlager zurück kehren.

Ich verbrachte drei Tage auf dem Meeresgrund in schierer Zerrissenheit.

Als ich wieder Land betrat, hatte ich alle Emotionen, die ich für Milima empfand, in einer Blase auf dem Meeresgrund zurück gelassen. Wir wussten beide, dass es nie eine gemeinsame Zukunft geben würde. Nun mussten wir uns dieser Zukunft allein stellen.

Die Götter hatten weiterhin Pläne mit uns. Ich gab inzwischen mehr Befehle als ich entgegen nahm und mein Ehrgeiz war geweckt, es wie Milima bis ganz nach oben zu schaffen.

Lorn gewährte mir die Gunst und ernannte mich drei Jahrzehnte später zum General der Ersten Legion. Ein ruhmreiches Erbe, welches er an eine Bedingung knüpfte: Luxor, der letzte der Freien Götter, Herr des Lichts, musste vernichtet werden.

Eine gewaltige Aufgabe. Luxors Heer war schon vor Jahrzehnten so gut wie zerschmettert, doch den Gott des Lichts zu vernichten war eine Aufgabe ungeahnter Dimensionen.
Der letzte Gott war vor Jahrhunderten vernichtet worden und seine Magie im Siegergott aufgegangen. Luxor hatte es geschafft zu überleben und bis heute gab es Anhänger von ihm. Anhänger, die Lorns Tod wollten auf jede erdenkliche Weise.

So war es unsere Aufgabe als Generäle, etwas zu tun, an das kaum jemand sich noch erinnerte. Wie viele Götter zuvor hatte auch Luxor andere Götte besiegt und ihre Magie aufgenommen, die ihn stärker gemacht hatte. Es schien beinahe unmöglich für einen Gott allein, ihn zu besiegen.

Doch Lorn wollte diesen Sieg und er wollte ihn für sich allein. Es war an uns ihm diesen Sieg zu geben.

Die Aufgabe zu meiner Fen-Prüfung war nichts im Vergleich zu diesem Auftrag. Jeder Sonnenuntergang, jede Dunkelheit erinnerte uns an das Wirken des Lichtgottes und es dauerte Jahre bis aus der Planung heraus in die Handlung kamen.

Zu Verdanken hatten wir dies auch einem jungen Soldaten namens Arkaan. Er war ehrgeizig und zielstrebig wie niemand sonst, den ich erlebt hatte. Ein Kampfmagier, der rasant die militärischen Ränge erklomm in strenger Disziplin. Ein Führungscharakter mit brilliantem Kopf. Der General seiner Legion erkannte sein Potenzial - ebenso wie Lorn, der es zuließ, dass ein Sterblicher in dieser Planungen gegen einen Gott eingeweiht wurde.

Der Große Wall, der Abwehrwall gegen die Götter des Nordens, sollte Luxors Grab werden. Tief unter den Felsen, fernab von Tages- oder Sternenlicht. Ein unterirdischer Zufluss würde dafür sorgen, dass Lorn in seiner Macht am stärksten war wenn er die Magie und damit den Gott in sich aufnahm.

Wir verbrachten Monate unter der Erde und hielten Luxor in Schach. Doch so sehr wir es auch versuchten, so sehr Lorn es auch versuchte, es wollte nicht gelingen. Luxor bewahrte sich eine Existenz, ein winziges Glimmen, doch er verging nicht.

Als unsere Kräfte am Ende waren, sah es nach einer Aufgabe Lorns aus. Doch natürlich hatte unser Gott andere Pläne - er verkündete den großen Sieg gegen Luxor, dem er als Zeichen seiner Überlegenheit eine kümmerliche Existenz gewährte.

Er schaffte es, sein Scheitern als Sieg zu verkaufen und erhob den unermüdlichen Arkaan zum Fen.

Doch ich wusste was es wirklich gewesen war. Eine Niederlage. Ein Aufgeben. Ein Scheitern. Mein Scheitern. Als General durfte ich nicht scheitern. Doch Luxors Hauch von Leben, Hauch von Licht, das für ewig tief unter dem Wall existieren würde, erinnerte mich daran, dass auch ich scheitern konnte.

Mein Scheitern war Arkaans Aufstieg und er hatte sich den Ruhm wahrlich verdient.

Während Lorns Heer den Sieg über Luxor feierte, suchte ich abermals Zuflucht im Meer, aus dem ich erst lange Zeit später, reingewaschen von Zweifeln, heraustreten sollte.

Bald darauf lag Althar im Sterben und mit ihm Milima. Ich spürte, wie die lang zurück gehaltene Blase der Erinnerungen aufbrach und brachte mich zurück in die Armeeführung, entschlossen, dem Gott des Lebens beizustehen. Er litt unter dem gewaltigen Angriff Keltors gegen Eth, in dessen Folge ein ganzes Gebirge in der Atmosphäre endete und über Jahre hinweg Asche regnen ließ.

Ernte, Vieh und Menschen starben massenhaft und mit jedem verendeten Leben starb Althar ein wenig mehr und mit ihm seine Fen. Wir mussten etwas tun und erarbeiteten einen Ablenkungsplan Lorns um Althar Zeit zur Erholung zu geben.

Es funktionierte. Lorn, Keltor und Eth verbissen sich in einen Jahrzehntelangen Dreierkrieg, der tausende von Leben forderte und die Stadt Ním im Norden von Neath für immer auslöschte.

Auf diese Weise konnte Althar sich erholen, doch Chairo blieb gnadenlos. Er brannte den Grenzwalt und den Trokewald und damit faktisch Althars Lebensgrundlage, nieder. Der Gott des Lebens verschwand, doch ich weigerte mich zu glauben, dass dies das Ende war. Das Ende Althars, das Ende Milimas.

Vier Jahrzehnte dauerte das Warten, in denen auch Lorn uns keinerlei Hinweis geben konnte. Als die ersten Gerüchte über Althars Rückkehr aufkamen, glaubte kaum noch jemand daran. Ich hatte den Glauben und die Hoffnung indes nie aufgegeben und als eines Nachts Keltors zehntausend Mann starkes Heer von Vögeln angegriffen und hingerichtet wurde kehrte etwas von der Hoffnung und lang vergessenen Liebe in mein Herz zurück.

Althar kehrte zurück und mit ihm stellten sich abermals seine Fen und Legionen dem Gott der Zerstörung Keltor, während Lorn in Althars Abwesenheit eine Koalition mit Eth einging. Gemeinsam kämpften unsere Heere gegen Chairo und mit jedem Tag drängten wir die Feuerschwerter mehr zurück. Der Sieg gegen den scheinbar unbezwingbaren Feuergott schien plötzlich möglich - da wendete sich abermals das Blatt. Keltor kehrte zu seinem Verbündeten Chairo zurück, was Eth dazu brachte, sich feige zurück zu ziehen. Lorn, der zuvor noch Chairo tief in sein Land gedrängt hatte, war gezwungen sich abermals zurück zu ziehen. Wieder mussten wir ein nahegeglaubtes Ziel aufgeben, wieder den Rückzug antreten.

Mit Althar an unserer Seite kehrte wieder Stabilität ein. So sehr ich es mir auch wünschte, erlaubte ich mir nicht einmal einen sehnsuchtsvollen Gedanken an Milima, der ich militärisch respektvoll ohne jeden Seitenblick begegnete wie es das Protokoll verlangte. Gemeinsam gelang uns ein beinahe vernichtender Sieg gegen Eth, als Lorn ganze Landstriche Walys’ wegriss und Eths Reich zu einer Insel wurde. In seinen Fluten ertranken tausende, unter ihnen die Armeen Eths, der ein weiteres Mal geschlagen war.

Es folgte ein ewiges Auf und Ab des Krieges. Die Götter gestalteen die Welt in ihrer Wut auf einander ohne jede Rücksicht und wir Fen, auf ewig durch die göttliche Magie in uns an sie gebunden, werden ihnen auf ewig folgen und ihr Werk verrichten.

Als Lorn die Bucht von Quie erschuf, abermals tausende Hektar Land in die Fluten riss und mit sich hunderttausende Menschen, ahnte ich, dass bald das Ende kam. Zu gewaltig waren die Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen, zu fatal die Konsequenzen. Sie erreichten Dimensionen, von denen kein Gott sich leichtfertig erholte, da inzwischen eine neue Seite hinzu gekommen war: die Menschen, die die Götter bannen wollten.

Niemals hatte ich daran geglaubt, dass es sterblichen Menschen möglich sein sollte, einen Gott zu bannen. Nicht in dem Wissen, dass es uns, den Erben der Götter, und unserem Gott nicht gelungen war, einen schon besiegten Gott zu vernichten.

Doch die Menschen schafften es und als sie Eth tatsächlich in einem Bann festsetzten war es wie eine Schockwelle.

Es dauerte siebzig Jahre, bis Lorns Hauptstadt Ardakan in ihre Hände fiel und mit ihnen Lorn, unser Gott und Herr, sich dem Bann ergab. Zusammen mit einigen anderen hielt ich die Stadt solange ich konnte. Unter ihnen Liara, eine junge Fen, die die seltene Lichtmagie von Lorn erhalten hatte, ein Erbe des besiegten Gottes Luxors, dessen Magie zum großen Teil und doch nicht endgültig in Lorn aufgegangen war.

Doch schließlich mussten auch wir fliehen. Wir konnten nicht sterben - wir schworen Lorn bei einem letzten Gebet einen heiligen Eid: ihn zu befreien, wenn die Zeit gekommen war. Das würde von nun an unsere einzige Aufgabe sein.

Abermals ging ich ins Wasser und dieses Mal sollte es Jahrhunderte dauern bis ich wieder hervor trat. Bereit, der Welt abermals eine Wendung zu geben und meinen Gott zu befreien.

Als ich hörte, dass Althar befreit worden war, dass der tote Wachbaum des Trokewaldes aufs Neue erblüht war, trat ich über die Schwelle des Blauen Tempels, mein Drachenschwert fest an meiner Seite, um jene aufzusuchen, die wie ich unerschütterlich an Lorn glaubten und ein weiteres Mal die Welt in Bewegung setzen würden um ihn zu befreien.

Ein Jahr später stehe ich abermals Milima gegenüber. Zusammen mit dem einst so jungen und ehrgeizigen Arkaan wurde sie von den nun verschmolzenen Göttern Lorn und Althar zur Erzgenerälin ernannt und meine tief auf dem Meeresboden verankerten Gefühle drohen abermals emporzubrechen. Natürlich liebe ich sie. Ich habe niemals aufgehört sie zu lieben.

Doch wieder machen die Götter unmissverständlich klar, dass wir uns niemals auf einer Ebene begegnen werden - und dieses Mal kann ich ihr nicht in den militärischen Rang folgen.

Es ist gut und richtig, dass Arkaan diesen Platz einnimmt. Meine Zeit als disziplinierter Anführer einer Armee ist vergangen. Ich nehme abermals den Rang des Generals ein, die Erste Legion soll erneut die meine sein und wieder sehen wir uns einer mir bekannten Aufgabe gegenüber: einen Gott zu töten.

Eth, der Letzte der Götter, der noch gebannt ist, soll die Prüfung für die neu ernannten Erzgeneräle sein, dieses Bündnisses würdig zu sein. Was ich in meiner Macht tun kann, damit es nicht abermals zu einem Scheitern, sondern zu einem gerechten Sieg wird, werde ich bedingungslos beitragen. Alles andere liegt in den Händen der Götter.
Die Wirklichkeit ist nur etwas für Menschen, die mit Büchern nichts anfangen können.
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